Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
oder St. Jugberter —— erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samstags 
mit Auftrixten Seilagen. Das Blait koftet dierteljahrlich 1A G0 A einschließlich Trägeriohn; durch die Vost bezozen 1 4 78 4 einschließlich 40 4 Zustellungsgebuhr. 
die Siuruckungsgebüuhr far die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solgden auf weiche die 
Expedition Auskunft ertheilt, I53 4, Neklamen 80 4. Bei 4maliger Ginradung wird nur dreimalige berechnet. 
Je I189. 
Politische Uebersicht. 
*Kaum von der anstrengenden Reise nach 
5ngland und Helgoland nach Deutschland zurückge⸗ 
ehtt, hat Kaiser Wilhelm den vater⸗ 
andischen Boden abermals verlassen und am Don⸗ 
nerssag Abend von Kiel aus die Meeresfahrt zum 
tesuche des Ezaren angetreten.“ Auch auf 
ieser zweiten russischen Reise begleitet ein großes 
Zefolge den Kaiser, nur, daß ein Theil desselben 
ier „Hohenzollern“ auf dem Landwege bereits vor⸗ 
usgeeilt is, um sich ers auf rusfischem Boden 
en übrigen Herren der Begleitung wieder anzu⸗ 
chließen. Speziell ist bemerkenswerth, daß der 
teichskanzler v. Caprivi fich mit im kaiserlichen 
defolge befindet und schon hbierdurch wird die 
olitische Tragweite des bevorstehenden deutschen 
daiserbesuches am Czarenhofe zum Ausdruck ge⸗ 
racht, während anderseits die umfafsenden, zum 
zmpfange des erlauchten Gastes in Rußland ge— 
roffenen Vorbereinungen erkennen lafssen, welch' 
oße Bedeutungen man an der Newa selbst dem 
desuch Kaiser Wilhelmz II. zulegt. Aber es ist 
n der letzten Zeit von verschiedenen Seiten schon 
viederholt darauf hingewiesen worden, daß dies: 
bermalige Zusammenkunft zwischen den Hercschern 
deutschlands und Rußlands trotz ihres unläugbar 
vlitischen Charaklers an den Grundlinien, welch⸗ 
ich beide Staaten in ihrer auswärtigen Politik 
horgezeichnet haben, schwerlich etwas ändern wird. 
die Stellung Deutschlands gegenüber den schwe⸗ 
enden Tagesfragen der europäischen Politik ist 
aͤngst eine klare und underrückbare und wird im 
lehrigen durch das Bündniß Deutschlands mit 
desterreich Ungarn charakterisiri. Aber ebenso be⸗ 
ummt hat schon längst auch Rußland seine Stel⸗ 
ung zu den Fragen der hohen Politik, in erster 
nie, was das vielverschlungene orientalische 
hroblem anbelangt, genommen und daß die Be⸗ 
negnung zwischen den beiden Herrschern einschnei⸗ 
—AV 
ation Europas zur Folge haben sollie, ift daher 
urchaus unwahrscheinlich. Wohl jedoch steht von 
m Ereignifse zu erwarten, daß es das gegen⸗ 
vrtige freundschaftliche Verhältniß zwischen 
deutschland und Rußlard auch für fernerhin auf⸗ 
eht erhalten wird und ein günstiger Stand der 
euhsch-rusfischen Beziehungen kann schließlich auch 
elemeine Weltlage nur vortheilhaft beein⸗ 
en. 
Nach einer Seite hin, die noch gar nicht ge⸗ 
uend beachtet ist, wird die IJustitution der 
ßewerbegerichte in der neuesten Nummer der 
Htenzboten“ vom früheren Reichsgerichtsrath Bahr 
aleuchtet. Dieser namhafte Jurist und Schrift⸗ 
belet mißt der soeben durch Reichsgesetz geregelten 
mielen Friedenseintichtung eine wein uber den un⸗ 
Aittelnaren Gegenftand hinousreichende Bedeutung 
tit Bezug auf die Gerichtskostenjrage bei, deren 
wioem ja auf dem Programme auüer volksthüm⸗ 
ihen Parteien steht. Bähr stellt das von allen 
aibehriichen Formalitaten ded amtsgerichtlichen 
— — befreite Verfahren und die außerordentlich 
antßigten Kosten der hewerbegerichtüchen Sireiig 
eiten als Muster hin. In diesen beiden Momen⸗ 
m liege die über den unminelbaren Gegenfiand 
snaudreichende Bedeutung des Gesetzes. Selbst 
wnservative Bläuter haben schon derauf hinge⸗ 
amsen daß die wesentlichen Ablürzungen und 
uinfochuagen des gewerbegerichtlichen Streitver⸗ 
ührens dei einer künftigen Revision der Reichs⸗ 
Samstag, 16. August 1890. 
25. Jahrg 
ivilprozeßordnung ihren Einfluß geltend machen 
verden, da in ihnen das indirekte Eingeftändniß 
iegt, daß das amtsgerichtliche Verfahren der Civil⸗ 
xrozeßordnung mit einer Menge von entbehrlichem 
Formelkram beschwert ist, der dem rechtsuchenden 
Bublikum den Prozeßbetrieb unnöthigerweise er⸗ 
schwert und vertheuert. Der Anspruch auf. Gleich⸗ 
itellung der übrigen Stände mit den Arbeitern 
vird zweifellos erhoben werden und um so ge—s 
visser sich durchsetzen lassen, als in der That kein 
Brund besteht, alle übrigen Staatsangehörigen unter 
dem Banne eines formalistischen Prozesses festzu⸗ 
halten, während man den Arbeitern für ihre 
Streitigkeiten ein einfaches, verständiges und wohl⸗ 
feiles Verfahren gibt. Daß der Arbeiter für seine 
Streitigkeiten auch bezüglich der Kostenfrage wesent⸗ 
lich günstiger gestellt ist, zeigt Bühr an einem Bei⸗ 
spiel. Während ein Dienstmädchen, wenn es mit 
seiner Herrschaft um 25 Mk. streitet, nach dem 
gemeinen Kostentarif 7.20 Mk. an Haupigebühren 
und dazu noch alle Nebengebühren zahlen muß, 
dostet der Konfektionsdame, wenn sie mit ihrem 
Dienstherrn um denselben Lohnbetrag streitet, der 
Prozeß 1.50 Mk. Der Prozeß vor dem Amitsge⸗ 
cicht stellt fich sonach ungefähr fünfmal so hoch als 
der Prozeß vor dem Gewerbegericht. 
* In Jschl, dem Sommerlager des Kaisers 
»on Oesterreich, find am Freitag hochfürstliche 
Häste eingetroffen, König Karl von Ru⸗ 
mänien und sein Bruder Ferdinand, der 
»rasumtive Thronfolger. Von der einen Seite 
vird dem Besuche der rumänischen Gäste in Ischl 
eine besondere politische Wichtigkeit beigemessen, 
zon der anderen Seite aber behauptet man, das 
kreigniß hänge mit der geplanten Verbindung des 
umänischen Thronfolgers mit einer österreichischen 
krzherzogin zusammen. Welche von beiden Ver⸗ 
ionen die richtige ist, läßt sich noch nicht beur⸗ 
heilen. 
* Beiden Häusern des englischen Parla⸗ 
ments ist nunmehr das englisch⸗französische 
Abkommen über Afrika vorgelegt worden, wo⸗ 
dei Lord Salisburh im Oberhause, Unterstaats⸗ 
ekreiär Fergusson im Unterhause die nöthigen Er⸗ 
äuterungen gab. Ueber die Aufnahme des Ver⸗ 
rages seitens des Parlaments liegen noch keine 
eingehendere Meldungen vor, jedenfalls steht aber 
nicht zu bezweifeln, daß dasselbe dem Vertcage 
seine Zustimmung geben wird, worauf wohl 
endlich der Schluß der Palamentssession erfolgen 
dürfte. 
zwei weitere Telegraphenkabel mit dem deuitschen 
Festlande verbunden werden. Das eine soll nach 
Wilhelmshafen, das andere über die Insel Amrum 
geleitet werden. 
Berlin, 15. Aug. Nach dem ,Reichsanzeiger“ 
soll dem preußischen Landtage unmittelbar 
nach seinem Zusammentreten außer den Entwürfen 
zu dem Bolksschulgeketze und der Landgemeinde⸗ 
ordnung eine Vorlage betreffend die Reform der 
direkten Steuern, zur Beratung vorgelegt 
verden. 
Berlin, 15. Aug. Die Zeitungen veröffent⸗ 
iichen einen Aufruf zu einr Karl Peters— 
Stiftung, welche zu einem die kolonialen 
Interessen in Ostafrika fördernden Unternehmen 
»on bleibendem Werthe verwandt werden soll. 
Die Wahl des Unternehmens soll Dr. Peters über⸗ 
ussen bleiben. 
Berlin, 15. Aug. In dem „Berl. Vollsbl.“ 
peröffentlicht die sozialdemokratische Reichs— 
tagsfraktion eine Erklärung, wonach sie sich 
lim Gegensatze zu dem sich auf den revolutionären 
Boden siellenden Teil der sozialdemokratischen Partei) 
ür die parlamentarische Vertretung ihrer Anschau⸗ 
uingen und Ziele ausspricht. 
Kiel, 14. Aug. Kaiser Wilhelm traf 
abends 72/2 Uhr, vom Prinzen Heinrich auf dem 
Bahnhof empfangen, hier ein und fuhr unter dem 
Jubel einer zahlreichen Volksmenge zum Schloß. 
Die Straßen find festlich geschmückt. Das Gefolge be⸗ 
zab fich vom Bahnhofe direkt an Bord der „Hohen⸗ 
jollern“. Nach der Ankunft des Kaisers im Schlosse 
zu Kiel wurde die Kaiserstandarte von den im 
Hafen liegenden Schiffen „Hohenzollern“, „Irene“, 
„Blücher“ und „Blitz“ mit Salut begrüßt. Das 
Manövergeschwader liegt vor der Bucht. 
Kiel, 14. Aug. Die Yacht „Hohenzollern“ 
mit Kaiser Wilhelm an Bord ist um 10 
Uhr aus dem hiesigen Hafen eobgefahren; die 
Irene“ folgte. 
Auslanud. 
Paris, 14. Aug. Lord Salisbury ist 
heute in Bourcoule eingetroffen. wo er eine Kur 
gebrauchen wird. 
Wien, 14. Aug. Der König Karol von 
Romänien und der Thronfolger, Prinz Ferdinand, 
sind hier eingetroffen. Offizieller Empfang unter⸗ 
blieb auf ausdrücklichen Wunsch des Koͤnigs. 
Petersburg, 14. Aug. Gestern hat die 
Beförderung der Truppen aus Krasnoje⸗Seol 
nach Narba, dem Ausgangspunkte der Manöbver, 
velchen Kaiser Wilhelm beiwohnen wird, be⸗ 
jonnen. Die Befoͤrderung erfolgt auf der zeit⸗ 
veilig der Militärverwaltung unterstellten Eisen⸗ 
zahnlinie Petersburg-Narva. Dieser Tage find 
nuch die Truppen zu den großen Mandvern bei 
downo im Gouvernement Wolhynien abmarschirt. 
dort sollen Zeitungsmeldungen zufolge die kom⸗ 
nandirenden Generäle des Warschauer und Kiewer 
Dtilitärbezirkz, Gurko und Dragomirow, gegen 
inander manbevriren. 
Soffa, 14. Aug. Das Gedenkfest der 
Thronbesteigung des Fürsten Ferdinand 
vurde mit der üblichen Feierlichkeit und durch 
ine Truppenschau, abends durch Beleuchtung der 
Stadt begangen. Die Häuser waren beflaggt. 
e Gluckwunschtelegramme liefen ein. 
riegsminister Mutkurow nahm trotz seines Un⸗ 
vohlseins die Parade der hiesigen Garnison und 
)er ersten Infanteriebtrigade ab 
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7outsches Reich. 
Berlin, 14. Aug. Der Kaiser ist mit 
dem Reichskanzler v. Caprivi und dem übrigen 
hdereits bekannten Gefolge um 22/4 Uhr nachmit⸗ 
jags zum Antritt der Petersburger Reise nach Kiel 
abgereist. Da die Zeit der Abfahrt bekannt ge⸗ 
worden war, hatte fich im Lustgarten und Unter 
den Linden eine größere Menschenmenge angesam⸗ 
melt. Vielfach wurde der Kaiser mit lauten Zu⸗ 
rufen begrüßt. Allgemein bemerkte man die leb⸗ 
jafte, anscheinend ernste Unterhaltung des 
taisers mit dem Reichskanzler v. Capridi, 
velcher im Wagen neben dem Kaiser Platz ge- 
nommen hatte. Der Kaiser trug Marineuniform. 
— Der kaiserliche Statthalter von Elsaß ⸗Loth- 
ingen, Fürst Chlodwig von Hohenlohe⸗ 
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Aufenthaltes wiederholt vom Kaiser empfangen 
vorden. — Die Insel Helgoland wird durch