Full text: St. Ingberter Anzeiger

dem die Turnerei blühe, die berufen sei, die 
jungen Leute zum Militär vorzubilden. Sie sei 
in der Lage, dem Staate die Militärlasten und 
dem Volke die Steuern zu erleichtern und bahne 
die zweijährige Dienstzeit an. Lebhafter Beifall 
wurde dem Redner zuteil. In froͤhlichster Simm⸗ 
ung verlief der Rest des Banketts bei Wein, Musik 
und Gesang. 
— Kaiserslautern, 4. August. 4. 
streisturnfest. Das Vereins⸗ und Einzel⸗ 
wettturnen nahm heute Nachmittag seinen Fort⸗ 
gang Von den 54 Vereinen mit 920 Turnern 
waren noch 6 übrig geblieben, die sich nun ihrer 
Aufgabe entledigten. Von Einzelwettturnern traten 
zusammen 193 zu den Uebungen an, wovon 180 
gestern Abend am Wettlauf theilnahmen. Die 
Uebungen gingen bestens von statten. Es hält bei 
der riefigen Betheiligung wirklich schwer, Einzel⸗ 
leistungen von besonderem Werthe hervorzuheben. 
Doch sei erwähnt, daß heute Vormittag beim 
Steinstoßen der Turner Bonfig vom Turn—⸗ 
berein Mannheim den 34 Pfund schweren Stein 
b Meter 10 Etm. weit warf, eine seltene Kraft⸗ 
leistung. 
— Fehrbach, 3. Aug. Heute Vormittags 
10 Uhr fand hier die feierlich Grundsternlegung 
zur neuen Pfarrkirche steit, deren Umfassungs⸗ 
mauern schon zu stattlicher Hoͤhe gediehen find, so 
daß an der Sielle des künftigen Hochaltars bereits 
ein solcher improvisirt werden konnte, an welchem 
denn auch gestern schon ein Hochamt zelebrirt 
wurde. Die priesterlichen Funktionen der Weihe, 
die Festpredigt und das Hochamt hatie Herruk. 
Gymnafialprofesser Lederer aus Speher übernommen, 
der früher hier Pfarrer war und den Kirchenbau 
angeregt hat. 
— Landau, 2. Aug. Gestern Nachmittag 
gelangten nicht weniger als sechs Bauplätze zur 
Versteigerung, wodurch der Stadtkasse eine Ge⸗ 
sammtsumme von 54,414 Mt. zugeflossen ist. 
Im Einzelnen gestaltete fich die Versteigerung wie 
folgt: Einen Bauplatz an der Industrie⸗ und 
Schlachthofstraße die südöstliche Ecke der Straßen⸗ 
kreuzung in der Front von 20 Meter und einer 
Tiese von 40 Meter sohin 800 qm erwarb Max 
Frank, Weinhändler in Landau um 8 Mk. 65 
Pfg. per qm sohin um den Preis von 6920 Mt. 
Einen Bauplatz neben diesem gelegen in einer 
Front von 54 Meter und einer Tiefe von 40 
Meter sohin 2160 qm erwarb derselbe um 8 
Mtk. per qm sohin um 17280 Mk. Einen Bau— 
platz auf der Westseite des Ostringes von der Ecke 
der Ostbahnstraße ab 30 Meter mit einer Front 
pon 82 Meter und einer Tiefe von 45 Meter 
sohin 1440 qm erwarb Albert Siegel, Weinhänd⸗ 
ler in Landau um 8 Mk. per qm sohin um 
11520 Mk. Einen Bauplatz auf der Nordseite 
der Ostbahnstraße neben Joh. Strom in einer 
Front von 19 Meter uund einer Tiefe von 38 
Meter sohin 722 qm erwarb Martin Göbel, Ge—⸗ 
schaftsmann in Landau per qm um 6 Mk. so— 
hin um 4322 Mk. Einen neden diesem Bauplatz 
in einer Front von 22 Meter und einer Tiefe 
bon 42 Meter sohin 924 qm erwarb Gustad 
Fried, Fruchthändler in Landau per qm um 
8 Mtk. sohin um 7892 Mtk. Einen nordöstlichen 
Bauplatz Kreuzung des Ostringes mit der In⸗ 
dustriestraße in einer Front von 20 Meter und 
einer Tiefe von 43 Meter sohia 860 qm er- 
warb Michael Hoffmann, Privatimann in Lan⸗ 
dau per Quadratmeter um 8 Mtk. sohin um 
6880 Mk. 
— Ruülzhim, 1. Aug. Gestera Abend gegen 
9 Uhr wurde die Familie unseres Polizeiadjunkten 
Herrn A. Kerner dahier von einem schweren 
Ungläüd heimgesucht. Als derselbe in Gemein⸗ 
schaft seines 19 Jahre alten Sohnes Adolf um 
genannie Zeit mit dem Rest der Waizenernte nach 
Hause fuhr, scheuten dessen Pferde und gingen 
durch; dabei gerieth auf der Straße zwischer hier 
und Bellheim der Letztgenannte unter den schwer⸗ 
deladenen zweispäͤnner Wagen und war sofort eine 
Leiche. Die Gemeinde nimmt innigen Anteil an 
diesem schrechlichen Unglüch, zumal der Verblichene 
ein braber, fleißiger Bursche war, der seinem Vater 
in der Verrichtung seiner landwirtschaftlichen Arbeiten 
die einzige⸗Stütze bot. 
— Boͤhl, 4. Aug. Heute Morgen 4 Uhr 
bdrannte das Wohnhaus des Maklers Bren— 
del vollständig nieder. Entstehungsursache ist un⸗ 
bekannt. Brendel hat versichert. 
— In der Vorderpfalz find am Sams⸗ 
sag fast allenthalben starke Gewitter aufge—⸗ 
reten. Aus Annweiler, Landau, Neustadt, Dürk⸗ 
seim, Frankenthal und anderen Orten mehr wird 
herichtet, daß der Sturm einen theilweise beträcht⸗ 
lichen Schaden anrichtele. 
— Speyer, 8. Aug. Der in den Spehe— 
rer Ziegelwerken beschäftigte 17jährige Arbeiter 
Joseph Raatz, Sohn des Sacdträgers J. Raatz, 
vollte vorgestern nach beendigter Tagesarbeit ein 
Bad im Rheine nehmen und sprang von einem 
dortselbst liegenden Schiffe ins Wasser. Obwohl 
des Schwimmens kundig, rief er plötzlich um 
dilfe, die aber nicht so schnell zur Stelle war, 
im den Unglücklichen zu retten. Derselbe versank 
n den Fluthen. Die Leiche wurde Samstag früh 
yei Altrip geländet. 
— Aus Deüdesheim wird dem,Pf. K.“ 
jeschrieben: Es freut mich konstatiren zu können,. 
»aß es ein gewisses untrügliches Merkmal giebt, 
elbst bei hartnäckigsten Sonnenschein und wolken⸗ 
osem blauem Himmel, ein Gewitter mit Regen 
uuf 1-22 Tage voraus zu bestimmen. 
Ddieses Merkmal sind unsere Bienen! Wenn man. 
pbie ich, als alter erfahrener Prakticus, die Biegen 
eit vielen Jahren mit Aufmerksamkeit und väterlicher 
Fürsorge beobachtet, so wird man finden, daß die—⸗ 
elben bei großer Hitze plötzlich eine auffallende 
Inruhe kundgeben, durch wildes Hin⸗ und Her— 
liegen in der Nähe des Bienenstockes. Das isi 
as sicherste Zeichen eines bald zum Ausbruch 
ommenden Gewitters und je näher die Zeit dessen 
Ausbruchs rückt, desto unruhiger werden die Bienen, 
zis fie schließlich mit einander in Kampf zu ge— 
rathen scheinen. Dieser letztere Moment tritt ganz 
urz vor dem Ausbruch des Gewitters ein. Meine 
Wahrnehmungen in dieser Richtung haben mich 
nie getäuscht. 
— Ludwigshafen, 8. Aug. Im Mo— 
iat Juli find hier zugezogen 786 Personen, weg⸗ 
jezogen 724 Personen, Zunahme 62 Personen. 
die Standesbücher weisen auf: Geburten 101, 
Zterbefälle 100, Zunahme 1 Person. Gesammt⸗ 
unahme 63 Personen. Stand am 1. Juli 1890: 
38,015 Personen. Stand am 1. August 1890: 
28,078 Personen. 
— Ludwigshafen, 4. Aug. Gestern 
Abend verschied plötzlich und unerwartet in Folge 
ines Hirnschlags der Direktor der städtischen höheren 
üöchterschule, Herr Johannes Cloßmann. — 
Ddas gestern in der prot. Kirche dahier abgehaltene 
Fahresfest des pfälz. ebang. Vereins für 
innere Mission war überaus zahlreich be— 
jucht, sodaß in der geräumigen Kirche kaum ein 
Platz leer blieb. Der Festredner, Herr Pastor 
Ddammaujaus Essen a. d. Ruhr, gewann durch seine 
iefchriestliche, gedankenreiche und durch Mittheilung 
ahlreicher persönlicher Erlebnisse und geschichtlicher 
Thatsachen höchst interessante Fesipredigt und An⸗ 
prache bei der Nachversammlung die Herzen 
iller Anwesenden. Die Festkollekte ertrug 424 
M. 20 Pfg. Kur.) 
— Oggersheim, 3. Aug. Der gestern 
Dtittag in einem Teil der Pfalz rasende orkanartige 
S5 turm hat auch hier große Verheerung an⸗ 
gerichtet. Gegen vier Uhr schlug der Blitz in das 
große, vor kurzer Zeit neu erbaute Kamin von 
Bebr. Mayer und warf es auf einen zur Brauerei 
gehörigen Bau, dessen Dach und zweiter Stock zer⸗ 
rümmert wurde; über die Kreuzgasse erstreckte 
sich die Verheerung, indem das ftürzende Kamin 
unuch einen Bau des Herrn Götz total zusammen⸗ 
chlug. Ein großes Glück ist es zu nennen, daß im 
Moment des Blitzschlages niemand in den zer— 
rümmerien Häusern sich befand, oder daß das 
Anglück nicht zur Nachtzeit geschah, denn in dem 
ersiörten Bau der Herren Gebr. Mayer hatten 
zie Brauburschen ihre Zimmer, von denen wohl 
einer mit dem Leben dabongekommen wäre. Auch 
yas zweistöckige Wohnhaus des Herrn Mayer wurd:; 
zon einem Blitzstrahl getroffen und ein Kamin, so⸗ 
vie ein Teil des Daches zerstört. Auch auf dem 
SZaumhof in der Eisengießerei von Mack u. Capallo 
ichtete der Sturm Verheerungen an, die zum 
Zlück jedoch nicht so groß waren, als sie sich im 
Moment ansahen. Ein im Freien liegender alter 
gasometer wurde einige hundert Meter weit vom 
Zturme fortgetragen und blieb schließlich an einigen 
gappelbaumea hängen. Die dazu gehörige Cisterne 
vurde ebenfalls weit forigeschleudert. Auf der 
Zztraße von Oggersheim nach Mutterstadt sind weil 
iber 100 schoͤn gewachsene Obstbäumchen, fast allt 
hon tragend, umgeknickt worden. Kurz, es war 
ein Wetter, wie es „die ältesten Leute noch n 
erlebt haben.“ id 
— Oppau, 3. Aug. Das gesttige G. 
witter mit seinem orkanartigen Sturn 
hat hier und in der Umgegend großen Sha 
angerichtet. Ganze Dächer sind ihm zum —* 
gefallen, nur wenige find dänzlich derschuet 
hblieben. Die Obstbäume wurden ihrer zug 
hicle ader vuch Lines Theiles ihrer Mste eud 
der ganzen Krone beraubt, starke Staͤmme en 
wie ein Rohr geknikt. Auf dem Felde wur 
Wagen sammt den Pferden umgeworfen. Menschen 
leben find, so diel man bis jetzt weiß, i 
zu beklagen, obwohl es nicht ohne Verlehung 
abgegangen ist. 
— Frankenthal, 1. Aug. Wie allth 
lich wurde heute an diejenigen Arbeiter, wele 
Jahre und länger in der Zuder⸗Fabti 
ununterbrochen thätig waren, aus der Karcher 
Stif tung je 25 Mt. ausbezahlt. Es erhielte 
diese Pramie 330 Arbeiter und Arbeiterinn 
mit zusammen 8250 Mk. Außerdem erhiellen 
sammiliche am 31. Juli im Dienste der Fabti 
stehenden Arbeiter von Herrn Karcher je einer 
Wochenlohn als Erinnerungs⸗Geschenk ausbezahl— 
ebenso die Angestellten der Fabrik bedeutende Ge 
schenke, zusammen im Gesammthetrage do 
15,000 Mi. Ferner machte Herr Karcher ein— 
neue Stiftung, welche den Arbeitern u. A. wie 
folgt mitgetheilt wurde: „Anläßlich meiner filber— 
nen Hochzeit und zum Andenken an dieselbe be 
stimme ich auf die Dauer meiner Thüätigkeit i 
der Zucker⸗Fabrik jedes Jahr am 31. Juli 
meinem Hochzeitstage, 10 Aussteuer- Prämien 
a 100 Mark unter die ledigen Beamten, Albeite 
und Acbeiterinnen, die an diesem Tage 2 Jahr 
und länger ununterbrochen thätig waren und du 
30. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, zu 
Verloosung und Auszahlung unter den nachfiehen— 
den Bedingungen zu bringen. Die Verloosun 
dieser 10 Prämien a 100 Mt. findet erfmali 
am nächsten Sonntag, den 8. d. Mts., statt. E 
kommen 10 Prämien 4 100 Mt. zur Ver 
loosung und zwar fallen davon 4 Gewinne au 
maͤnnliche Personen und 6 Gewinne auf weibliqh 
Personen. Die Gewinne kommen, sobald der be 
treffende Gewinner sich verheirathet, oder das 80 
Lebendjahr zurück gelegt hat, sofott zur Aus 
zahlung, andernfalls werden sie bis dahin auf de 
Namen der Gewinner bei der Sparkasse dy 
Zuckere Fabrik auf Zins und Zinses⸗Zins angelegt 
Im eine gröͤßere Anzahl Aussteuer⸗Prämien 3 
chaffen, ist es mein Wunsch, eine Ausgteun 
Anstalt zu gründen, ähnlich wie die bereits be 
dehende Pfalzische Aussieuer⸗Anstalt. Frankentho— 
31. Juli 1880. Ph. Karcher.“ 
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Zeru, Les. 
Friedrichsthal, 3. Aug. Hier 
folgender Besitzwechsel vorgekommen: De 
Hch. Weil'sche Haus am Bahnhof ist von der 
ctzien Eigenlhümer, dem Bieragent Lang in S 
Idhann, zum Preise von 63 000 Mti. an Hem 
dudwig Weil hier übergegangen. Das Haus de 
Wwe. Philipp Pfeilstücer kaufte die Aktienbrauen 
Duweiler zum Preise von 42 000 Mt. und 
von Herrn Siffrin übernommen worden, welche 
die darin befindliche Gastwirthschaft uad Baͤcke 
weiter betreibt. 
Neunkirchen, 8. Aug. Wie dien 
Bl. Zig.“ zuverfichilich hört, in man, der din 
der Erichtung eines a llgemeinen Ktranken 
hauses in unserem Ort näher getreken um 
zürfte mit dem Bau desselben bereits im kommen 
den Jahre begonnen werden. Es ist dies ein et⸗ 
freulicher Schritt seitens unserer Gemeindevertretun 
ind wird ihr der Dank des Publikums nicht fehlo 
Berade fur diejenigen Personen, die keiner Kas 
angehören bezw. auch fuͤr diejenigen —RT3 
die hin bigenee Laharein haden,ist das Jahtn 
von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 
— 
schreibt? Ein allgemeines Uebel, welches u 
jehigen Zeit nicht unbeachtet sein sollte, sind p 
dem Lande die Bierpresstonen. Zum 
werden dieselben, da fie unter geringer gonn 
slehen, nicht gereinigt und zum zweiten mi 
aldhabi wit es fich gehoͤrt. Schreitet du 
tennt Wirthichaften, wo die Pression nicht ein 
alle Jahre einer Reinigung unterzogen wird; 
wird Adends am Schluß das in den Fohten 
defindliche Bier nicht ins Faß zurückgelassen,