Full text: St. Ingberter Anzeiger

ie des Raubanfalls nuf den Briefträger G. 
neffert verdachtigen Gebrudet Mull ere von Pe⸗ 
arhausen verhaftet. In Schriesheim hatten sie 
rodere Ausgaben gemacht. welche auffielen und 
hre Verhaftung veranlaßten. Sie wurden nach 
Nannheim übergeführt. 
Idar. Uaser Städichen sowie das benach ⸗ 
darte Oderstein wurde am Samstag Abend plötz- 
iich in egyptische Finsterniß versetzt dadurch, 
daß in Folge eines Erdrutsches das Hauptrohr der 
Hasleitinig herausgeworfen wurde und der Gaso⸗ 
Neter des Gaswerkes sich schnell entleerte. Man 
sann sich denken, welche Verwirrung dadurch in 
zen beiden Städten entstand, bis für eine andere 
Heleuchtung gesorgt war. Die Fabriken mußten 
nfolge des Unfalles geschloss n werden⸗ 
4Lindau. In der eine halbe Stunde ent⸗ 
fernten Villa Wefier“ wurde neulich ein Ein⸗ 
rüch diebst ahl verubt, der wegen seiner Ori⸗ 
zinolilät oder besser gesagt wegen seiner Unver⸗ 
hamtheit in der Durchführung sehr spaßhaft ist. 
Der verwegene Dieb versuchte zuerstt nach Erbrechen 
es Kuchenfensters in das Innere des Hauses zu 
ringen, mußte aber, da die Küchenthüre fest ver⸗ 
chlossen war, wieder umkehren. Alsdann kletterte 
F auf die Altane und gelangte so durch ein 
sahes Fenster in die Villa, in welcher sich Kleider, 
Zilberzeug und andere Werthgegenstände befanden. 
Ddoch da es wegen der nahen Grenzstation nicht 
athfam war, Licht zu machen, so beschloß der voͤr⸗ 
ichlige Herr Died den Tag abzuwarten. Inzwischen 
par einem Burschen aus der Nachbarschaft das 
ffene Fenster aufgefallen: so begab er sich denn, 
nit einem Revolver bewaffnet, auf dem nämlichen 
Vege in die Villa, um das ganze Haus durch⸗ 
ujuchen. Und siehe da, welch herrlicher Anblick! 
lusgekleidet bis auf das Unterbeinkleid lag der 
reche Dieb in größter Gemüthsruhe im Bette des 
herrn St. und schlief den Schlaf eines Gerechten. 
5t wurde natürlich etwas unsanft aus demselben 
eweckt und in das hiefige Amisgerichtsgefängniß 
erbracht, wo er erklärte, er habe einen solchen 
dausch gehabt, daß er sich gar nicht mehr entsinnen 
oͤnue, wie er in die Villa gekommen sei. Aller 
Vahrscheinlichkeil nach wird er den Kanonenrausch“ 
m neuerbauten Gefängniß dahier noch vollständig 
uusschlafen dürfen. 
FDie Hermann Lingg⸗Feier in Mün— 
hen gestaltete sich sehr großartig; abgesehen von 
Jen vielen privaten, meist von Geschenken begleiteten 
zlüdwünschen find hervorzuheben: die bereits am 
Nontag durch den Prinz⸗Regenten selbst erfolgte 
Zerleihung des Ritter⸗-Kreuzes des bayerischen Kro— 
jenordens, die Verleihung des Chrenbürgerrechtes 
eitens der Städte Lindau und München, sowie eine 
rhrengabe von 22000 M. in prachtvoller, von Prof. 
. Lenbach besonders gespendetet Cassette durch das 
festkomite. 
fF Ein verschmitzter Gauner. Johann 
Sauer von Wiesenbronn wurde in Kizingen ver⸗ 
jaftet. Derselbe trieb sich längere Zeit in Frauen⸗ 
leidern umher, verdingte sich in der Lindleinsmühle 
»ei Würzburg als Magd, enwwendete einem daselbst 
ediensteten Mädchen verschiedene Gegenstände, ver⸗ 
uftete von da und trat, dieselbe Rolle spielend in 
eppeendorf in Dienst, stahl dem Oekonomen 
chloßnagel ein Portemonnaie von ca. 8 Mark 
nhalt, ein leinenes Hemd und einen Preßsack. 
„ierauf lenkte der Gauner seine Schritte nach 
eitzingen, verkehrte ca. 8 Tage lang in seinem 
veidlichen Gewande in einer Fremdenherberge und 
ristete sein Dasein in Freuden, stehlend und bet⸗ 
elnd, bis es der Polizei gelang, iha zu erhaschen. 
fF Halle 22. Jan. Ein Teil der Cröll- 
vitzer Papierfabrik steht seit 5Uhr in 
Flammen. 
SachfisheVieh-Bersicherungs⸗ 
Bankin Dresden. Wiederum hat dise 
roßzte und bestfundirte aller deutschen VieheVer⸗ 
icherungs Gesellschaften im verflossenen 17. Geschafts⸗ 
aqyre einen bedeutenden Eifolg erzielt. Der Zugang 
in neuen Versicherungen hat alle Vorjahre über- 
lügelt. Die Zahlen des Rechenschaftsberichls be⸗ 
veisen, daß fich das Geschäft in den leßten 5 
Jahren fast um das Doppelte gehoben hat. Da⸗ 
gegen waren von der Bank über 650,000 Mark 
in Schäden zu zahlen, welche den Versicherten 
Xompt und direkt durch die Post zugesandt wurden. 
diefe giatte Schaden · Abwidelungbei festen billigen 
Bramien ohne jeden Rach oder Zuschuß haden 
us gemeinnützige Unternehmen allgemein beliebt 
eniacht. Durch die finanzielle gunstige Lage der 
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Bank kann sie die Zahlung der Prämien in zins⸗ 
freien Raten gestatten, welches von den Viehbefitzern 
als ein liberales Entgegenkommen anerkannt worden. 
Bersichert waren bis ultimo 1889 176,6653,476 
Mark. J 
r Leipzig, 283. Jan. Das Reichsgerich! 
verwarf die Revision im Prozeß Harmening. 
Berlin, 23. Jan. Um 96 Uhr fand 
der Gedächtnißgottesdienst für Fehrn. 
von Franckensteimn in der Hedwigskirche unter 
ahlreicher Betheiligung von bohen Beamten und 
Abgeordneten und des Publikums statt. Von dem 
Bundesrath wohnten der Staatssekretär Graf Her⸗ 
hert Bismarck, v. Stephan, Frhr. v. Maltzahn und 
J. Boötticher, und im Auftrage des Kaisers der 
Flügeladjutant Major v. Zitz witz der Feier bei. 
Die Leiche war gestetn um 5 Uhr nach dem Hed⸗ 
vigskrank nhaus verbracht worden, wo heute Vor⸗ 
ninnag die Obduktion und Einbalsamirung vorge⸗ 
iommen und später dieselbe in der Krankenhaus 
apelle aufgebahrt wurde. Morgen um 9 Uhr 
vird daselbst nochmals ein Requiem gehalten wer⸗ 
den. Morgen um 2 Uhr geht die Leiche vom An⸗ 
jalter Bahnhof aus nach dem Franckenstein'schen 
SZchloß Ullstadt bei Langenfeld in Mittelfranken ab. 
Un der Beerdigung des Frhrn. v. Franckenstein in 
Allstadt werden zahlreiche Muglieder der boyer. Kam⸗ 
nern theilnehmen, von den Ministern Freiherr v. 
Trailsheim. In Nürnberg stellt die Regier- 
den Kammermitgliedern einen Sonderzug nach 
dangenfeld zut Verfügung. 
F Ein in das Bellevue-Hospital in New- 
dort aufgenommener Matrose hat erklart, er heiße 
dobert v. Puttkamer und sei der seit 18 
Jahren verschollene Sohn des Herrn v. Puttkamer. 
Ob der Patient des genannten Newyorker Hospitals 
virklich identisch ist mit dem verschollenen Robert 
3. Puitkamer, konnte noch nicht sicher festgestellt 
verden, obwohl nach dem „Brl. T.“ aus Newyorl 
'olgende nahere Mutheilungen eingetroffen sind. 
„Im hiesigen Bellevue-Hospital liegt zur Zeit 
Robert v. Puitkamer an den Folgen einer Lungen 
zlutung darnieder. Als man das eiserne Kreu; 
uuf seiner Brust fand, erzählte er, er sei ein Sohn 
des jrüheren preußischen Ministers des Innern. 
gis dahin hatte man ihn für einen gewöhnlichen 
Matrosen gehalten. Er hatte den Feldzug 1870 — 
71 mitgemacht und das Kreuz für Tapferkeit in 
)er Schlacht von Gtaveloite erhalten. Nach der 
Zeendigung des Krieges entzweite er sich mit seiner 
Familie und ging nach Mexiko, wo er als Offizier 
siente. Im Jahre 1879 mußte er Mextko ver 
assen und beteiligte fich an der unglücktichen Er—- 
sebung des Generals Negrate. Wahrend des 
drieges zwischen Chili und Peru diente v. Puti- 
amer als Offizier in der peruanischen Armee, wo 
rees bis zum Oderstlleutenant brachte. In der 
Schlacht bei Las Casas de los Reis erhielt er einen 
—„chuß durch die Lungen. Die Kugel blieb im 
dörper stecken. Hiermit war seine militärische Lauf- 
»ahn abgeschlossen. Er begab sich nach San 
Francieco und ging zur See. Nachdem er Schiff 
xuch erlitten hatte, reiste er nach Newyork, um 
nach Deutschland zurüczulehren. In Newyork 
vpurde er von einer Lungenblutung befallen. Sein 
Zustand ist nicht hoffnungslos, aber da die Kugel 
n der Brust sitzt, so ist stets große Geneigtheit 
zu Lungenblutungen vorhanden.“ 
Küstrin. 20. Jan. In der letzten Nacht 
vurden aus dem hiesigen Postgebäude vermiitelst 
kinbruchs drei Fässer Geld, welches hier 
ür die hiesige Militöcbehörde eingegangen war, 
gestohlen. Die Diebe halten das Geld durch ein 
Ziebelfenster in einen am Postgebäude gelegenen 
harten hinausgeworfen, von da hatten sie die 
chweren Faͤsser über einen Zaun in einen zweiten 
Barten gebracht und dort in eine Vertiefung zwei 
jer Fasser hineingepackt, das dritte Faß hatten die 
kinbrecher ein Stück weiter in ein altes Wasserfaß 
zineingestellt. Jedenfalls sind die Diebe nicht ganz 
icher gewesen und haben von dem Weitertransport 
Ibstand nehmen müssen. Der Diebstahl warde 
hon Nachts 12 Uhr bemerkt, und die hiefige 
Zolizei besetzte die ganze Umgegend des Postge- 
äudes. Früh beim Absuchen des Terrains fand 
nan die Fässer unversehrt vor. Das gestohlene 
Objekt betrug über 80,000 Mt. 
fLondon, 23. Jan. Fast alle aus dem 
alantischen Ozean in englischen Häfen einlaufenden 
Dampfer haben zum Teil schwere Seeschäden er⸗ 
itten und melden, daß im Ozean unerhört heftige 
5 türme wüten. Große Bresorgnisse werden für 
mehrere Dampfer gehegt, die anscheinead arg mit ⸗ 
genommen gesehen wurden, denen aber des herrschen⸗ 
den Sturmes und hohen Wellenganges wegen keine 
Hilf geleistet werden konnte. 
Laut Meldung aus New⸗York sind unerhörte 
Schneefälle im Innern der Bereinigten 
Staaten miedergegangen, in Nevada liegt der 
Schnee bis sechzig Fuß tief. Unmassen Vieh sind 
hereits umge komwen. Die Verbindung mit dem 
Westen scheint für längere Zeit unterbrochen. 
Marrktbercht. 
Zweibrücken, 28. Jan. Fruchtmittelpreis und Bil- 
tualienmartt) Weizen M— 0O Pf. Korn — M — pf. 
Serste zweireihige 0 M. — Pi, vierreihige d M. — Pf. 
— Spelz M. — Pf, Spelzlern — M— Pf., Dinkel 
— M. — Pf, Mischfrucht O M. — Pf. Hafer 0O M. 
— Pf. Erbsen d M — Pf, Wicken O M— Pf, 
Ddeu 2M40Pf, Stroh J. Qual. 2 M. 80 Pf. II. Qual. 
2 M. 530 Pf., Kartoffeln 1 M. 80 Pf., Weißbrod I!/ Kile 
56 Pf. Kornbrod 8 Kilo 70 Pf. Gemischtbrod 8 Kils 
84 Pf., paar Weck 100 Gr. I Pf., Rindfleisch J. Qual. 
60 Pf. II Qual. 56 Pf., Kalbfleisch 60 Pf., Hammel 
fleisch 50 Pf., Schweinefleisch 66 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf 
Bier Liter 24 Pf. Butter */2 Kilogr. 1I M. — pi. 
ennachrichten. 
Gestor ben: In Saardrücken Wilhelm Friedr. 
Groß, 56 J. a.; in Zweibrücken Wiwe Karl 
Steiner geb. Luise Brünisholz, 63 J. a.; in 
Herschberg Heinrich Maurer, 62 J. a.; in Kaisers⸗ 
lautern Conrad Padst, 71 J. a.; ebendaselbf 
Heintich Etztorn. 
VProte cher Gottesdienst. 
Sounntag, den 26. Jauuar Vormittags 10 
Uhr. Text I. Mos. 83, 1-11. Lied —2 
Die Christenlehre fällt aus. 
Neu eite Nachrichten. 
Lautzkirchen, 23.? Jan. Eines solchen 
schrecklichen Tages wie des heutigen erinnert sich 
derorts wohl niemand: Gegen 6 Uhr des Abends 
durchbrach die immer mehr anschwellende Wafser⸗ 
masse, von Kirkeh⸗Neuhäusel kommend, den 
Damm des sog. „Mühlen⸗Weihers“. Mit 
furchtbarer Gewalt wälzte sich die Wasserflut gegen 
das Dorf, alles mit fich reißend, was sich ihr 
auf ihrem Wege entgegenstellte. Den furchtbarsten 
Anprall mußte das Haus des Tagners Mathias 
Frey erleiden; doch es trotzte der verheerenden 
Gewalt aund bildete wenigstens einigermaßen dem 
dauschen des Hüttenarbeiters Christian Schwarz, 
das ganz sicher ein Opfer des mit immer größerer 
Macht herzustürzenden Elementes geworden wäre, 
einen sichern Damm. Ueber 1mm hoch wälzte sich 
die zerstörende Flut sogar über die ohere Straße 
des Ortes hin. 
Das Vieh der selbst bochgelegenen Ställe war 
sehr in Gefahr. Doch gelang es einigen be⸗ 
herzten Männern, die sofort hilfreiche Hand zur 
Rettung boten, bis an die Hüften die Wasser⸗ 
masse durchwatend, die bedrohten Geschoͤpfe zu 
retten. Weithin hörbar war das furchtbare Getößfe 
der immer mehr anschwellenden Wasserwogen, 
herzzerreißend das Geschrei und Gewimmer der in 
der Dunkelheit umherirrenden und Hilfe suchenden 
Weiber und Kinder, die durch solch wlötz 
lich hereingebrochene Gefahr ohne maͤnnlicheu 
Beistand, da die meisten Männer in der Grube 
und in den Hüttenwerken arbeiten, ver— 
zweifeln wollten. Ein grausiges Bild bot 
sich dem Beschauer; das halde Dorf ein stür⸗ 
mischer See, ihn umstehend eine voll Furcht und 
mit Zittern herbeigeeilte Menschenschar, macht⸗ und 
ratlos gegenüber dem berheerenden Element, hier 
einige mit der Rettung des bedrohten Viehes be⸗ 
chäftigte Maänner, dort wieder andere Anstaltungen, 
zur Abwehr treffend, und in diesem aufgeregten 
Durcheinander das schreckliche Getöse der entfesselten 
Elemente: der schreckliche wütenden Wasser, die 
überall Opfer verlangten und suchten, und des 
furchtbatr heulenden Sturmwindes, dazwischen das 
Gewimmer der ängstlich Bedrohten und über diesem 
grausenerregenden Bilde menschlichen Elendes — 
dunkle Nacht, was dem ganzen schwarzen Gemälde 
inen unheimlichen Charakter aufdrudie. Gw. 3.) 
Für die Redaktion verantwortlich F. X Demesß 
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