Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St⸗ Zugberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Felertage. 3 miaal wbchentlich mit Unterhaltungt⸗Blatt und Mittwochs d e urii 
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ung armondzeile oder deren Raum betra nseraten aus der 1 erpfalzischen solchen w die d 
kin Uustunft eriheilt, I , Neklamen 80 A. Bei 4maliger Giuruckung wird nur dreimalige berechnet. an welhe Ceeerinon 
91. 
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Politische Uebersicht. 
»Der Kaiser wird, wie nunmehr festsieht, 
Montag, den 21. April, der alten Hansa⸗ 
adt Bremen einen Besuch abstatten, der als 
hauppunkte Fahrt durch die Stadt nach dem 
reihafenbezirke, Fahrt durch den Hafen, die 
grurdsteinlegung zum Denkmal für Kaiser Wil⸗ 
seim J., Besichtigung des historischen Ratskellers 
ind hieran anschließend Fesimahl auf dem Rat— 
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chließt. In der sechsten Abendstunde des genann⸗ 
en Tages trifft der Kaiser in Bremerhafen ein, 
zefichtigt hier die Fahranlagen sowie die Anstalten 
)es Norddeutschen Llohyd und gedenkt dann, einer 
Finladung letzterer Gesellschaft folgend, das Abend⸗ 
sen an Bord des Lloyddampfers „Fulda“ einzu⸗ 
nehmen. Am nächsten Morgen beabsichtigt der 
xlauchte Monarch, dem über England heimkehren⸗ 
en Uebungsgeschwader zur Begrüßung entgegenzu— 
ahren. 
* Das Wochenereigniß auf dem Gebiete 
yer inneren Politik bildete der Wiederzusammentritt 
des preußischen Abgeordnetenhauses, weniger aber 
wegen dieser Thatsache an sich, als vielmehr wegen 
der hierbei abgegebenen bedeutsamen Erklär—⸗ 
ungen des neuen Reichskanzlers und 
PNmifterpraͤsidenten v. Caprivi. Obwohl die An⸗ 
prache Caprivi's kein eigentlich politisches Pro⸗ 
gramm in fich schloß, so gibt sie doch genug An⸗ 
jaltspunkte für die Beurtheilung der Richtung ab, 
welche der nunmehrige Leiter der Reichs- und 
stteußischen Regierung einzuschlagen gedenkt. Der 
durs des Staatsschiffes soll darnach der alte 
bleiben und nur gewisse Veränderungen sollen 
Aatzgreifen, wie die Gewährung größerer Selbst- 
dändigleit an die preußischen Ministerialressorts 
und die Wiederherstellung der unter dem Fürsten 
dismarck in den Hintergrund getretenen kollegialen 
derfafsung im preußischen Staotsministerium, im 
Uebrigen erscheint die Versicherung des neuen Kanz ⸗ 
lers demerkenswert, daß er das Gute nehmen 
wetde, woher und durch wen es auch kommen 
moge. Die Sachlichkeit in den Ausfuhrungen 
derrn vo Caprivi's, die ihn hierbei beseelende 
darme patriotische Empfindung, nicht minder auch 
Ve selbstlose Wurdigung, welche er den undergäng 
ichen Verdiensten seines großen Vorgängers im 
Umte zu Teil werden lieh und überhaupt die 
lange sympatisch berührende Art und Weise seines 
ufitelens trugen ihm von allen Parteien des 
dauses den lebhaftesten Beifall ein, welcher im gan⸗ 
en Reiche lauien Widerhall gefunden hat. Denn 
Pr sse aller Parteien spricht fich mit seltener 
nmuhigteit lobend und anuerkennend über die 
— Herrn v. Caprivi's aus und viel⸗ 
biht darf, man an diese Uebereinfiimmung die 
nruues knüpfen, daß die bisherige gegenseitige 
—, B kampfung der Parteien in unserem 
erlande kunftig mildere Formen annehmen und 
teud iden Teilnahme an gemeinsamer nationaler 
g mehr und mehr Plaß machen wird. Auch 
dedande ist der Caprivi'schen Rede die ver 
8 etennurs zu Teil geworden und speziell 
ie Londoner Blätter ihre Befriedigung uͤber 
won Ihn Zbronsaale dez Stunngatter Residen- 
8 fand am Dienstag die feierliche Investi- 
t des Königs Karl mit dem englischen 
dr Ddenden durch den Herzog von Edinburg 
i em feierlichen Atte folgte ein Galadiner, 
elchem der König Karl quf das Wohl de 
sönigin von England, der Herzog von Edinburg 
auf das Wohl der württembergischen Königsfamilie 
rank. 
* In Oesterreich ist das politische Tages⸗ 
nteresse zumeist den Wiener Nachkonferen⸗ 
jen gewidmet, welche den deutch⸗czechischen Aus⸗ 
zleich in Böhmen nun auch im Einzelnen durch⸗ 
ühren sollen. Im Allgemeinen nahmen diese Verhand⸗ 
ungen einen ziemlich günstigen Verlauf und ist z. 
8. über die Schulaufsicht und über die Errichtung 
von Minoritätsschulen bereits eine vollkommene 
Zerständigung erzielt worden. Aber trotzdem gab 
s noch sehr ernste Schwierigke iten zu ürerwinden, 
die in der Frage gipfeln, wie viele Mandate dem 
nerfassungstreuen nichtfideikommissarischen böhmischen 
BZroßgrundbesitze im Landtage einzuräumen find. 
Auch wurde von jungczechischer Seite fort und fort 
zegen den Ausgleich gewühlt und da die Jung⸗ 
zechen immer mehr Einfluß gewinnen, wie z. B. 
nuch der Wahlsieg des Jungczechen Spindler bei 
»er Reichsratswahl in Jungbunzlau über den 
Altczechen Tonner bekundet, so sind diese Wühle⸗ 
reien nicht unbedenklich. — Die Nachkon⸗ 
ferenzen wurden am Mittiwoch durch Minister⸗ 
zräsident Graf Taaffe geschlossen. Neben den 
Minoritätsschulen und dem Landesschülrat ist auch 
iber den Landeskulturrat und die Landtagskurien 
ein volles Einverständniß erzielt worden. Taaffe 
zersprach, bis zur Maisession des boöͤhmifschen Land⸗ 
ages die neue Vorlage über die Wahlordnung 
'ar den Allodial Großgrundbesitz vorbereiten zu 
ofsen. Dr. Plener (Deutschböhme) und Dr. Rieger 
Czeche) dankten fur Wiedereinberufung der Kon⸗ 
erenz. 
* Herr Carnot, der Präsident der 
ranzösischen Republik, hat nunmehr seine 
volitische Reise nach dem Süden Frankreichs ange⸗ 
reten und schon der Beginn derselben gestaltete 
ich durch den großartigen Empfang, welcher dem 
3taatsoberhaupte in der Stadt Aix bereitet 
vurde, aͤußerst glanzvoll. Von Aix aus begab fich 
Farnot zunächst nach Marseille, wo die Anlunft 
im Mittwoch Abend erfolgte und trotz des herr⸗ 
chenden Regenwetters wurde der Praͤsident von 
iner zahlreichen Menschenmenge begrüßt. 
Deutsches Reich. 
Potsdam, 18. April. Die Erzherzogin 
Marie Valerie ist hier heute Vormittag zum 
Besuch der erbprinzlich hohenzollernschen Familie 
ingetroffen. 
Berlin, 17. April. Fürst Bismarck 
rifft Vorkehrungen zur Aufzeichnung seiner Erleb⸗ 
nisse; hiezu find zwei Hilfsarbeiter nach Friedrichsruh 
heschieden. — Nach der „Post“ trifft die Königin 
von England am 24., der Kaiser am 25. 
April in Darmstadt ein, wohin er vom Elsaß aus 
reist. Größere Hoffeste finden nicht statt. Für 
Dktober meldete Prinz Heinrich den Besuch des 
daisers in Lissobon und Madrid an. 
usland. 
London, 17. April. Fergusson teilte 
heute im Unterhause mit: Angesichts der neuer- 
dings wieder aufgetretenen Gerüchte haben ihm der 
ortugiesische Minister des Aeußern 
vie derholt erklärt, daß er zwar keine offizielle 
Zenninis von einer portugieschen Expediton nach 
»em Schire⸗Fluß besitzt, daß er jedoch den Ruckzug 
jinter den Ruo⸗Fluß angeordnet habe, für den Fall 
zaß sich die dies bezüglichen Gerüchte bestätigen sollten. 
Hleichzeitig, setzte Fergusson hinzu, habe die britische 
tegierung neuerdings die positive Versicherung er⸗ 
jalten, die portugiesischen Behörden würden lkeine 
jeue Attion billigen oder dulden, die mit den eng- 
isch · portugiefischen Abmachungen unvereinbar sei. 
London, 18. April. Ein Telegramm der 
„Times“ aus Cannes wiederholt die Andeutung, 
das die deutschen Behörden in Ostafrika die an 
AV 
ind gedffnet hätten. Die Briefe hatten von Maday 
und Pridvatpersonen aus Sansfibar gestammt, aber 
nur über solche Pläne berichtet, die innerhalb des 
nglischen Interessenkreises laägen. Demnächst sollen 
die Briefe Emin Paschas an die englischen Agenten, 
n denen ersder britisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft An⸗ 
räge macht, veröffentlicht werden. Dr. Parke 
wiederholte bestimmi, daß Emin Pascha auf beiden 
Augen an dem unheilbaren Star leide, nur mit 
inem Auge noch sähe und bald vollständig erblinde, 
»aher nicht lange im, Janern Afrikas verbleiben 
werde. 
London, 18. April. Unterhaus. Goschens 
Budgetvorschläge umfassen Aufhebung des 
Zilberzolles und Goldzolles; Reduktion des Thee⸗ 
olles um zwei Pence das Pfund, des Korinthen⸗ 
olles von sieben Schillinge auf zwei per Zentner; 
xrhöhung der Steuer auf Sprit um sechs Pence 
zer Gallone, Herabsetzung des Briefportos für 
Indien und die Kolonien auf 224, Pence. 
Marseille, 18. April. Zu Ehren der An⸗ 
vesenheit des Präsidenten Carnot war 
gestern vom Gemeinderat im Boͤrsengebäude ein 
Festmahl veranstaltet worden, zu welchem eiwa 400 
rinladungen ergangen waren. In Erwiderung auf 
die von dem Bürgermeister gehaltene Ansprache, 
hetonte Prräsident Carnot, das Interesse, das Frank⸗ 
reich für die die soziale Frage berührenden Angelegen⸗ 
jeiten hege. Man dürfe stolz auf die Stellung 
ein, welche sich Frankreich auf diesem weiten 
Bebiete einzig durch die Mittel der Freiheit ge⸗ 
chaffen habe. In wirthschaftlichen Kämpfen, welche 
zie ganze Welt beschäftigten, sei ein Zusammenhalten 
iller patriotischen Männer, welche von edlem Ehr⸗ 
Jeiz beseelt find, den Interessen des Landes zu 
zienen, erforderlich. Die Rede wurde mit lebhaftem 
Beifall begtüßt. F 
Toulon, 17. April. Das zu Ehren Carnots 
Jierher entsandte italienische Geschwader 
ankerte gestern vor dem Hafen und traf heute Vor- 
nittag auf der kleinen Reede von Toulon ein. 
Ddas Geschwader gab Salutschüsse ab, die vom 
Fort Couronne her erwidert wurden. Der italienische 
Idmiral Lovera und sein Generalstab statteten einen 
gesuch an Bord des französischen Geschwaders ab. 
Die Franzosen erwiderten denselben später, wobei 
wiederum Salut gefeuert wurde. 
Turin, 18. April. In der Eröffnungssitzung 
der Gesellschaftt zur Förderung der natio⸗ 
nalen Industrie und des Handelsver— 
ehrs, welche gestern hier stattfand, erllärte der 
inwesende Minister Brin, die Besserung der Fi⸗ 
ianzen durch Verminderung der Ausgaben bilde 
inen wesenlichen Teil des Regierungsprogramms. 
die Aufgabe würde sich erleichtern, wenn die auf 
xuropa lastenden internationalen Verhältnisse sich 
u bessern fortführen. Alle Anzeichen lassen hoffen, 
aß die Friedenspolitik die Oberhand hat. Diese 
friedenstendenzen ssfehen mit den Bestrebungen 
ztaliens in vollem Einklang. Der Minister hoffte 
ald in die Lage zu kommen, die Opfer mildern 
u kösnmen, welche die Wirihschaftspolitik Italiens 
edrängen. Außer dem Minister Brin, war auch 
r Minister Boselli in der Sitzung zugegen 
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