Full text: St. Ingberter Anzeiger

ihn als Verräther und Lump bezeichnete, weil er 
die Sache des Boulangismus aufgegeben, seine 
Zeugen geschickt. 
RNom, 23. Jan. Nach dem „Pungolo“ arbeitet 
der Papst an einer neuen Enchklika gegen 
den Sozialismus. 
Prag, 23. Jan. Der Landtag be— 
stätigt? alle deutschen Wahlen und be— 
willigte fur die Landes⸗Jubiläums⸗Ausstelluag eine 
Landessubvention von 100 000 fl. Der Landtag 
beschloß ferner, die Regierung zu ersuchen, die 
Ausstellung zu fördern und eine Staatsfubpention 
zu gewähren. 
Petersburg, 23. Jan. Nachdem eine an⸗ 
geordnete Euquete über die deutschen Kolor 
nisten im Süden Rußlands ergeben hat, daß die 
dortigen Deuischen 7 Millionen Desjatinen (rxus⸗ 
sisches Feldmaß ein Dissätin — 1094 Ar.) 
Grund befitzen, verfügte die Regierung ernstliche 
Maßnahmen gegen diese friedlichen deutschen Er— 
oberungen. 
Bukareft, 24. Jan. Die Kammer beschloß 
zestern, die Verhandlung wegen der Versetzung 
des Ministeriums Bratiano in An— 
klagezustand auf die Tagesordnung für Mitt⸗ 
voch zu setzen. 
Tokale und pfalzische RNachro· Hen. 
* St. Ingbert, 25. Jan. Wir wollen 
aicht versaumen, alle Parteigenossen der national⸗ 
liberalen Partei auf die morgen Nachmittag 8 
Uhr im „Tivoli“ zu Zweibrücken stattfindende 
SBeneralversammlung des Wahlder— 
eins der reichstreuen liberalen 
Partei nochmals hinzuweisen. Die wich- 
lige Tagesordnung ist bekannt. Es wird ge⸗ 
meldet, daß der nationalliberale Reichstags⸗ 
landidat Herr Kommerzienrath Adt aus Ensheim 
sich der Versammlung vorstellen wird. Es ist zu 
wuͤnschen, daß derselben auch von hier aus ein 
recht fiarker Besuch von Parteiangehörigen zutbeil 
werde. 
*St. Ingbert, 25. Jan. Sicherem Ver⸗ 
nehmen nach ist der praktische Arzt Herr Dr. 
Bartholomdä hier zum Bezirksarzt erster Klafsse 
in Staffelstein (Oberfranken) ernannt worden. 
Herr Dr. Bartholomä war als Hüttenarzt des Eisen⸗ 
werks seit dem Jahre 1872 hier thätig. 
xDie preußischen Bergleute dahier 
seien hiermit an die auf morgen Nachmittag 8 
Uhr im Bleif'schen Saale angesetzte Versammlung 
wegen Besprechung der Vereinsbeiträge erinnert. 
* St. Ingbert, 25. Jan. Bei der gestern 
abgehaltenen Hundevifitation waren vorgeführt 120 
Hunde, welche insgesamt mit 957 Mk. versteuert 
wurden. Bekanntlich fließt, nach Abzug der Visita⸗ 
tionsgebühren, der Steuerertrag je zur Hälfte in 
die Staats⸗ und in die Gemeindekasse. In Hassel 
find versteuert 16 Hunde mit 66 Mk. 
*— An der kgl. Zentral⸗Turnlehrer— 
bildungsanftalt in München wird in der 
Zeit vom 14. April bis Ende Juli Ifd. Irs ein 
ordentlicher Lehrkurs abgehalten. Dieser Kurs 
ist vorzugsweise für Lehrer und Lehramtskandidaten 
der humanistischen, technischen und Kunstanstalten, 
dann der Lehrerbildungsanstalten bestimmt. Die 
Gesuche um Zulassung zu diesem ordentlichen Turn⸗ 
turs find bis laängstens 1. März Ifd. Irs. bei dem 
tal. Kultusministerium einzureichen. 
— Zweibrücken, 24. Jan. Das landwirth⸗ 
schaftliche Bezirkskomitee Zweibrücken hat in seiner 
zestern abgehaltenen Sitzung beschlossen, auch in 
Zweibrücken einen Frühjabrs⸗-und einen Herbst ˖ 
saatgutm arkt abzuhalten. Der erstere wird Mitte 
Februar und der letztere Mitte August stattfin⸗ 
den. Wir wollen es nicht unterlassen, die Land⸗ 
wirthe auf die hohe Bedeutung dieses Marktes auf⸗ 
merksam zu machen und sie heute schon ersuchen, 
denselben fleißig zu beschicken und zahlreich zu pe⸗ 
suchen. Der Eine hat schoöͤnen Hanfsamen, der An⸗ 
dere eine neue gute Erbsensorte u. s. w. zu ver⸗ 
laufen, auch gibt es Landwirthe, welche mit ihrer 
Saatfrucht einmal wechseln wollen, an Bewohner 
des Sandbodens will man einen Versuch mit Lu⸗ 
pinen machen und der Besitzer von Kalkboden 
moͤchte die Esparseite einführen, in Summa: Für 
alle Landwirthe hat der Saatgutmarkt einen hohen 
Werth. 
— In Mittelberbach wurde durch den 
vorgestern herrschenden heftigen Sturmwind die vor 
einem Jahre erbaute Turnhalle umgeweht. 
— Kaiserslautern, 24. Jan. Besitz 
wmechsel. Das dem Herrn Baumaterialienhändler 
und Bauunternehmer Josef Niedhammer gehdrige 
Wohnhaus, Schulstraße Nr. 13, ging gestern durch 
Zauf in den Besitz des Herrn Lokomotivführer Franz 
Neger über. 
— Pirmasens, 24. Jan. Die zum 
Neubau des hiesigen katholischen Pfarr— 
hauses erforderlichen Bauarbeiten wurden gestern 
dergeben. 
— Pirmasens, 24. Jan. Bei einem 
Bäckermeister in der Christiansgasse wurden vor 
einigen Tagen aus der Ladenschublade desselben 
ta. 270 Mt. gestohlen. Auf welche Art und 
Weise der Diebstahl ausgeführt wurde, sowie der 
Thäter selbst ist nach der „P. 3.“ bis jetzt noch 
uicht ermittelt. J 
— Zu Hinterweidenthal herrschte am 
Mittwoch ein starkes Gewitter. Um 12 Uhr wurde 
es plötzlich so dunkel, daß man kaum in einem 
HBuche zu lesen im Stande war. Abends um 5 
Uhr kam wieder ein starkes Gewitter. Der Hagel 
fiel in solcher Masse nieder, daß er die Erde ganz 
bedeckte. 
— Landau, 23. Jan. Herr Weinhändler 
Max Frank verkaufte sein Haus an der Ost⸗ 
hahnstraße mit den Fässern für 70 000 Mk. an 
zie Herren Karl und David Siegel, Wein⸗ 
handler von Albersweiler. 
— Landau, 24. Jan. Durch bezirksamt⸗ 
lichen Eriaß warden die Bürgermeisterämter veran⸗ 
laßt, auf den Beitritt ihre Gemeinden zu der 
Feuerwehr-Unterstützungs kafsse hinzu 
virten. Bekanntlich bestehen schon für einzelne 
zrößere Gemeinden solche Kassen, die jedoch der 
janzen Sachtage nach nur geringe Unterstützung zu 
eisten im Stande sind. Nun ist es doch eigentlich 
aur ein Akt der Billigkeit, die Feuerwehrmänner 
jegen die Folgen im Dienk erlittener Schäden sicher 
u stellen. 
— Offenbach, 22. Jan. Heute Nacht 
im 951 Uhr brach in dem Schoppen des Tagners 
Franz Gensheimer in der Bahnstraße dahier 
Feuer aus, welchem Elemente aber durch raschet 
Herbeieilen der Feuerwehr alsbald Einhalt geboter 
ind so eine groͤßere Ausdehnung desselben ver⸗ 
zjindert wurde. — Während noch ein Teil der 
Feuerwehr auf der Brandstätte beschäftigt war, 
rach in dem etwa 100 Meter davon entfernt ge⸗ 
egenen Schoppen des Wässerers Joseph Garrecht 
benfalls Feuer aus, das aber bald geloͤscht werden 
onnte, da Hilfe bei der Hand war. In beiden 
Fallen schloß man sofort auf Brandstiftung und 
jel der Verdacht auf den 20jährigen Müller 
Johann Georg Kern don hier, welcher auch dem 
L. A.“ zufolge heute Abend noch verhaftet und 
in das Gefängniß nach Landau verbracht wurde, 
da schwere Verdachtsgruünde vorliegen sollen. 
— Weingarten. Herr Pfarrer Butter? 
on Kirchheismm a. Eck, auf die hiesige prot 
Bfarrstelle gewählt und dessen Wahl durch die kgl. 
juch bereits genehmigt, hat dem „L. T.“ zufolge 
uuf die Stelle wieder verzichtet. 
— Die von der ‚Germersh. Zig.“ ausgegan⸗ 
jene Nachricht, der bisherige nationalliberale Reichs— 
agsabgeordnete für den Wahlkreis Germersheim⸗ 
gergzabern, Landgerichtsrach Brünings, werde 
wus Gesundheitsrücksichten nicht mehr kandidiren 
ann die „N. Z.“ aus sficherer Quelle als unrichtig 
ezeichnen. 
— Von der Isenach. Eine leider nur zu 
vahre Illußralion zu dem Sprichworte „Besser 
in magerer Vergleich, als ein fetter Prozeß“ bildei 
in Kuhprozeß in Lambsheim, welcher bis Juli 
chon fünf Jahre anhängig ist. Der Bäcker und 
Birth W. kaufte 1885 auf dem Neustadter Vieh—⸗ 
narkt von einem Handelsmann, bei Winnweiler zu 
daus, eine frischgekalbte Kuh und ließ sich von 
einem Verkäufer schriflich geben, daß die Kuh 
nicht husten darf. Als die Kuh in W.'s Stal' 
am, hustete sie. Die Klage kam in Winnweilen 
vor und da sie dort nicht zum Austrag kam, be⸗ 
chäftigte sich das Landgericht in Kaiseralautern 
amit. Jetzt wäre die Sache noch mit 50 Marl 
eigelegt. Dech man konnte sich nicht verständigen, 
ind die Sache ging weiter. Die Kuh kam nach 
Frankenthal in den Stall eines Unparteiischen zut 
Zeobachtung und da dieselbe auch dort hustete, 
vurde die Kuh geschlachtet und die Lunge an die 
Thierarzneischule in München geschickt. Das Re—⸗ 
ultat war, daß die Lunge ein „Knöpfchen“ habe, 
vovon der Husten herkommen mag. Es handel 
ich jetzt also darum, war das Knöpfchen vor odern 
ach dem Kauf. Auf beiden Seiten gah es beftig⸗ 
Spannungen und Auseinandersetzungen, — und 
schon mehrmals kam die Sache vor, immer wieder 
verschiebend — ohn' Urtheil. Die Kuh kostet jetz 
iber 83000 Mk. Selbst als unbetheiligter mag man 
wünschen, daß die Geschichte bald zu Ende geht; 
denn bei genauer Ueberlegung kann man menr ale 
eine Gänsehaut davon bekommen. 
— Vom Gebirg. Der erste Abstid 
des 89er hat begonnen und mit ihm ist auch die 
Nachfrage rege geworden, denn allerwärts finden 
daufabschlüsse statt, denn der Neue bat sich eben 
im Faß bis j zzt sehr gut gebaut und entspricht 
vollkommen der von ihm erwarteten Qualität, 
veshalb auch die Großisten es sich angelegen sein 
assen, die bei den kleineren und mittleren Produ— 
zenten lagernden Vorräte aufzukaufen und so ihre 
dager wieder einmal mit gutem Wein zu ver— 
vollständigen. Besondere Nachfrage ist auch nach 
Weinhefe. 
— Hasloch. Die in Mainz vom Pfäl— 
zischen Renn⸗Verein angekaufte Tribüne iff 
etzt auf hiesiger Fohlenweide aufgeschlagen. Den 
Transport, sowmie das Aufschlagen der Trübüne 
zaben Zimmeleute aus Neustadt übernommen um 
2100 Mtk. Ein hiefiger Zimmermann hat 3300 
Mk. für erwähnte Arbeit verlangt. 
— Deidesheim, 22. Jan. Die Feld⸗ 
zewanne „Wormserstratze“, etwa 10 Minuten von 
zem Dorfe Niederkirchen gelegen, war schon oft der 
Fundort von Gräbern, die nach Ermittelung von 
achverständigen Persönlichkeiten, nach deren Inhalf 
ʒeurtheilt, aus dem 4. Jahrhundert stammen sollen. 
Zestern nun stieß ein Winzer bei seinen Arbeiten 
uuf ein weiteres Grab, mit einem Skelet und 
S„chmuck, der Sarg war einfach und das 
Skelet weniger gut erhalten. Die Ueberreste be⸗ 
funden, daß die Person, von der sie herrühren, 
eine kraftige Hunengestalt muß gewesen sein. Herr 
Butsverwalter Kautzmann aus Deidesheim holte 
auf Mittheilung hin den ganzen Fund ab, um ihn 
als Andenten aus alter starker Zeit aufzubewahren. 
— Ludwigshafen, 24. Jan. Der 
Unterricht für Kesselheizer, wilcher 
dom Pfälzischen Dampfkesselrevisionsverein fult 
Ludwigshafen und Umgegend abgehalten wird, 
veginnt am nächsten Dienstag den 28. Januar und 
soii für die Dauer des Kurses Dienstags und 
Freitags, Abends von 7 —8 Uhr statifinden. 
— Ludwigshafen, 24. Jan. Gestern 
Nachmittag fiel einer Passantin der Friesenheimer: 
straße ein Dach ziegel, welcher sich infolge des 
heftigen Sturmes vom Dache gelöst hatte, so un⸗ 
zlücklich auf den Kopf, daß sie schwere Verletzungen 
davon trug. — Gestern Abend um die elfte Stunde 
wurde unsere Feuerwehr alarmirt. Der heftige 
Sturm, welcher gestern den ganzen Tag tobte und 
den Gebäulichkeiten arg zugesetzt hat, warf in der 
Falzziegel⸗-Fabritkt von Karl Ludowici 
nach 10 Uhr einen Schornstein fast vom Grund 
aus um und wenige Minuten darnach stand die 
Fabrik in Flammen. Bei dem herrschenden Sturm⸗ 
pind war an eine Rettung überhaupt nicht zu 
denken, weshalb die Thätigkeit der Feuerwehr sich 
arauf beschränken mußte, einen kleinen Seitenbau 
und das Wohnhaus mit dem Bureau vor dem 
Uebergreifen des Feuers zu retten, was ihr nach 
muhsamer Arbeit auch gelang. Die Löscharbeiten 
wurden durch herrschenden Wassermangel wesentlich 
erschwert, indem das Wasser des vorhandenen 
Brunnens nur kurze Zeit zur Speisung der Sopritzen 
uusreichte. 
ermischtes. 
F St. Johann, 24. Jan. In dem Eck 
der Reichs⸗- und Friedrich Wilhelmstraße gelegenen, 
der Rentnerin Frau Wittwe Marten zugehdrigen de 
neuen Gebäude wird im Monat Äpril von einem u 
derrn Hirsch von Köln ein „Fentralhotel' zer 
zröffnet werden. — In der Froschengasse versteckte ide 
sich gestern Nachmittag beim Spiel ein Knabe hinter: T 
einen an eine Mauer gelehnten Handwagen, an ide 
dem die Räder beseitigt waren; der Wagen fielül 
um und auf ein Bein des kleinen Jungen, den d 
man dann in die Wohnung seiner Pflegeeltern 
ragen mußte; der herbeigeruüfene Arzt konstatirteq 
einen Beinbruch. (G. A.) 9 
4 Die städtischen Kollegien von München B 
hewilligten die Summe von 1000 Mk. als Beitrag'b 
zu dem zu errichtenden Kaiser⸗Friedrich“? 
Denkmal bei Woͤrth. * 
Die „Munch. Neuesten Nachrichten“ melden ẽ 
in ganz bestimmter Form, daß ein ba ye risschebe 
Infanteriebataillon nach Abricourt 
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