gzt. Jutherter Amzeiger
Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert.
er St Jugberter e Erscheint täglich mu nayme der Con-⸗9iertage. 3 mial wöchentlich mit Unterhaltungt-Blatt und Mittwochs und Samftags mi
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Dienstag, 29. April 1890. F 25. Jahrg
F99.
Deutsches Reich.
Darmstadt, 28. April. Die Kaiserin
zried rich ist um 1u3 Uhr hier eingetroffen
ind um 5 Uhr wieder abgereist. Die Königin
ziktoria reist morgen Abend nach Wind—⸗
ot ab.
München, 28. April. Durch Allerhöchfie
pischaft ist der Lan dtag bis zum 8. Mai ver⸗
ingert.
enach, 28. April. Der Kaiser wurde
eei seiner Ankunft vom Kriegerverein und von der
hevölkerung begeistert empfangen und vom Groß⸗
erzog von Sachsen⸗Weimar sehr herzlich begrüßt.
)er Erbgroßherzog hatte den Kaiser in Bebra ein⸗
eholt. Beim Eintreffen auf der Wartburg wurde
er Kaiser von der Herzogin Johann Albrecht von
ledlenburg und dem Kommandanien der Wari⸗
utg degrüßt. Der Kaiser erschien alsbald zur
rühstücksstafel. Um 7 Uhr findei Tafel statt. Um
O Uhr erfolgt die Abreise zur Auerhahnjagd.
Berlin, 26. April. Die „Berliner Politischen
lachrichten‘ melden: Die Reichbeinnahmen
e Gtastjahres 1889190 ergaben gegen den
oranschlag an Mehrerträgen: Zöͤlle 78,289 881
It, Tabaksteuer 196,3870 Mk., Zuckersteuer
86,890 Mk,, Salzsteuer 118,048 Mik., Brau⸗
leuet 3791,397 Mk., Reichsstempel⸗Abgaben
80920,358 Mik., Borsensteuer 11,951,707 Mt.,
hewat⸗Lotteriestempel 1,908,826 Mtk.; an Minder⸗
tirägen: Btanntweinmaterialsteuer 7,686,219 Mk.,
ranntweinverbrauchsabgabe 18,734 825 Mt.
Berlin, 26. April. Der Bundesrat
sut vorgestern dem vom Reichstage angenommenen
Unttage des Abg. Dr. Windthorst, durch welchen
as sogenannte Expatriirungs⸗-oder Ver⸗
unnungsgesse zz gegen den katholischen Rlerus
rseitigt wird, seine Zustimmung erteilt. Der An⸗
iag lautet: F. 1. Das Gesetz betreffend die Ver⸗
inderung der unbefugten Ausubung von Kirchen-
mern vom 4. Mai 1874 wird aufgehoben. 8.
Die auf Grund dieses Gesetzes ergangenen Ver⸗
lhungen von Zentralbehörden und Landespoligei⸗
rchorden verlieren ihre Gültigkeit. F. 8. vas
genwärtige Gesetz tritt mit dem Tage seiner Ver-
indigung in Kraft.
Schon wiederholt hatte der Reichstag in seiner
ehrheit die Aufhebung des Gesetzes vom 4. Mai
874 beschlossen, aber der Bundesrat hatte diesem
xRshlusse niemais zugeftimm. Jetzt ist nun auch
ies härteste der sogenannten Kulturkampfgesetze
eulen. — Vielfach bemerki wird eine Mitteilung
er, Berliner Börsen⸗Ztg.“, wonach der Reichs—
anger und Minisierpräsident pv. Caprivi dem
esredaltear der n brddeutshen Allge⸗
reinen Zeitung“, Geh. Kommissionsrat
—X empfangen habe, woraus geschlossen wird,
g das gedachte Blatt noch wie vor der offigidfe
oniteur“ bleiben soll. Es wird demgegenüber auf
se Rede des Ministerpraͤfidenten im Abgeordneten⸗
aise über die Stellung ber Regierung zur Presse
wiesen und deshalb die Mitteilung des
bisenblattes siatk in Zweifel gezogen.
Ausland.
Paris, 28. April. Die gestrigen Ge⸗
. deratswahlen sind ruhig derlaufen. Es
* en gewahlt: acht Konservative, zwölf Repu—⸗
er, ein Boulangist. Von 39 Stichwahlen
* 42 Republikaner, 4 Konservative und 13
naisten die meiste Aussicht. Bei der Depu⸗
— in Corrèze wurde der Republikaner
ench mit 8118 Suͤmmen gewählt Dea Ron,
'angist Vacher erhielt 8018 Stimmen. In Eure,
honne und Charente sind Stichwahlen notwendig.
Paris, 28. April. In Versailles
vurden mehrere Personen verhaftet, welche auf⸗
ührerische Aufrufe anläßlich der Maikundgebungen
in Soldaten verteilt haben. Es sollen sich darunter
Italiener befinden. — In Lyon wurden 8
Anarchisten, darunter 2 Frauen und 2 Aus—
uͤnder, verhaftet. Dieselben sollen eingestanden
saben, daß fie anläßlich des 1. Mai ein At ten⸗
at mit Explofivstoffen auszuführen beabsichtigten.
— In Roanne haben mehrere Verhaftungen aus
leichem Anlaß stattgefunden.
Paris, 28. April. Der König von
Ddahome hatte am 20. April den Oberst Terrillon
urch einen Brief davon benachrichtigt, daß er
Zorto Novo am 27. April angreifen werde.
darauf schrieb Kommandant Fournier am 27.
Upril an den König, er werde im Falle eines
Angriffes auf Porto Novo Weydah beschießen.
er hatte vorher ia Paris die Erlaubniß erbeten
ind erhalten, den Dahomensern zu beweisen, daß
Veydah im Bereich der französischen Geschütze liege.
fẽr ließ daher vier Geschosse in die vier Ecken der
Ztadt werfen, und bis jetzt haben die Dahomenser
einen Angriff auf Porto Novo gewagt. Die Ver⸗
täarkungen für die Marine⸗Infanterie schiffen sich
im 5. Mai in Bordeaux nach dem Senegal ein.
Pest, 28. April. Die „Ungarische Post“
neldet: die bisherigen Ministerkoönferenzen
inter dem Vorsitze des Grafen Kalnoky be⸗
chäftigten sich hauptsächlich mit dem diesjährigen
Ntehrerfordernis für die Einführung des rauchlssen
—AX
die Einstellung des neuen hierauf bezüglichen Bud⸗
jetpostens fand Zustimmung, eine endgiltige Ziffer
vurde jedoch noch nicht vereinbart. Sollte in der
rachmittags unter dem Vorsitze des Kaisers statt⸗
indenden Ministerberatung keine endgiltige Fest⸗
tellung des Mehrerfordernisses erfolgen, so würden
den bisherigen Ministerberatungen noch weitere
Nachkonferenzen folgen.
Totaie uu agis
* St. Ingbert, 29. April. Ueder die Sitz⸗
uing des Gauturntages in Saarbrückn am
ietzten Sonntage gehen uns noch folgende Mitteilungen
zu: Dieselbe begann Nachmittags 2 Uhr. Ver—
reten waren 25 Vereine mit 66 Stimmen, da⸗
unter 6 vom Gauturnrat. In Erledigung der
Tagesordnung wurden neuaufgenommen 4 Vereine,
odaß der Saur⸗ und Moselgau jetzt 34 Vereine
imfaßt mit 2205 Mitgliedern, unter welchen sich
283 praltische Turner und 340 Zoͤglinge befipden.
Die Gausteuer wurde wie bisher in Höhe von 7
Bf. belassen. Auf Antrag des Gauturnrats wurde
die Zahl seiner Mitglieder von 5 auf 7 erhoöht
ind zwar wurden als solche wiedergewählt die
derren: Sand⸗-Saarbrücken, Pecheur⸗St. Johann
Kecktenwald-Malstatt und Joh. Rickel⸗St. Ing-
hert; hierzu kommen als neugewählt die Herren:
Schmitt⸗Saargemünd, Wagner-Burbach und Maurer⸗
Saarbrücken. Eine sehr lebhafte Debatte veranlaßte
die Frage der Uebertragung des Gauturnfestes, da
azußer dem hiesigen Turnverein auch der Männer⸗
jurnverein Saarbrücken⸗St. Johann darum nachge—-
ucht hatte. Bei der Abstimmung ergab sich so—
»ann mit 43 von 60 Stimmen die Wabl von
3t. Ingbert.
*— Zur Deckung der Brandschäden pro
889 ist ein Beitrag von 14 Pf. von 100 Mark
Lersicherungskahnal exforderlich. Hierauf ist bereits
ein Vorschuß von 10 Pf. erhoben, sodaß nur noch
der Rest mit 4 Pf. zur Nachholung gelangt. Für
das laufende Jahr kommt gleichzeitig mit obigem
Keste ein Vorschuß von 20 Pf. zur Erhebung.
Beschleunigte Einhebung der Beiträge durch die
kinnehmer ist angeordnet.
— Für Brennerei-Besitzer, die seit
Einführung des neuen Branntweinsteuer ⸗Gesetzes,
also vom 1. Oktober 1887 ab, ihre Brennereien
naicht im Betriebe hatten, dürfte es von Wichtigkeit
'ein, zu erfahren, daß, nach von hochgeschätzter
Seite kommenden Mitteilungen der „Zw. 3.“, das
)enselben seinerzeit zugeteilte Kontingent ernstlich
Jefährdet ist, falls fich dieselben nicht dazu ent⸗
chließen koͤnnen, vor dem 15. Juni nächsthin ihre
Brennereien wenn auch noch so kurz, in Betrieb
zu setzen. Dabei müßten diejenigen Brenner,
velche fich seither der Aufstellung eines Meß⸗
2pparates bezw. Probenehmers widersetzt haben,
hei den Steuerbehötden darum einkommen, daß
hnen für den zum Zwecke der Wahrung ihres
dontingents unternommenen Betrieb die Aufstellung
der Apparate erlassen werde. Auf Materialbrennereien
hat Vorstehendes keinen Bezug.
O Boͤckweiler, 28. April. Daß die Ent⸗
deckung der Unthat manchmal auf dem Fuße
folgt, erfuhr ich neulich auf einer kleinen Ferien⸗
reise. Ein umherziehender Künstler mit Raritäten⸗
lasten und einem Affenpinscher, der zu mancherlei
Kunststücken abgerichtet war, übernachtete vor etwa
zehn Tagen in einem pfälzischen Dorfe an der
Lothringer Grenze. Des andern Tages wollte der
Wirt nach Pirmasens. Siehe da, es fehlten ihm
seine neuen Unaussprechlichen zum Anziehen, und
er mußte sich mit weniger guten begnügen. Zum
Blück waren bei seiner Heimkehr am späten Abend
die Wächter des Gesetzes in der Person der Horn—
hacher Gendarmerie anwesend, die von ihm noch
aachts auf die Suche in das nächste Dorf im
valopp gefahren wurden. Dort war nichis, aber
im dritten angeklopften Wirtshause des folgenden
Dorfes erwischten sie nachts um die zwölfte Stunde
den nichts ahnenden Künstler in Gesellschaft eines
Scherenschleifers im Laubstall, zogen ihm seine
alten Hosen aus und foͤrderten so die dem ersten
Wirt gestohlenen zutage. Er bekam nun ein neues
Quartier, sein unb steuerter Hund wurde dem Wirt
in Kost gegeben. Des Morgens trug der Gemeinde⸗
diener den Kasten und den Ueberzieher des Ver⸗
hafteten, der ohne Papiere vorgab ein Pfaͤlzer,
dann ein Badenser, dann ein Württemberger zu
sein, im Triumph auf die Bürgermeisterei und der
Scherenschleifer ging nebenher und sagte: „Gelt,
o gehts, wenn man nicht sauber ist. So etwas
tann man mir nicht nachsagen.“ —
Nun dürfte sich das Wetter ääͤndern, daß man
die Frühjahrssaat zu Ende brächte. Die
vereits gestedten Kartoffeln leiden voraussichtlich
unter der Nässe und den Rest bringt man nicht hinaus.
die Hoffnung auf eine gute Odsternte ist auch her—
abgestimmt, da es in die Blüte regnet.
— Durch Verfügung der kgl. Oberpostbe⸗
hörde find die zur Gemeinde Quirnbach gehören⸗
den Einzelanwesen Neuhäuschen, Gobelshaus,
Bruchmühle und Papiern ühle, bisher zum Post⸗
»estellbeziik Grünstadt gehörig, vom J. Mai ab
dem Landbesstellbezirk der kgl. Postexpedition Eberts⸗
heim zugetheilt worden.
— Kaiserslautern, 26. April. Heute
Nittag wurde auf der b enachbarten Neumühle in
inem Schuppyen unter Stroh verdeckt eine mann—