St. Ingherter Amziger
I. — sα
Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert.
der „St⸗ Jugberter eiypy erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Zeiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Mittwoqht und Samstags urn
sirirten Beilagen. as Blau kofei dierieljahrlich 1A Go Z einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 4, einschließlich 40 ⸗ Zustellungsgebuhr. Die
anngsgebühr sar die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum deträgi bel Inseraien aus der Sien 10 , bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition
Auatunft eriheili, Iß , Neklamen 80 —. Bei 4maliger Cinracdung wird nur dreimalige berechnet.
2335. Jahrg.
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Politische Uebersicht.
*Die nationalliberale Fraktion des
Peichstages besteht nunmehr endgiltig aus folgenden
Mitgliedern: 1. Wirsitz: Rittergutsbesitzer Poll;
. Wolmirstedt: Gutsbesitzer Hosang: 8. Wanz⸗
leben: Rittergutsbesitzer v. Benda; 4. Halberstadt:
Rinergutsbefitzer Rimpau; 5. Naumburg: Land⸗
gerichis präfident Gunther; 6. Flensburg; Schiffs⸗
eeder Jebsen; 7. Leer: Gutsbesitzer v. Hülst;
z. Hameln: Rittergutsbesiher v. Reden; 9. Har⸗
zurg: Senator Hastedt; 10. Stade: Oberpräfident
dr. v. Bennigsen; 11. Geestemünde: Stadtdirektor
gebhard; 12. Dortmund: Fabrikbesitzer Möller;
13. Duisburg: Bergwerksbesitzer Dr. Hammacher;
4. Wetzlar: Bürgermeister Krämer; 15. Kreuznach:
deh. Justizrath Dr. v. Cuny; 16. Saardrücken:
deh. Bergarath Pfählet; 17. Speier: Kommerzien⸗
ath Dr. Clemm; 18. Landau: Gutsbesißer Dr.
zürklin; 19. Germersheim: Landgerichtsrath Brün⸗
nings; 20. Zweibrücken: Bürgermeister Adt; 21.
dusel: Gutsbefitzer Dr. Buhl; 22. Kaiserslautern:
Oberbürgermeister Dr. Miquel; 23. Bayreuth:
Zankier Feustel; 24. Ansbach: Fabrikbesitzer v.
Tröltsch; 28. Rothenburg a. T.: Bürgermeister
eller; 26. Löbau: Fabrikbesitzer Hoffmann; 27
deipzig: Eisengießereibefitzer Goͤtz; 28. Annaberg:
Fabrikbesitzer Holtznann; 29. Stuttgart: Geh.
dommerzienrath Siegle; 80. Eßlingen: Kommer-
ienraih Weiß; 31. Backnang: Regierungsrath
deemann; 32. Darmstadt: Rechtsanwalt Dr. Osann;
38. Erbach: Gutsbefitzer Scipio; 834. Worms:
Hrofessor v. Marquardsen; 835. Schwerin: Bank⸗
direltor Dr. Büsing; 36. Bernburg: Geh. Kom—
merzienraih Oechelhäuser; 37. Sondershausen:
Amtsgerichtsrath Piechel; 38. Waldeck: Schrift⸗
deller Dr. Boticher; 39. Straßburg: Rechtsanwalt
Dr. Petri. Ferner können zur Fraktion hinzuge⸗
technet werden: 40. Dessau: Direktor Rösicke; 41.
dandkreis Straßburg: Dr. North; 42. Zadern
hurgermeister Dr. Höffel.
Im neuen deutschen Reichssstag wer⸗
jen nur noch fünf Mitglieder sein, welche sämmt⸗
ichen norddeutschen und deutschen Reichstagen seit
1867 an als Vertreter desselben Wahlkreises un-
anterbrochen angehört haben; es sind der Feld⸗
narschall Graf v. Moltke für Memel⸗Heydekrug,
er Vizepräsident des Landtages v. Ben da für
Wanzleben, der Freiherr v. Unruhe⸗Bomst
ür Bomst⸗Meseritz, Dr. Windthorst ftir Mep-
den und Prof. Hänel für Kiel. 1887 gehörten
zu diesen Mitgliedern noch die inzwischen Verstor⸗
»enen v. Bernuth und Gunther⸗Oschatz, ferner der
burggraf zu Dohna und Senator Römer, die sich
wegen ihres hohen Alters jungst von der Wahl
jetn gehalten haben, und endlich der Herzog von
Katibor, der in seinem Wahlkreis nicht wieder ge⸗
wahlt, sondern einem Zentrumskandidaten unter⸗
jegen isi.
Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht ausführ⸗
iche Berichte des kaiserlichen Reichskommissars
jür Ostafrila, Majors Wißmann, welche
dem Reichskanzler zugegangen sind. Dieselben sind
am 20. und am 28. Januar geschrieben. Sie
dehandeln die Vorgänge in Süd⸗Useguhha und
sringen allgemeine Mitteilungen.
Das ungarische Abgeordnetenhaus hat, wie
rus Pest gemeidet wird, den von der Regierung
angebrachten Gesetzentwurf mit großer Mehrheü
mgenommen, kroft dessen den Grafen Julius
Andraffy in Wurdigung seiner Verdieme in der
ungarischen Hauptstadt auf Staatskosten ein Denl—
mal gesetzt werde. Für die Vorlage stimmten die
liberale Partei und die gemäßigte Opposition,
während die Unabhängigkeitspartei es als eine
naturgemäße Folge ihres staatsrechtlichen Stand⸗
punktes betrachtete, dem Mitschoͤpfer des von ihr
hekämpften Ausgleiches diese große Auszeichnung
zu versagen.
sein Versprechen, ein Incolatsgesetz (Heimathsgesetz)
zu unterbreiten, nicht einlösen kann, da Kossuth die
dage für ungesetzlich erklärte. Somit ist eine Vor⸗
iage zu Kossuths Gunsten unmöglich. Tiszas Rück⸗
rint ist sehr bedauerlich, da er steis ein besonders
quter und starker Freund des deutschen Bündnifses
war. Man hofft, daß auch im neuen Ministerium,
welchem Graf Szapary, der bisherige Ackerbau⸗
minister, als Präsident und der Justizminister Defi⸗
derius Sziagyi die Signatur geben dürften, der
Geist Tiszas walten wird, namentlich hinsichtlich
des deutsch⸗öosterreichischen Bundnisses, das regier⸗
ungsfahige Gegner ja überhaupt kaum noch hat.
Tiszas Entlafsungsgesuch ist angenommen.
Petersburg, 6. Maärz. Der Bau einer
trategischen Eisenbahn nach Wendau auf
Zosten der Krone und die Errichtung eines Han⸗
delshafens in Wen dau sollen beschlossene That⸗
sache sein. F
Lokale und p qhe XNachrichten.
* St. Ingbert, 8. März. Wie wir er⸗
fahren, hat die Bayer. Brauerei⸗Gesellschaft das
in der Nähe des Bahnhofes sehr günstig gelegene
„Hotel Stutzmann“ an einen Herrn J. A.
Schilling, zur Zeit Wirth in Saargemünd, ver⸗
pachtet. Die Uebernahme des Wirthschaftsbetriebes
des mit sehr hübschen Räumlichkeiten versehenen
Hotels durch genannten Pächter erfolgt am 1.
April l. J.
* St. Ingbert, 8. März. Wir machen
die hiefigen Musikfreunde nochmals darauf aufmerk⸗
jam, daß heute Abend im Cafe Becker das erste
Zarlschulz-⸗Konzert in unstrer Stadt ver⸗
anstaltet wird. Wie bereits mitgeteilt, geht Herrn
darlschulz und Frl. Petrowsta der beste Ruf in
ihrer Kunst voraus, weshalb man dieses Kon⸗
zert mit der Erwartung besuchen darf, nur Gutes
zu hören.
* St. Ingbert, 8. März. Die Friul h⸗
jahrskontrol-Versammlungen für 1890
inden in nachbezeichneter Weise statt. Zu Sit.
Ingbert im Oberhauser'schen Saale: Diens⸗
tag den 8. April, vormittags 9 Uhr, für sammt⸗
liche Kontrolpflichtigen der Stadtgemeinde Sti
Ingbert mit Ausnahme jener aus der Schnap⸗
pach; an demselben Tage, nachmittags 2 Uhr,
für alle Kontrolpflichtigen aus der Schnoppach,
aus der Gemeinde Hafssel und aus den Burger⸗
meisteräͤmtern Niederwürzbach und Rohrbach. Zu
Ensheim im Fries'schen Saale: Mittwoch den
9. April, vormitiags 9 Uhr, für sämmtliche Kon⸗
rolpflichtigen der Buürgermeisterämter Aßweiler,
Bebeisheim, Ensheim und Heckendalheim. Zu
Bliesktastel auf dem Marktplatze: Donnerstag
den 10. April, vormitiags 9 Uhr, für sämmtliche
Kontrolpflichtigen der Bürgermeisterämter Blies⸗
astel, Reinhein und Walsheim. Zu Zwei—⸗
hbrücden im Keller der Ernstweiler Kaserne:
Freitag den 11. April, vormittags 9 Uhr, fur
ammtliche Kontrolpflichtigen der Bürgermeister⸗
imter Contwig. Einoͤd, Ernstweiler, Ixheim,
Maßweiler (jedoch nur diejenigen der Gemeinde
Rieschweiler) und Mittelbach; an demselben Tage,
nachmittags 2 Uhr, für sämmtliche Kontrolpflich⸗
tigen der Bürgermeisterämter Niederauerbach, Weben⸗
zeim und füͤr die Ersatz-Reservisten des Bürger⸗
meisteramts Zweibrücken; Samstag den 12. April,
dormittags 9 Uhr, fuür alle übrigen Kontrolpflich⸗
sigen des Bürgexrmeisteramts Zweibrücken. Zu
hdornhach im Gasthause von Grünewald:
Montag den 14. April, vormittags 9 Uhr, für
Seutsches Reich
Karlsruhe, 6. März. Gegenüber der Mel⸗
dung der „Times“, der Großherzog habe dem
dalser bedeutet, er harmoniere nicht völlig mil
des Kaisers Sozialpolitik, ist die amtliche „Karlsr.
Ztg.“ ermächtigt, auszusprechen, daß der Großherzog
chon als die Fragen der Arbeiterschutz⸗Gesetzgebung
ich noch in den ersten Stadien befanden, deren
Inangriffnahme durch die Regierungen lebhaft be⸗
urworteie. Daraus ergibt sich, mit welchen Ge⸗
innungen der Großherzog die energische Initiative
des Kaisers begrüßte und wie gern er mitwiken
vird, diese seine eigenen Abfichten zu verwirklichen.
Diese Fragen find zu ernst, daß man dem Irrtum
die Wege zur Verwirrung offen lassen darf, wie
ger Berichterstatter der „Times“ beabsichtigte.
Berlin, 6. März. Wie man hört, find im
Handelsministerium die Gesetzes⸗ Vorlagen über
Urbeiterschutz un Sonntagsruhe bereits
ziemlich weit vorgeschritten. Zugleich heißt es aber
nuch, daß Verhandlnungen darüber schweben, ob es
nicht gerathener sei, die Frage der Arbeiter⸗
Bertretung zuerft in Angriff zu nehmen.
Berlin, 6. Marz. Die „Post“ berichtet
jeute: Dem Reichstage wird voraussfichtlich eine
Vorlage betreffend die Organisation und Stärke
»er Feldartillerie zugehen. Sonstige Vor⸗
agen werden vielleicht einen Antlang an die Heeres⸗
eformen zeigen, welche zur Zeit bei den Nachbar⸗
taaten in der Vollziehung begriffen find. Endlich
lauben wir in der Annahme nicht fehl zu gehen,
aß Vorlagen eingehen werden, welche fich an einen
Borgang im preußischen Staatshaushalt anschließen.
Ausland.
Bruüssel, 6. Marz. Sammtliche Arbeiter⸗
ereine Belgiens beschlossen, den 1. Mai als
Feiertag zu betrachten und eine Kundgebung
u Gunsten des achtstündigen Arbeitstages zu ver⸗
instalten.
Paris, 7. Marz. Alle Blätter ohne Unter⸗
chied der Richtung wmit Ausnahme der Boulangisten
prechen die hoͤchste Freude über den Verlauf der
zestrigen Beratung aus. Namentlich be⸗
onen die Republikaner mit Genugthuung, daß das
zatriotische Votum der vereinigten Republikaner und
Nonarchiften sich gegen die Boulangisten richtete, die
illein die Parteirückssicht höher stellten, als die pa⸗
riotischen Erwägungen. Fast die gesamte Presse
ucht bei der Wiedergabe der Reden Laurs und
ODdislevoyes die chauvinistischen, auf Kaiser Wilhelm
ind Elsaß⸗Lothringen bezüglichen Stellen zu unter⸗
zrücken oder abzuschwächen. Minister Spuller
hatte einen großen persönlichen Erfslg.
Paris, 7. März. Privatnachrichten zufolge
ind die in der Stadt Meida von den Truppen des
koͤnigs von Dahome UÜberfallenen Euro—
zäer Agenten von Handelshäusern in Marseille.
Der gegenwärtig hier tagende Kolonialkongreß
mpfiehlt die Annectirung des Koͤnigreichs
Dahome.
Pest, 7. März. Der Ministerpräsident Tisza
hat seine Entlassung eingereicht, weil er
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