Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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164. 
Donnerstag, 17. Juli 1890. 
26. gahrg 
Deutsches Reich. 
München, 16 Juli. Reichskanzler 
zeneral v. Caprivi wird, gutem Vernehmen 
auch, zu Beginn dieses Herbstes, etwa im Oltober, 
denfalls aber vor Beginn der nächsten Reichstags- 
sion (19. November) hierher nach München 
umen. Vorher wird der Reichskanzler verschie⸗ 
ene andere deutsche Regierungen besuchen. 
Berlin, 15. Juli. Ein Korrespondent des 
Hetl. Tageblaties“ hatte eive Unterredung mit 
zahati, der Wißmann und überhaupt der 
eutschen Kolonialpolieik das höchste 
duh spendete. Der Vertrag mit England bedeute 
geineswMegs eine Niederlage Deutschlands, welches 
niner noch ein immenses Territorium behielte. 
Berlin, 16. Juli. Trotz gegenteiliger Meld⸗ 
agen der Blälter erhält fich in unterrichteten Krei- 
mn daß Gerücht, daß Kaiser Wilhzelm die 
nselhelgoland demnächsft zu besuchen gedenke. 
it werde allerdings nicht der Uebergabe der Insel 
n die deutschen Behoͤrden beiwohnen, sondern 
was später, also wahrscheinlich auf der Rückreise 
n Englaud nach Teuischland, dort eintreffen, 
der Aufenthalt des Kaisers auf Helgoland werde dann 
dehl nur wenige Stunden dauern. — Dem Ver⸗ 
zehmen nach wied sfich ein osterreichisches 
geschwader unter dem Oberbefehl das Kontre⸗ 
ddmirals Hink Ende August nach der Nordjsee be⸗ 
ehen, um den großen deuischen Flottenmanddern 
zii Kiel beizuwohnen. — Wenngleich über Zeit⸗ 
junlt und Ort der Begegnung zwischen dem Reichs⸗ 
enzler d. Caprivir und dem öosterreichischen 
Dinifeer des Auswärtigen Grafen Kalnotky 
woch keine endgiltigen Bestimmungen getroffen find, 
d gilt es doch als wahrscheinlich, daß die Begeg⸗ 
uung gelegentlich der Kaisermanöver in Schlesien, 
jatfinden werde, wohin die beiden Staatsmannet 
Adann ihre Herrscher begleiten würden. Es heißt 
ah Gtaf Kalnoky noch eine besondere Einladung 
xd Kaisers erhalien solle. 
damburg, 16. Juli. Die Hamb. Nachr.“ 
teidnen den dem Fürsten Bissmarck gemach⸗ 
n Vorwurf, er habe dem Kaiser die einberufene 
lbeiterschußkonferenß empfohlen, um 
usen Plane betr. den Arbeiterschuß zu bvereitein, 
n eine Verzerrung des Sachverhalts. Wenn der 
linde Minser giaube, der Abficht des Monarchen 
it zutimmen zu konnen, und die Unterfußung 
n Kollegen nicht finde, so sei er verpflichtet, die 
lleinung anderet Koͤrperschaften einzuholen, von 
xnen andere Resultate zu erwarten uͤnd. In dem 
stlegenden Falle sei dieses Resuitat nicht etfolgi; 
igig sei Bismarck wegen dieset 
uun gsderschie denhesten zwischen dem 
niser und dem Kanger eniansen worden. 
hurch Lobengulas Land zu vermeiden. Der Zambesi 
vurde eine internationale freie Wasserstraße. Frank⸗ 
ꝛeich würde wahrscheinlich die Gambia Kolonie er⸗ 
jalten mit dem Hinterland bis zur Zentral⸗Sahara, 
vährend Sokoto und Zentral ˖ Sudan an die Niger⸗ 
Lompany fielen.“ Damit würde allerdings die end⸗ 
ziltige Verieilung Afrikas unter die europgdischen 
bölker eine vollendete Thatsache. 
Brüsfssel, 16. Juli. Kammer. Paul 
zanson (liberal) entwickelte in laͤngerer Rede 
einen Gesetzentwurf über Arbeiterzwang s⸗ 
ersicherung gegen Unfälle. Casso unter⸗ 
lützte den Antrag, der von der Kammer in Be— 
racht gezogen und den Abtheilungen überwiesen 
vurde. Der Führer der Majorität, Woeste, und 
der Ministerprasident behielten sich Stellungnahme 
uu dem Antrage vor. 
Paris, 16. Juli. Deputirtenkammer. 
das Haus setzt die Beratung der direkten 
5teuern fort. Der Vorfitzende des Budgetaus- 
chusses teilt mit, der Ausschuß empfehle, den ersten 
Teil des Unterantrages Leon Say, daß bebauter 
Zrundbefitz steuerfrei bleiben solle, falls die Ge⸗ 
zäude zu landwirtschaftlichen Zwecken benutzt wür⸗ 
ven, ihr Mietwert 50 Franken nicht übersteige und 
je den Landleuten und zugleich Eigentümern als 
LInterkunft dienten, abzulehnen, dagegen den zweiten 
Teil anzunehmen, der bestimme, daß Scheunen, 
Ställe u. dgl., die zur Aufnahme des Viehes, des 
Ackerguis und dessen Gütern bestimmt seien, steuer⸗ 
rei ausgehen sollen. Finanzminister Rouvier tritt 
ebhaft für die Ansicht des Ausschusses ein. Trotz⸗ 
em wird der erste Teil des Unterantrages mit 
265 gegen 247 Stimmen, der zweite Teil ebenfalls 
ingenommen. Der Vorsitende des Budgetaus⸗ 
chusses erhebt Einspruch und erklärt, wenn die 
dammer nunmehr den ganzen Untrag Leon Say's 
mnehme, so durchlochere man das Budget, man 
nufse die Eroͤrterung vertagen, um neue Einnahme⸗ 
juellen ausfindig zu machen. Bei der Abstimmung 
jber wird der Antrag Say mit 260 gegen 239 
Stimmen angenommen. Nach dieser ausgesprochenen 
stiederlage der Regierung und des Budgetausschufses 
zeantragt der Berichterstatter Burdeau, die Sitzung 
ine Stunde aufzuheben. Diesem Antrage wird 
tatigegeben. Bei Wiedererdssnung der Sitzung um 
zuj Uhr erklärte der General ⸗Berichterstatter, der 
Zudgetausschuß stelle sich der Kammer zur Verfüg⸗ 
ing. Das Haus vertagte jedoch weitere Eroͤrterung 
uuf morgen. 
tellt. Sieben Personen find darauf abgebildet. 
kin Weib schüttet aus einem Kruge Oel in die 
jor ihm stehenden Gefäße; daneben steht ein Mann, 
velcher anderen aus der Ferne mit Krügen herbei- 
ilenden Personen mit der Hand winkt, ihre Schritte 
roch mehr zu beschleunigen, um das Wunder zu 
chauen. Der Hintergrund des Bildes bildet eine 
dalle. Auf schmucken Säulen, mit schön verzierten 
kapitälen, ruhen Rundbogen. Uanter dem Bilde 
teht die deutlich noch zu lesende Inschrift: 
Non est inobia Tementibus deum Ppsal. 
55. Gehn Sarept gesant BPlia von Got, als 
zie liten groes Hungersnot, Ein wenig 
ODehls und Mehls er fant, davon peist er 
das gantze Lant, Also sein Gut uns werde 
war als dis siben und neuntzig Jar, 
Regum 4. 
Da Herr Ruffing die Platte nicht anderweitig 
jerwerten Emn, ist er nach der S.⸗ u. Bl.⸗Zig.“ 
gerne bereit, dieselbe Freunden von Altertümern 
zillig zu verkaufen. 
— Horschbach, 14. Juli. Der Ackerer 
deinrich Weis von hier fiel gestern beim Heu⸗ 
Jeimfahren von einem geladenen Wagen Heu so 
inglücklich herunter, daß er am Kopfe bedeutende 
Berletzungen erlitt und sich heute zu einem Arzte 
jahren ließ. Sein Zustand soll bedenklich sein. 
— Hefersweiler, 16. Juli. Am Sonntag 
entgleiste auf der Bahnftrecke zwischen Langmeil 
und Enkenbach infolge Abspringens einer Radbandage 
»er Güterzug Nr. 814. Glücklicherweise find Un⸗ 
alüdsfälle nicht dorgelommen, auch erfolgte keine 
vesentliche Verlehrsstoͤrung. 
— Pirmasens, 16. Juli. Von dem Verein 
der bay⸗rischen Polizeimannschaften erhielt 
heute die Witiwe des unlängsft verstorbenen Poli⸗ 
eiwachtmeisters Zimberger eine einmalige Un⸗ 
erstützung von 1218 Mk. durch den Bezirksob⸗ 
nann Siapf dahier ausbezahlt. Alle Hochachtung 
vor einem Verein mit solch edlen Bestrebungen! — 
Als ein erfreuliches Zeichen guten Einvernehmens 
wischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer darf gewiß 
die kleine Feier bezeichnet werden, welche das Per⸗ 
sonal derSchuhfabrik des Herrn Heinrich Hart- 
mann gelegentlich des Ramenstages desselben 
eranftaltet hatte. Ueber 100 Mk. hatte das 
Personal zusammengebracht, hierfür einen Schreib⸗ 
ekretär angelauft und diesen ihrem Arbeitgeber ge⸗ 
chentt. Abends vereinigte man fich zu einer wur⸗ 
digen Feier. 
— Pirmasens, 16. Juli. Besitzwechsel. 
derr Schuhfabrikannt J. Jost jr. verkaufte einen 
300 D «.Meier großen Bauplatz mit dem darauf 
hon dem Verkadufer zu erbauenden Fabrilgebäude, 
in der Nähe des Saalbaues gelegen um 19,000 
Mt. an die Herren Grothaus und Bedmann, Schuh⸗ 
fabrilanten, hier. (Zig.) 
— Landau, 186. Juli. Zur Bewältigung 
der Erdarbeiten an dem Exerzierplatz der ne uen 
Artillerie⸗Kaserne treffen dem Vernehmen 
aach in allernaächster Zeit etwa 180 — 20 italienische 
Ardeiter hier ein. Das am Montag verbreitete 
Hherücht von dem bevorstehenden Streik der 
Maurer hat fich als grundlos erwiesen. Wie der 
„Eilb.“ hoͤrt, stehen den Unternehmern so zahlreiche 
Angebote auswärtiger Arbeitskrafte zur Verfüg- 
ing, daß eine Arbeitseinftellung nur für die 
Arbeiter unangenehme Folgen haben bönnte. Im 
lebrigen eroffnen fich fuür die Bauarbeiter auf 
nehrere Jahre hinaus gunstige Ausfichten anf 
ohnende Thatigkeit. 
Eos e und pfalecche Nachrichten. 
—*St. Ingbert, 17. Juli. Durch Beschluß 
der Ortsschullommission wurden die Fer ien an den 
katholischen Volksschulen dahier auf den 
15. August verlegt und so die so lange vermißte 
Zleichheit in den Ferien der hiesigen Schulen her⸗ 
zestellt. Der Beginn der Winterschule fällt somit 
auf den 1. Oltober. 
— Eineinteressante Herdplatte. 
derr Güterverwalter Ruffing zu For bache r⸗ 
vof ist im Befitze einer gußeiserner Herdplatte 
Tack genannt), deren Alter auf fast 100 Jahre 
jeschätzt wird. Dieselben stammt aus einem alten 
dause zu Niederbexbach, wo fie hinter dem Feuer⸗ 
serde der Küche die Scheide wand zwischen dieser 
ind dem Wohnzimmer bildete und den Zwechatte, 
etzteres bei kalter Jahreszeit zu erwaͤrmen. Die 
—XLXV 
inen Seite ein wohlgelungenes biblisches Bild, 
velcheß das Wunder des Elias zu Sarepta dar⸗ 
Auslaud. 
London, 16. Jui. Di⸗ Times“ ftellt ein 
Zuisch-portugisches und ein englisch⸗ 
anzofisches Ablommen über Äfrila in Aue⸗ 
d. Poriugal lame —XAX 
h don voo dod Duedreimeiten eg 
X oͤstlich. Die Grenze wird im Wesien mit 
n Orenze don Deutsch Sudwesn Afrita bis zum 
m Zambesi zusammenfallen, oͤstlich erhielte 
unn das ndorduüche user detz Zembef über 
ee hinaus, ferner das Besatzungsrecht von Zumbo, 
eleiht das Schirehodlacd, schießlich freie Hand 
Uad des Niossa. Secsß wofu England das Durch⸗ 
mtecht durch Manica nach Maschonaland am Flusse 
ungme entlang zugestanden wuͤrde, um den Weg