Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert 
der „St⸗Jugberter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samstags mi 
flrirten Beilagen. as Blatt koftet vierteljährlich 14 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1A ⸗,/ einschließlich 40 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die 
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Auskunft ertheilt, 1I3 , Neklamen 80 . Bei Amaliger Cinruckung wird nur dreimalige berechnet. 
56. 
Deutsches Reich 
Zwickau, 5. Marz. In hiesigen Bergarbeiter⸗ 
treisen wird angeregt, Ostern einen allgemeinen 
sächsischen Bergarbeiterkongreß abzu— 
halten, um zu beraten, ob und wann ein Deutscher 
Bergarbeitertag wie im vorigen Jahre zu Dorstfeldt 
abzuhalten sei. 
Berlin, 5. März. Es scheint sich zu be— 
dätigen, daß dem Reich 8Stag Forderungen für 
nmilitärische und koloniale Zwecke zugehen werden. 
Berlin, 5. März. Der Handelsminister 
8erlepsch soll nunmehr beauftragt sein, auf der 
Basis der gutachtlichen Resolutionen des Staats—⸗ 
tats Gesetzentwürfe auszuarbeiten, die als Anträge 
Preußens an den Bundesrat gelangen, und sodann 
zur Beschlußfassung dem Reichstage unterbreitet 
werden sollen. Wie das „Berliner Tageblatt“ er⸗ 
sährt, lehnen sich die Resolutionen des Staatsrats 
mn die Beschlüsse des Reichsstags in Sachen der 
Arbeiterschutzgefetzgebung an, insbesondere werden 
zis zur Einführung eines erhöhten Arbeiterschutzes 
mit Rücksicht auf den derzeitigen Stand der Gesetz- 
gebung Uebergangsbestimmungen getroffen. Als 
solches vorbereitendes Stadium darf auch die Er— 
richuung von Arbeiterrausschüssen erachtet werden, 
die vom Staatsrat nicht als obligatorisch begut- 
ichtet, sondern der freien Initiative überlassen wurden. 
Berlin, 5. März. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ 
veröffenllicht folgendes Schreiben Moltke's an den 
Engländer Whiteman, den Verfasser von Imperial 
Zermany“: 
„Berlin, den 21. Jaauar 1889. Geehrter 
herr! Mit großem Interesse habe ich Ihre Studie 
üͤber Deutschland gelesen. Gewiß bebarf jedes 
Staatswesen einer seiner Besonderheit entsprechen⸗ 
den Form. Die in der geschützten Lage Englands, 
zus dem Volkscharakter langsam hervorgewachsene 
Lerfassung läßt sich auf das Festland nicht über⸗ 
ttragen, Frankreich hat — es sind nun hundert 
dahre — das Konigtum in verschiedener Gestalt 
aß Imperium und die Republik durchprobiert 
hne zum Abschluß zu gelangen. Zum Reich eben 
rt geeinigt, ist Deutschland ein Emporkömmling, 
rin Eindringling in die europaische Staatenfamilie 
mitten inne zwischen mächtigen Nachbarn, glauben 
vir ein starkes Konigtum zu brauchen, und es hat 
mich gefreut, daß Sie dem von Allers her begrun— 
»eten Paternal Gobernment (wäterlichen Regierung) 
der Hohenzollern volle Gerechtigkeit widerfahren 
assen. Ich danke Ihnen dverbinduchst fürdi 
reundliche Zusendung Ihrer geistreichen Schrift, 
oͤrgebensi Graf Moltke, Feldmarschall. 
Die Nordd. Allg. Ztg.“ bemerkt, dieses Schrei⸗ 
den gewinne gerade in diesen Tagen eine Bevdeui— 
urbn welche ihm den Charakter eines Programme 
eihe. 
Ausland. 
London, 8. Marz. iunf der gestrigen Kon⸗ 
kerenz der Kohlengrubendbesitzer und Grubenarbeiler 
t — Einigung erzielt worden und der Streik 
scheint daher unvermeidlich zu sein. 
London5 März. Nach einer Reutermeld⸗ 
ang aus Johannesburg (Transvaah) ist 
Prasideni Krüger gestern dori eingetroffen. Der⸗ 
elbe wurde in seiner Ansprache an die Bewohner 
däufig don der ihm feindlich gesinnten Volksmenge 
unterdrochen. Abends fanden Demonstrationen gegen 
die Regierung statt, wobei die transbaal'sche Flagge 
oon dem Regierungsgebäude heruntergerifsen un 
zerrisen wurn 
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Freitag, 7. März 1890. 
25. Jahrg. 
London, 6. März. Der „Times“ wird aus 
Wien gemeldet, man glaube die Reise des Generals 
d. Werder nach Petersburg hänge mit der Ver—⸗ 
sobung des Zarewitsch und der Prinzessin Marga— 
rete von Preußen zusammen. v. Werder als 
persona gratissima in Petersburg werde die letzten 
Schwierigkeiten bezüglich der Religion beseitigen, 
aachdem die sonstigen Schwierigkeiten durch Privat- 
unterhandlungen zwischen Berlin und Petersburg 
geebnet worden seien. Man hege die zuversichtliche 
Erwartung einer baldigen öffentlichen Verkündigung 
der Verlobung. 
Brüssel, 5. März. Der Generalrat der bel⸗ 
gischen Arbeiterpartei erläßt eine Einladung zum 
internationalen Bergmannskon— 
greß am 20. Mai. 
Brüssel, 6. Marz. Die Regievung ernanute 
Baron Kindt zum driten Vertreter Belgiens 
auf der Arbeiterschuzkonferenz. 
Paris, 5. März. Die für die Saar⸗« 
brückener Gruben getroffenen Einrichtungen 
iinden hier vohble Billigung. „Paris“ meint: 
Es ist schwer, einen Vergleich zwischen deutschen 
Arbeitern und französischen Bergleuten zu ziehen, 
aber die Einrichtung der Arbriter⸗-Ausschüsse auf 
den Saarbrückener Gruben ist darum nicht minder 
zücklich; sie bilden die ‚Präbentiv-Versöhnung“ im 
dollsten Sinne des Wortes und stehen weit über 
dem englischen System; sie verdienen allgemeine 
Aufmerksamkeit, weil sie die Methode der deuts hen 
Regierung bei der Regelung der Arbeiterfrage kenn⸗ 
jeichnen. Diese Anerkennung des, Deulschland 
hatsächlich feindseligen Blattes, ist sehr be— 
merkenswert. 
Paris, 5. März. Der „Temps“ meldet aus 
Rio de Janeiro, die Regierung werde von der 
Einberufung der Constituante absehen und einen 
Verfassungsentwurf publicieren. Hierauf sollen die 
Waͤhlen zur Kammer und gleichzeitig das Plebisecit 
über den Verfafsungsentwurf stattfinden. 
Poris, 6. März. Deputirtenkammer. 
Die Tribünen sind stark besetzt. In der diploma—⸗ 
tischen Loge befindet sich auch der deutsche Botschafter 
Braf Münster. Auf der Tagesordnung steht die 
Interpellation Laur über die Haltung der Regierung 
gegenüber der Berliner Konferenz. 
Der Interpellant erklärt, er werde die Ange⸗ 
egenheit als eine Frage des Patriotismus behandeln. 
A 
Internationalismus. Es habe die Handelsverträge 
und die Münzvereinigung verworfen, sich der inter 
nationalen Zuckerlonferenz widersetzt. Es sei des 
halb die Frage berechtigt, weshalb Deutschland nun 
olbtzlich Frankreich eingeladen habe, sich mit ihm 
über eine internationale Frage zu verständigen 
Das deutsche Programm für die Arbeiterschutzkon- 
erenz beginne mit einer Reihe sozialer Banaluͤten 
und dann folge eine religiöse Banalität, nämlich 
das Verbot der Sonntagsarbeit. Deuischland sei 
durch die Ausftände schwer getroffen, die, falls fie 
ich verlängerten, die Mobilmachung des Heeres 
hindern könnten. Der Kaiser habe deshalb bereits 
in den staatlichen Bergwerken die Achtstundenarbeit 
eingefuhrt und dieses Beispiel koönne Frankreich 
nicht nachahmen, ohne die nationale Verteidigung 
zu schädigen. Redner fragt den Minister des Aus— 
wärtigen, ob er sich auch mit den Dingen beschäf⸗ 
tigt habe, die nicht auf dem Progromm ständen 
und trotzdem vorgebracht werden koͤnnten, wie die 
Abrüstung; die Konferenz, meint er weiter, berge 
große Gefahren in sich und hringe keinerlei Vorteü. 
Die Regierung habe jetzt die alte Politik wieder 
aufgenommen, die man in die Bezeichnungen 
„Deutschland und Tonking“ zusammenfassen könne. 
Nur heiße sie jetzt „Deutschland und Dahome“ und 
bedinge, daß man kein Parteigänger des Bündnisses 
mit Rußland sei. 
Als der Redner darauf die Gerüchte über eine 
Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit Präsident 
Carnot erwähnt, unterbricht ihn Präsident Floquet 
und weist darauf hin, daß es nicht statthaft sei, 
den Namen des Präsidenten der Republik n die 
Erorterung zu ziehen und derartige Unwahrschein— 
lichkeiten vorzubringen. 
Laur kommt nochmals darauf zurück, daß die 
Regierung die Politik Ferrys wieder aufgenommen 
habe. Wenn man nach Berlin gehe, so setze man 
das Bündnis mit Rußland aufs Spiel und nötige 
Frankreich zur Servilität gegen Deutschland, ver⸗ 
tege den Mittelpunkt der Demokcatie, der bislang 
Frankreich gewesen, nach Berlin. Heute sei die 
nationale Verteidigung in Frankreich gesichert, die 
Regierung habe es sich deshalb zur Regel machen 
müssen, nicht mit Deutschland zu verhandeln, so 
lange dieses Elsaß-Lothringen nicht herausgegeben 
habe. Nach Berlin gehen, ruft der Redner zum 
Schluß aus, heißt Elsaß-VLothringen vergessen! 
(Unruhe.) 
Boyer (Sozialisl) befürwortet die Entsendung 
eines Arbeiters als Vertreter auf der Berliner 
Konferenz. 
Der Minister des Aeußern Spuller erklärt, der 
Deputirte Laur habe an einen schmerzhaften Punkt 
gerührt, er habe das mit Patriotismus gethan, aber 
er, der Minister, sei durch die Pflichten seines 
Amtes dazu verurteilt, den Patriotismus anders 
aufzufassen. Die Konferenz sti bereits von der 
Schweiz geplant gewesen. Frankreich habe die 
schweizerische Einladung angenommen gehabt. 
Wenn dann die Berner Konferenz vertagt worden 
sei, so sei daran nicht die franzoͤsische Regierung 
schuld. Der Minjister verliest sodann die Note an 
den französischen Botschafter Herbette. Am 4. 
Februar, heißt es darin, habe der kaiseiliche Erlaß 
die Eröffnung einer internationalen Konferenz in 
Berlin vorgeschlagen, und Frankreich sei von den 
Erlassen mit einer Note des Reichskanzlers Kennt⸗ 
nis gegeben worden, welche drei Punkte: die 
Sonntagsruhe, die Regelung der Frauen- und 
Kinderarbeit und die Begrenzung der Arbeitsstunden, 
enthalten habe. In letzter Stunde habe Frankreich 
die Einladung angenommen unter gewissen Be— 
dingungen, die dem franzöͤsischen Botschafter in 
Berlin mitgeteilt worden seien. Die französische 
Regierung legt Wert darauf, zu betonen, daß Frank⸗ 
reich weniger als irgend ein Land in der Lage sei, 
Bestrebungen zur Verhesserung des Loses der Ar⸗ 
beiter außer Acht zu lassen (Beifall im Zentrum). 
Deshalb habe auch das Vorgehen der deutschen Re⸗ 
gietung Frankreich nicht gleichgiltig lassen können 
und da die schweizerische Regierung vorläufig auf 
die Berner Konferenz verzichtet habe, so habe die 
Regierung der Republik die Einladung zu der 
Berliner Konferenz angenommen. Frankreich habe 
sich jedoch vorbehalten, daß die Konferenz einen 
rein prüfenden Charakter haben müsse, daß die 
Frage des Arbeitertages zu einer diplomatischen 
Frörterung nicht geeignet scheine. (Beifall im 
Zentrum). Der Beifall, der ihm zuteil geworden 
sei, fährt der Minister fort, entschädige ihn für 
die Beleidigungen, denen ed in der letzten Zeit 
zusgesetzt gewesen (Beifall. NHas Berliner Kon—