Full text: St. Ingberter Anzeiger

— * — 7 
— 8 58 
5 9 *— — 5 64 — 
— — * —8 —— * * 4 ——3 
J ——— * 13 15 
—1. 11 —84 * * — 1 
—* 3* 2 — * —* 5 —J8 
M J— — — 8 — J4 — 
* 0 — —— A 
9 9 * 464 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
ber „St⸗ Jugberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertagze. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Blau und —8 und Samstage vu 
— —— 
eren Raum eraien , o 
—X gaoß Auskunst ertheilt, Ibk , Neklamen 830 9 XEAIIXT — nur dreimalige berechnet. ad 
— — — — — W222—— 
Politische Uebersicht. 
* In der dvielerörterten Angelegenheit der Ver⸗ 
eisung des Titels eines Herzogs von Lauen⸗ 
zurg an den Fürsten Bismarck verlautet 
egt, daß letzterer sich allerdings entschieden gewei⸗ 
u habe, den Titel anzunehmen, da der Fürst 
zen Standpunkt vertrat, er wolle in der Welige⸗ 
chichte nur mit seinem Familiennamen, den er 
eibst zu einem historischen gemacht, fortleben. An⸗ 
derseits hätte aber auch der Kaiser ebenso entschie⸗ 
den auf der Unwiderruflichkeit seiner dem Fürsten 
gismarck nur in edelster Absicht zugedachten Aus⸗ 
eichnung bestanden und sei man schließlich dahin 
bereingekommen, daß zwar die Verleihung des 
Ferzogstitels aufrecht erhalten bleiben, Fürst Bis⸗ 
nard jedoch nicht gezwungen sein solle, denselben 
jerfönlich zu führen. Wahrscheinlich werden die 
Würde und der Titel eines Herzogs von Lauen⸗ 
hzutg nach dem Ableben des Fürsten auf die Pri⸗ 
nogenitur semes Stammes übhergehen, während 
der Name Bismarck durch den Grafen Wilhelm 
und etwaige Söhne des Grafen Herbert fortge⸗ 
pflanzt werden würde. Diese Meldungen scheinen 
zicht unbegründet zu sein, wenigstens würden fie 
zie bisherigen Widersprüche in der „Herzogsfrage“ 
rllären. 
Kurz vor dem Ofterfeste hat der Telegraph 
as Ostafrika mit einem Male verschiedene füt 
deutschland hocherfreuliche Meldungen gebracht. 
zunüchst berichten dieselben die wichtige Thatsache, 
bß Emin Vascha nunmehr in deutsche 
Dienste getreten ist und die Gewinnung dieses 
nusgezeichneten Kenners afrikanischer Verhältnisse 
üt den deutschen Kolonialdienst in Ostafrika wird 
üt den Aufschwung der deutschen Unternehmungen 
n diesem Theile Afrikas ficherlich nur von den 
egensreichsten Folgen sein. Weiter wird die frei⸗ 
willige Unterwerfung des arabischen Rebellenführers 
banaheri unter die Deutschen gemeldet und 
ꝛarf mau wohl die bestimmte Erwartung aus⸗ 
prechen, daß sich an dieses Ereigniß die endliche 
ind völlige Beruhigung des noch aufständischen 
Theilez von Deutschosiafrila antnuüpfen werde. 
kndlich ist die erjreuliche Beftatigung des schon 
dogst aufgetauchten Geruͤchtes eingelaufen, daß sich 
dr. Peters und sein Begleiter Liemenum 
». Tiedemann noch am Leben und wohlauf 
finden und dies erwecktt die Hoffnung, die beiden 
ühnen Kfrikareisenden bald wieder innerhalbe der 
der Kultur erschlossenen Sphäre Ostafrikas erschei⸗ 
jen zu kehen. 
IJu Frankreich herrscht zur Zeit die 
srage der — Hammeleinfuhr vor. Der Mangel 
n srischem Scblachtdieh, hervorgerufen durch die 
dehsperre Frantreichs gegenuber Deutschland, macht 
ich nicht nur in den Pariser Schlächtereien, son⸗ 
in auch in andern Gewerbszweigen, spegiel in 
nen Gerbereien, bemertlich und aus diesen Kreisen 
nind die französische Regierung mit Klagen sorm 
nerschuuen Sie scheint jezt denselben end⸗ 
J is zu einem gewissen Grade Gehör geben zu 
en, denn es heißt, es solle gestattet werden, 
arnusührenden Hammel in plombirten Wagen 
* 8 dem Pariser Schlachter⸗ und Gerber⸗ 
v von La Villette zu transportiren, um dann 
* stein einer isolinten Räumlichkeit der ihier— 
en Schau und Begutachtung unterworfen zu 
une Wird nichts Verdächtiges entdedt, so 
ann chlächter, Gerber u. s. w. der weil— 
Behandlung ihres Berufes pflegen und fin⸗ 
id wieder Arbeit. Der Aderbau-Miniser 
Ddebelles hat sich bereits in diesem Sinne einer 
on ihm empfangenen Abordnung des Pariser Ge⸗ 
neinderathes gegenüber ausgesprochen und so wird 
vohl die Hammelfrage flir die Pariser bald über 
vunden sein! 
* Die verschiedenen Kommissionen der Bruͤs⸗ 
seler Antistlaverei⸗Konferenz erstatten 
zur Zeit im Plenum derselben ihre Berichte und 
aus diesen läßt sich eninehmen, daß die bisherigen 
Konferenzarbeiten im Allgemeinen recht befriedigende 
Ergebnisse gezeitigt haben. Es kann daher nicht 
mehr von einem „Scheitern der Konferenz“ ge— 
prochen werden. Der Kongreß dürfte im Gegen⸗ 
heile demnächst zu einem harmonischen Abschlusse 
kommen, womit abermals ein bedeutsames Kultur⸗ 
werk beendiat wäre — 
Deu! hes Reich. 
München, 2. April. Heute Mittags 1 Uhr 
ist der Ausschuß des „Bahyerischen altkatholischen 
Landesvereins“ durch Ministerial⸗Entschließzung vom 
deutigen in Kenntniß gesetzt worden, daß auf die 
Eingabe des Vereins hin „Se. k. Hoheit Prinz 
Luitpold des Königsreichs Bayern Verweser, den in 
der Erzdiözese München⸗Freising wohnenden Alt⸗ 
katholiken die Rechte einer Privat⸗Kirchen⸗ 
gesellschaft nach Maßgabe der Bestimmungen 
des Religions⸗Ediktes allergnädigst zu bewilligen 
geruhte.“ 
Berlin, 2. April. Emins Expedition 
um Njanza⸗See macht die „Freifinnige Zeitung“ 
»esorgt. Das Blatt befürchtet, daß die Eroberung 
Wadelai's für Deutschland beabsichtigt sei und 
erklärt es als Recht des Landes, vom Reichskanzler 
sofortige Aufklärungen zu verlangen. 
Berlin, 3. April. Der „Reichsanzeiger“ ist 
ermächtigt zu erllären, daß alle amilichen Veröffent⸗ 
ichungen betreffedd die internationale 
tonferenz und deren Beschlüsse ünftig, wie 
disher, ausschließlich durch den „Reichsanzeiger“ 
erfolgen werden. Hieraus ergibt fich, daß die vor 
durzem durch einige Zeitungen bewirkten Veröffent⸗ 
ichungen als auf amtlicher oder zu Verbreitung 
utorifirter Quelle beruhende nicht anzusehen 
eien. 
Berlin, 3. April. Die „Berliner Politischen 
sNachrichten“ ftellen die Vorlage betreffs der Er⸗ 
jöhung der Beamtengehälter unmittelbar 
iach den Ferien in Aussicht. 
Ausland. 
London, 3. April. Der „Times“ wird 
aus Sansibar vom 2. April gemeldet: Heute tra⸗ 
ften 600 sudanesische Soldaten an 
Bord des ägyptischen Dampfers für Major Wiß⸗ 
nann ein und wurden unverzüglich nach Baga⸗ 
noyo weiterbefoͤrdert. 
London, 3. April. Der „Dailtz Telegraph“ 
herichtet aus Petersburg von neuen Studen⸗ 
renunruhen. In Petersburg umgaben Kosaken 
ind Gendarmen die Universität. Die umliegenden 
häuser und Ställe sind von Soldaten gefüllt. Es 
vurden 175 Studenten verhaftet, im technologischen 
Institute fanden sogar 380 Verhaftungen siatt. 
Ddie Aufregung in der Stadt ist größer als jemals 
eit 8 Jahren. Das Publikum ist der Unterdrück⸗ 
ung müde und sympathisirt mit den Studenten. 
— Nachrichten aus Finnland melden bedenk⸗ 
liche Proklamationen in finnischer und 
chwedischer Sprache, welche die Finnen zum Kampfe 
ür die Freiheit ermahnen, die von Rußland be⸗ 
—XD00 
and abgesandt zur Unterdrückung der Gärung und 
damit die unzufriedenen Elemente in Rußland 
die vertriebenen Nihilisten und Studenten, sich 
nicht der Bewegung anschließen. 
Petersburg, 3. April. Das ‚Wolffche 
Telegraphenbureau“ meldet: Gegenüber den Mel⸗ 
zungen englischer Blätter von einer Erkrankung 
)es Zaren verlautet zuverlässigst, derselbe sei voll⸗ 
ommen gesund und wohl. 
Athen, 3. April. Die Kammer nahm in 
dritter Lesung die Vorlage betreffend Verleihung 
der Konzession zur Vollendung des Kanals 
durch den Istmus von Korinth an eine 
zriechische Gesellschaft an. Die neue Gesellschaft 
st ermächtigt, ein Kapital von fünf Millionen 
Francs in Altien und eine Anleihe don 15 Millionen 
ufzunehmen. 
”tih 
LZokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, v. April. Nus des Win⸗ 
sers Bann sind wir erlöst, der Jubelruf der Lerche 
hat uns den Frühling verlündet, und in Flur und 
Wald regt sich wonniges Leben. Das ist der An- 
zruch der heißersehnten besseren Jahreszeit und mit 
hm feiert auch die Christenheit ihr höchstes, herr⸗ 
ichstes Fest, das Oster fest. 
Ja, ein hohes Freudensest ist uns Ostern! 
Was Weihnachten verheißen, Ostern dringt die Er—⸗ 
üllung. Das Osterwundet nimmt den bangen 
Druck von den Herzen. 
Aus des Eises und Winters Bann ist die Erde 
ʒefreit, iht Wiederleben und Wiederblühen erfüllt 
ins mit neuer Hoffnung und neuem Muthe. 
Ostern, Fest der Freude und Wonne! Was 
väre die Welt ohne dieses Hoffnungswort ? Oede 
ind verlassen die Herzen, beklagenswerth unser aller 
Zeschick; das Leben eine Kette ungelöster Wider⸗ 
prüche, trauriger Haltlosigkeit. 
Hart und schwer ringt die Menschheit um der 
Irde Güter. Ungleich ist der Kampf, ungleich find 
die Waffen und so sehen wir denn überall ermaitete 
md mißmuthige Streiter. Soll aus den bösen 
deimen, welche Haß und Leidenschaft oft ausge⸗ 
ireut, nicht schlimme Frucht erwachsen, müssen wir 
ar und offen diesen Erscheinungen in's Auge 
ehen, müssen mit Rath und That auf Abhilfe 
iinnen. 
Das ist die Aufgabe aller Zeitgenossen, mitzu⸗ 
hauen an einer goldenen Brücke des Mittelweges, 
velche die trennende Kluft verbindet, die sich im 
Daseinskampfe zwischen den Besitzlosen und den 
Zefitzenden aufgethan. Hier muß die brüderliche, 
zie Menschenliebe, die Bausteine herzutragen. 
Eine große Aufgabe ist den Nationen gestellt, 
zewaltig im Umfang, schwer im Ueberwinden, aber 
zurchzuführen bei ernstlichem Wollen und Streben. 
Das Eintreten Kaiser Wilhelms für die Losung 
ver sozialen Fragen der Gegenwart, ja es ist auch 
ine frohe Osterbotschaft, die uns mit Stolz und 
Freude erfüllen muß. Erhaben ist die Aufgabe, 
verth des Ringens und Kämpfens und jsolcher 
Arbeit kann der Erfolg nicht ausbleiben, solche 
Saat muß, wenn auch nur langsam, herrliche 
Frucht zeitigen. Ein Ostergruß ist uns des Kaisers 
Wort und Wille, möge er in allen Herzen freu⸗ 
digen Wiederhall gefunden haben. 
Und damit, allen lieben Lesern fröhliche 
Dstertage! 
— Zweibrücken. Die Zimmerleute und 
Maurer tragen sich mit dem Gedanken, eine Lohn⸗ 
rhöhung und die Verkürzung der Arbeitszeit um 
ine Stunde zu fordern.