Full text: St. Ingberter Anzeiger

denfeuer aus, das den Dachstuhl desselben ver⸗ 
zehrte. Das Gebäude ist nicht versichert, ebenso auch 
keine Mobilien. Der Schaden ist für den armen 
Mann daher sehr empfindlich. Die Feuerwehr war 
rasch zur Stelle; auch die weibliche Bevölkerung 
war im Wasserbeitragen sehr fleißig und verdient 
lobend erwähnt zu werden. 
— Bergzabern, 23. Juli. Betreffs der 
richtigen Anwendung der 4000 Mk. des Herrn 
Dr. Michel zur Herstellung eines schönen Bis⸗ 
marckdenkmals für die Pfalz wurden hier 
schon sehr viele Projekte ausgedacht, ohne daß man 
bis jetzt eines derselben mehr als gesprächsweise er⸗ 
wähnt hätte. Wie nun der „Pf. K.“ aus ganz 
ficherer Quelle erfährt, ist Herr Kurhausbesitzer 
Philipp Behret gesonnen, einen unmittelbar an 
sein Kurhaus stoßenden, auf der einen Seite an 
den Erlenbach, auf der anderen Seite an die Straße 
grenzenden sehr großen Platz im Werth von min⸗ 
destens 5000 Mk. zur Anlage eines Bismarckhaines 
dem hiesigen Verschönerungsverein frei zur Verfüg- 
ung zu stellen. Es dürfte dieses Projekt gewiß 
allen bis daher aufgetauchten bei weitem vorzuziehen 
sein. Genannter Platz liegt im Thal, was ihn in 
erster Linie zu obigem Zweck geeignet erscheinen 
läßt, in unmittelbarer Nähe des Waldes, ein 
zweiter ebenfalls sehr wichtiger Umstand, und zum 
dritten ständen die 4000 Mk. ganz zur Verfügung 
um den Platz mit schönen Anlagen, Springbrunnen 
ec. zu verschoͤnern. Es ist jetzt nur die Frage in 
Erwägung zu ziehen, wie sich der hiesige Ver— 
schönerungsverein zu diesem anerklennenswerten An⸗ 
erbieten stellen wird. 
— Speyer, 23. Juli. Gestern lonnte ein 
Fruch: markt nicht abgehalten werden, da keine Zu⸗ 
fuhr stattfand. 
— Speyher, 24. Juli. Nach einem Rund⸗ 
schreiben des kgl. Regierungsrates Reindl an die 
Vertrauensmänner der landund forstwirt⸗ 
schaftlichen Berufsgenossenschaft 
für den Regierungsbezirk der Pfalz wurde insolge 
sehr erheblicher Personalveränderung an der lkgl. 
sKtreisregirung der genannte Beamte mit einer neuen 
Geschäftssparte betraut und von der Stelle des 
Vorfitzenden des Vorstandes genannter Genossen⸗ 
schaft entbunden. Zugleich wurde diese Stelle dem 
kgl. Regierungsrate Reger übertragen. — Herr 
kgl. Oberforstrat Ritter zu Speyer hat die ihm 
übertragene Stelle als Ausschußmitglied des Pfäl⸗ 
zischen Verschönerungsvereins angenommen. In 
jeder Beziehung wird das neue, um die Pfalz hoch—⸗ 
berdiente Ausschußmitglied zum Gedeihen des Haupt⸗ 
pereins beitragen. 
— Bei der Wegräumung des Schuttes der 
beiden vom Staat behufs Erweiterung des Schul⸗ 
lehrerseminats in Speyer angekaaften Häus⸗ 
chen faaden, der „Pf. Ztg.“ zufolge, die Arbeiter 
ein metallenes Gesäß, das sie zerschlugen und mit 
seinem Inhalte auf einen Karren luden. In dem 
Befäße, das noch Spuren von Glühhitze zeigte, 
befanden sich blunkende Golddukaten, 
welche die Arbeiter für werthlose Spielmarken 
hielten. Aus dem Schutte, der zur Ausfüllung 
des tiefgelegenen Gartens des Dominikanerinnen⸗ 
klosters verwendet wird, sollen bis jetzt etwa 80 
Dukaten befördert sein. Dem Vernehmen nach find 
die Goldstücke aus der Zeit vor dem großen 
Brande 1689. Die Vorstandschaft des pfälzischen 
Museums hat die Einsammlung in die Hand ge⸗ 
nommen. Der Werth dürfte sich auf 300 Marl 
belaufen, wovon gesetzlichen Bestimmungen gemäß 
die eine Hälfte der Eigenthümer, also hier der 
Staat, die andere der Finder erhält. Gefun— 
den wurden die Dukaten 1,80 Meter tief unter 
dem Erdboden auf dem ehemals Scheifler'schen 
Anwesen. 
— In Edenkoben trägt man sich mit 
dem Gedanken, die Gasbeleuchtung einzu⸗ 
führen. Da wegen der Wasserleitung die Straßen 
doch aufgerissen werden mussen, so könnten bei der 
Einrichtung der Gasbeleuchtung erhebliche Erspar⸗ 
nisse gemacht werden. 
— St. Martin, 23. Juli. Von einem 
droßen Unglücke wurde heute Nachmittag 
wischen 4 und 5 Uhr die Familie des Herrn Gg. 
Weißenburger dahier betroffen. Dessen 
26jährige Ehefrau stürzte sich nämlich um diese 
Zeit aus dem zweiten Stock ihces Hauses in den 
Hof, wodurch sie schwere Verletzungen davontrug, 
daß die bedauernswerte Frau nun gefährlich dar⸗ 
niederliegt. Hier zweifelt Niemand daran, daß 
die Frau diesen Schritt in einem Anfall von 
Schwermuth gethan hat. Die braven Bürgers⸗ 
leute, welche ein Kind haben, werden allgemein 
dedauert. 
— Neustadt a. H., 24. Juli. Der hier 
fahrplanmäßig um 12 Uhr von Marnheim ein⸗ 
reffende Güterzug ist in der Station Königs⸗ 
hach entgleist. Jafolgedessen mußten die 
Passagiere des Personenzuges 196 umsteigen und 
vurden in einem von Neustadt riquirierten Zuge 
zierher verbracht. Glücklicherweise ist Niemand 
zerunglückt. 
— Deidesheim, 23. Juli. Der Ein—⸗ 
adung mehrerer hiefiger und Forster Weinprodu⸗ 
zenten und Weinhändlern folgend, kamen heute 
stachmittag um 1 Uhr in 7 Chaisen ca. 25 Herren 
ind einige Damen der soeben in Neustadt weilen⸗ 
den Amerikaner IndependentSchützen an, 
wo ihnen im Gesellschaftshause ein Diner mit den 
ausgesuchtesten Weinen der hervorragenden Wein⸗ 
oxte Deidesheim⸗Forst und Ruppertsberg bereitel 
wurde. Die Lokalitäten des Vereinshauses waren 
innig geziert. Am Kafinolokale angekommen wur⸗ 
den sfie von den festgebenden Herren empfangen 
und unter Musik in den Saal geleitet. Während 
der Tafel wurden Toaste auf die amerikanischen 
Schützenbrüder und solche auf die herrliche Pfalz 
ind ihre Reben ausgedracht. 
— Dürkheim, 283. Juli. Die Kom— 
nission des Stadtrates, des hiesigen Verschöner 
ungsvereins und des Alterthumsvereins übertrag 
letzter Tage die Herstellungsarbeiten auf der Lim⸗ 
burg Herrn Ingenieur Kramer. Mit den Ar⸗ 
beiten, welche Herr Bezirksbauschaffner Stahl 
leiten wird, soll alsbald begonnen werden. Der 
Staat schießt bekanntlich an 1800 Mark dazu, 
den Rest decken Stadt und Private. 
— Dürkheim, 24. Juli. Herrn K. W. 
Hacke dahier wurde auf seine ungemein praktische, 
olid konstruirte und preiswürdige Universal⸗ 
Waschmaschine Reichs-Patent unter Nr. 
—53,876 ertheilt. 
— Assenheim, 23. Juli. Auf schrecliche 
Weise kam, wie man dem „Pf. K.“ berichtet, 
jestern die Frau des Ackerers König von hier 
ums Leben. Dieselbe befand sich mit ihrem Mann, 
welcher mit Kühen pflügte, auf dem Feld. Un— 
zlücklicherweise verwickelte fie sich mit dem einen 
Fuß in die Kette einer Kuh, das Tier scheute, 
ciß die Frau zu Boden und brachte ihr so erheb⸗ 
iche Verletzungen bei, daß sie nach kurzer Zeit 
hren Geist aufgab. Es bedurfte der größten An—⸗ 
trengung, um das wildgewordene Tier zu be—⸗ 
änftigen. 
— Ludwigshafen a. Rh., 23. Juli. 
Stadtretsfitzung.) Ein Gesuch des Herren Bahn⸗ 
jofverwalters Sommer von Frankenthal um Rüc⸗ 
erstattung von Bürgereinzugsgebühren wird abge—⸗ 
sehnt. Es soll zum endgiltigen Austrag der ganze 
Instanzenweg durchlaufen werden. — Vor mehreren 
Jahren erhielt der ftädtische Nachtwächter Hammers⸗ 
dorf vom Bürgermeister Kutterer den Auftrag, am 
Zedanstag Böller abzufeuern. Ein Böller zersprang 
ind zerschmetterte dem Hammersdorf ein Bein. 
An den Folgen dieser Verletzung starb Hammers⸗ 
zorf. Die Stadt weigerte sich, der Witwe und 
Tochter des Verstorbenen die entsprechende Penfion 
nuszuzahlen, weil Herr Kutterer den Auftrag an 
D. nicht als Bürgermeister, sondern als Vorsitzen⸗ 
der des Sedanfestausschusses gegeben habe. Es 
am zum Prozeß und heute machte der Vorsitzende 
die Mitteilung, daß die Stadt in. demselben unter⸗ 
segen ist, also die Penfion zahlen muß. Dieselbe 
detraͤgt für die Witwe Hammersdorf 4 Mk. 50 
Pfg., für die Tochter bis zum 16. Jahr 2 Mk. 50 
Bfg., pro Monat. — Von Herrn Schüle wurde 
hor längerer Zeit die Frage der Errichtung eines 
qZuüdtischen Leihhauses angeregt. Die zu diesem 
Zweck gemachten Erhebungen ergaben jedoch, daß 
ein solches für die Stadt nicht rentabel sein würde, 
weshalb nach heute gefaßtem Beschluß die Sache 
iallen gelassen wird. — Bauaffistent Hoh soll als 
dädtischer Tiefbaumeister angestellt werden. Die 
Behaltsfrage wurde einer späteren Regelung vorbe⸗ 
halten. 
— Vom Donnersberg, 24. Juli. Nach 
dem Jahresbericht de Real-und Erzieh—⸗ 
ungsanstalt am Donnersberg bei Marn⸗ 
heim wacr die Schule, an welcher 9 Lehrer wir⸗ 
en, von 91 Schülern besucht. 49 wohnten in 
zer Anstalt selbst. Der V. Kurs hatte eine Hand⸗ 
ungsabtheilung. In diesem Jahre wird der VI. 
durs eröͤffnei. Für, ein chemisches Laboratorium 
ac. ist ein eigener, 27 Meter langer Seitenbau 
richtet worden. F 
— Kirchheimbolanden, 24. Juli. Schiese 
yeckermeister Ph. Wagner kaufte das Haus 
Werkmeister Mahr in der Dannenfelfertchenn 
1250 Mark. 
— Aus der Pfalz, 23. Juli. Der 
ODtissionshaus zu Basel ausgebildete und innn 
Zeit thätige Schreiner Jakob Gutth, ein Pfalser 
sat die Reise nach Ostafrika vorgestern — * 
— Daß Grenzstreitigkeiten mille 
m deutschen Vaterlande noch möglich sind, * 
ich kürzlich an der durch das Huttenthal du 
Münster a. St. sich hinziehenden preußisq 
zayerischen Grenze. Lange Jahre hin 
zurch waren der preußische und der bahyherische Tu 
des reizenden Thälchens am Fußze des Rhei 
grafensteins an einen Wirt dermietet, dem 
zanz gleichgiltig blieb, ob er die haarscharfe Rich 
ung der Grenze kannte oder nicht. In diese 
Jahre hielten nun zwei Restaurateure ihren Emn— 
zug ins Huttenthal, indem der eine auf den 
preußischen, der andere auf dem pfalzischen Tha 
des Thales Wirthschaft betrieß. Nach der his 
jerigen Anficht ging die Grenze mitten durch einen 
dattliche Baum, um dessen Stamm ein runde 
Tisch angebracht war, dessen eine Hälfte blau⸗weiß 
uind dessen andere Hälfte schwarz- weiß gestrichen 
purde, zum Zeichen, daß durch die Grenze de 
Tisch in eine preußische und eine bayerische Hälf— 
getheilt werde. Es entstand nun die Frage, wel— 
ber von den beiden Wirthen den Tisch benuen 
zürfe, und damit war der Grenzzwischenfall ge⸗ 
chaffen. Man erhob Vorstellung an amtlicher 
Stelle, und jetzt wurde an Ort und Stelle die 
Zrenzstreitigkeit geschlichtt. Zwei Kommissionen 
waren zu diesem Zwecke erschienen, die preußische 
mit dem Landrat des Kreises Kreuznach, die 
bayerische mit dem Bezirksamtmann von Kirch⸗ 
heimbolanden an der Spitze. Die Entscheidung 
iel, wie die „Köln. Ztg.“ berichtel, für Preußen 
bezw. den preußischen Wirth günflig aus; genaue 
Messungen ergaden, daß der fragliche Baum mit 
einem Stamm ganz auf preußischem Gebiete siehe, 
nit letzterem aber auch haarscharf die Grenze ab⸗ 
chneide, sodaß der preußische Wirt doch nur einen 
salben Tisch anbringen, während der bahyerischt 
jar keinen an den Baum anlehnen darf. Auch 
onst wurde die Grenze noch verschiedentlich um 
nehrere Meter zugunsten des preußischen Theils 
rneuert. 
— In Amerika verstorbene Pfälzet. 
Newyork: Sofia Haarbauer, geb. Andersohn, 76 
Jahre alt, aus Durkheim. Broollyn, E. N. 9. 
Elisabetha Götz, geb. Stern, 68 Jahre alt, aus 
Edesheim. Buffalo, N. Y.: Frau Julie Wende⸗ 
ine Boͤhmer, geb. Daum, 70 Jahre alt, aut 
Zweibrücken. August Grehl, 40 Jahre allt, aus 
Speyer. Philadeiphia, Pa.: Margaretha Bruft 
Jeb. Lauer, aus Winzingen. 
Vermischtes. 
4 Se. Kgl. Hoheit Prinz Luitpold, de 
Zoöͤnigreichs Bayern Verweser, huben Allergnädigt 
geruht, dem Oberftlieutenant Preuß er, Komman⸗ 
Zeur des Westif. Dragoner⸗Regiments Ne. J dah 
Zomturkreuz des baherischen Militär-Verdienstordens 
zu verleihen. 
FMalstatt-Burbach. Radwettfah 
bein. Am Sonntag den 27. dss. Mis. findei au 
der Provinzialstraße von Fraulautern Nilomeierstein 
22,00 bis Louisenthal Kilometerstein 7,06 von dem 
daupikonsulat Rheinland V., Luxemburg und Elsaß⸗ 
ihringen ein Siraßenweltfahren stait. Absabt 
Fraulautern 11 Uhr und witd die Ankunft ca. 11,30 
34 Minulen in Louisenthal erfolgen. De 
Zilometerstein 7,5 befindet sich grade an dem Zahr— 
ibergang der Kohlenhalde, gegenüber dem Gasthaus 
sum Lowen, von weicher Stelle aus, ua⸗ 
m beften den Ausgang des Rennens beobachten 
ann. Zur Verlheilung gelangen 8 Vreise und 
Ehreipreis. 
p'Dem letzten Jahresbericht der 
deutschen Tuürnerschaft entnehmen gun 
aß die Zahl der Vereine um 149 in 105 Ver· 
einsorten gestiegen ist und gegenwärtig 3992 bo 
rann. Die Zabl der Vereinsangehötigen iß eu 
zo6 918 auf vo8 518, die dee wirtlich turnenden 
hilglieder don 180 175 auf 195 8173 getig 
Die Zahl endlich der volle Steuer zahlenden 
zliedet hat sich bon 806 799 auf 324 185 atnn 
o daß bei Eingang aller Steuern die Einnahm