Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingbert, 18. März. Das gestern 
Abend im Cafs Becker durch Herrn Karlschulz 
ind Irl. Pebrowska veranstaltete zweite Kon 
zert hatte erfreulicher Weise einen viel besseren 
Zesuch zu verzeichnen als das erste. Hervorzu 
heben inn daß auch viele Damen sich eingestellt 
Jallen. Wie früher so fanden auch diesmal die 
dieder und deklamatorischen Vorträge des Herrn 
Korlschulz so reichen Beifall, daß er hierfür durch 
einige interessante Einlagen dankte. Nicht minder 
wurden die prachtigen Klaviervorträge des Frl. 
Petrowska durch die Anerkennnng der Zuhsrer 
ausgezeichnet. Mit diesem zweiten Konzert haben 
tich die Veranstalter und Foörderer desselben den 
Dank des musikliebenden Publikums verdient. 
⸗St. Ingbert, 18. März. Am 1. Mai 
d. Irs. treten für die Beförderung von Personen 
und Reisegepäck in den nachbezeichneten Verkehren 
deue Eisenbahn⸗Tarife bezw. Tarifnachträge mit 
heilweise veränderten Bestimmungen und Fahr⸗ 
preisen in Kraft und zwar: im Pfalzischen Lokal⸗ 
derlehr der 10. Nachtrag, im Pfalzisch Köln⸗ 
Minelrheinischen Verkehre ein neuer Tarif, im 
pfalzisch⸗ Hesfischen Verkehr der 2 Nachtrag, im 
nfalzisch⸗Main · Neckar⸗Verlehr der 3. Nachtrag, im 
pfälzisch⸗Badischen Verkehr der 5. Nachtrag, im 
Pfalzisch ⸗ Elsaß Lothringischen sowie im Badisch⸗ 
xẽisaß · Lothringischen Verkehr neue Tarife. Vom 
genannten Tage ab haben in den gedachten Ver- 
sehren die Rückfahrkarten 1. und 2. Klasse 
mit Preisen für gewoͤhnliche Personenzüge ebenso 
wie Personenzugrückfahrkarten 8. Klasse zur Be⸗ 
nützung der Schnell züge nur bei Zuldsung 
on Schnellzugzuschlagskarten Giltigkeit. 
Die Reihenfoige de Wander⸗Aus⸗ 
stellungen des Pfalz. Kunstvereins 
sur das Jahr 1890 ist: Speyer: Schluß am 16. 
Marz, Germersheim: 20. bis 27. März, Landau: 
31. Maärz bis 7. April, Neustadt: 11. bis 20. 
April, Duͤrkheim: 24. bis 28. April. Frankenthal: 
ois 9. Mai, Ludwigshafen: 13. bis 21. Mai, 
aiserslautern: 25. Mai bis 1. Juni, Zwei⸗ 
zrücken: 6. bis 13. Juni und Pirmasens: 18. bis 
25. Juni. 
D Der Musikberein Kaiserslautern 
Dirigent Herr kgl. Seminarlehrer Damian) ver⸗ 
installet am Sonntag den 28. März, Nachmittags 
5 Uhr, im großen Fruchthallsaal zu Kaiserslautern 
in Konzert, bei weichem mitwirken werden övrl. 
Facilie Mohor, großherzoalich badische Hofopern⸗ 
angerin, Herr August Knapp, großherzoglich badi⸗ 
cher Hofopernsänger, Frau Margaretha Ernst, 
Harfendirtuosin, saͤmmtlich aus Mannheim. sowie 
die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 60 unter 
deitung des Herrn Kapellmeisters Ehmig aus 
Weißenburg. Das Programm umfaßt im ersten 
Theu eine Reihe herrlicher Vocal- und Instrumen⸗ 
zalpiecen, während der zweite Theil das Zollner'sche 
Tonwert „Die Hunnenschlacht“ für. Soli, Chor 
und Occhester aufführt. Zu diesem Konzert, das 
einen großen Kunstgenuß erwarten laßt, haben 
auch Fremde gegen ein Entree von 2 Mt. Zutritt. 
— Pirmasens. So ziemlich alle bedeuten⸗ 
deren Blätter Deutschlands haben schon auf die 
Schwindeleien aufmerksam gemacht, welche von un⸗ 
bekannten Spaniern dadurch unternommen werden, 
daß diese an Deutsche Briefe senden, wornach 
mmer irgendwo ein Schatz vergraben liege, den 
der anonyme Briefsteller nur deshalb nicht heben 
tann, weil er zurzeit im Gefängniß schmachtet. 
Diesertage traf nun auch hier ein solcher Brief 
mit dem Poststempel Madrid in französischer Sprache 
ein, an einen hiesigen Lederfabrikanten adressirt. 
Der Schreiber war „Kapitän beim Mahdi,“ reiste 
zach Frankreich und von dort über Straßburg nach 
jier, wo er den Tod des Mahdi erfuhr. Er ver⸗ 
arue nun seinen „Schatz“ in der Nähe von 
hirmasens. Leider gerieth er später in Not, so— 
zaß er den Koffer versetzen mußte, in welchem sich 
eine genaue Skizze des Platzes befindet, an welchem 
der Schatz vergraber“ wurde. Der Adressat möge 
nun das zur Auslösung notwendige Geld (200 
Frs.) an den „fidölo domestiquo“ des Scheeibers 
senden, da dieser selbst noch 10 Jahre im Gefäng— 
niß schmachten muß. — Man sieht, die Briefe 
werden immer noch nach der alten Schablone ge⸗ 
schrieben. Von hier wird der Schwindler allerdings 
aichts erhalten. 
— Heltersberg, 17. März. Der frühere 
Vorstand des hies. Kriegervereins ersucht uns mitzu⸗ 
theilen, daß er weder für einen Sozialdemokraten 
iaitirt babe, noch selbst Sozialdemokrat sei. Er 
jabe die Versammlung, in welcher der neu⸗ 
Vorstand gewählt wurde, selbst einberufen. (P. A. 
DZJa Worlheim ist unter dem Rimdvieh 
die Maul⸗ und Klauenseuche ausgebrochen. 
— Dammheim. Einboshafter Streich 
vurde dieser Tage nach dem „L. A.“ einem Fuhr⸗ 
nanne gespielt, der auf der Edesheimer Landstraße 
nuf seinem Fuhrwerk eingeschlafen war. Als er 
nämlich wieder erwachte, stand sein Fuhrwerk still 
ind alles „Hüh“rufen war ohne Erfolg, denn wie 
et Mann mit Schrecken bemerken mußte, sein 
Bferd war ihm, während er schlief, ausgespannt 
ind enifuhrt worden. Zunächst blieb ihm nichts 
Abrig als den Wagen siehen zu lassen und zu Fuß 
nach Hause zu gehen. Er hat aber sein Rößlein 
voch wieder gefunden; es war in der Nacht von 
remden Leuten beim Schwanenwirth hier eingestellt 
vorden. Ob dieselben fürchteten, ihten Raub nicht 
in Sichetheit bringen zu köͤnnen und sich desselben 
auf diese Art entlediglen, oder ob es von An⸗ 
'ang an auf einen schlechten Witz abgesehen war, 
zeht dahin. 
— Landau, 17. März. Die Anmeldungen 
u der am kommenden Sonntag, Montag und 
Dienstag in der Zeughauskirche stattfindenden Gee⸗ 
Tagelausstellung sind gegen Eode der vorigen 
Woche so zahiteich eingelaufen, daß die Ausstellung 
in ziemlich vollständiges Bild der bei uns gezüch⸗ 
LZlen Nutz- und Ziervögel bieten wird. Hühner und 
Tauben find dabei natürlich am stärksten vertreten, 
sedoch ist auch an Wassergeflügel und Ziervögeln 
ein Mangel. Ueber den Werth einzelner zur Aus— 
tellung gelangenden Voͤgel geben die angegebenen 
Breise Aufschluß; 100- 150 Mk. für einzelne 
hühner· oder Taubenparchen gebören dabei nicht zu 
den Seltenheiten. 
— Arzheim. In dem Garten des Herrn 
Ziegeleibesitzer Biber befindet! sich gegenwärtig 
in Apräükosenbaum in vollem Blüthen 
chmuck. 
Vorderweidenthal, 15. März. 
S„chon seit 8 Jahren ist unser Ort von einem 
zrößeren Schadenfeuer verschont geblieben, da er⸗ 
znten gestern Nacht halb 11 Utrplötzlich Sturm ⸗ 
locken und Feuerwehrsignale. Es drannte in dem 
deuspeicher und Holzschoppen der Wite des Müllers 
Fakob Wagner dahier. Die Feuerwehr war bald 
am Platze, und weil reichlich Wasser vorhanden war, 
'o gelangees ihr auch nach einstündiger Arbeit das 
Feuer zu dämpfen und weiteres Umsichgreifen zu 
verhüten. Doch mußte die ganze Mannschaft wäh⸗ 
end der Nacht am Platze bleiben, da Heu und 
Stroh jeden Augenblick wieder aufloderten. Erst 
heute früh gegen 9 Uhr war die Gefahr ganz 
beseitigt. 
Neustadt. Zwecks Gründung eines Ge⸗ 
verkbereins der Küfer werden samtliche 
Zkfermeister,/ Gesellen und -Lehrlinge von Neustadt, 
Pinzingen, Haardt, Gimmeldingen, Mußbach und 
dambach zu einer Versammlung im „Postsaale“ 
iuf nächsten Sonntag eingeladen. 
— RNeustadt, 17. März. Das Bezirks— 
premium für Handel und Gewerbe Neu— 
dadt⸗Durkheim beschloß eine Eingabe an die pfäl⸗ 
ische Handels- und Gewerbekammer in Betreff des 
S„ommerfahrplanes der pfälzischen Bahnen. 
In dieser Eingabe werden befürwottet: 1) Der 
Zug 7, welcher Morgens 8 Uhr 56 von Neuftadt 
iach Ludwigshafen abgeht, soll eine Fortsetzung 
rach Franksurt a. M. erhalten. 2) Anschluß des 
Zuges 170, der 7 Uhr 20 von Frankenthal nach 
Freinsheim⸗Neustadt abgeht, an den Zug 22, der 
„on Mainz kommend 7 Uhr 59 in Frankenthal 
intrifft. 8) Anschluß von Ludwigshafen nach 
Mannheim zum Schnellzug 1, welcher 83 Uhr 28 
„on Neustadt abgehend 4 Uhr 4 in Ludwigshafen 
eintrifft, damit die mit diesem Zuge ankommen⸗ 
den Reisenden noch den 4 Uhr 20 von Mannheim 
bgehenden Zug nach Heidelberg, Stuttgart, Heil ⸗ 
zronn und den 4 Uhr 30 abgehenden Zug der 
Main⸗Neckar⸗Bahn erreichen köͤnnen. 4) Fahrge⸗ 
egenheit von Neustadt nach Lambrecht zwischen der 
Zat von 10 Uhr 11 Morgens und 2 Uhr 59 
stachmittags. 
— Lambrecht, 16. Marz. Heute Nach— 
niitag fand im großen Saale der Bierbrauerei 
Neu die Auszahlung der streiken den Fabrik— 
urbeiter der Textilbranche aus den zu Ge—⸗ 
zote stehenden Hilfsmitteln statt. Jeder Arbeiter 
rhielt 5 Mark Wochengeld, außerdem wurden 
m Laufe der vergangenen Woche noch Karioffeln 
ind Brod vertbeilt. Die Arbeiter verhalten sich 
dis jeßt durchaus musterhaft, nicht die geringe 
Ausfchreitung hat bis heute stattgefunden. 
MNst. Zig.) 
— Speyer. Die Statistik über die Sterd 
richkeit der pfälzischen Volksschullehren 
ergibt pro 1889 nur 18 Todesfälle aus den ir 
Aven Dienste stehenden Lehrern, deren Durhh 
schnittsalter 48 Jahre 7 Monate ist. Ein volle 
Drittel derselben ist im Alter von 23 
28 Jahren verstorben. Pensionierte Lehrer fa 
den 29 mit einem Durchschnittsalter von nur 
Jahren. 
— Dürkheim, 16. März. Die heun 
Zeneralversammlung des hiesigen Vorschu 
ind Kreditvereins faßte folgenden Beshlu— 
1) Als Höchbetrag der den Verein belastenden 8. 
ehen und Depofiten wurde 1,250,000 Mt. fest 
zesetzt. 2) Der Maximalkredit wurde auf 30,000 
Mek. erhöhi. 3) Die neuen Statuten finden m 
Ausnahme des letzten Paragraphen einstimnu 
Annahme. 4) Die Publikationen des Vereins werd⸗ 
in den sämmtlichen 4 Lokalblättern erfolgen. 
— Ludwigshafen, 17. März. m 
Erben des dahier verlebten Rentners Hr. Herman 
Wörner haben dem hiesigen Arbeiterfortbildung 
oerein, dessen langjähriges Mitglied der Verstorhen 
war, die Summe von 100 Mark überwiesen. 
Fin Stromer sprach gestern Sonntag Nachmi 
tag bei dem Portier der Sulzer'schen Fabrik ben 
telnd vor und als er abgewiesen wurde, schlugee 
mit seiner Faust einige Scheiben ein. Dur⸗ 
diese brutale Handlungsweise hatte er sich 
Pulsader an der rechten Hand durchschnitlen, w 
durch er großen Blutverlust erlitt. Während de 
Blut in Stiomen hervorquoll, flüchtete der d⸗ 
fommene Mensch ins Mundenheimer Wäldchen 
es endlich gelang, denselben festzunehmen, non 
hürftig zu verbinden und hierauf ins Spital üb⸗ 
zuführen. 
— JaFrankenthalssoll eine Lehrlin« 
urbeiten ⸗—Ausstellung im kommend 
Spätjahr auf Veranlassung des dorligen Gewerb⸗ 
vereins siattfinden. — Der neunzehnjährige Sob 
ines Maurermeisters daselbst, welcher sich ein Ve 
jnügen daraus gemacht hatte, anderer Leute Fenste— 
cheiben zu beschießen, wurde zur Anzeige gebrad 
und wird sich vor Gericht verantwocten müssen. 
— Kirchheimbolanden, 17. März. N 
»erlautet, werden von der hiefigen Jagdgesellsche 
im Jagdgebiet Steinbühl Fasanen eigngeseß 
Früher wurden daselbst dereits Versuche angestel 
die jedoch durch die Füchse in ihrem Bestand ve 
ringert wurden. 
— Aus der Nordpfalz wird der „No 
Bzt.“ geschrieben: Am Sonntag, den 9. Me 
hiellen die Kohlenhändler zu Langmeil in der * 
tauration H. Frank eine Versammlung ab. n 
vomoͤglich bei kgl. Bergwerksdirektion dahin 
wirken, daß die kleinen Kohlenhändler ihre Kohl 
—X 
denn die Großhändler verlangten im Herbst bis 
einhundert Mark Provision per doppelten Wagge 
Fs wurden sogar auch neunzig Mark per Wagg 
berlangt. Dadurch wurden die Kohlen so in 
dohe geschraubt. Auch soll gegen die Konsur 
dereine vorgegangen werden, denn diese verkau 
wie jeder Geschaftsmann, ohne dafür besteuert 
werden. In dieser Angelegenheit war letzte Wo 
eine Kommisston in Saarbrücken, um obige Ar— 
gaegenheit kgl. Direltion vorzutragen; die 89 
mission war vertreten durch das Alsenzthal, Re— 
Frankenthal und die Pfrimmgegend. Es soll 
dis 23. März nochmals eine Besprechuna 
dangmeil stattfinden, um in dieser Angelegenheit 
Nöthige weiter zu befprechen. 
RPfaãslaiso⸗⸗Schwurgericht. 
Quartal. 
(Zw. 3.) 
Zweibrücken, 17. Marz. Heute früh 
Uhr begannen die Schwurgerichtsverhandlungen d 
J. Quartal 1890. Im' Ganzen waren 28 Hertr 
eschworene erschienen. Der Vorsitzende 9 
Oberlandesgerichtsrat v. Jan begrützie in kun 
Ansprache die erschienenen Herren Geschworen 
machte dieselben beriraut imit den ihnen als Ric 
obliegenden Funktionen und Pflichten. De 
vurde zut Bindung der Geschworenenbank für 
ersten Straffall geschritten. Dieselbe beffeht 
jolgenden Herren: Junker, Zwißlet, Seitz, 9 
mann, Helimar, Grewenig, Emmerling, Anselmmer 
teulei, Wernz, Abrasch und Schmidt. 656 
nnt die Verhandlung gegen David Dehout—