Full text: St. Ingberter Anzeiger

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an des königl. Amsgerichts St. ZReher 
ver „St⸗ Ingbexter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samftags 
nit Aaserrten Beilagen. Das Blatt koftet dierteliährlich 1 60 A einschließlich Tragerlohn; durch die Pon bezogen J 7 einschließlich 40 4 Zustellungsgebuhr. 
die Siuruckungsgebuhr far die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalze10 —, bei außerpfalgischen und solden auf welche die 
Erpeditior Austuntt ertheilt, I3 ⸗, Neklamen 80 . Bei 4maliger Sinruckung wird nur dreimalige berecnet. 
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v 209. 
Dienstag, 9. September 1890. 
25. Jahrg 
Deutsches Reich. 
Hamburg, 8. Sept. Major v. Wißmann 
mwturz nach 1213 Uhr mittags hier eingetroffen 
ud im „Hamburger Hof'“ abgestiegen. Nachdem er 
aselbst das Frühstück eingenommen, begann er die 
pesichtigung der Stadt und der Freihafenanlagen. 
achmittags 6 Uhr war im „Hamburger Hof“ zu 
hren des Reichskommissars großes Fest ssen, an 
em gegen 300 Leute teilnahmen Der Chef in der 
tafrikanischen Schutztruppe Frhr. v. Gravbenreuth 
wheute Nachmittag ebenfalls eingetroffen. Major 
iehert hatte abgesagt. 
HGravenstein, 8. Sept. Das heutige 
cdanöber spielte sich auf dem geschichtlich be⸗ 
wutsamen Gelände der Düppeler Schanzen 
. Bei herrlchstem Wetter überschritt das Ost⸗ 
rbs, die 18. Division den Alsensund von Alsen 
u, unterstützt von der Flotte, die in den Wenning 
alief und nach heftiger Beschießung an der Düppel⸗ 
ellung 100 Mann landete, welche alsbald in der 
undlichen rechten Flanke eingriffen. Das West⸗ 
xxps, 17. Division, mußte nach heftiger Verteidig⸗ 
ag weichen. Der Rückzug erstreckte sich bis Frehendae 
die Division Biwak bezog. Das Ostkorps 
wakirt östlich von Düppel. Die Matrosen, welche 
dlandet waren, kehrten wieder an Bord zurück. 
m 10 Uhr wurde eine Pause im Gefecht gemacht, 
zͤhrend welcher Kaiser Wilhelm Krinik ab⸗ 
nelt. Nach 11 Uhr wurde das Gefecht wieder 
afgenommen. Der Schluß erfolgte um 1 Uhr. 
caiser Wilhelm begrüßte auf dem Wege von Son⸗ 
erburg die Kaiserin bei Düppeler Siellung. Die 
yfiziere vom österreichischen Geschwader waren 
intlich gelandet; sie legten einen prachtvolien 
zranz mit Widmung am Düppeldenkmal nieder. 
Yr lommandirende Admiral v. Siernecdh hielt eine 
insprache. Feldmarschall Graf Moltke folgte dem 
danöver zuerst zu Wagen, stieg dann aus und 
Agte läangere Zeit dem Gefecht zu Fuß. 
rürst Ferdinand und Stambulow werden begeistert 
jsefeiert. Alle Minister sind gewähli. Die Re⸗ 
ierung ist von dem Wahlausfall aufs Höchste be⸗ 
riedigt. 
Sossia, 8. Sept. Nunmehr sind samtliche 
'95 Wahlergebnisse bekannt. Gewählt find 
160 regierungsfreundliche, 835 oppofitionelle Ab⸗ 
eordnete. 
eltirte Wasserleitung auch für das Feuer— 
oschwesen von größtem Interesse wäre. Wünschen 
wir deßhalb, daß dieselbe baldigst zu Stande 
tomme. 
* St. Ingbert, 9. Sept. Der Turn⸗ 
herein St. Ingbert hielt gestern Abend 
eine Hauptversammlung ab, welche sehr stark be— 
sucht war. Nach der Eröffnung erstattlete der 
1. Sprecher Herr Fitz Bericht über den Stand 
und Entwickelung des Vereins im letzten Jahre, 
voraus hervorgeht, daß die Mitgliederzahl auf 146 
d. h. um 50 sich gehoben hat. Sodann gab der 
dassenwart Herr Mayer die Rechnungsablage für 
1889 - 90 und erhielt Entlastung, nachdem durch 
ine aus den Herren J. Bayer sen., Ad. Beer und 
Ferd. Steinfeld bestehende Kommission die Belege 
jeprüft und alles in bester Otdnung befunden wor⸗ 
den war. Aus den Rechnungen ist mitzutheilen: 
Die Einnahmen betrugen 1758 Mk. 4 Pfg., 
die Ausgaben 1750 Mk. 46 Pfg. Es bleibi 
also ein Kassenbestand von 7 Mk. 58 Pfg. 
daar; dies trotz der erheblichen Unkosten, 
velche das fünfte Gauturnfest veranläßte. 
Als weiterer Punkt der Tagesordnung war noch 
u etledigen die Neuwahl des Turnrates. Nach- 
dem die bisherigen Mitglieder desselben mit Aus⸗ 
nahme von zweien eine Wiederwahl ablehnten, 
vurde als 1. Turnwart gewählt Herr Heinrich 
Frank, Werkführer, welchem sich als weitere Mit. 
glieder des Turnrats anschließen die Herren Hein⸗ 
ich Schwarz, Wagner, Jak. Mayer, Buchhalter 
diese beide wiedergewählt), Gg. Weisensee, Ingenieur, 
Fr. Steinfeld, Kaufmann, Fr. Vogelgesang, Lehrer, 
Phil. Heck, Gasmeister und Phil. Gilgen, Schuh⸗ 
nacher. Falls Herr Vogelgesang, der nicht 
anwesend war, die Wahl nicht annimmt, wird 
an dessen Stelle Herr August Lieser, Uhrmacher, 
reten. 
* St. Ingbert, 9. Sept. Von Mitte dieses 
Nonats an werden an den Regimentssitzen die 
Keservisten zu Uebungen mit dem neuen Gewehr 
ingezogen, woran sich die Uebungen der Landwehr 
rsten Aufgebotes anschließen werden. Die Exer— 
itien werden jedesmal 10 Tage in Anspruch neh⸗ 
nen und muß die Ausbildung sämmtlicher Mann⸗ 
chaften dieser Kategorien his Mitte Dezember be— 
ndet sein. 
— Die Bewegung der Bevölkerung 
n der Pfalz während des Jahres 1889 war 
nach dem kgl. statistischen Bureau folgende: Ge— 
zurten 13,8560 männliche und 12,645 weidliche; 
Sterbefälle: 7686 männliche und 7604 weibliche; 
xͤbeschließungen: 58348. Eheschließungen nach dem 
deligionsbekenntnisse der Eheschließenden im ganzen 
dönigreich: Katholische Manner mit Frauen katho— 
ischer Religion 25,609, protestantischer Religion 
15732, israelitische Religion 0; sonstiger Religion 
». Protestantische Männer mit Frauen katholischer 
seligion 1650; mit Frauen protestantischer Reli- 
sion 10,267, mit israelitischer Religion 4, mit 
onstiger Religion 9. Israelitische Männer mit 
Frauen katholischer Religion 8, mit proteslantischer 
Keligion 6. mit israelitischer Religion 851, mit 
onstiger Religion 0. Außerdem wurden noch 34 
ẽͤhen von Männern sonstiger Religion mit 7 ka⸗ 
holischen, 1 protestanischen und 18 Frauen sonst⸗ 
ger Religion geschlossin. Ein-⸗ und Auswander- 
ingen: Im Königreich 2283 rechtliche und 24,712 
los thatsächliche Einwanderungen, und 1908 recht⸗ 
iche und 22,848 blos thatsächliche Auswander 
ngen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
O.V. St. Ingbert, 9. Sept. In An⸗ 
jetracht der gegenwärtig so häufig vorkommenden 
ind geradezu raffiinirien Obstdiebstähle, 
ie auch den begeisteristen Obstzüchter zur Lauheit 
n diesem für das allgemeine Volkswohl so wich⸗ 
igen Zweige der Landwirthschaft bringen müssen, 
sat der Ausschuß des Obstbauvereins in 
einer gestern Abend statigefundenen Sitzung einen 
Zeschluß gefaßt, der gewiß jeden Obstzüchter mit 
Zefriedigung erfüllen wird. Er beschloß nämlich 
in die Stadtverwaltung das Ersuchen zu stellen, 
ußer den vier angestellten Feldschützen für die 
zeit der Fruchtreife noch mehrere Ehrenschuͤtzen zu 
rnennen, d. h. unbescholjenen Männern durch 
Beeidigung die Befugniß zu ertheilen, jeden Obst⸗ 
dieb, den sie auf der That ertappen, zu protokol- 
ieren. Auf diese Weise wird es einigermaßen 
nöglich sein, dem fast zur Gewohnheit gewordenen 
Obstdiebstahl zu steuern. Wir hegen zu unserer 
ür den Obstbauverein so wohlgesinnten Stadt⸗ 
)erwaltung das feste Vertrauen, daß sie dem An- 
uchen des Obstbauvereins sicher willfahren wird. 
Außerdem setzte der Ausschuß für jeden, welcher dem 
Lorstande oder einem Ausschußmitgliede einen 
zurch Zeugen nachweisbaren Obstdiebstahl zur An⸗ 
eige bringt, eine ansehnliche Geldprämie aus. 
Zämmtliche Mitglieder des Ausschusses sprachen 
hre Meinung dahin aus, daß mit aller Energie 
ind mit allen zu Gebote stehenden Mitteln diesem 
herderblichen Unfug einmal gesteuert werden müsse, 
venn der Obstbau in hiesiger Gemeinde gedeihen 
soll. Wir schließen uns dieser Ansicht vollkommen 
an und möchten noch ganz besonders alle für das 
agemeine Wohl bedachten Bürger ersucht haben, 
voch den Obstbauverein in seinem so segensreichen 
ind selbstlosen Streben auf jede möaliche Weise 
u unterstutzen. 
* St. Ingbert, 9. Sept. Die gestrige 
debung unserer Feuerwehr hatte lediglich 
en Zweck, die Spritzen und sonstigen Löschgeräthe 
u prüfen, um zu sehen, ob noch Alles in Ordnung 
ei; denn der Kommandant hatte die Mannschaft 
oaͤhrend der warmen Sommertage wohlloͤblicherweise 
on Uebungen verschont. Es ist ja auch an dieser 
5telle bereits vor einiger Zeit erwähnt worden, 
aß die Leistungen des Korps in technischer Be⸗ 
iehung ganz voczügliche find. Zum Feuerlöschen 
zehoört in erster Linie Wasser, und dieses konnte 
ie Feuerwehr bei ihrem gestrigen Angriff auf das 
dorderhaus des Cafe Becker nur sehr schwer bei⸗ 
haffen. Der städtische Brunnen am Bauplatz der 
ath. Kirche lieferte nur wenig Wasser (er mag et- 
vas defelt sein) und die umliegenden Private ge⸗ 
jatten nur sehr ungern, daß man Wasser aus ihren 
Irunnen entnimmt; fie scheuen den Tumult und 
zie entstehende Bewässung ihrer Räume. So lam 
s, daß trotz der guten Schulung des Korps solange 
ein Wasser auf das Brandobjekt kommen konnie. 
Wenn wir auch annehmen, daß die Sache im 
ralle eines Brandes etwas besser wäre, so steht 
och fest, daß die für die Stadt St. Inabert vPro⸗ 
Ausland. 
London, 8. Siph. Wie die „Times“ aus 
zansibar meldet, ist Emin Pascha in Unjanyembe 
agelommen. Die Häfen des Küstenstriches El 
nader sind nach demselben Blatte für den Verkehr 
iieder eroͤffnet. 
eureinburg,. 8. Sept. Das Befinden des 
»nigs der Niederlande bat fich wieder ver— 
limmert. Staatsminister Eyschen weilt beim 
etzog von Nassau, dem kunfligen Groß⸗ 
etzog von. Luxemburg, auf Schloß Hohenburg. 
Baris, 8. Sepi. Der NMarineminister läßt 
dachticht, daß am 18. September eine Expe— 
ntion gegen Dahome unternommen wierden 
le, für falssch erklären. — Oberst Archinard, 
behlshaber des Gebietes am obern Sen“ gal, 
and sich am 20. September nach Cahes begeben, 
ril die Lage dort infolge der berheere iden Ueber⸗ 
—8 des Senegals seine Anwesenheit 
ef 
Konstantinopel, 8. Sept. Dem Vernehmen 
ad sind im Dorfe Bagtsschidanite unweit 
midt drei Zaptiehs von Armeniern ermordet 
wrden. In dem gestrigen Ministerrate beim Sul- 
in welchem der Großvezier, der Minister des 
ubern und der Justizminister beiwohnten, soll 
der diese Angelegenheit beraten worden sein. 
Sosfia, 4. Sept. Die heutigen Wahlen 
ben fast ausnahmslos eine erdrückende Mehrheit 
die regietungsfreandiichen Kandi— 
en ergeben. In Sofia hertscht großer Jubelß;