— Die Bismarkfeier fürdiePfalz,
welche am Sonntag Nachmittag in der Fruchthalle
zu Kaiserslautern stattgefunden hat, nahm einen
glänzenden Verlauf. Viele Tausende begeisterter
deutscher Bürger nahmen daran Teil. Herr Dr
Buhl brachte das Hoch auf unseren Prinzregenten
aus. Die Rede auf den Kaiser hielt Herr Ober—
hurgermeister Miquel. Dieselbe gipfelte in dem
feierlichen Aufrufe, fich um den steuer⸗ und wetter⸗
festen Steuermann zu schaaren, der mit jugendlichet
Kraft das Schiff durch die brandenden Wogen
führt. Bemerkt wurde auch in der Rede Miquels
namentlich die Stelle, an welcher er von der Neu⸗
gestaltung des Parteiwesens im deutschen Reiche
sprach. Herr Pfarrer Heß hielt die Festrede auf
den Fürsten Bismarck, welche einen mächtigen Ein—
druck machte. Nach ihm ergriff Herr C. Echarrd⸗
Mannheim das Wort zu einer zündenden Rede.
Sein Hoch galt dem deutschen Vaterland. Es
wurden folgende Telegramme abgesandt: „An Se.
NKgl. Hoheit den Prinzregenten Luitpold, dees
Königreichs Bayern Verweser. Tausende von
Pfaälzern versammelt zur Feier des 75. Geburts⸗
festes des Fürsten Bismarck bringen Euerer Koͤnig
lichen Hoheit ihren unterthänigsten Gruß dar, ge—
denkend der hohen Verdienste, die unser bayerische
Fürstenhaus um die Gründung des deufschen
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loben auch heute wieder Eurer Königlichen Hoheit
unwandelbare Treue für alle Zeiten.“ — „An Se.
Majestät den deutschen Kaiser. Eurer Kaiserlichen
Majeftät senden Tausende zur Feier des 75. Ge⸗
buristages des Fursten Bismard versammelte treue
deutsche Männer der Pfalz ehrfurchtvollsten Gruß
und geloben auf alle Zeiten in guten und schlimmen
Tagen fest zu stehen und dem deuischen Kaiser,
was auch die Zeit bringen möge, in Liebe und
Verehrung und Treue zu solgen.“ — „An den
Fuürsten Bismarck in Friedrichsruh. Euerer Durch—
laucht senden Tausende zur Feier Ihres Gevburts-
tages aus allen Theilen der Pfalz versammelte
deutsche Maänner herzlichen Gruß, mit Dank ge⸗
denkend an die unsterblichen Verdienste Eurer Durch-
laucht um deutsche Wüurde, Einheit und Groͤße
und um Ueberwindung des Haders der Stämme
mit dem innigen Wunsche, daß es den Volks⸗
staͤnmmen noch lange vergönnt sein möge, ihrem
Helden die tiefen Wünsche zu zeigen, von denen
dieselben für Sie beseelt sind.“
— Kaiserslautern, 31. März. Das
Pfälzische Gewerbemuseum stllte gestern
die Arbeiten seiner Lehrlinge aus. Alle Genres,
die nur irgend zu sehen waren, verdienen in ihrer
Ausfuührung das Pradikat rorzüglich, sei es nun
die Keramik, die Halzschnitzerei, Spengler⸗ oder
Fiseleurarbeit und Kunstschlosserei, die Stein⸗ und
Holzbildhauerei oder das Bauzeichnen. Der Besuch
war außerst zahlreich und mit groͤßten Interesse
wurden die Leistungen beaugenscheinigt. Was das
Bauhandwerk anbetrifft, waren der Arbeiten vor-
zügliche zu sehen. Pläne aller Geschmacks- und
Stylrichtungen, einsach und komplizirt, bürgerlich
und aristokratisch, kirchlich und profan, boten sich
dem Auge. Modelle von Gedäuden in technisch
boslendeter Detailausführung. ganze Dachkonstruk⸗
tionen mit Thürmen fehlten nicht. Aber auch das
ubrige Zeichnenfach stand nicht zurück, wenn es
nicht seiener Eigenart nach noch mehr in's Auge
fiel. Es waren vorzügliche naturgetreue Nachbild⸗
ungen der Wirlichkeit, gleich, ob der schlanke Vogel
oder die Farbenpracht des Schmetterlings zum
Muster gedient hatte. Die Bauschnitzkunst brillirte
mit vorzüglichen Sachen, die Stein bildhauer mit
einem monumentalen Brunnen, die Spengler mil
Thurmaufsätzen. Die Keramik zeigte ihre großar—
igen Forischritte in einem herrlich ausgeführten
Thonofen. Die Kunstschlosserarbeiten waren ver⸗
treten durch stylgerechte Thor⸗ und andere Gaiter.
Die maschinentechnischen Arbeiten zeugten von höchsi
penibler Arbeit und standen in ihrer Ausführung
weit über eigentlichen LehrlingsErzeugnissen. (Vzt.)
— Kaiserslautern. Durch nmotariellen
Akt ging letzthin das Scheuermann'sche Anwesen
genannt die Papiermühle“, um den Preis
von 50,000 Mark in den Besitz der Stadtige⸗
meinde Kaiserslautern über.
— Pirmasens, 31. März. Ein Einbeuchs—
die bstahl wurde am Samstag in der Wohnung
des Herrn Barbier Christian Eisenhöfer in der
Winzierstraße verubt. Die verschlossene Pultschublade
wurde mit einem Stemmeisen erbrochen und unge⸗
übhr 70 Mk. entwendet. Als der That verdächtig
wurde laut „P. Zig.“ am Samstag noch ein Ge—
hilfe des Herrn Eisenhoͤfer, Namens Wilhelm Littig
aus Rockenhausen, verhaftet und in Untersuchung
abgeführt.
— Landau, 31. Mäaärz. Auch unsere Stadl
wird dem aus Amt und Würden geschiedenen ersten
QAanzler des deutschen Reiches ihren Abschieds
gruß und ein äußeres Ziichen ihrer Dankbarkeit
widmen, zu welchem Zweck morgen Abend im Ger⸗
mania⸗Sagale ein Festdankett stattfindet.
— In Landaunund zwar im „Hotel Körber“
findet am ersten Osterfeiertag auf Veranlassung des
dauptkonsulats der Allgemeinen RadfahrerUnion
ine Zusammenkunftder pfälzischen, badischen
und hessischen Radfahrer statt. Als eingeladen
gelten alle Radfahrer, ohne Unterschied der Bundes⸗
angehsrigkeit.
— Schwegenheim. Auf die erledigte
dehrerstelle wurde vom Gemeinderat Herr
Lehrer Lind von hier, zur Zeit Lehrer in Schroll⸗
hach, mit 11 Stimmen der kgl. Regierung in Vorc
chlag gebracht.
— Germersheim. Der kgl. Proviantamts
Rendant Schwalb in Ansbaqch wurde mit Wahr⸗
nehmung der Vroviantmeisterstelle in Germersheim
ab 1. April betraut.
— 38gelheim. Im Speyerer Spital—
wald brach am Sonntag Nachmittag um 8 Uhr
ein Brand aus, der große Ausdehnung gewann.
Ein groͤßerer Komplex — man spricht von etlichen
Morgen — ist abgebrannt. Das Feuer soll durch
die Unvorsichtiakeit eines jungen Mannes, der ein
vrennendes Zündholz wegwarf, entstanden sein.
— Speyer. Ganz exmplarische Strafen
werden jetzt seitens der Gerichtsbehörden der
Attentätern gegen Radfahrer auferlegt.
In Mosdach in Baden verurteilte das Schoöffen⸗
zericht einen Angeklagten, der in mutwilliger Weist
inen Radfahrer von seinem Fahrzeuge geworfen
zatte, zu 3 Monaten Gefängnis.
— Der Herr Bischof Dr. v. Ehrler
vird in den kommenden Monaten April und Ma
in den Dekanaten Kaiserslautern, Kusel, Kirchheim⸗
bolanden, Zweibrücken und Homburg die Ober⸗
zirtliche Visitation vornehmen und u. A. in folgen⸗
den Pfarreien an den nachgenannten Tagen das
Sakrament der Firmung spenden: In Labach, Al—
arkonsekration und Firmung, zugleich für Mühl⸗
zach, Martinshöhe und Wiesbach — Dienstag, den
29. April. In Zweisbrücken, zugleich für Contwig
und Maßweiler — Mittwoch, den 30. April. In
Altheim, zugleich für Großsteinhausen, Hornbach
und Medelsheim — Donnerstag, den 1. Mai. In
NRiedergailbach, zugleich fur Gersheim, Reinheim
und Walsheim —-Freitag den 2. Mai. In Blies—
mengen, zugleich für Bebelsheim und Habkirchen
— Samstag. den 3. Mai In Ormesheim,
zugleich für Ensheim und Ommersheim — Sonn⸗
zag, den 4. Mai. In Blicweiler, zugleich für
krfweiler und Rubenheim — Montag, den 5.
Mai. In Blieskastel, zugleich für Biesingen,
Lautzkirchen und Niederwürzbach — Dienstag, den
b. Mai. In Landstuhl, zugleich für Ramstein —
Mittwoch, den 7. Mai. In Mittelberbach
zugleich für Homburg und Kirrberg — Donnerstag
den 8. Mai. In Brücken, zugleich für Breitenbach
döchen und Kübelberg — Freitag den 9. Mai.
— Haßloch, 29. Marz. Die Ehefrau des
Schreinermeisters J. Mechtersheimer dahier,
dessen Haus gestern abbrannte, wurde heute Morgen,
der Brandstiftung dringend verdächtig, durch
die kgl. Gendarmerie verhaftet und nach Neuftadt
in Untersuchungshaft abgeführt. (Kur.)
— Aus der Pfalz. Wie sehr im
Argen für manche Orte der Pfalz noch die Post⸗
verhältnisse liegen, dafür liefert einen schla⸗
genden Beweis Gommersheim. Statt vieler
Worte nur ein Beispiel: Als Kaiser Wilhelm .
dor wenigen Monaten in Worms war, ergingen
dekanntlich von Kaiserslautern aus Einladungen
an fämmiliche Kriegervereine der Pfalz, worin
diese aufgefordert wurden, sich in Korporation bei
den Festlichkeiten in Worms zu betheiligen. Laut
Poststempel wurde der für den Kriegerverein Gom⸗
mersheim bestimmte Brief am Freitag Abend
J Uhr in Kaiserslautern zur Post gegeben, ging
also am Samstag früh nach Neustadt ab. Al⸗—
der Brief hier eintraf, war der Frühpostwagen
nach Geinsheim bereits expedirt, weßhalb jener
der Brief) nun nach Edenkoben weiter gesandt
vurde. Von Edenkoben wurde der besagte Briel
run mit dem Postwagen weiter befördert, welche
Abends ganz fidel durch Gommersheim jahr
aber — das ist wahr und ist eine Einrichtungh
19. Jahrhunderts — nicht anhält. Also der vis
ging weiter nach Geinsheim. Sonntag ist Sen
tag und da gibts für Gommergsheim erst recht ki
Post, und so gelangte denn der Brief glückich
Montag Vormittag 11 Uhr in die Händend
Borstandes des Gommorsheimer Kriegerverein
und waͤhrend der Zeit war der Kaiser längst v
der von Worms abgereift.
— Herr Reichstagsabgeordneter Dr. A. Bult
lin übersendete, wie die „Ggw.“ meldet, du
Militärverein Edenkoben zu den Kos
für eine neue Fahne den Betrag von 60 Mt.
— Lambrecht. Der Streil der Terxth
arbeiter dauert underändert fort. Ein Zuu
auswärger Arbeitskräfte ist zwar versucht worde
bis jetzt aber nicht gelungen, wird auch kaum wih
lich sein, da die deutsche Textilarbeiterschaft
einem Verbande geeinigt ist, der den Zuzug do
Webern ⁊c. fernhält. Die Unterstützung, die d
Verband den Lambrechter Verbandsangehoͤrigen
fließen läßt, bestehen für Familiendväter in taquüt
einem Brode und wöchentlich 2 Koͤrben Kariof
und fünf Mark baar; die ledigen Arbeiter erhalte
drei Mark. Die Arbeiter erklären, dabei noch lang
hinaus den Streik aushalten zu koͤnnen. Nah
giebigkeit ist beiderseits nicht vorhanden. Auße
der Kürzung der Arbeitszeit bestehen die Arbeit
nuf einer Erhöhung des Lohnes von 20 pCi. D
voͤchentlichen Unterstützungskosten belaufen fich cu
aahezu 1000 Mark.
— Dürkbeim, 31. März. Am Samsu—
Nachmittag brach in der L. Cordier'schen Pabpier
mühle (Jägerthal) Feuer aus. Wegen de
Abgelegenheit der Brandstätte konnte das Frue
nicht sofort bekämpft werden, obgleich alsbald ned
Meldung Spritzen von Hardenburg und Duürkheir
dahin abgingen, welchen später noch jene dor
Grethen, sowie weiteére Hülfe von hier aus folgit
Der Brand, noch jetzt nicht gänzlich erstickt, richtet
bedeutenden Schaden an; das Feuer kam in
Lumpen⸗Magazin zum Ausbruch, welches ebens
wie ein Theil der nahebei befindlichen Hollaͤnde
Maschinen ꝛc. zerstoͤrt wurde. ( D. A)
— Pfalzische Hypothekenbankir
Ludwigshafen a. Rh. Die am 29. Män
ttatigefundene Generalbersammlung beschlotz die Ver
theilung einer Dividende von 5 pCt. D
Ban? hat sich im Laufe des Jahres 188
sehr erheblich lentwickelt. Das Aknienlahite
mußte daher von 1,500,000 Mk. bis ar
3,000,000 Mk. durch Einzahlung von 25 6
in zwei Raten erhöht werden. Der Pfandbriefum
lauf beträgt 29,866,300 Mk. Die Gesammtsumm
der Hypotheken 31,526,901 Mk. 8 Pf. Da die
datutarische Grenze des Pfandbriefumlauf's unte
Zugrundelegung des Aktienkapitals von 8,000,006
Mk. demnächst erreicht wird, mußte eine neue Ein
jahlung von 10 pCt. des Altienkapitals auf J.
Juni d. J. eingefordert werden. Als Mitglied de
direktion wurde Herr Landgerichtsrath Wagner r
Frankenthal von Seiten des Aufsichtsrathes gewäͤhl
— Ausder Pfal;z. Die Gemeinde Watten
heim ist wie fruher wieder in der Lage, ihre 8
dürfnisse ducch Einnahmeüberschüsse zu deden.
— Grünfladt. Demnächst wird hier ein
interessante, in Form eines Ehren⸗ oder Waphem
schildes ausgeführte, durch Se. Erl. Karl Emi
Graf zu Leiningen⸗Westerburg seinem verstorbenen
Vater gewidmete Gedächtnißtafel in de
Martinslirche in der Nähe der Orgel als bleibend:s Er
innerungszeichen angebracht. Dieselbe ist von kreiß
runder Form und in farbenreichem heraldischen
Schmucke mit dem Leininger Wappen in prächtiget.
zum Theil vergoldeter Holzschnitzarbeit ausg führ
und trägt in Goldbuchstaben die folgende Widmung
„Zur Etinnerung an den erlauchten Herren Thomo
Brafen zu Leiningen⸗-Westerburg, geb. am z
Januar 1825, geste am 7. Juli 1887.“ Du
BZanze macht in seiner künstlerisch schönen Aub
führung einen ausgezeichneten Eindruck.
— girchhheimbolanden, 31. Mät,
Am 1. April Mittags und in der stacht vom!
sum 2. April werden fünf Extrazüge vor
Sachsenhausen kommend Mainz passiren und tbe
Kirchheimbolanden nach den Reichslanden dirigitl
verden. Dieselben besördern diejenigen Trudpen
velche zur Bildung der neu zu formitenden Reodimente
vestiwmt find.
Vermitchtes.
Meunkirchen. 30. Mätz. Ein eng