Full text: St. Ingberter Anzeiger

nmenschule vollzog. Innerhalb der letzten 10 
* flieg die Frequenz der Anstolt von 33 
gulern mit 2 Lehrern auf 59 Schüler mit 6 
araften. Die Zabl der Schuler wäre ohne 
zweifel noch höher geworden, wenn es die gege- 
en lokalen Verhälmisse gestattet haben würden. 
da fich sonach die hiesigen Räumlichkeiten für die 
weitere Entwicklung der Anstalt als zu klein er⸗ 
mesen, und da andrerseits die Taubstummen ˖ An⸗- 
—* durch die seither vorgenommene Vergroößerung 
ind Erweiterung der Kreis⸗Kranken⸗ und Pflege⸗ 
castalt nunmehr nach allen Seiten hin ganz von 
dieser eingeschlossen ist, hat die königliche Kreisre⸗ 
gierung den Plan ins Auge gefaßt, die erstere in 
in neues Gebaäude, eventuell in eine andere Stadt 
u verlegen. Der Landrat der Pfalz hat die Not- 
vendigleit der Verlegung in seiner letzten Sesfion 
gereits im Prinzip anerkannt. Diesbezügliche wei⸗ 
ete Verhandlungen sind nun in der Schwede. 
— Frankenthal. Die hiesige Schü— 
zengesells,baft veranstaltet am 10., 11 
Ind 12. August ein Haupt- und Freischie⸗ 
den. Nach der nunmehr ausgegebenen Schieß⸗ 
Aduung werden die Preise ertheilt: auf Stand ⸗ 
Industrieschelbe 400 Mark, Feld⸗Industriescheibe 
z50 Mark, Laufendes Wild 150 Mark, Hasen— 
cheibe 100 Mark, Standfestscheibe Frankenthal 
400 Mark. 
— Obermoschel, 26. Juli. Das An— 
wesen des Ackerers Jakob Nessel dahier ging 
um den Preis von 18,500 Mark an Herrn Notar 
WVeil über. Dasselbe wurde vor noch nicht 
langer Zeit von den Erben Schuhmacher um den 
pteis von 13,700 Mark an den seitherigen Be⸗ 
itzer abgetreten. 
— Rehborn, 26. Juli. Brand. Gestern 
dachmitiag halb 4 Uhr ging die Kunde durch 
unseren Ort, daß es bei dem Ackerer Gawert 
enne. Durch rasche Hilfe gelang es, das Feuer 
auf seinen Herd zu beschränken. Es brannte die 
Scheune und zwei Stallungen ab. Wie vermuthet 
vird, ging das Feuer durch Kinder an, welche im 
Ztall bei Adam Gillmann spielten, an welchem 
ie Gawert'sche Scheune angebaut war. Gawert, 
yer nichts versichert hatte, hat einen großen Scha⸗ 
en, außerdem liegt der Mann in Heidelberg am 
arebsleiden zur Behandlung und die Frau war 
im Felde Korn schneiden. Als sie nach Hause 
lham, war ihr Stall und Scheune in Flammen 
wifgegangen. Ein Glück, daß das Wohnhaus noch 
etettet werden konnte. (Mpf. B.) 
— Rittersheim. Dieser Tage war der 
Bertreter der Magdeburger Hagelberficherungs⸗ 
hesellschaft hier, betreffs Abschätzung des am 16. 
d. M. entstandenen Hagelschadens. Der erlittene 
Schaden wurde in Höhe von 10—7006 ange- 
nommen, jedoch stellt sich nach Beginn der Korn— 
ernte der Schaden hoöher dar, als derselbe bei der 
Abschatung zu sein schien. Bei der Gerste wird 
das Verhältniß für die Beschädigten ein noch un 
Jinstigeres sein als beim Korn, da bei dieser durch 
die Aberntung ungleich mehr verloren geht, als 
hei Ersteren. Es war ein Glück, daß sich das 
Hagelweiter nicht über unsere ganze Gemarkung 
tsttedte, sonst hätten die Landleute leeres Strob 
iu dreschen. 
Vermischtes. 
—f Saargemünd, 285. Juli. Die 
8hwanenapotheke, Besitzerin Frau Dr. 
Stadler, ging durch Kauf um den Preis von 
20 ood Mark in die Haände eines Herrn Eh 
linger aus Boppard über. Dr. Stadler hatie 
— die Abotheke um 170.000 Mark er- 
otben. 
fMainz. Ein vollständiges römisches 
Lager wurde in der Gegend des zukunftigen 
Sclachthauses in der Neustadt aufgedeckt. Die 
Wese des bloßgeleglen Mauerwerks bestehen theil⸗ 
weise aus Betonmauerwert mit schönen Wandver⸗ 
Auttiden. In dem Loger wurde eine grdhere 
Inzahl don Sieinkrügen, Flaschen von Glas und 
snfiige romische Uensitien (mit Ausnahme don 
Nunjen) aufgefunden. Die Fundslücke, darunter 
Amphoren, wurden dem ftädtischen Museum ein⸗ 
verleibt. 
fEine Trauungemit Hindernifsen, 
wie es selten vorkommt, wurde jüngst in Unter⸗ 
— Wurtemberg vollzogen. Am Tage 
or der Trauung siellte eb sich heraus, daß eine 
mmentbehrliche Uckupde fehle; man sehi den Tele— 
dtaphen und Fernsprecher in Bewecuna und das 
dindernis ist weaggeräumt. Am Tage der Trauung 
als gerade der Standesbeamte die Papiere ordnete, 
nachte ein Schlaganfall dem Leben des Beamten 
ein Ende. Als nun der standesamtliche Vertreter 
seines Amtes walten will, ertoͤnt plötzlich die Feuer⸗ 
zlocke und die Pflicht ruft die Beteiligten auf den 
Brandplatz. Erst nachdem das Feuer gelöscht 
var, konnte das Brautpaar endlich in den Hafen 
der Ehe einlaufen. 
F Ein prächtiges Zollkuriosum kam 
in der letzten Sitzung der Handels⸗ und Gewerbe⸗ 
'ammer für Mitt Ifranken zur Sprache. Eine große 
Fürther Spielwaarenhandlung erhielt aus Oesterreich 
Spielwcaren zugesandt und zwar Glasglocken mit 
ünstlichen Blumen. Das Dutzend dieser Glocken 
'ostete 2 Gulden österreichisch, das Stück also 27 
Pfennig. Für Zoll verrechnete die Behörde pro 
Stück 8 Mark 80 Pfennig, sie nahm einen Zollsatz 
son 900 Mark pro Zenmer an. 
Die Kranken⸗Versicherung der 
Arbeiter in Deutschland im Jahre 1888. 
Was die Sterbefälle anbetrifft, so stellten sich diese 
am höchsten bei den weiblichen Webern, Wirkern 
und Tuchmachern, wo sie auf 1000 Mitglieder 
LII,3 ausmachen, es folgen die mannlichen Weber 
ꝛc. mit 9,4, die männlichen Schneider mit 9,0, 
die weiblichen Schneider mit 8,9, die Maurer und 
zimmerer mit 7,33, die Barbiere und Friseure mit 
3,1 pCt. u. s. w. — Die Einnahmen stellten sich 
m Ganzen auf 91,914,400 Mk., darunter waren 
,298,400 Mk. Eintrittsgelder. Die Ausgaben 
zetrugen überhaupt bei den Gemeindekassen 6,125,400 
Mk., bei den Ortskassen 33, 421,700 Mk., bei den 
Betriebskassen 28,687,900 Mt., bei den Baukassen 
525,900 Mk., bei den Innungskassen 749,400 
Mk., den eingeschriebenen Hilfskassen 12,731,800 
den landesrechtlichen Hilfskassen 2,775.000 Mt. 
— Die Ausgaben sämmtlicher Kassen deliefen fich 
somit auf 835,517, 100 Mt., darunter 61,561,500 
Mk. für Krankheitskosten, im Durchschnitt kamen 
also auf je ein Mitglied 11,40 Mt. auf Krank 
heitskosten. Die Gesammtzahl der Kassen mit einem 
Reservefond betrug 1888: 12,9983; der Betrag der 
Reservefonds 48,959, 200 Mt. — 7475 Kassen, 
36,5 Proz. oller Kassen, hatten keinen Reserve⸗ 
fond. 
F Freiburg Echweiz), 28. Juli. Das 
scchmucke Dorf Broc im Greherzerlande ist in 
etzter Nacht gänzlich abgebrannt. 4 Per⸗ 
onen sind umgekommen. 
Arth Echweiz), 28. Juli. Geflern Abend 
»eim Anlegen des letzten Dampfbootes stürzte 
eiin Teil der Dampfschiffsbrücke ein. 
Etwa 30 Personen fielen in den See, wurden aber 
amtlich gerettet. 
fF Innsbruck, 26. Juli. Abgestürzt. 
hei dem Mufstieg auf den 8600 Meter hohen 
Similann in den Oetzthaler Alpen stürzte der 
dehrer Oppel aus Sachsen mit dem Bergführer 
Peter Paul Gestrein aus Gurgl durch Embruch 
iberhängender Schneemassen in der Nähe des 
Bipfels sechshundert Meter tief ab.. Man nimmt 
in, daß Beide todt find. Die Leichen sind noch 
nicht gefunden. 
f Ueber den verheerenden Brand in 
der Stadt Hammerfest find erst kürzlich aus— 
ührlichere Berichte in Christiania eingelaufen. Der 
Brund war, daß die Telegraphenstation auch ab⸗ 
zebrannt war und daß ein Telegraphist später 
einen Apparat aus den Ruinen gerettet und den⸗ 
elben außerhalb der Stadt mit der Leitung ver⸗ 
band. Nach dem amtlichen Bericht entstand das 
Feuer Nachts um 3 Uhr in einer Bäckerei. Das 
Wasserwerk war unter Reparatur und kam erfi 
in Ordnung, als die ganze Stadt fast einem 
Flammenmeere glich. Abgebrannt sind die Kirche 
das Posthaus, die Dampfschiffsexpedition, die Tele— 
jraphenftation, das Gerichtsgehäude mit dem Ge— 
'angnis, das Zollamt, die Apotheke, die Sparkasse 
)eide Buchdruckereien der Stadt und das Rathaus 
nus welchem die Archive jedoch gerettet wurden 
Der Schaden wird auf über vier Millionen Kronen 
eranschlagt, nur sehr wenig soll versichert sein. 
Die erste Hilfe für die Obdachlosen wurde mit dem 
Touristenschiff abgesandt, das aus dem zirka 200 
Kilometer südlicher gelegenen Tromsö abging, aber 
es war auch nur ein kleiner Brodvorrat und einige 
andere Lebensmittel. Das Departement des Innern 
zab dem Stiftamtmann im Tromsö den Göefehl. 
ür die Notleidenden in Hammerfest auf Staais 
rechnung zu sorgen. Von hier find schon am 
Dienstaa an zwanzig große Militärzelte nach 
ammerfest abgegangen. An einen Wiederaufbau 
der Stadt in diesem Jahre ist nicht zu denken, da 
alles Bauholz aus südlicheren Gegenden beschafft 
werden muß und bis dahin der kurze Sommer ver⸗ 
gangen sein wird; viele der Abgebrannten, weiche 
sich nicht versichert hatten, werden überhaupt nicht 
wieder bauen konnen. Inzwischen regt sich schon 
der Wohlthätigkeitsfinn, um den unglücklichen Be⸗ 
vohnern von Hammerfest zu Hilfe zu kommen. 
F New-York, 26. Juli. Im Süden des 
St. Lorenzo-Flusses hat ein Tornado 
in der Richtung von Westen nach Oflen gewüthet. 
Fin Theii von Massachusettsist verwüstet; 
etwa 90 Wohnhauser sind zerstört, 6 Personen find 
dabei ums Leben gekommen und 35 verwundet 
worden. Gegen 5000 Personen sind ohne Obdach. 
Der angerichtete Schaden wird auf 110,000 Dollars 
geschätzt. 
Volks Landwirtschaftliches. 
Freankenthal, 28. Juli. Im Kartof⸗ 
kelgeschäft entwickelt sich nach und nach wieder 
rechtes Leben. Die Zufuhr an der hiesigen Stadt⸗ 
wage jedoch läßt gegen die Vorjahre bedeutend nach, 
was wohl daher kommen mag, daß die Bahnver⸗ 
waltung auch eine Wage aufgestellt und so der 
Landmann nach Entladung seiner Fuhre zum Ab⸗ 
tarieren nicht mehr in die Stadt zurück zu fahren 
braucht. Die Zufuhr an der städtischen Wage be—⸗ 
trug in der Zeit vom 21. bis 26. Juli etwas 
über 2200 Zentner, welche größtenteils rheinab⸗ 
wärts von hiesigen Großhändlern versandt wurden. 
Der Preis stellte sich anfangs der Woche auf 5 
Mk. per Doppelzentner, gegen Ende der Woche 
wurde 5 Mark 50 Pfennig ver Doppelzentner 
dezahlt. 
Dienustes nachrichten 
Protest. Kultus. Die Verw sung der protest. 
Pfarrstelle zu Weisenheim a. S. wurde dem Pfarr⸗ 
amtstandidaten Christian Weber, bisher Pridatvi- 
kar doriselbft, übertragen. 
Kath. Kultus. Es wurde genehmigt, daß 
von dem Bischofe von Speyer die kathol. Pfarrei 
Büchelberg, B.B. Geimersheim, dem Verweser 
dieser Pfarrei, Priester H. Zwick, verliehen werde. 
Forstdienst. Beginnend mit dem 16. Au⸗ 
zust 1. Is. wurde auf die Stelle eines Aerial⸗ 
Forstamts: Ass-ssors zu Annweiler, Kommunal -Forst⸗ 
amies Annweiler, der Forstawis⸗Assistent bei der 
Regierungsfinanztammer von Oberbahern, Forstab⸗ 
teiluna. C. Klum ernannt. 
Familiennachrichten. 
Gestorhen: In Frankenthal Anna Maria 
Boßlet, geb. Wahl, 78 J. a.; in Heßheim Jo— 
jann Philipp Fiack, 82 J. a.; in Haardt Jalot 
Duttenböfer, Kansmann. 39 J. a. 
Neueste Nachrichten 
München, 28. Juli. Centenarfeier 
deretk. Zentralthierarzneischule. Heute 
Vormittag fand anläßlich des Jubelfestes ein Fest- 
akt im alten Rathhaussaale statt, dem außer den 
Professoren, zahlreichen jetzigen und früheren Schülern 
der Anstalt, die höchsten staatlichen und ftädrischen 
Behoͤrden, Vertreter der Universität beiwohnten. In 
einem Blumenhain war die Büste Seiner Konig⸗ 
ichen Hoheit des Prinz⸗Regenten aufgestellt. Nach 
inem weihevollen Marsch ergriff Herr Direktor 
hahn das Wort zu der Festrede, in welcher er in 
urzen Umrissen eine Eeschichte der Entwickelung der 
Thierarzneikunde, speziell der hiesigen L-hranstalt gab. 
Dierauf theilte Herr Kultusminister Dr. v. Müller 
unter lebhaftem Beifall der Anwesenden mit, daß Se. 
k. Hoheit der Prinzregent anläßlich der Centenarfeier 
der Zentralthierarzneischule den Rang einer Hoch⸗ 
schule verliehen habe und daß die Anstalt don nun 
an den Tilel: „Königlich Thierärztliche 
Hochschule“ führe. Direltor Hahn wurde aus 
gleichem Anlaß der Titel eines königl. Hofrathes 
berliehen. Professor Dr. Rüdinger sprach im Namen 
der medizinischen Fakultät der Univerfität die Glüd⸗ 
wünsche aus. Buürgermeister Dr. v. Widen⸗ 
mayer überreichte eine Adresse Namens der Stadt 
München. 
London, 28. Juli. Das Unterhaus 
nahm endgiltig die Helgolandbillean. 
Dover, 28. Juli. Die Heizer und Be— 
amten der Thatham ⸗Dover⸗Eisenbahngesellschaft. 
welche gestern streikten, sind durch Btamte aus 
Falais erseßt. 
Für die daktion veraniwortlich F x Pe—