Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Baume wurden teils entwurzelt, teils ihrer 
lesite berauht. Fast von jedem Hause trieb der 
hind die Ziegeln von den Dächern. — Auf dem 
friedhof wurden 4-5 der größten Grabmonumente 
wie eine Anzahl kleinerer umgeworfen; sogar das 
roße Kreuz mit seinem umfangreichen Sockelstein 
hurde umgeworfen. 
— Kirchbeimbolanden, 5. August. 
Jessern Mittag verunglückte in Mainz der 
on hier gebürtige Bierbrauer Gau, Sohn des 
herrn Schreinermeisters Gau, beim Hinabfahren 
a den Eiskeller, indem er so unglücklich fiel, daß 
ran der Brust schwer verletzt wurde. Doch ist 
ie Hoffnung auf Genesung vorhanden. (A.) 
— die Lehrordnung für die Volks— 
chulen der Pfalz bestimmt. daß an den Nach- 
nititagen, an welchen das Thermometer 220 R. 
m Schatten zeige, der Unterricht auszusetzen sei. 
In einer Zusatzbestimmung heißt es nun weiter, 
aß jene Temperatuchöhe voraussichilich erreicht 
verde, wenn um 10 Uhr Vormittags die Hitze 
is zu 20 Grad angewachsen sei. Durch diesen 
atz, den wir nicht als selbstständige Vorschrift 
undern mehr als Erläuterung zu jener allgemeinen 
estimmung auffassen, wird der Sinn der Hitzz⸗ 
erien -Verordnung binreichend klar ange⸗ 
zutet. Darnach soll die Schulaussetzung schon 
jormitiags bekannt gemacht werden. Dies scheint 
ns deshalb nothwendig zu sein, weil das Zurück⸗ 
egen des Weges zur Schule bei großer Hitze nicht 
eringere Gefahren für den kindlichen Organismns 
al, als das Zusammensitzen vieler Kinder in dem 
erhaältnißmätßig engen Raum eines Schulzimmers. 
5s ist daher sehr zu tadeln, wenn man die Ein⸗ 
sellung des Unterrichts erst Nachmittiags erfolgen läßt. 
Ran sollte überhaupt nach dieser Seite hin viel 
dehr auf die Gesundheit der Schüler bedacht sem 
ind nicht um solche Schulstunden knausern, die 
ernenden und Lehrenden zur Qual werden und 
arum in ihren Resultaten höͤchst fragwürdig, sicher⸗ 
ch aber für die Gesundheit der Kinder nicht zu⸗ 
—EX 
d 
m 
t⸗ 
u 
n 
n 
Vermischtes. 
fSulzbacch, 8. Aug. Das zum 28jährigen 
bestehen der hiesigen Glasshütte Ed. Vho⸗ 
selius, von den Inhabern, den Herren Richard 
ind Louis Vopelius, in munifizenter Weise projek ⸗ 
ꝛetle Fest hat heute auf dem Bergfestplaße im 
dalde, wenn auch zeitweilig durch geiinde Regen⸗ 
hauer deeinträchtigt, stattgefunden. Demselben ging 
estern Abend eine Illumination der Glashütie 
oraus, die außerst gelungen war. Heute Nach⸗ 
uittag versammelten sich auf dem Festplotze die 
yerren Festgeber, deren Beumte und Arbeiter alle 
nit Familien und eine Anzahl geladener Gäste, um 
en denkwürdigen Tag zu begehen. Eingeleitet 
ourde die schöne Feier ducrch Gesang des großen 
üttengesangvereins, unter Leitung des Herrn Diri⸗ 
enten Schulz, es wurde der Psalm 8 Vorgetragen 
nier Begleitung der Bergkapelle, die auch spater 
nzerlierte und zum Tanze aufspielte. Die An- 
wsenden, nach unserer Schätzung ca. 1600 Per⸗ 
pnen, hatten sich teilweise in der großen Halle und 
ailweise auf den im Freien siehenden Banken 
iedergelassen. Nun begann die Bewirtung in reich⸗ 
hter Weise mit Kaffee, Kuchen und Muͤnchener 
Kier, die Jugend mit Milch. Für die Tanzlustigen 
vat ein Tanzboden vorgesehen, und für die Kleinen 
ar ein Carroufsel vorhanden. Herr Richard 
opelius, unser Landtagsabgeordneter, hielt, 
ah dem „Boten“, eine bedeutungsvolle Rede, in 
elcher er einen Rückblick auf den wechselnden Ge 
tsgang warf und mitteilte, daß die Herren 
opelius 28000 Mk. fur eine Stiftung ausgesetzt 
den, aus deren Zinsen solche Arbeuer, die 23 
ahte und laänger üͤnumerbrochen auf der Glas— 
ütte gearbeuter haben, Pramien erhalien sollen. 
ytt Groß erhielt als Geschent eine schwer goldene 
t, wahrend folgende Arbeiter mit silbernen Uhren 
Wdentt wurden: Dan. Agné, Joh. Schlicker 
Jak. Feiß, Hrch. Schliger und Joh. Malier. 
—— 
— betanntlich ein Madalleriermegiment zur 
uison erhalten; der Zeitpunkt ist jedoch noch 
idt fixirt. Die große strategische Bebeutung der 
me ‚unserer beiden Slädie laͤßt erwarten,daß 
ine bedeutende ständige Truppenkonzentrirung 
inn wird. Saarbrücken erhält Artillerie, 
zwar vom 10. Oktober d. J. ab die Rei— 
ude Abtbheil unge des *8. Feldarülletie 
Regiments; die J. und II. Abtheilung kommt nach 
SZaarlouis, die UI. nach Trier. 
FSaarbrücken, 5. Aug. Mit einer 
unerhörten Frechheit hat gestern Nach ⸗ 
nittag ein Bursche von auswäris, der auf dem 
siesigen Polizeiamte zur Vernehmung erschien, einen 
Diebstahl ausgeführt. Als der Beamte das Proto⸗ 
oll niederschrieb und dem Vernommenen einen 
ugenblick den Rücken zuwandte, nahm der Bursche 
in auf dem Tische liegendes Portemonnaie mit 4 
Thalern, 1 Fünfmarkschein und einigem Kleingeld 
ind verschwand damit schleunigst. (G. A.) 
Hoͤchst, 4. Aug. (Antiphrin.) Welche 
)imensionen der Verbrauch des Antipyrins im 
zjahre 1889 angenommen hat, geht aus dem Be— 
ichte der Verwaltung der Fabrikswerke in Hoͤchst 
im Main hervor. Nach diesem hatte die genannte 
zabrik, welche das Recht auf Ausnützung des An⸗ 
ipyrin ˖ Patentes erworben hat, einen Reingewinn 
‚on 5,487, 082 Mark, wobvon 4,244 735 Mark 
ils Dividende zur Vertheilung gelangen. 
Muünchen, 1. Aug. Beim Wettrennen 
des Radfahrerbundes war im Hochrad⸗ 
'ahren (2000 Meter) erster Lauf: Maher⸗Berlin 
3 Min. 87 Sek.); zweiter Lauf: Roth Munchen 
(8 Min. 57.4 Selhl.). — Meisterschafts⸗Fahren 
von Deutschland und Bundesgebiet auf dem Drei- 
zad. 5000 Meter. Herbel⸗Mannheim Erster (10 
Min. 1*3 Set.). — Meisterschaft Deutschlands und 
Zundesgebietes auf dem Hochrad. 10000 Meier. 
Zerteidiger: Lehr⸗Frankfurt. Leht Erster (18 Min. 
786 Sek.). NaumannHalle Zweiter (18 Min. 
326 Sek.), Göbel Mainz Dritter (18 Min. 886 
„ek.), Brillantes Rennen. Rekord. — Meisterschafts⸗ 
ahren Deutschlands und Bundesgebiets auf dem 
stiederrad. 1000 Meter. Vater⸗-Frankfurt Erfter 
1 Min. 38 Set.). — Meisterschaftsfahren Bayerns 
uf dem Niederrad. 5000 Meter. Hofmann⸗München 
ktster (O Min. 43.4 Sek.). — Prinzregent⸗Fahren 
nuf dem Hochrad. 4000 Meter. Erster Ehrenpreis 
jegeben vom Prinz- Regenten. Lehr⸗Frankfurt Erster 
7 Min. 8.4 Sek.), Goͤbel⸗Mainz Zweiter (7 Min. 
7.4 Sek.). — Meisterschaftsfahren Deutschlands 
und Bundesgebieis auf dem Dreirad. 1000 Meter. 
Stumpf⸗Berlin Erster (1 Min. 45 Selunden). 
G. Zig.) 
F Salzburg, 4. Aug. Bei einer Besteig⸗ 
ing des Kitz zseinhornes stürzte am Donners⸗ 
ag der Wiener Advokat Eduard Mayer und dessen 
Sohn und ein Führer Namens Schernthauer ab; 
ie wurden heute todt aufgefunden. 
fFKoblenz, 4. Aug. Heute früh 7 Uhr 
segann das Einzelwetturnen. Bei demselben 
rhielt von 281 Mitturnenden und 58 Siegern 
dudwig Sch äfer (Frankfurter Turngemeinde) den 
ersten Preis. 
FGlogau. Der hiefige Invalide Werner, 
velcher am 6. August 1870 in der Schlacht bei Woͤrth 
ine Chassepotkugel in den linken Unter⸗ 
henkel unterhalbd des Knies erhalten hatte, hat 
as Geschoß fast genau 20 Jahre mit sich herum- 
jetragen. Vor einigen Tagen endlich wurde ihm 
asselbe, nachdem frühere Operationen erfolglos ge⸗ 
lieben, der „Koöln. Zig.“ zufolge aus einer Fleisch⸗ 
pucherung unter dem Schienbein in der chirurg⸗ 
schen Station des hiefigen Garnisonlazar⸗tis glüd 
ich entfernt. 
fF Zittau, 5. Aug. Auf dem Zeithainer 
lebungsplatz stürzte Major Schubert vom 
Feldartillerie Regiment Nr. 18 bei einem Vorgehen 
nit dem Pferde und wurde durch die nachfolgende 
Zatterie tödlich verletzt. 
fInnsbruck, 4. Aug. Gestern Nachmittag 
ereignete fich ein scwwerer Eisenbahn⸗Unfalil 
bdei Voels, 5 Kilometer von Innsbruck, da wo 
zie Bahn in scharfer Kurve zwischen Inn und 
Bergabhang hinzieht. Das Hochwasser hatte chclo⸗ 
Zisches Mauerwerk unterspült, das an dieser Stelle 
die etwa 8 Meter hohe Böschung bekleidet. Die 
-„chwellen sanken stellenweise 20 Centimeter ein, 
ie Schienen lagen hohl und brachen. Schon beim 
Zuge, der 1 Uhr 830 Min. JInnsbruck verließ, 
vurden starke Schwankungen bemerkt; telegraphische 
Meldung nach Innsbrud geschah, auch soll ein 
Bote dem nachkommenden Zuge entgegengeschickt 
vorden, jedoch zu spät gekommen sein. Von dem 
14 Personenwagen mit 120 Passagieren zahlenden 
Zuge blieben zwei Wagen dritter Klasse auf der 
Z3öschung hängen, ein Wagen zweiter Klasse sank 
jalb ins Wasser, einer dritter Klasse zerspitierte 
ind versank fast gänzlich im brausenden Flusse. 
die Vassagiere der gestürzten Wagen warden 
neistens betäubt und mußten durch die Thüren und 
Fenster herausgezogen werder. Wieviel verunglückt 
ind, ist ungewiß. Die amtliche Statistik — zwei 
chhwer, 20 leicht Verwundete, keine Todten — isß 
vohl optimistisch. Nach Lage des in den Fluß ge— 
türzten Wagens war eine Rettung der Insassen 
laum möglich, da fie das Wasser sofort überfluthete. 
Man sagt, aus diesen Wagen sei Niemand ge⸗ 
rettet, außer zwei jungen Burschen, welche schwim⸗ 
mend entlamen. Als ein Rettender mit der Pike 
die Wände des Wagens zweiter Klasse einschlug, 
intdeckte er ein lehendes Kind. Die Namen mehrerer 
Bermißter werden angegeben. Glücklicherweise hatte 
zas schlechte Weiter Viele vom Reisen abgehalten. 
Der Verkehr wird für einige Tage durch Umsteigen 
besorgt. In Junsbruck erhielt man die erste Nach- 
richt bon dem Unglücksfall durch auf dem Inn 
herabschwimmende Hüte, Schirme ꝛc. Die Ent⸗ 
zleisungsstelle war noch in später Stunde von zahl⸗ 
reichen Innsbruckern besucht. An der Herstelung 
»es Bahnkoͤrpers wird von 100 Arbeitern gearbeitei. 
Das Geleise wicd umgelegt; bis heute Abends 
ȟrfte der Verkehr wieder ganz aufgenommen 
verden. Die Böͤschung an der Unfallstelle ist drei 
Meter hoch über dem j tzigen ziemlich hohen Wafser⸗ 
tande. Der in den Jan versunkene Wagen liegt 
nuf der Flanke mit den Rädern aufwärts an der 
Boͤschung. Es verlautet, daß Schwankungen beim 
Durchgang der Züge schon Samstag Abends ver⸗ 
pürt wurdeu. 
fF Aus Amerika, 4. Aug. Die Vereinigten 
Staaten find gegenwärtig vn unerträglicher 
ditze und verheerenden Stürmen heimsgesucht. 
Dem Sonnenstich erlaßen gestern in New York6 
Ldeute, in Newark 2, in Washington 8 und in 
Chicago nicht weniger als 30. In Chicago war 
gestern der heißeste Tag, der jemals dort dage— 
vesen ist. 
Dienstesnachrichten. 
Kath. Kultus. Pfarrverweser Pierre von 
Bosweiler wurde als solcher nach Esthal versttzt 
und Pfarrberweser Hörner von Kriegsfeld als sol— 
her nach Boßweiler. 
Gerichtsvollzieher Karg in Rockenhausen wurde 
zus dem Dienste entlassen und der geprüfte Ge⸗ 
ichtsvollzieheramtsbewerber Hrch. Diehl von 
daiserslautern zum Gerichtsbvollzieher in Rocken- 
jausen ernannt. Sekretariatsgehilfe Joseph Kol l⸗ 
nansperger in Ludwigshafen auf Ansuchen 
u gleicher Eigenschaft an das Amtsgericht Rocken⸗ 
ausen versetzt und der giprüfte Adspirant W. 
Re y als Sekretariatsgehilfe bei dem Amtsgerichte 
dudminghafen anfn⸗Hesst 
am Arnnachrichten. 
Gestorben: In Imsweiler Jakobina Hof—⸗ 
dadt geb. Klein, 69 J. a.; in Germersheim Georg 
cZchranck, Mühlenbesitzer; in Ludwigshafen Johannes 
dactmann, Gasinstallateur, 88 J. a. 
Neueste Nachrichten 
Saarbrücken, 6. Aug. Von Koͤln war an 
die hiefigen Kriegervereine die Nachricht gekommen, 
daß der Verein ehemaliger 40er ent—⸗ 
chlossen sei, am 20jährigen Gedenktag die Spicherer 
Hoͤhen und die Gräber zu besuchen. Gestern Nach⸗ 
mittag nach 4 Uhr stellten sich die Kriegervereine 
zor dem Bahnhofe auf und der Vorstand nahm 
die um 4 Uhr 28 Min. von Trier kommenden 
seoͤlner, 70 -80 Mann stark, welche eine praͤch⸗ 
ige Standarte führten, in Empfang und geleiteten 
ie, die Kapelle der TOer voran, nach dem St. 
Johanner Volksgarten. Dorthin waren inzwischen 
zuch mit der Dragonerkapelle die „besondere 
Bruppe ehemaliger hiesiger Vierziger“ 
narschiert. Bei dem Eintritt der Koͤlner Kame⸗ 
aden ertönte die Nationalhymne und braufendes 
durrah empfing sie. Hierauf hielt Herr Sand- 
uhl, Präsident des Saarbrücken⸗St. Johanner 
driegerbereins, eine schwungvolle Anrede, in welcher 
er die Kölner Kameraden willkommen hieß, der 
henkwürdigen Zeit von 1870 gedachte und zum Schluß 
rein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte. 
Dann begann die Einzelbegrüßung der Kameraden! 
Abends 8 Uhr fand dann im alten Kafinogarten 
pahier ein Kommers der Vierziger statt, wodei u. 
a. ein Hoch auf den anwesenden ehemaligen Offi⸗ 
sier der 40er, Herrn Oberstlieutenant Studt aus⸗ 
jebracht wurde, welcher gerührt erwiderte. Heute 
Morgen 10 Uhr marschierten die 40er zur Feier 
ins Ehrenthal. (3tg.) 
For die NRedaktion verantwartlich: F. X Dem⸗“