Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Vom Hocherberg, 10. Juli. Die 
ohlenausbeute unseret Landschaft scheint 
immer bideutender zu werden. Während in 
neuerer Zeit Grube Frankenholz weitere 
Anlagen jur Koblenfoörderung herrichtet, wird 
auch in der neuen Grube im sogenannten „Pfaf⸗ 
fenwald“ bei Hoͤchen rüstig gearbeitet. Nachdem 
eine genügende Wasserleitung geschaffen wurde und 
der im verflossenen Winter eingestürzte Kamin 
wieder emporragt, ist neues Leben in die Grube 
gekommen. Zu wünschen ist nur, daß der Erfolg 
des großen Schachtschlags nicht allzu lange aus- 
bleibt Wwr vder Bercschterstutter der 8w: Ztg.“ 
erfuhren hat, soll die Gesellschaft des obigen 
Werkes auch das Feld am benachbarten Neuhof 
augekauft haben, wo die Kohlen in ganz geringer 
Tiefe auftreien. 
— gaiserslautern, 9. Juli. Die 
Konservativen des Wahlkreises Kaisers⸗ 
lautern⸗ Kirchheimbolanden haben, wie der „Pr.“ von 
dem Wahlausschufse dieser Partei mitgeteilt wird, 
gesserti in einer Beratung über die Neuwabl zum 
Keichstage nach langerer Erbrierungibeschlossen, sich 
der Wahl zu enthalten. 
— Kaiserslbautern. Dag Luth'e rfeste 
spiel, welches in hiefiger Stadt zur Aufführung 
gelangt und bekanntlich vom Protestantenverein hier 
in Szene gesetzt wird, soll nach Fertigstellung der 
Kostüme voraussichtlich gegen Ende dieses Monats 
aufgeführt werden und zwar durchweg mit hiefigen 
Kraften. 
— Pirmasens, 10. Juli. Heute Morgens 
gegen 3 Uhr verunglücdte zwischen dem Hom⸗ 
drunner ˖ und Lambsbachhof der 18jährige Anton 
Gröninger vom Schindhardi bei Dahn, indem er 
bdon einem beladenen Wagen überfahren wurde und 
dabei das linke Bein oberhalb des Knies brach. 
Wie es nach dem „P. Anz.“ heißt, sei der Bursche 
neben dem Fuhrwerk hergegangen, wobei er öͤfters 
vom Schlafe befallen wurde, wodurch wohl das 
Unglück enistand. Herr Dr. Gries leistete ärztliche 
Hilfe und Herr Spitalverwalter Bernhardt brachte 
den Verungiückten mittelst des Transvortwagens in 
das Spital. 
— Landau, 10. Juli. Zum Zwec der 
Bründung eines Gastwirthsvereins für 
hiesige Stadt soll morgen Abend in der Reftaura— 
lon Hertmann in der Königstraße eine Versamm⸗ 
lung stattfinden, in welcher Herr Reith von Speher 
einen Vortrag über die einer solchen Vereinig⸗ 
ung entspringenden Vortheile halten werden wird. 
Wie der „Eilb.“ hoͤrt, wird ein neues Unter⸗ 
nehmen eigener Art hier begonnen, bezw. hierher 
verlegt werden. Es handelt fich um die seit 
mehreren Jahren bereits auswärts bestehende Most⸗ 
Gesellschaft (OGnfermentod Wine Cie.), welche ihr 
Produtt Amplosia“ (von dem griech. Wort flr 
Rebe) hauptsaächlich nach überseeischen Landern als 
alkoholfreies Getränk und Genußmittel absetzt. Der 
Betrieb der Amplosia⸗Kellerei soll von nun an von 
Landau aus geschehen und soll der Artikel u. a. 
auch als Kurmittel in Deutschland eingeführt wer⸗ 
den, indem derselbe — als reiner, unvergohrener 
und als solcher haltbarer Traubensaft z. B. eine 
Traubenkur zu jeder Zeit und überall ermöglicht 
und zwar ohne die dem direlten Genusse der 
Weintraube anhaftenden Nachtheile wie Kerne, 
Hülsen ꝛc. ꝛc. 
— Landau. Das Madenburgfest, 
welches in Folge ungünstiger Witterung am 22. 
Juni nicht abgehalten werden konnte, findet gutem 
Vernehmen nach nunmehr am Sonutag den 27. 
Juli statt. 
— Schaidt, 10. Juli. Herr Karl Mar—⸗ 
lin dahier hat in seinem Garten einen Weinstock 
mit voliständig rei feen schwarzen Trauben. 
— Speyer, 10. Juli. Heute fruh 8 Uhr 
begann hier in der kgl. Lehrerbildungsanstalt der 
schriftliche Teil der Seminarschlußprufung 
für den 2. Kurs des hiefigen Seminargs, der dieses 
Jahr 22 Zöglinge zählt. Auch beteiligen sich in 
diesem Jahre wieder 18 weibliche Schulamtszoͤglinge, 
weiche ihre Vorbildung im hiesigen St. Magda— 
lenenkloster genossen haben. Die Prüfung erstieckt 
sich auf den 10. 11., 14. und 15. Juli. 
Pf. 3. 
— Von einer Anzahl junger e 
Speyer wurde unter Mitwirkung mehrerer älterer 
Kaufleute die Bildung eines kaufmännischen 
VBereines beschlossen und ein Statutenentwurf 
zurchberaten und aufgestellt. 
— Dürkheim, 10. Juli. Aus Anlaß des 
Zojahrigen Stiftungsfestes des Turn⸗ 
VBereins wird am 19. d. Mt. im Saale der 
„Vier Jahreszeiten? ein Kommers veranstaltet. 
die „Liedertafel“ hat ihre freundl. Mitwirkung 
zugesagt; die Kapelle Allbach hat den instrumen⸗ 
alen Theil übernommen. 
— Ludwigshafen, 10. Juli. Der be—⸗ 
kannte und leistungsfähige Komiker Geisaus 
Muünschen hat seinen Besuch in hiesiger Stadt 
ingezeigt und wird an den Abenden des Samstaga 
ind Sonntags im Gesellschaftshaus dahier 
auftreten. 
Ludwigshafen, 10. Juli. Unver⸗ 
hofftes Glück ist drei hiefigen Einwohnern zu Teil 
Jeworden. Dieselben haben mit einander ein 
Ziertel⸗Loa der. Berliner Schloßfreiheit⸗Lotterie ge⸗ 
ponnen, das mit einem Haupitreffer von 100,000 
MRack gezogen wurde. Joͤr Anteil beträgt demnach 
usammen 25,000 Mart. Die Glucklichen; heißen 
rach der „Pfälz. Pr.“ Defren, Funk, Hausmeister 
m Kasino, und Schröch Amisgerichtsdiener. Zur 
xImpfangnahme des ansehnlichen Gewinnstes haben 
wei davon bereits die Reise nach Berlin ange⸗ 
reten. 
— Ludwigshafen. Unter dem ange⸗ 
wmmenen Namen Füllhaupt ließ sich hier vor 
iniger Zeit ein gewisser Joh. Ad. Walther, der 
vegen Wilddieberei von der jenseitig bayerischen 
Bolizeibehorde steckbrieflich verfolgt wurde, nieder. 
Die hiefige Polizei kam aber dem Verfolgten auf 
die Spur und verhaftete ihn. 
— Oggersheim, 9. Juli. Nach einer 
oeben hierher geiangien Trauernachricht ist der 
nuch auswärts wohldekannte Fabrildireltor Herr 
deorg Frish gestern im Bad Wildungen ver⸗ 
torben. — Im hiefigen Verwahrungslokal machte 
deute Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr der ca. 
59 Jahre alte Spenglermeister Emil Julius Otto 
Mielke aus Berlin seinem Leben durch Er—⸗ 
hängen ein Ende. Mielke wurde wegen eines 
n Worms ausgeführten Diebstahls von einem 
dortigen Schutzmann verfolgt, in der Nähe hiesiger 
Stadi festgenommen und vorübergehend auf kurze 
Zeit im hiesigen Arrestlokale untergebracht. Als 
Hielke zum Rücktranspott nach Worms wieder ab⸗ 
geholt werden sollte, hatte er sich bereits erhängt. 
— Frankenthal, 9. Juli. Schwere, aber 
wohlverdiente Strafe traf gestern den 21jährigen 
Schiffer Johann Geis von Niederlahnstein, welcher 
dom Landgericht zu 2 Jahren 6 Monaten Gefäng⸗ 
aiß verurtheilt wurde, weil er in Ludwigshafen 
inem Kameraden, mit dem er wegen einer Dirne 
in Streit gecaten war, mit einem Seile, an dem 
—„chrauben befestigt waren, mehrere Hiebe über den 
dopf versetzt hatte. Der so Mißhandelte war 3 
Monate krant und wird wohl sein ganzes Leben 
chwerhörig bleiben. 
— Frankenthal, 10. Juli. Das hiefige 
Tgb.“ bderichtet: Die angekündigte Probe einer 
Feuerlöschmasse, bergestelli von einem Wienen 
Fabrikanten, fand gestern Nachmittag um V.4 
äͤhr auf der Bleiche statt. Etschienen waren die 
Feiden Herrn Kommandanten sowie viele altive 
Mannschaften der städt. Feuerwehr, außerdem kamen 
noch auf Einladung mehrere Stadtratsmitglieder 
und sonstige Bürger, um sich das interessante Schau⸗ 
piel anzusehen. Es waren 8 große Holzstoͤße mit 
Stroh bedeckt gebildei, wovon zwei mit Theer und 
Frdöl getränkt waren, während der mittlere mit 
Wasser übergofsen wurde, das aufgelöste Löschmasse 
nthielt. Zum Ueberfluß wurde auf den einen 
zroßen Holzstoß ein in das Wasser eingetauchter 
dundel Hobelspahne gelegt, der später unberthrt 
‚on der Flamme wieder vorgefunden wurde. An⸗ 
gestect entwickelte das Holz eine haushohe Flamme 
ind ein Qualm stieg auf, der dei dem ftärkstem 
Schadenfeuer selten erreicht wird. Und um diest 
ingeheuere Feuermasse zu loͤschen, genügten füt 
jeden Holzstoß drei Eimer des mit der Feuerlösch⸗ 
nasse präparierten Wassers. Ueberraschender war 
noch die Löschung von zwei Faß Theer, deren In⸗ 
Jali auf der Bleiche ausgeschüttet waren; hiezu 
Jenügte ein Eimer des praͤparierten Wassers. Der 
xẽtfoig des ganzen Experimentes war ein großartiger 
ind jedermann über den Erfolg, wie man zu sagen 
pflegi, ganz „baff“. Ob der die Probe leitende 
cremde Herr einen Verläufer für die Loͤschmass⸗ 
hier fand, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. 
Jedenfalls durfte es empfehlenswert sein, solch ein⸗ 
aches Mittel, wie sich die Masse darstellt, im 
dause zu haben, denn mit Leichtigkeit kann 
urch Anwendung derselben und mit wenig 
Wasser, namentlich ein Anfangsbrand gelosch 
verden. 
— Frankenthal. Die Rache des 
Beliebten. Ein Schlosser, hier in Atben 
ftehend, unterhieltmit einer hiefigen Dienstmagd ein 
diebesverhältniß, das letztere loͤste. Darüber auf⸗ 
Jebracht, suchte ersterer seine frühere Geliebte dieser 
Tage dei einem Spaziergang auf, zerrte fie in ein 
Fruchtfeld und schlug mit einem mitgeführten sbitzen 
Stein derart auf das Mädchen ein, daß es 18 
Zopfwunden, darunter einige sehr erhebliche dabon 
trug Wahrend man die schwer Verletzte inz 
serankenhaus ˖ drachte, wurde der Eifersüchtige der. 
haftet und ins Unterfuchungsgefängnis abgeführt 
jedoch später wieder auf freien Fuß gesetzt. 
Vermischtes. 
F Dudweidler;, 10. Juli. Auf der hiefigen 
Grude feiern momentan 400 Schlepper. Durt 
Jeraustretende Berge ist nämlich am „großen Schacht· 
zie Förderung unmöglich geworden. Es wird ge⸗ 
jofft, den Schaden bis Montag reparirt zu haben, 
d daß dann die unfrewillig Feiernden ihre Arbei 
wieder aufnehmen können. GBig) 
Von der SchloßfreiheitLotterie soll ein 
Bewinn von' 6000 Mt. nach Burbach ge— 
ommen sein. 
St. Johann. Der Direktor der kul 
Saargruben, Herr Oberbergrat Naf se von hier 
ind Bergwerksdirektor Kirümmer dvon Sulzbach 
ind zu eiger sechswöchentlichen Tour nach Eng 
sjand gereist, um daseldst die Ardeiterderhalt 
aisse ꝛc. zu studiren. Die Reise ist, wie man de 
„St. Joh. Z.“ mitteilt, auf Veranlaffung der 
igl. Staatsregierung hin geschehen. 
Worms. Ein riefiger Mammuth⸗ 
Stoß zahm ist Samstag in der Jakob Schuttler- 
chen Kiesgrube vor dem Mainzet Thor gefunden 
ind dem Paulus-Museum überwiesen worden. Der 
Zahn ist 2 Meter 30 Cent. lang und mißt 51 
Fent. im Umfange. Bei dem Ausgraben durchbrach 
war die im Laufe der Jahrtausende mürbe ge⸗ 
vordene Elfenbeinmasse in zwei Stücke, jedoch wird 
ieser Bruch wie auch die übrigen kleinen Absplit⸗ 
erungen reparirt werden, so daß der interreffante 
Fund darnach in seiner ganzen Größe zur Aus · 
dellung kommen wird. 
4 Das nachste, im Jahre 1893 abzuhaltende 
deutsche Bundesschießen wird in 
Mainz abgehalten. 
Wie die „Woͤrishoͤfer Blaͤtter“ mittheilen 
joll auf Anregung des Obersiabsarzt a. d 
Dr. Katz in Uim ein Verband Kneipp— 
scher Aerzte“ ins Leben gerufen werden, damil 
ine Vertreiung der Kneipp'schen Natur⸗Heib 
methode gegenaber den maßlosen Angriffen und 
Hetzereien der Schulmedicin ermoͤglicht, auch dat 
Janze System nach jeder Richtung vertieft und 
wissenschaftlich ausgebaut werden lönne. 
4 München. (VCandesvermessung) 
Dem Vernehmen nach find zur Zeit Seitens des h. 
ataster · Burceaus — der vermessungstechnischen 
Zentralstelle Bayerns — die einleitenden Arbeiten 
sür eine Erweiterung des trigonomeil— 
rischen Nestzes der Landes-Vermessung im Gange. 
Diese Arbeiten bestehen in der Sicherung und theil⸗ 
weise Neubestimmung der Punkte des älteren Se⸗ 
fundärnetzes, sodann in der Neuanlage eines Dtei⸗ 
scknetes III. Ordnung, in welchem 1 Puntt auf 
nes Quadteie Kilomeler oder ein daherische 
Datasterblatt entfält. Die betreffenden Punlte 
sowein fie nicht Kirchthurme, Schloßthürme 
dergl. sind — werden mittels Steinen dauernd im 
Felund marlirt. Die Ausfuhrung dieser, den 
wissenschafllichen Theile der Katasfiertechnik zuge 
yorigen Arbeiten ist geeignet, den allseitig aner⸗ 
aen Werih der baherischen Landesvermessun⸗ in 
deren grundlegendem Theile zu fichern und zudem 
illen neueren Vermessungsarbeiten die merlitug 
cndere rigondmetrische Grundlage zu geben. In 
sehlere gin nicht nur fur die Heigentlich —5 
technischen, sondern auch für die — *8£B 
naten wie micht minder fur die dorste un 
senbahmechnischen Vermessungen. Die oben 54 
vahnten rigonometrischen Messungen fur das 
n Drdnung haben im Regierungoͤbezirle Schwa 
ind Reuburge gunachst zwischen Augsburg u 
Schwabmunchen — bereits begonnen. qi 
pSchongau, 7. Juli. Ein 
zarer Hageüschlag vernichtete vorgesiern in