Full text: St. Ingberter Anzeiger

Polizeikommissariat sind etliche Bestimmungen als 
Zusotz zur Marktordnung erlassen worden. Es 
st daͤrin das Uebersteigen der ausgelegten Waaren 
berboten; ferner ist es verboten, Waaren wie 
Butter, Käse, Rahm u. dgl. anders als mit den 
bon den Verkdufern hierzu bereit gehaltenen Messern 
oder Loffeln zu versuchen. Auch das höchst unvassende 
Antrinken der Milch in Häfen, wie es von man— 
chen den Markt besuchenden Frauen beliebt wird, 
ist bei Strafe verboten. Wer schon zugesehen hat, 
welche Versuche an Butter, Käse u. dgl. mit manch 
mal an die Mohren erinnernden Fingern unter⸗ 
nommen wurden, der wird unserem Polizeikommis⸗ 
sariat für diese neue Maßregel dankbar sein. Ferner 
ist vorgeschrieben, daß der Markiplotz vor 6 Uhr 
morgens von den Verkäufern nicht mit Waaren be⸗ 
stellt werden darf und daß es während des Mark⸗ 
es überhaupt verboten ist, mit Kinderwaaen durch 
die Reihen zu fahren. 
— Frankentbal, 10. Juli. Se. igl. 
Hoheit der Prinz⸗Regent hat dem Schoͤpfer 
des in Edenkoben jungst enthüllten König Ludwig 
T..Denkmals, Herrn Professor Perron, den Ver⸗ 
dienstorden vom hl. Michael 4. Kl. verliehen- 
— Frankenibal, 10. Juli. Dieser Tage 
hrachte die „Frankf. Ztg.“ und nach ihr eine Reihe 
anderer Blätier einen Artikel aus unserer Stadt 
Aber eine „Weinfälschungs-Affaire“. Von beteilig- 
ler Seite wird nun mitgetheilt, daß die Sache 
sehr stark übertrieben sei. In Folge Denunziation 
eines Konkurrenten sei der Keller eines Küfers wohl 
bon einer Gerichtskommission besucht worden. That⸗ 
sache sei, daß ein kleineres Quantum Zucker vor⸗ 
handen war, das aber nicht versteckt gewesen; über 
dessen Verwendung wurde entsprechender Aufschluß 
gegeben. Ebenso verhalte es sich mit dem „Feder- 
weißen;“ es sei ein kleineres Faß ganz gewöhnlichen 
Trinkweines für eigenen Gebrauch gewesen und 
habe deßhalb auch in den oberen Raäumlichkeiten 
gelegen. Die Kommission entnahm Proben zur 
chemischen Untersuchung. Der betr. Weinhändler 
ifi der Anficht, es sei anständiger gewesen, das 
Resultat derselben abzuwarten, als der gerichtlichen 
Untersuchung vorzugreifen, verdächtigende, geschäfts- 
schadigende Zemerkungen beizufügen und die Sache 
boreilig in die Zeitung zu bringen. Wenn er 
Erntewein zu 30 Pfg. per Liter verkaufe, so sei 
das seine Sache und er werde von den betreffen⸗ 
den Blättern vor Gericht den Beweis fordern, daß 
der Wein „in der Ernte gemacht“ sei. 
— airchheimbolanden, I1. Juli. 
Herr Comptoirist Karl Nab hier kaufte das pvach 
dem Bahnhof zu gelegene von Herrn Bauunternehmer 
Gabelmann neuerbaute Wohnhaus in der Eden⸗ 
hornerstraße um den Vreis von 4050 Ml. 
Vermischtes. 
F Munchen, 10. Juli. Die kgl. Regierung 
von Oberbayh⸗rn erlaßt folgende Bekanntmachung: 
In den vier Stunden von München entfernten, 
zwischen den Bahnlinien München-Kirchseeon⸗Grafing 
und München-Pring⸗Schwaben gelegenen Ebers⸗ 
berger Parke werden zur Aufarbeitung der Holz 
massen, welche sich in den von der Nonnenraupe 
befallenen Fichtenbestanden ergeben — beiläufig 
500,000 Ster Langholz und sonstiges Nutzholz 
und 200,000 Ster Brennholz — eine größere 
Anzahl Holzhauer gegen gute Alkkordlöhne gesucht. 
Tuchtige Holzhauer, welche fich an dieser Arbeit 
betheiligen wollen, haben sich mit ihren Werkzengen, 
eiaem Leumunds⸗Zeugnisse und Heimathscheine ver⸗ 
sehen bei dem kgl. Forstamte in Anzing oder dem 
igi. Forstamte Ebersberg oder bei dem kgl. Forft⸗ 
amts Assessor zu Eglharting sofort zu melden. 
7Muünchen. Der renommirte Gasthof, zu 
den drei Raben, des Hrn. Martin Stengel, 
Schillerstraße, ist um den Preis von 600,000 Mtk. 
von Herrn Martin Graßl, dem als sehr tuchtigen 
Wirth bekannten Pächter des Hascherbrau (Send⸗ 
lingerftraße), gekauft worden. 
Trauung im Luftballon. In Lewell 
(Massachusetts) wurden am Sonntag Charles G. 
Howell und Lottie E. Anderson in einem von 
AÄnkern festgehaltenen Luftballon in Gegenwart oon 
10 000 Zuschauern getraut. Der Geistliche, welcher 
—XDD 
die Brautjungfern verließen den Ballon und stiegen 
zuf terra firma heraeb. Der Bräutigam, ein ge— 
schickter Luftschiffer, rief dann: „Los 1l“ Die Stränge, 
welche den Ballon festhielten, wurden zerschnitten, 
und das Luftschiff segelte graziös in die Lüfte unter 
dem betäubenden Juhbel der großen Volksmenge, die 
durch die Neuigkeit einer Hochzeitsreise im Ballon 
nicht wenig erregt war. Den neuesten Nachrichten 
jufolge war am nächsten Morgen der Ballon noch 
rnicht niedergestie en. 
Staädtisches. 
In der gestern Nachmittag stattgefundenen 
Zitzung hatte sich unser lͤbl. Stadtrat zuerst 
mit der so viel besprochenen Wasserleifungs⸗ 
frage zu befassen. Zur näheren Beleuchtung der 
Sache verliest der Herr Bürgermeister einen Artikel 
Wer die Thaätigkeit des technischen Bureaus für 
Wasserversorgung in Munchen. Dasfelbe hat den 
Zweck, den nachsuchenden Gemeinden in Wasserbaufta⸗ 
Jen technischen Beirat zu spenden eventuel auch Aus⸗ 
sührung der Pläne zu einer Wasserleitung oder 
dieser selbst zu übernehmen. Die Kosten flr die 
zenerellen technischen Vorarbeiten wird die betr. 
hemeinde aus dem staatlichen Wasserversorgungs— 
onds erstattet erhalten, während fie jene für die 
detailpläne und Kostenboranschläge selbst tragen 
nuß. Infolge der Vereinigung der pfaälzischen 
Zrandversicherungsanstalt mit der rechtsrheinischen 
ind nunmehr auch pfälzische Gemeinden berechtigt, 
im Zuwendung eines Zuschusses aus genanntem 
fonds zu den Kosten einer Wasserleitung zu 
setitioniren. Kommt solche durch das Bureau zur 
lusführung, so werden auch die Kosten der Pläne 
„om Wagßserversorgungsfonds übernommen. Was 
ann den hiefigen Fall anbelangt, so empfiehlt 
derr Bürgermeister, daß sich der Stadtrat auf 
jem Instanzenweg an das Bureau wende. Nach 
en Erhebungen bei unserer Burgerschaft sei eine 
Wasserabnahme sicher für die Summe von 7000 
Mart; hierzu kämen vielleicht noch Abnehmer für 
»en Bedarf von 3500 Mark. Auch könne die 
Ztadt für öffentliche Brunnen ꝛc. den Betrag von 
500 Mark der Verzinsungssumme hinzufügen. 
derr Stadtrat Wagner wünscht auch Anfrage bei 
jem eines außerordentlichen Rufes genießenden 
Wasserbau⸗Ingenieur Hrn. Kölwel betr. Kosten der 
ßläne und Voranschläge. Nach seiner Kenntnis 
er Wasserleitungsbauten in Neunkirchen, Burbach, 
Zaargemünd, Maikammer ꝛc. glaubt Herr Wag⸗ 
jer, man koͤnne annehmen, daß die Kosten für 
ine hiefige Wasserleitung sich auf 200000 Mark 
lellen werde. Während auch Herr Stadtrat Laur 
bie Pläne durch Hin. Kölwel ausgeführt haben 
nöchte, verweist Herr Dr. Ehrhardt besonders in 
stüclicht des staatlichen Zuschusses auf den In- 
tanzenweg. Der Stadtrat beschließt sodann ohne 
Abstimmung die Errichtung einer Wasserleitung 
inter Uebertragung der Vorarbeiten und Pläne an 
das technische Bureau, und petitionirt zu 
sleicher Zeit um Zuwendung eines Beitrages aus 
jem Wasserbersorgungsfonds. Sollten sich die 
dosten der Wasserleitungsanlage zu hoch erweisen, 
o ist die Stadt doch nicht zur Ausführung ver⸗ 
aflichtet. — Wiederum standen zur Besprechung 
zie baulichen Veränderungen am Lateinschul⸗ 
zebaude. Die betreffenden Pläne des Herrn 
Zezirksbauschaffners liegen vor. Außer dem Auf⸗ 
hau eines dritten Stockwerkes für Lehrsäle urd 
er Wohnung fuür den Schuldiener sind nur ge⸗ 
inge Umänderungen vorgesehen. Der untere Stod 
oll künftig nur enthalten: links Rektorats⸗ und 
gibliothets Zimmer, rechts großen Turnsal und 
Horzimmer. Der Stadtrat bewilligt einstimmig 
ie nöthigen Mittel in Höhe vor 8500 Mark, 
owie eine enisprechende Entschädigung an den 
Zeichner der Pläne. — Den nothwendigen 
—chuttablagerungsplatz besitzt die Stadt 
mmer noch nicht. Das Eisenwerk Krämer hat 
ine Anfrage um Abtretung von Land bei der 
Ibermühle abschlägig beantwortet. Herr Laur hält ein 
Terrain links der Hasseler Straße bei der Tränke als 
jeeignet. Herr Gürgermeister bringt zur Sprache, 
b es nicht angezeigt sei, Landereien zu erwerben 
uur Anlegung von Verbindungsstraßen zwischen dem 
Zreß'schen Hause und der Lateinschule einerseits, wie 
em Hoͤfchen und den Großgärten anderseits. Doch 
and der Vorschlag nicht die Zustimmung, viel- 
nehr wird der Vorsitzende beauftragt, inbetreff des 
on Herrn Laur bezeichneten Terrains Unterhand⸗ 
ungen anzuknüpfen. — Schon früher hat der 
Ztadtrat den Wunsch geäußert, daß die Elvers- 
»erger Straße durch den Distrikt übernommen 
werde. Da aber diese Straße Eigenthum des 
Fisenwerks Krämer ist, so ist vorerst Abtretung 
»es Straßendammes in der Breite von 6 Meter 
rforderlich; es soll deshalb bei der Firma Eisen- 
verk Krämer angefragt werden, ob sie zur Ab 
tretung der Straße in vorgefchriebener Vreit⸗ 
neigt sei, falls der Diftrikt dieselbe —T 
— Der Vertretung des Heren Einnehun 
Alt, welcher auf 6 Wochen zu den militärischen 
ungen einrückt, durch den Finanzkandidaten * 
Dd. Niederreiter wird zugestimmt. Bei dieser 
legenheit ertheilt ferner der Stadtrat an die d 
lische Einnehmerei Kreditbefugnitz von 10000 M 
zur Deckung der fortlaufenden Ausgaben. — 
Winwe von Hrch. Schmitt geb. Gröbel hen 
prucht Heimatrecht hier bezw. Unterstühn 
edamehi wal sicing wischen n 
Frankenthal und St. Ingbert; nach Vorlesung d 
her vorliegenden Erhebungsresultate wird beschoss 
jegen die Zuweisung der Familie des Hrch. Ehun 
einen Rekurs zu erheben. — Da gegenwärtig d 
zflasterung der Pfarrgasse in Arbeit ist, soll du 
tzasleitungsnez dortselbst erweitert werdn 
Nuch soll die Pflasterung bis zum Wahen 
»amm fortgesetzt werden, was weitere gsh 
Mark erfordert. Die Besitzer der anliehen— 
den Gärten zwischen dem Schmelzer'sche 
ind Theobald'schen Hause werden ersucht, die nihh 
m Alignement stehenden Gartenmauern zurüdoe 
etzen zu lassen, wozu ihnen städtischerseits indge 
amt eine Beihilfe von 300 Mk. angeboten wur 
den soll. — Die Pläne über den gedeckten 
danal, der vom Schlachthaus in den Muttt⸗ 
zach und zwar durch die Unterführung des Eisen— 
zahndammes hindurch hergestellt werden soll, liegen vo 
Die Kosten wücden 2800 Mt. betragen. Die Ve— 
chlußfassung hierüber wird jedoch vertagt. — Hen 
Burgermeister theilt mit, daß die Petition um Kr⸗— 
ichtung einer Garnison dahier seitens des thl. 
kriegsministeriums abschlagig beschieden wurde. — 
stach Erledigung einiger unbedeutenderer Sahhen 
rtheilt der Stadtrath die Genehmigung zur Ah— 
jaltung des Gauturnfestes hier. Hiernach erjols 
S„chluß der Sitzung. Zu bemerken erübrigt, du 
Ammiliche Beschlüße von der Versammlung ung 
heilt gefakt wurden- 
Volks⸗ Lansvitt IIcha? liches. 
Maunheim, 10. Juli. Produktenbörse. Weip 
falzer 22.80 bis —.— norddeutscher 22.00 bis 223 
faljerKoggen 18,00 bis — — russischer 16,75 bis 13. 
hafer. badischer 18,— bis 18 25 Mi. neuer — — bis — 
Kt, Kleesamen deutsch. J. 82,00 bis — — Kletr 
amen deutsch. I. 66,00 bis 68,00 Luzerne 118 bis 125 
ßrovencer 180 bis 140, Esparsette 28, — bis 29, — Weijen 
sichi r dod 30 25. Kir. O 38 25, Ar. 1 8125 
0.25, Nr. 3 28.25, Nr. 4 24. -, Roggenmehl 9 
27. 530. Nr. 1 24 50 
tens. AMrachrichten. 
Finanz dienst. Die Verwesung der erledio 
en Steuer und Gemeinde⸗Einnehmerei Betgzahen 
purde dem bisherigen Stellvertreter Wilhelm Naß 
bertragen. 
Far Anne⸗richten. 
Gestorben: In Kaiserslautern Regr 
Müller, geb. Schwind; in Cbertsheim Jolo 
Höbel II., 36 J. a. 
Telegraphischer Schiffsbericht 
der „Red Star Linie“ Anwwerpen. 
Der Postdampfer „Belgenland' der „R 
Ztar Linie,“ in Antwerpen, ist taut Telegtam 
im 9. Juli wohlbehalten in Philadelnbi 
aingekommen. 
Neuneste Nachrichten 
Eide, 11. Juli. Der Kairser trat heuß 
rüh um 8 Uhr eine Carriolfahrt über Vossevanger 
nach Stahlheim an. Der Himmel ist bezogen, de 
Weiter kuhl. indessen scheint sich das Weatter a 
laren zu wollen. Die „Hohenzollern“ fahrt übe 
gergen nach Gudvangen. um dort den Kaiser un 
twarten. 
Rom, 11. Juli. Casati kam in Veoh— 
in und atlärte degenüder seinen Freunden. 
Zaltung Stanley's sei ihm geradezn unbegreiflib 
Richt Emin wurde von Stanleh, sonden 
5ranley, der sich in verzweifelter Lage befand 
vurde von Emin gerettet. Casati gedenlt die 
163nde in einem Buche klarzustellen. 
er dree Nedekron —E F. X. Demet. 
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