Full text: St. Ingberter Anzeiger

gelegt werden, von der Bedingung einer Rundreise 
Abgesehen wird, soll vom 1. 1. Mis. für den ge⸗ 
sammten Bezirk derjenigen Eisenbahnverwaltungen, 
velche sich der Einrichtung zusammenstellbarer Fahr⸗ 
cheinhefte angeschlossen haben, in Kraft treten, 
derart, daß ohne Rückhsicht, über welche Bahnen, 
zurch welche Lunder die Reise unternommen werden 
soll, von der Bedingung einer Rundreise abgesehen 
ind Hin⸗ und Rüdtour über dieselbe Linie zurück⸗ 
gelegt werden kann. Eine mehr als zweimalige 
Befahrung einer und derselben Strecke ist jdoch 
zuch fur die Folge nicht geslattet; ein und derselbe 
Fahrschein darf nur zweimal, das eine Mal für 
Fie Hinfahrt, das andere Mal für die Rückfahrt 
in einem Hefte vorkommen. Das in den Vereins- 
ꝛeiseverkehr einbezogene Gebiet in einer Rundreise 
wei oder mehrere Male zu verlassen und wieder zu 
areten, ist nicht gestattet, wohl aber ist es erlaubt, 
as Vereinsgebiet einmal, jedoch nur auf besonders 
bezeichneten Grenz oder Hafenstalionen, zu ver⸗ 
lafsen und wieder zu betreten. Die Umschläge um 
die Fahrscheine werden ohne Rucksicht auf die 
Wagenklasse, für welche die einzelnen Fahrscheine 
qüttig sind, hellgraue Farbe haben. 
In der Bezeichnung Pfalzischer Eisen⸗ 
zahnstationen treten folgende Aenderungen 
in; Die seitherige Stationsbezeichnung Berg wird 
ibgrändert in Berg i. d. Pfalz, Bliesbrucken 
„Pf. B.) — Bliesbrücken, Edesheim — Edesheim 
d. Pfalz, Einöod — Einöd i. d. Pfalz, Franken⸗ 
dein — Frankenstein i. d. Pfalz, Hassel — Hassel 
d. Pfalz, Heiligenstein * Heiligenstein i. d. 
pfalz, Hochsiadt — Hochstadt i. d. Pfalz, Lam 
recht — Lambrecht i. d. Pfalz, Mußbach — 
Mußbach Gimmeldingen, Reinheim — Reinheim i. 
d. Pfalz, Westheimn — Westheim i. d. Pfalz, 
Worth — Wörih i. d. Pfaltz. 
Im „Pf. K.“ wird den protestantischen 
zirchengesangbereinen empfohlen. im Laufe des 
Sommers Konzerte zum Besten der Retscher⸗ 
fir che zu veranstalten, um auf diesem Wege zur 
Erhöhung des Baufonds beizutragen. 
yr. 2 des sehr empfehlenswerthen —A 
zischen Museums“ Organ des pfalzischen 
Schriftsteller · Vereins) enthält u. A.: die Einwohner- 
ahl der 29 pfälzischen Städte in den Jahren 
787. 1802, 1216, 1834, 1849, 1855, 1861, 
1864, 1867, 1871. 1875, 1880 und 1885, sowie 
der ganzen Pfalz in den Jahren 1787, 1801, 
1816, 1819, 1828, 1834, 1837 1840, 1843, 
1846. 1849, 1852, 1855, 1858, 1861, 1864, 
1867, 1871, 1875, 1880 und 1885, nach Kon⸗ 
iessionen ausgeschieden, angegeben; daraus ersieht 
nan, daß die Pfalz seit einem Jahrhundert ihre 
Finwohnerzahl mehr als verdoppelt hat. Ferner 
ine Abhaudlung von Dr. C. Mehlis über eine 
„Inschrift am Chore der Abtei Limburg“ vom 
Jahre 1158, welches die älteste Jahreszahl in 
rradischen Ziffern auf deutschem Boden ist ꝛc. Der 
Preis des „Museums“, welches in sechs Nummern 
ahrlich mit je acht Quartseiten erscheint, ist 2 M. 
ur den Jahrgang. 
J Niederwürzbach, 25. April Der 
Bahnwart J. Keller von Niederwürzbach, wel⸗ 
her angeklagt war, am 9. Novbember v. J. einen 
Frtrazug — in Folge allzufrühen Umwerfens einer 
Weiche — gefährdet zu haben, wurde am 23. d. 
Hits von der Straftammer des kgl. Landgerichts 
Zweibrücken freigesprochen. 
vBVon der Strafkammenr des kgl. Land⸗ 
gerichts Zwe ibr ücken wurde Thierarzt Holder⸗ 
Jach von Wallhalben wegen zwei Vergehen des 
Betruͤgsversuchs (er hatte Kuhe für krank erklärt 
ind die Besitzer zum Verkauf veranlaßt, wobei er 
einen Gewinn suchte) zu 1 Jahr 8 Monaten 
Befängnis verurkeilt. 
gaiserslautern, 28. April. Seit 
langer Zeit schweben hier schon Verhandlungen 
wischen dem größten hiefigen industriellen 
ẽtablissement, der Kammgarnspinnerei, 
ind der Siadt, wegen Anschluß an die Wasser⸗ 
leitung. Dies wäre nun ziemlich einfach, indem 
nan nut die für große Etablissements vorgeschrie⸗ 
dene Taxe eintreten ließe, jedoch hat die Kamm⸗ 
Jarnspinnerei ein Staurecht des die Stadt durch⸗ 
chneidenden Lauterbaches, und dieses möchte die 
Stadt aufgehoben wissen. Das Recht der freien 
Wasserbeziehung soll nun die Rückgabe des Stau ⸗ 
ꝛechies realisiren; nur konnte man sich nicht 
einigen, wie der betreffende Vertrag abgeschlossen 
verden solle. Jetzt ist man endlich zu einem bei⸗ 
rerseiis genehmen Entwurf gelangt, indem die 
Ztadt im niedrigsten Fall die regelmäßige Abgabe 
on 10 Liler Wasser bro Sekunde garantirt und 
ür gewöhnlich 50 Liter pro Sekunde zulaufen 
nüssen, letzteres vom überflüfsigen Wasser am 
Bumpschacht der Wass rleitung. Es gibt dies eine 
Nenge von 3000 Liter in der Minute und 
80,6000 Liter in der Stunde. Der Unbefangene 
vird seiner Verwunderung Ausdruck verleihen da⸗ 
Aber, daß man für ein einfaches Staurecht solch' 
ingeheueres Wasserquantum auf ewige Zeit zu 
jefern sich verpflichtet, jedoch bedarf man der Be— 
eitigung dieses erwaͤhnten Staurechtes zur Kana⸗ 
isicung unserer Stadt. Der gestrige Siadtrath 
zeschäfligte sich mit dieser Ftage und wird näch⸗ 
Jens Aobstimmung stattfinden. Zu Vorstehendem 
rwähnt der „Pf. K.“ noch. daß die Kammgarn⸗ 
pinnerei immerhin ihr Wasser, wenn auch verhält ⸗ 
uͤßmaßig niedrig, zahlt, indem für mindestens 10 
ziler per Sekunde 4000 Mt. pro Jahr und so 
heiler für 30 Liter per Sekunde 10,000 Mk. pro 
zahr gezahlt werden. 
— Pirmasens, 24. April. Das in der 
ztadt verbreitete Gerucht über ein stattgefundenes 
duell, hat sich nun als unrichtig herausgestellt. 
Finer der vermeintlichen Duellanten hatte sich am 
„onntag das ‚Vergnügen“ gemacht, auf Befragen 
cherzweise zu erklaͤren, er sei im Duell durch die 
dand, die er unter dem Rocke verbarg, geschossen 
horden. Auf diese Weise ist dann das Gesprach 
nistanden. Allerdings ein schlechter Witz. 
— Landau, 24. Aptil. Die gestrige Ge 
neinde⸗Versammlung war von etwa 70 
jimmfahigen Gemeindebürgern besucht. Herr Bür⸗ 
ermeister Mahla eröffnete die Versammlußg, sprach 
ber den Zweck derselben, brachte den vom Stadt⸗ 
at gestellten Anttag an die Gemeinde⸗Versamm⸗ 
ung nochmals in Erinnerung und ließ über den 
Anirag abstimmen. Die Versammlung erklärte 
ich, laut „Tgbli.“, damit einstimmig einderstanden, 
aß ein zu 31/, pCt. verzinsliches, mit ia pCt. 
ückzahlbares Anlehen im Gesammtbetrag von 
48,000 Mark fur die Stadt Landau aufgenom⸗ 
sen wird, und zwar fur: J. Die Ausführung nach⸗ 
tehender Arbeiten, als: 1) Schleifung des Thur⸗ 
nes 53, des Werkes Nr. 14 und Bastion d As⸗ 
eld mit Niederlegung der betreffenden Wallkörper, 
) Durchbruch der Gasse beim Zeughaus Abbruch 
ind Einfriedigung, 3) Herstellung des Industrie- 
Heleises uad der Straße nach dem Kohlenlager, 
H Herstellung des neuen Viehmarkt⸗Platzes mit 
heleis · Verbindung, Ausladerampe, Chaussierung, 
rinfriedigung und Ueberdachung von Viehständen, 
3) Straßenpflasterung und Herstellung des Trot⸗ 
its, 6) Kanalisation im Norden und Osten der 
S„tadt. II. Rückzahlung der 40/0igen Restschuld 
mus dem Anlehen von 1881. III. Geldbeschoffung 
ind Zinsverluste. Der Vollzug des Beschlusses, 
usbesondere in Bezug auf Festsetzung der Ver⸗ 
insung und Tilguag dieses Anlehens wird dem 
rẽcmessen des Stadtrates anheimgestellt. 
Neustadt, 24. April. Gestern Nach⸗ 
nittag ereignete sich am Viehberge ein außerst be⸗ 
auerasweriher Unglücksfall. Gegen 3 Uhr 
iing die Frau des Lehrers Duttenhöfer von 
deidesheim mit ihren drei Kindern den Berg hin⸗ 
uf. An dem kleinen Stea, der oberhalb des 
zeisel'schen Anwesens den dortigen Straßengraben 
sberbruͤdt, wollte die Frau mit den Kindern zwei 
hr begegnenden Fuhrwerken ausweichen. Sie trat 
ckwäris auf den Steg, bemerkte nicht, daß dort 
in Stein abgebrochen war, und fiel so unglücklich 
a den Graben, daß sie ein Bein brach. Der 
dutscher des Herrn Federle⸗Tatoir trug die Frau 
us dem Graden. Ein Wagen wurde sofort requirirt 
ind in diesem die Bedauernswerthe nach Deidesheim 
geschafft. 
AgIn Wachenheim a. H., erhängte sich 
vorgestern der schon bejahrte Winzer Joh. Geibel. 
Motibe nicht bekannt. 
Grünstadt. Se. Erl. Hert Karl Emich 
ßraf zu Leiningen-Westerburg ist aus 
gesundheitsrücksichten aus dem Militärdienste aus- 
seschieden und hat seinen Wohnsitz nach München 
jerlegt. Bei seinem Abschiede wurde dem Herrn 
hrafen durch den Kaiser der Charakter eines Ritt⸗ 
neisters und die Berechtigung verliehen, als Ritt⸗ 
neister a. D. die Uniform des 14. Husaren⸗ Regi⸗ 
nentes zu tragen. (G. 3.) 
Gruünstadt, 24. April. Der Verbands⸗ 
ag der pfälz. Kriegervereine, welcher 
ieses Jahr in Grünstadt abgehalten wird, findet 
oahrscheinlich am 15. Juni statt. (K. A.) 
— Neuleiningen, 23. April. S 
Imroden eines eiwa 5 Minuten von hier in de 
Lichtung gegen Sausenheim gelegenen, Herrn —R 
abrikanten Adam Nippgen dahier gehörenden Grund. 
iückes wurde gestern Nachmittag unerwartet von 
en Arbeitern in nicht geringer Tiefe zwei groß 
Steinsärge blosgelegt. Dieselben lagen in der 
Kichtung von Suden nach Norden und bestehen 
us rothem Sandstein. Der größere derselben if 
n lichten Naume 2 mn 5 em lang, 52 em bres 
ind 45 em tief und barg, ganz von Kalk üben 
— sehr großen und 
jarken Mannes. Leider sind dieselben aber groöͤßlen 
heils zerfallen. Ebenso wurden zwei glaͤserne 
ürnen, die links und rechts am Fußende in den 
Steinsarge sanden, durch Voreiligkeit und Unbor. 
ichtigkeit Seitens der Arbeiter zerbrochen De 
Jeinere Steinsarg enthielt die Knochenreste einer 
peiblichen Leiche. In demselben wurde nur ein 
Armreif aus Horn gefunden, der jedoch noch gu 
erhalten ist. Inschriften und Jahreszahlen sind 
eider keine vorhanden. Aller Wahrscheinlichkeit 
och durften dse Gräber römischen Ursprungs sein. 
Irnen und Armreif wurden von Herrn Einnehmer 
Ldeonhard in Kirchheim a. E in Empfang ge 
ommen, um dieselben dem Alterthumsdereine zu 
übecmitteln. Ob an der bezeichneten Stelle bloh 
die zwei in Rede siehenden Gräber vorhanden 
varen, oder ob sich daselbst eine umfangreicher 
Hegrabnisstätte befand, werden die weiteren Nach⸗ 
rrabungen feststellen. 
Fermischtes. 
rpNeunkirchen, 24. April. Herr Bergta 
Brisetze ist zum königl. „Ober⸗Bergrat“ Aller 
jöchst ernannt worden; derselbe wird auch forlan 
einem seitherigen Wirkungskreise erhalten bltiiben. 
Dudweiler, 28. April. Gestern Abend 
3 Uhr fand hierselbst im Lokale des Herrn Fuhr · 
nann eine Versammlung der Arbeiter der d 
Vendel'schen Roalsanlagen siatt. Ueber Ibl 
srbeiter waren anwesend. Dieselben erklärlen sit 
nit der angebotenen Theuerungszulage für Ver 
Jeirathete monatlich 6 und für Ledige 8 Mard 
nicht zufrieden. Der größte Theil der Arbeiter hu 
seute Morgen die Arbeit niedergelegt und will dire⸗ 
Abe nicht eher wieder aufnehmen, bis die in der 
esten Versammlung verlangten Normalloöhne und 
urzere Arbeilszeit bewilligt ist. Lohne werden 
jeriangt: für Braschenzieher 4,80 Mk. Ladet 
1000, Bauarbeiter und Tageldhner 3,50. (319) 
ISt. Arnual, 28. April. Im Lokale de 
derrn Gastwirth Towae findet am nächsten Sonn 
ag eine Versammlung von Bienenzüchtetn 
Jatt, wozu auch außer Vereinsmitgliedern Freunde 
)er Bienenzucht Zutritt haben. 
In Baumholder ist am Dienstag Abend 
der pratt. Arzt Wilhelm Nagel, soen., welchet 
zamentlich in früherer Zeit stark inanspruch ge 
sommen wurde und manchem Bein⸗ und Armbtut 
jeheilt hat, im Alter von fast 82 Jahren gestorben 
benso der Gasthausbesitzer H. Weinmaunnzp 
Schloß Dhaun — beide bekannte und belieht 
Zersoͤnlichkriten. 
F Mühlhausen, 24. April. Heute 
in großer Theil der Gießereiarbeiter wie 
er zur Arbeit zurückgekehrt. Es sollen, amtlich 
Angaben zufolge, nur noch etwa 1200 Arbeitt 
russflehen. Auch in den übrigen Maschinenbau 
vertstäiten der Stadt hat man zum großen The 
e irbeit wieder aufgenommen. Die Ruhe s 
zach wie vor nirgends gestört worden. Wollen 
spinnerejen und Baumwollenspit 
reren und Webereien nehmen nach un 
jach die Arbeit wieder auf. Bei Schlumbettn 
nuf der Densche arbeiten seit diesen Morgen sanr 
iche Spinner wieder, wähcend ein Theil 
Webererinnen noch aussteht. Diejenigen, die wo 
m meisten widerstehen und ausharren, sind di 
Fauartbeiter, die Maurer und 8 
nerleute, die auf ihrer Forderung von R 
dro Tag oder 40 Pfq. pro Stunde beharten · 
FRolmnar, 24. üprit. Der Strei! te 
zeute allge meim werden zu wollen. G su 
Jeule ungefähr 700 Arbeiter der Herzogsh 
Flablissemenis, 600 der Fabrik Hausmann 
crZabrit Kiener, 180 der Fabritk Vrn 
z„cheurer und 580 Arbeiter der Seidenfabrik Ann— 
Zaiden, die feiern. Auch in der Spinnt 
—„chwoerer (Spinnerei bei Horburg) fand h 
Norgen eine theilweise Arbeitseinstellung, die 
Nittiag allgemein zu werden droht, statt. I 
rärberei Scheurer Tempe standen heute 50 In