Full text: St. Ingberter Anzeiger

abzusch neiden, als diese mit blitzschnellem Griff ein 
gewaltiges Stück Cervelatwurst verschwinden ließ. 
Die resolute Fleischersfrau hatte dies alles gesehen, 
und tret jetzi zum tödtlichen Schrecken der Ertapp⸗ 
jen in den Rahmen der Thür. Sie verlangte ihr 
dalten Blutes die entwendete Wurst ab, was seitens 
der zitternden Frau unter Wehklagen und Bitten 
um Schonung geschah. Obwohl die Bestohlene alle 
Rücksicht mit dem Ehemänn der Ladendiebin nehmen 
moͤchte, wird fich das Eingreifen des Strafrichters 
kaum aufhalten lassen. 
— Kaisecslautern, 14. Juli. Die 
Volkspartei hat Gutsbesitzer Grohs6 (Hambach), 
die Sozialdemokraten Dr. Rüdt (Heidelberg) wie⸗ 
der als Reichstagskandidaten aufgefiellt. 
— In Rodalben wurden am letzten Sonn⸗ 
tag während dem Vormittagsgottesdienst einem 
Maädchen von Reuhof aus der Tasche, im Socluch 
eingebunden, sieben Mark, welche für eine Zahlung 
bestimmt waren, von einer Sonntagsschülerin ge⸗ 
ohlen. Es wäre zu wünschen, wenn die Diebin 
entdedt würde, damit sie der gerechten Strafe nicht 
entgehen kann. 
— Pirmasens, 15. Juli. Am Sonntag 
wurden hier zwei Eindruchsdiebstähle verübht. Am 
Miltag stieg ein Unbekannter in den Laden des 
herrn Seeberger in der Haupistraße, den er dann 
durch den ruckwäörtigen Ausgang verließ, ohne 
etwas erbeutet zu hoben. Nachbarn hatten das 
Einsteigen bemerkt und wollten den Dieb abfassen, 
was ihnen aber nicht gelang. Am Abend schlich 
fich ein anderer Dieb (vielleicht war es auch der— 
selbe) in den noch nicht geschlossenen Laden des 
Herrn Ph. Scherer in der Löwenbrunnergasse und 
entwendete aus der Ladenkasse 8— 10 Mk. Baargeld. 
Auch hier wurde der Gauner bemerkt, freilich zu 
spät, und die eingeleitete Verfolgung blieb ohne Er⸗ 
folg. — Gestern wurde der 17jährige Tagner 
Johann Weber von Münchweiler hier ins Gefäng⸗ 
niß eingebracht. Derselbe soll einen Einbruchsdieb⸗ 
stohl am Bahnhof in Münchweiler verübt und 
dabei ungefähr 15 Mk. Baargeld entwendet 
vaben. 
— Der Sängerbund Pirmasens 
hat die Anschaffung einer neuen Vereinsfahne be— 
schlossen und wurde die Anfertigung derselben der 
Firma J. Thomas vorm. Lauterer in Speher 
übertragen. 
— Landau, 14. Juli. Heute Morgen 10 
Uhr entfernten sich 3ZSchüler der J1. Kuiasse der 
Realschule. Dieselben wußten sich in den Besitz 
pvon etwa 90 Mt. zu setzen, womit diese hoffnungs— 
bollen Junglinge das Weite suchten. Hoffentüch 
wird es der Polizei bald gelingen, sie ihren Eltern 
zu überliefern, von welchen fie für ihren Ausflug 
schon die verdiente Strafe erhalten dürften. 
— Landau, 15. Juli. Gestern erhielt das 
hiefige kgl. 18. Inf.Regiment 1000 Siück von 
den neuen Gewehren M. 88 und hat die— 
selben das erste Bataillon in Empfang genommen. 
— Der ErnteUrlaub beim 18. Inf. Rgmt. 
beginnt Ende dieser Woche und dauert bis Anfangs 
August. 
— Bergzabern, 14. Juli. Die Buch⸗ 
druckerei C. Schlitt und der Verlag des Tage⸗ 
blatt für die Südpfalz“ ging kauflich in den Besitz 
don Ph. Bickelhaupt über. 
— Aus Klingenmünster wird dem „Süd⸗ 
ofalzischen Wochenblatt“ folgende Schauergeschichte 
erzählt: In dem Hause eines hiesigen Einwohners 
NRamens Mook wurde auf dem Sppeicher die 
Leniche des 86 Jahre alten Sohnes gefunden, 
welche schon seit acht Tagen dort gelegen und be— 
reits in Verwesung übergegangen war. Der junge 
Mann soll vom Schlag gerührt worden sein. 
— Germersheim, 15. Juli. Hier geht 
allgemein das Gerücht, daß ein Bataillon des 17. 
Regiments nach Zweibrücken verlegt und das dortige 
Bataillon des 18. Regiments an den Stabsitz nach 
Landau herangezogen werden wird. Bls Entscha⸗ 
digung soll in unserer Stadt eine Train⸗Abtheiiung 
errichtet werden. Des Weiteren verlautet, frühet 
oder später würden die beiden bayerischen Infan⸗ 
terie Regimenter von Metz wegberlegt werden und 
in der Pfalz garnisonirt werden. Auch in diesem 
Fall wird von einer weiteren Verstärkung der 
Garnison in Landau berichtet. Was an der Sache 
wahr ist, läßt sich zunachst nicht sagen; die Ent⸗ 
icheidung dürfte jedoch nach allgemeiner Annahme 
noch im Laufe dieses Monats zu erwarten sein. 
— Speyer, 14. Juli. Sicherem Vernehmen 
nach bat die kal. Regierung Auftrag erhalten, die 
Ersatz wahl im Kreise Kaiserslautern ˖ Kirchheim- 
oolanden unvderzüglich anzuordnen. 
— Speyher, 15. Juli. Vom 32. Pionier⸗ 
hataillon finden in den Tagen des 22. Juli bis 
mit 9. August d. Is. täglich auf dem Rheine 
zrößere Brückenbauten statt. Die Brücken 
verden bis zu 180 Meter breit, der Verleht ader 
sierdurch nicht gehemmt sein. 
— Die Direkton der Kgl. Posten und Tele—⸗ 
zrophen in München gibt mit Bezugnahme auf 
die mit der Unterschrift mehrerer Industrieller in 
Speher versehene Eingabe beir. die Errichtung 
einer staatlichn Telophonanlage in Speyer, 
»ckannt, daß mit dem Reichspostamte neuerdings 
in Verhandlung getreten wurde, inwieweit und 
unter welchen Bedingungen den Theilnehmern an 
der Telephonanlage Ludwigshafen der 
selephonische Verkehr außer mit Mannheim und 
Ddeidelberg auch mit anderen, mit Mannheim in 
zelephonischer Verbindung stehenden Otten des 
Keichspostgebietes, insbesondere mit Frankfurt a. 
M. und Mainz, ermöglicht und unter welchen 
Bedingungen auch den übrigen pfälzischen Orten, 
zezüglich welcher die Absicht besteht, dieselben mit 
dudwigshafen in telephonische Verbindung zu 
xingen, der gleiche telephonische Verkehr mit 
Irten des Reichspostgebietes wie Ludwigshafen 
gestattet werden kann. Es wird beigefügt, daß 
»er Herstellung eines Stadttelephonnezes in 
AX 
vird näher getreten werden, sobald die erwähnten 
erhandlungen mit dem Reiche⸗postamte zu Ende 
zeführt sein werden und damit die nöthige Klar⸗ 
jeit über einen Punkt, der bei der Einladung zum 
Abonnement auf die Theilnahme an der staailichen 
Tel phonanlage in Speyer von Wichtigkeit ist, ge⸗ 
vonnen sein wird. 
— Neustadt, 15. Juli. Nachdem am 6. 
38. der Jagdhüter G. Wenz im Haßlocher Wald 
n einer Schlinge, wie fie die Wilddiebe zu 
dellen pflegen, einen schoͤnen Rehbock gefunden 
jatte, gelang es gestern früh halb 9 Uhr seiner 
Aufmerksamkeit, in Gemeinschaft mit seinem 
Zollegen W. Zoller einen Haßlocher Namens Fr. 
Voöͤllel bei seinem unsauberen Handwerk abzufafsen 
ind der gebührenden Strafe zuzuführen. 
— Durkheim, 15. Juli. Zu den Fest- 
ichkeiten der letzten Tage dürfte noch anzuführen 
ein, daß Herr Regierungsdirektor Spath nach 
nufgehobener Tafel den Wunsch äußerte, unseren 
Wafser⸗Versorger Herrn Krämer kennen zu ler⸗ 
nen, vielleicht dadurch veranlaßt, daß, während 
der Generalbersammlung des Pfälzischen Ver⸗ 
choͤnerungs⸗ Vereins im Stadthause die Wasser 
us einem Hydranten in mächtiger Höhe vor den 
Ffenstern des Saales emporstiegen. Die Vor— 
dellung des Herrn Ingenieur Krämer fand denn 
nuch durch Herrn Burgermeister Tartter statt und 
er Herr Regierungsdirektor nahm hierauf eine 
xinladung des Herrn Kramer zur Besichtigung 
einer Wasserkünste, Einrichtung zur eiektrischen 
Beleuchtung, welch' letztere in Thätigkeit gesetzt 
vurde, bereitwilligst an, begleitet von vielen Fest 
hesuchern und hiestgen Herren. Ueber die Fin— 
ichtung und die erfrischenden Garten ˖ Anlagen 
prachen sich die überraschten Besucher höchst an⸗ 
rkennend aus. Das Wasser wurde, da über dessen 
JZorzüglichleit kein Zweifel besteht, einee Probe 
nicht unterzogen, wohl aber ließ Herr Krämer auf 
er Veranda einen Becher echten Dürkheimer Neuen 
redenzen, der unter beften Wünschen für das Haus 
es strebsamen Besitzers geleert wurde. (A.) 
— Ludwigshafen, 14. Juli. Der in 
»as Frankenthaler Gefängniß eingelieferte und in 
Bermersheim verhaftete junge Mann, wel her auf 
ꝛem hiesigen Bezirksamt vor längerer Zeit als 
Schreiber thätig war, ist ein gewisser Ehmann, 
Sohn des vor einigen Tagen derstorbenen Bür— 
jermeisters von Langmeil. Der Verhaftete lebte 
eit seinem Weggang vom Bezirksamt in Saus 
ind Braus, was auch die Ursache sein wird, daß 
ꝛr jetzt im Trockenen sitzt. Er soll nämlich, um 
iich das Geld zu seinen Gelagen ec. zu verschaffen, 
ersucht haben, ein Immoöbel, das schon sein eigen 
aicht mehr war, nochmals zu bersilbern. 
(Fr. Tgbl.) 
— Ludwigshafen, 185. Jul. Der Direk⸗ 
or der Badischen Anilin⸗ und Sodafabrik hier, 
Hert Kommerzienrath Dr. H. Brunck dessen 
yochherzige Gefinnungen, wenn es gilt für das 
Urbeiterwohl zu wirken, bekannt sind, hat neuer⸗ 
zings eine Einrichtung getroffen. die wohl einzig 
n ihrer Art dastehen dürfte. Er hat naͤmlich m 
einem Befitzthum in Kirchbeimb olande, 
ine Art Sanatorium errichtet, woselbft kran 
esp. recondalesscente und aältere der Erholung * 
Fürftige Arbeiter der Fabrik Aufnahme finden 
verden dort je fieben Reconvalescenten 14 
ang aufgenommen, somit von Fruͤhjahr big —* 
twa 100 Personen in dvorzuüglicher Pfleg 
oͤnnen. Gi. &) 
— Freinsheim, 15. Juli. Sa Alin 
ines Heerdes in dem Hause der Frau Wilhen 
Zräter, „an der Bach,“ welche Vaulichten su 
1715 bis zu deren Umbau im Anfange dies 
Jahrhunderts (etwa 1818) lutherische Kirche wu 
and man dieser Tage eine Antiquität in Gesn 
ziner bidlischen Darstellung in Guß. Dieselde 
twa 60 em hoch, 40 em breit und fiell— d 
Dochzeit zu Kanaan dar. Am Fuße ist der biblist 
Text angesührt mit Johanni, Kap. 2. Uedbe du 
Zruppe ist die Jahreszahl 1715 zu lesen. 
— Kirchheimbolanden, 15. Juli. Der 
hochw. Herr Pfarrer und Distrilisschulinsbel 
Siegfried wurde heute Morgen nach beendigten 
rühgottesdienst durch einen Schwindelanfall ham 
zesucht, so daß er von den Stufen des Altats in 
zie Sakristei hinweggeführt werden mußte. Det 
chnell herbeigerufene Arzt, Herr Dr. Boho dahier, 
yerbrachte den erltankten Pfarrherrn vermittelst 
einer Chaise ins Pfarrhaus und ordnete sofor da⸗ 
Nothwendigste an. Zur allgemeinen Beruhigung 
ann hier mitgetheilt werden, daß sich der Paun 
chon etwas erholt hat und, nach dem . g. 
viederum besser süblt. 
—ñ— ) 1h 
Vermischtes. 
F Neunkirchen, 14. Juli. Gestern Morgen 
and in der Menage des hiesigen Eisenwerks die 
ibliche Prämienverteilung an solche Ar— 
»eiter statt, welche sich im Laufe des bergangenen 
Beschäftsjahres durch gute Fuhrung, Fleiß und 
üchtige Leistungen ausgezeichnet hatten. In diesen 
Jahre wurden außerdem sämtliche Arbeiter, welche 
ine mindestens 25jährige Dienstzeit auf dem Werk⸗ 
rreicht und im vergangenen Jahr keine Strafe er⸗ 
itten hatten, zur Prämiirung herangezogen. Auf 
iese Weise waren es diesmal 2685 Arbeiter, welche 
ꝛine Gratifiklation von je 530 Mk. aus der Hand 
hres Chefs, des Freiherrn von Stumm, empfingen. 
Derselbe begleitete die Preisverteilung in gewohnter 
Weise mit einer für sämtliche Arbeiter des Werls 
»estimmten Ansprache. 
FSaarbrücken, 16. Juli. Gestern Abend 
vollte der Knecht eines Schießbudenbesitzers und 
Bilderhändlers an der alten Brücke einen großen 
hund in der Saar baden. Beim Hinabwerfen des 
Tieres von der fieilen Uferboschung entledigte sich 
ser Mann aber nicht rasch genug des um fein 
dandgelenk geschlungenen Strickes und der Hund 
iß ihn mit fich ins Wasser hinab. Vergeblich ftürzte 
fich ein in der Nahe haltender Schiffer in die Saat, 
im dem Verunglückten Hülfe zu bringen, der troß 
jeftigen Umfichschlagens bald untersank und er— 
rank. Fast ware der wackere Schiffer selbst er⸗ 
runken, indeß kam er an einer ihm zugereichten 
S„tange ans Land. Auch der Hund gewann wie⸗ 
der das Trockene und schlich sich beiseite. (3tg) 
rPüttlingenim Köllerthale. Iu 
rich geringe Aufregung ist der suüdliche Teil des 
xöllerthales gekommen, denn eine Ban de, die 
m die des Schinderhannes erinnert, soll sich in 
vem Walde zwischen Voͤlklingen und Puüttlingen 
mufhalten. Was nun Wahres an der Geschichte 
st, wird fich dald aufklären. Nachstehendes sei— 
iach der „Saarbr. Zig.“, in Wirklichkeit aber vor⸗ 
jekommen. Eine Amahl italienische Arbeiter wolle 
zuf einem benachbarten Hüttenwerke in Atheit 
reten, was jedoch aus mancherlei Gründen nicht 
ewaͤhrt wurde. Diese Leute halten fich nun in 
bigem Walde auf. Kurzlich wurde eine Frtau 
srer samilichen Kleidungsftüde beraubt und mußte 
n Adams Kostum heim wandern. Auch find schon 
indere Personen angehalten worden, die nach der 
Jerausgabe ihres Geldes aber wieder ziehen konn en. 
die Gesellschaft soll mit Dolchen und Reroltun 
ꝛewaffnet sein. — Hoffentlich wird in lurzer Zei 
ie „Bande“ in Banden liegen. 
St. Moritz Gad), 14, Juli. Nach gi 
ewöhnlichem Schneefall lacht heute ein mai 
ose Himmel und eine warme Julisonne 
em Engadin. 
p'Aus Bayern. In Bahyreuth hat — 
inen Familienvaier unter die Änklage der