Full text: St. Ingberter Anzeiger

x*St. Ingbert, 26. Juli. Wie mitgeteilt, 
erlitt am lehten Montag deim Wettringen ein hie⸗ 
iger Turner leider einen Bruch des unteren Wa⸗ 
beines. Dadurch ist derselbe auf langer hinaus 
n Ben und Zimmer gefesselt und daher erwerbs⸗ 
anfähig. Die Mitglieder des Turnvbereins nehmen 
iich aber ihres Genossen in ruhmenswerter Weise 
an. Jeder aktive Turner entrichtet freiwillig all⸗ 
vöchentlich in der Turnstunde einen Beitrag, wäh⸗ 
dend unter den passiven Mitgliedern eine Samm- 
(ung im Gange ist, welche bis jetzt schon die 
Sunme von 95 Me. ertragen hat. Ein solch edles 
Vorgehen verdient gewiß, daß auch oͤffentlich Dank 
ind“ Anerkennung dafür ausgesprochen wird. 
* St. Ingbert, 26. Juli. Gestern Vormit⸗ 
ag wurde hier ein wuͤthverdachtiger fremder Hund 
hdeobachlet. Leider hat derselde einen Menschen ge⸗ 
zissen und auch eiliche Huade, ehe es gelang, das 
wuͤthende Thier zu tödten. 
*Si. Ingbert, 26. Juli. Ein Akt bru⸗ 
taler Rohert spielte sich gestern früh 5 Uhr 
in dem preußischen Orte Scheidt ab, indem der 
Maurer Tudwig Reger aus Kübelberg bei einem 
geringfügigen Disput seinen Mitarbeiter Franz 
ste sch aus Schmittshausen bei Zweibrücken durch 
einen Schlag mit einem Maurerhammer derart am 
KKopfe verletzte, daß der Schädel geipalten wurde. 
Der Schwerverletzte wurde baldigst in das hiesige 
—A d ssen Aufkommen zu 
zweifeln. Der Thäter, welcher sofort aus der Ar⸗ 
deit entlassen ward, ist flüchtig gegangen. 
— Unter der RKubritk Epidemilog⸗ 
ische Notizen schreibt das „Vol. der pfälz. 
Nerzte“ in Ne. 73 Der Monat Juni war im 
Begensatze zu dem vorausgegangenen Mai unfreund⸗ 
lich und kühl. Nur das Ende der 1. und der 4. 
Woche brachte einige waͤrmere Tage und die mitt⸗ 
sere Temperatur, zu Landau 16, 150 C., blieb fast 
1,50 unter dem 80jährigen Durchschnitte. Das 
Barometer erhielt, fich abgesehen von einigen sehr 
tiefen Depresfionen, auf mittler Höhe. Die Menge 
der Niederschlage betrug an 13 Tagen bei wenigeu 
heftigen Gewittern 31,1 mm. Der Krankenstand 
wird ziemlich allgemein, wo nicht gerade epidemische 
inderkrankh iten herrschten, als ein mittlerer be⸗ 
zeichnet. Die erste Hälfte brachte noch viele croupdse 
Pneumonieen, die zweite schon zahlreiche Darmka⸗ 
larrhe und namentlich zu Ludwige hafen, auch zu 
Pirmasens und Speyer vicle Brechdurchfälle. Auch 
Intermittens kam zu Ludwigshafen noch etwas 
hzäufiger zur Behandlung. waͤhrend akuter Rheuma⸗ 
mus und Eriysipel überall seltener geworden. 
Diphtheritis wurde in einigen Hausepidemien zu 
Weselberg, Roackenhausen, in Verbindung mit Schar⸗ 
ach häufiger zu Kaiserslautern beobachtet, scheint 
der im Kanton Waldmohr, zu Altenglan und 
ramentlich zu Ludwigshafen mehr zurückgetreten zu 
ein. Scharlach war in der Stadt Kaiserslautern, 
Trippstadi und Umgebung sehr verbreitet; auch von 
Jaulereden wird von einer kleinen Epidemie be—⸗ 
ichtet, vereinz lte Eckrankungen kamen zu Lud⸗ 
vigshafen, Friesenheim, Oggersheim, Sp yer, Neu⸗ 
dadt, Bellheim, Rheinzabern zur Behandlung. 
Zeuchhusten scheint im Allgemeinen in Adbnahme. 
Speziell zu Ludwigshafen trat er sehr zuruck; im 
Bezirk Geimersheim herrschie er noch in Hagenbach 
ind trat neu auf in Knittelsheim. Zu Kaisers⸗ 
utern war er in der Stadt noch sehr häufig, 
benso in Winnweiler, Imsbach, Langmeil, Hoch⸗ 
tein. Im Bezitke Neustadt herrschte er noch zu 
Haßloch, Hambach, Weidenthal, Medenheim, Wachen⸗ 
Jeim, Ungstein, im Bezirke Zweibtlicken zu St. 
Ingbert, Sberwürzbach, Walsheim, Boͤckweilerr, im 
domburg zu Großbundenbach, Neuhäusel, im Bi⸗ 
arke Kusel in der Stadt, zu Rammelsbach und 
Bledesbach. Masern traten in heftiger Epidemie 
nuf zu Ludwigshafen, waren aber auch noch sehr 
derbreitet zu St. Ingbert, Hassel— Oberwürzdach, 
Rohrbach, ferner zu Beindersheim, Rodalben, ver⸗ 
einzelt zu Neustadt, Haßloch, Hambach, Pirmasins. 
Typhus wurde zu St. Ingbert wieder in 11 
Fällen beodachtet; von Pirmasens, Zweibrücken, 
—XWUEGW — Falle zur Anzeige, je 1 Fall 
von Frankenthal, Edenkohen, Boͤbingen, Kleinfisch 
lingen, Klingenmünster, Rlulheim, Bolanden, Bister⸗ 
schied, Duchroth, Mannweiler, Obermoschel, Odern⸗ 
Jeim, Standenbilhl. Kaiserslautern, Contwig, Hoͤh⸗ 
cöschen, Konken, Bosenbach, Blickweiler und Blies⸗ 
astei. Von Meningitis cerebrospinalis wurden 
nachtraglich noch 2 Eikrankungen aus dem April 
„on Pirmasens gemeldet, vom Juni je 1 zu Lei⸗ 
sbheim und Kusel. Parotitis epidem. wurde im 
Bezirke Bergzabern beobachtet, ferner zu Hatzenbühl. 
Zzoͤbingen, Kallstadt. 
— Zweibrücken, 26. Juli. (St rai⸗ 
sammersitzung.) Von der tgl. Gendarmerie 
orgeführt nimmt auf der Anklagebank Platz: der 
chhon sechsmal mit Zuchthaus und Gefängnis vor⸗ 
estrafte Jakob See bach von Pirmasens. Ob⸗ 
vohl derselde als Schuster in Pirmasens täaglich 
30 Mi. verdiente, so glaubte er doch seine Rech⸗ 
ung besser zu finden, wenn er sich auf die Aus⸗ 
ibung des äar ztlich en“ Berufes verl ge. Zur 
AIusubung dieser „Praxis“ wählte er sich zunächst 
jr Orle Ernstweiler, Waltweiler und Mölschbacher 
dof, woselbst er einen kranken Mann und ver⸗ 
hiedene kranke Weiber, welche glaubten, die hiesigen 
lerzte koͤnnten ihnen nicht helfen, in sein Netz be⸗ 
am, indem er denselben vorspiegelte, eine Frau 
S—chiff, die bei Trier wohne, habe ihm und seiner 
Fraͤu, welche dieselbe Krankheit gehabt, geholfen. 
5r sei im Begriff, dahin zu reisen und wolle ihnen 
nuch die Rezepte und Medikamente besorgen. Die 
deute gingen auf den Vorschlag ein und machten 
deshalb eine Abschlagszahlung, worauf er die 
Arznei besorgte, für die er fich aber statt 2.50 
MRt. wie sie thatsächlich in Trier kostete, 19 - 20 
Mk. geben ließ. Im Hinblick auf die vielen Vor⸗ 
lrasen, die derselbe schon erdielt, und auf seinen 
hm zur Seite stehenden schlechten Leumund ward 
er zu einer Zuchthausstrafe von 8 Jahren 40 
Tagen, zur Tragung der Kosten und zu 5 
Jahren Verlust der bürgerl. Ehrenrechte verurteilt. 
(Zw. Zig.) 
— Hornbach, 25. Juli. Bei der kurzlich 
dattgehabdten Versteigerung eines Bauplatzes in 
»er Nähe des früher Notar Walz'schen Hauses, 
sing derselbe um 300 Mk. an Heren L. Philipp 
jon hier über. — Die billigen und gesunden 
Fohnungen haben kürzlich wieder mehrere 
Fabrikschugmacher veranlaßt, sich hier häuslich nieder⸗ 
ulassen. Dieselben liefern jde Woche die fertige 
Daare mittelst Fuhre gegen Entrichtung eines ge⸗ 
ingen Frachtanteils in der Fabrikstadt Pirmasens 
ib. Die jährliche Ersparniß an Wohnungsmiethe 
ind sonstigen in einer Fabrikstadt unvermeidlichen 
lusgaden ist eine beträchtliche und ist deshalb 
deilecer Zuzug von Arbeiterfamilien nach hier zu 
rwarten. 
— Kaiserslautern, 25. Juli. Nach einer 
Niitkeilung der „Pf. Pr.“ wird bis Ende August 
jne Gaudersammlung des deutschen Radfahrer- 
ün des hier abgehalten. Der Bund zählt an 
24,000 Mitglieder, in Gauen eingeteilt, und ist 
iser ganz Deuischlund verdreitet. Voraus sichtlich 
bird im Anschluß an die Versammlung auch ein 
Beitfahren von den hiesigen Mitgliedern des deut 
chen Radfahrerbundes veranstaltet. 
— Kaiserslautern, 25. Juli. Der 
lusschuß des hiesigen Protestantenvereins hat be⸗ 
hlossen, als einstweiligen Termin für die Auf- 
ührung des Lutherfestspiels den 8. Auguft 
n Aussicht zu nehmen. 
— In Kaisecshautern wurde vorige 
Woche auf dem Standesamt das 20. Z wil lings⸗ 
3aar seit dem 1. Janvar 1890 in die Standes- 
ikten eingetragen. 
— Pirmasens, 26. Juli. Druckerei und 
Berlag des „Pirmasenser Anzeigers“, 
eit der vor mehr als 20 Jahren erfolgten Begrün⸗ 
zung derselben durch Herrn Karl Lützel in dessen 
Zanden, gingen gestern durch Kauf an Herrn L. 
Fander aus Gütersloh in Westfalen üder. Die 
Tendenz des Blattes bleibt unverändert, wie denn 
nuch in der Redaltion desselben keine Aen derung 
intritt. 
pirmasens, 258. Juli. Von seiten des 
zureaupersonals sowie saͤmmilicher Arbeitet und 
Irbeilerinnen des Herrn Schuhfabrikanten J. Jost 
un., hier, wurde letzterem zu seinem heutigen Na⸗ 
nensfeste ein ebenso sinnreiches als werthvolles 
heschenk, ein feuerfester Kass enschrank, aus der Kunst⸗ 
Hlosserei des Herrn Wilhelm Weis in Karlsruhe 
ammend, in feierlicher Weise übergeben. Herr 
zoft verdient durch die gerechte und humane Be⸗ 
jandlung seinem Arbeilerpersonal gegenüber die 
ollste Anerkennung. So verdesserte er z. B. in 
etzter Zeit deren Loͤhne ohne irgend welche Anrege⸗ 
iug, was dieselben veranlaßte, fich in gedührender 
Weise zu redanchieren. —BV& 
DAIn Wöorth ereignete sich vorgestern bei 
em Remisen und Wohnungsneubau des Krämers 
Franz Feld mann daselbst ein sehr bedauerns⸗ 
derie Unghacksfall. Die Angehoöͤrigen des 
fjeldmann waren wit dem Abladen eines Wage 
Zteine beschaäftigt. Wahrend des Abladens m 
Zteine spielte das Zjährige Knabchen des —** 
n 
F. P. Pfirrmann unterm Wagen. —XX 
fiel die auf dem Wagen auf der einen Seile e 
mit Steinen beladene Karchzäune herunter 
Hlug dem Kinde das Hirn, worouf sosord 
Tod eintrat. 
— Voͤhl. Es wurde von hochster Stelle an— 
zeordnet, daß die hiesige Post⸗Erpeditidn 
für die Folge den Namen „kal. Post-Expedition 
Bohl⸗JIggelheim' zu fütren hat. 
— Speyer. Oberst Casella, Kom— 
nandeur des 17. Inf.⸗R. in Germersheim is 
)em „Fränk. Kurier“ zufolge aus Gesundheit 
rucsichten veranlaßt, sein Abschiedsgesuch ein. 
zureichen. 
— Neustadt, 26. Juli. Gestern Abend fand 
m kleinen Saale zur „Post“ eine Versammlung 
tatt, in welcher die jungst in einem Arnk da 
Neuen Bürgerztg.“ angeregte „Errichtung einen 
Zdaiser Friedrich Denkm als in der Pfalz' 
zesprochen wurde. Herr Fr. Wilde legte nach einen 
varmempfundenen Hinweis auf die großen Thaten 
des versiorbenen Kaisers Friedrich den in Ausfich 
jenommenen Plan vor, auf einem in der nächsten 
Amgebung Neustadts sich befindenden Hügel dem 
großen Todten ein Denkmal zu errichten, und 
sorderte die Versammlung auf, sich zur Chrung 
Zaiser Friedrichs von den Sitzen zu erheben. Au 
Vorschlag wurde durch Zuruf ein provisorisches 
domis, bestehend aus den Herren: Wilde, Dr 
dutz, A. Heiffenstein, G. F. Schmidt, A. Deutch, 
Fiunehmer Thier, Gleich und Wilhelmi gebilden 
das zunächst die erforderlichen geschäftlichen Vor⸗ 
arbeilen zu besorgen hätte, um dann eine gidßert 
illgemeine Versammlung zu weiterer Besptechung 
inzuladen. Die gestrige Versammlung beschloß 
Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpole 
Jas Protetiorat für das KaiserFriedrich Denkmal 
inzutragen, wie auch in dem —XD 
zu betonen, das Denkmal solle in unminelharet 
stahe Neustadts errichtet werden. Nach eingehe den 
Debatten über die Art und Weise der Inscenitung 
des Ganzen schloß Herr F. Wilde die Versamm⸗ 
ung mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und den 
Brinzregenten Lunpold. 
—Neustadi, 25. Juli. Nach Beschluß de 
Ausschufses des Gewerbevereins wird der Bu q⸗ 
Jaltungskurs für Frauen und Moͤdchen om 
Montag, den 18. August d. J. eröffnet werden. 
der Preis hierfür ist auf 10 Mark festgeseht. Du 
interticht wir an allen Wochentagen mit Ausnahme 
es Samstags, Nachmittags von 3 —3 Uhr, ertheil 
ind wird sich auf 25 zweistuͤndige Lektionen vertheilen 
son denen wöchentlich 3 auf Buchhaltung und? 
auf Wechsellehre und Kontokorrente berwender werden 
sollen. Der Ort der Ahbhaltung des Unterrich 
pird später mitgetheilt werden. Der Grwerdbeveren 
jat für bedürftige Frauen oder Mädchen mit du 
adthigen Vorkenntnissen 4 Freistellen in Aussith 
genommen. 
Reustadt, 28. Juli. Die Frau d 
Stephan Scharfenberger in Hambed 
velche schon längere Zeit periodisch geistesgefsu 
war, sprach gestern Nachmittag beim Grasholr 
veiches fie in der Nahe des Bahndamme⸗— nr 
hrem Manne mahte, uber schnellen Tod durch Uede 
»ahren eines Zuges. Hrute Nacht 12 Uhr ging 
mis dem Ven, aͤuf Vefragen ihres Mannes, nn 
e wollte, sogie sie, in den Hof. Rachdem sr 
angerer Zeit nicht zurückkehrte, fucht⸗ sie ihr w 
—X in u 
veiler bei ihren Eitern sie dergebens gesucht, r 
re fie auf dem Bahndamm vom Zug —J 
sodi auf. Die Frau war, laut „Ps. Pr. u 
angs der Zwanzig und hinterlätzt zwei 
dinder. 
Vermischtes. 
Mainz. Mit dem kommenden Monat mn 
iet das erste voi58 d. inminen d 
röffnet. Dasselbe ist im oberen Sioditeil geen 
ind umfaßt in drei Abteilungen ein Nom 
Frauen und Kinderbad. Die erste Ableiluns 
vades enthalt 11 Brause⸗ und 3 andenh 
die zweire 4 Brause⸗ und 8 Wannenbaͤder/ 
die lehztere 6 Brausebäder, welche in einen 3 
pereinigt sind. In jedes dieser nindertdet 
—A hineingeßellt werden. ai 
die Frauer⸗ und Maanervader Einzetzellen vs 
Die Nistan ist min Lufsheizung versehen A