Full text: St. Ingberter Anzeiger

—X im Nachsommer oder Herbst? (Ein⸗ 
Nien von Hen, Dehrer Kloos in Trippstadt.) 
u ber das Teanten der Bienen mit besonderer 
—XRX der Ziebold'schen Trankflasche. 
Fingeleie von Hrn. Ad. Kollinger im Ohmbach. 
I. Der Naͤhrwerth des Honigs im Vergleich zu 
M des Zuders. Eingelerte von Hrn. Lehrer 
ouard Stttel in Imsabach.) 1/,2 Uhr Festessen 
da Wirth V. Diehl. 
— Alsbisheum, 14. Sept. Ein 28jähriger 
nona namens Geoß, welcher gestern in den Wingert 
X und nicht zurückbehrte, wurde heute früh 
n tinem Wingert auf dem Boden liegend todt 
ufgefunden. 
—Durch Unvorpehtigkeit in der Aufbewahrung 
on Arzein hat sich in Heinzenhausen ein 
hwerer Unglüd sfall ereignet. Eine dortige 
zrau hatte aus der Apotheke in Lauterecden Arznei 
jegen Ohrenleiden dezogen und diese in einem 
‚lase sich befindliche Flüssigkeit zu Hause auf das 
fmnsterbrett gestellt. Das 22/jahrige Kind der 
jrau gerieth an das Glas und trank die Arznei 
us, worauf es sofort wie todt niederficl und iff 
un schwer krank. Der herbeigerufene Arzt zweifelt, 
d es ihm gelingen möge, dem bedauernswerthen 
dinde das Leben zu erhalten. Darum Vorsicht! 
Das Kind is letzten Nachrichten zufolge durch 
die Umficht des Arztes glücklich gerettet worden. Es 
wurdeihm so lange warmes Wasser eingeflößt, bis 
g sich stark erbrechen mußte, worauf dann allmäh⸗ 
ich die Lebensgeisiter und auch ein gutes Befinden 
urlcklehrten. 
Pfälzisches Schwurgericht. 
LI. Quartal. 
Zweibrücken, 15. Sept. Heute Morgen 
Isn Uhr begannen die Schwurgerichtsverhandlungen 
jüt das UT. Vierteljahr 1890. Die Herren Ge⸗ 
chworenen waren sämtlich erschienen. Nach Be⸗ 
niüßung und Belehrung derselben über ihre Ob⸗ 
jegenheiten wurde zur Verhandlung geschritten gegen 
datharina Weinerth, geb. 1852, Ehefrau von 
Jakbob Mechtersheimer in Haßloch, wegen Brand⸗ 
nftung. Derselben liegt zur Last, in der Nacht 
vom 27. auf 28. Maͤrz abhin ihr Wohnhaus in 
drand gesetzt zu haben. Das Feuer hat offenbar 
n der Kammer rechts von dem vorderen oberen 
Fzimmer seinen Anfang genommen. Nach Loͤschung 
eg Feuers wurde an der Brandstelle eine ziemliche 
Zuantität von Asche, die von Stroh und Holz 
serrührte, aufgefunden. Eine ganze Reihe von 
omenten führten zu der Annahme, daß das 
Feuer vorsätzlich angezündet wurde und daß dies 
nie Angeklagte verübt habe. Die Eheleute Mechters⸗ 
fimer lebten in zerrütteten Vermögensberhälinissen; 
ie Immobilien waren stark belastet; das Haus 
ollle am 30. April abhin zwangsweise versteigert 
verden. Die Angeklagte wollte mit dem Gelde, 
uus ste von der Feuerversicherung bekommen hätte, 
uit Zwangsversteigerung derhindern. Ihre Abjiichi 
xeht aus einer Aeußerung hervor, die sie einem 
Zeugen gegenüber machte; sie sagte nämlich, sie 
verde schon dafür sorgen, daß das Haus nicht ver⸗ 
jeigert werde. Eine ahnliche Bemerkung ließ sie auch 
nem anderen Zeugen gegenüber fallen. Fernei 
kühite die Angellagte am Tage vor dem Brande 
yn Tüncher L., der damit beschäftigt war, das im 
interen Stock befindliche Wohnzimmer der Eheleute 
biechtersheimer zu tünchen, auf den Speicher und 
xigte ihm in der Kammer links Stroh und Holz 
nit den Worten, sie wolle das Zeug in die 
Stube gegen die Kammer hin schaffen und a 
anstechken. Diese Bemerkungen haben fich laut Zeugen⸗ 
uussagen bewahrheitet. In der vorigen Schwur⸗ 
ptichtztagung wurde die Verhandlung dieser Sache 
uf Antrag der Verteidigung ausgefetzt und die 
Angellagte behufs näherer Fessstellung ihrer geistigen 
deschaffenheit der Kreisirrenanstalt Klingenmünster 
hherwiesen. Nach den Gutachten des Direktors der 
Unstalt und des Landgerichtsarztes Dr. Demuh 
vn Frankenthal set fie geistig gesund aber be— 
—T Der Gerichtshof verurteilte nach der 
80. Z.“ die Angeklagte wegen Brandstiftung zu 
Jahren Zuchthaus und sprach unter Sintechaung 
ner noch nicht verbüüßten einmonatlichen Gefang 
nitstrafe eine Gesamtzuchthaäussirafe 
en 2 Jahren 14 Tagen aus, worauf die 
—— vom 18. Juni an in Ab— 
ug kommt. Schluß der Verbandlung 6 Uhr 
Minuten. 
I Bermischtes. J 
Spiesen, 15. Sipt. Heule Moigen ii. 
aller Fruͤhe brach iin Haufe des Gafwirts Schnei ⸗ 
der Feuer aus, das trotz der alsbaldigen Hülfe 
zurch die hziesige und Ewbersberg ·Heinitzet Fuer⸗ 
vehr schnell um sich griff und das Wohnhaus bis 
auf die Mauern vernichtete. U⸗dher die Ursache des 
iusgebrochenen Feuers ist laut „S⸗Bl. Zig.“ noch 
nichts sicheres bekannt geworden. 
FVon der Saar. Für die Unterhaltung 
der Werk⸗- und Industrie⸗Schulen, der Kleinkinder ⸗ 
dewahranstalten, der Arbeiterbibliotheten und der 
Wochenschrift „der Bergmannsfreund“ hat der 
Bergfiskus im Jahre 188990 die respekliable 
Summe von 46480.34 Mi. aufgewendet. Es 
bestehen im Saarrebier 16 staatliche Kleinkinder⸗ 
hewahranstalten. Nach einem im „Bergmanns- 
reund“ deröffentlichten Bericht ist der Gsundheits 
zustand der Kinder im letzten Jahre im Allgemeinen 
‚ein sehr günstiger“ gewesen, nur in Sulzbach 
'orderte die Geippe auch unter den Kindern Opfer. 
Diese Schulen wurden von 12512 Kindern besucht 
uind von 16 Lehrerinnen und 7 Gehilfinnen 
geleitet. 
Aus Manchen⸗Giesing wird uns 
reschrieben, daß sich auch die Loose der letzten 
Munchen⸗Giefinger Kirchenbau⸗Lotterie so lebhaf- 
en Absatzes erfreuen, daß voraussichtlich eine Ver⸗ 
egung des Ziehungstages nicht mehr noͤthig ist und 
die Ziehung am 7. Oktober statifinden kann. 
F Die größtt Lokomotive der Welht 
ist gegenwärtig in der Münchener Maschinenfabrik 
bon Maffeh in der Herstellung begriffen. Bei der 
Jenannten Fabrik ist nämlich von der Verwaltung 
der Gotthardbahn eine große Doppellompound⸗ 
Tender⸗Lokomotide nach dem Shstem Mallet beftellt 
vorden, welche ein Dienstgewicht von 88 T. er⸗ 
zalten und auf sechs, in zwei Motorengruppen ge⸗ 
uppelten Achsen laufen soll. Damit wird nicht 
aur die größte Lokomotive der Welt, sondern auch 
ein mechanisches Bauweek allerersten Ranges herge⸗ 
ttellt werden. 
FDas fehlte noch! In einer Göttinger 
Zeitung findet sich folgendes Inserat: Von einem 
ungen Ehepaar wird ein akkurates, in allen häus⸗ 
ichen Arbeiten erfahrenes Mädchen gesucht, welches 
Zzerfekt Skat spielen kann, um event. als dritter 
Mann zu fungieren. 
F Aachen, 15. Sept. Wie verlautet, fand 
zestern Nachrittag zwischen Monijoie und Kalter⸗ 
derberg ein Zusammenstoß zweier Personen⸗ 
züge fiatt. Angeblich wurden 4 Personen getödtet 
und 8 schwer verletzt. Der Stations-Assistent von 
Montjoie soll verhaftet worden sein. 
Spandau, 12. Sept. Auf der königlichen 
Munitionsfabrik stehen größere Arbeiter 
innenentlassungen bevor. Außerdem ist 200 Arbeitern 
gekündigt. 
F Berlin, 13. Sept. Die „Oldenb. Zig.“ 
meldet: 16 Reservisten des 78. Regiments 
erschienen nicht zum Appell; fie wurden wegen 
Berweigerung des Gehorsams dem Haupimann 
zegenüber zu mehrjährigen F stunasstrafen ver⸗ 
urttheilt. 
FBremen, 15. Sept. Heute Vormittag um 
) Uhr begann unter großer Theilnahme die erste 
allgemeine Sitzung der 63 Versammlung der 
»eutschen Naturforscher und Aerzte. 
Prof ssor Hofmann (Berlin) eröffnete dieselbe mit 
einer Ansprache. Der Geschäftsführer Dr. Pletzer 
sielt die Begrüßungsrede und brachte ein begeistert 
ufgenommenes Hoch auf den Kaiser aus. Professor 
Zuchenau verlas folgendes an den Kaiser gesandt 8 
Telegramm: „Die in Bremen versammelten deutschen 
Naturforscher und Aerzte senden Eurer Mojrslät, 
dem erhabenen Wächter des Friedens, dem Schützer 
ver Wissenschaft, ehrfurchtsvolle Gtüße. Möge der 
aach allen hohen Zielen strebende Idealismus Eurer 
Majestat wie jetzt auf den sonnigen Höhen der 
Jugend, so auch in aller Zukunft erhalten bleiden 
zum Segen unseres teuren Vaterlandes.“ Bürger⸗ 
meister Pauli begrüßte die Versammlung namens 
der Stadt und es schlossen sich die Vorträge Hof—⸗ 
manns (Berlin), des Oberbaudirektors Franzius 
Bremen) und des Professors Chun (Konigsberg) 
an. Am Nachmittag find⸗n Sektionssitzungen und 
am Abend eine gesellige Zusammenkunft im Vark- 
hause statt. 
F Die elektrischen Straßenbah— 
nen werden in Amerika den Betrieb durch 
Pferde bald gänzlich verdrängt haben; eine 
Bostoner Straßenbahngesellschaft hat eben ihre 
ar.iurlichen 5000 und eiliche Pferde zum Ver⸗ 
auf ausgeschrieben und etklärt, sie r eine 
Million Dollars erspart, wenn fie es ein Jahr 
rüher geihan hätte. In Amerika denkt man jetzt 
ereits an elektrischen Betrieb der Vollhahnen. Im 
Electrical Engineer“ stellt John C. Henty einen 
urzen Vergleich zwischen der Lokomotiwe und dem 
klettromotor für Bahnbetrieb an; eine Lolomotive 
yerbraucht für die Stunde-Pferdekraft rund zehn 
dilo Kohlen, die besten großen statiönaren Ma⸗ 
chinen nicht einmal den zehnten Theil, also wird 
äch trotz des Verlustes durch die Umwandlung in 
den Leitungen der elektrische Betrieh doraussichtlich 
zilliger stellen. Noch deutlicher hat sich eine der 
ersten Autoritäten auf diesem Felde, J. F. 
Sprague, in einer Versammlung ausgesprochen; 
ꝛr zeigte kinen Plan, den er allerdings vorerst 
nur als eine Prophezeihung bezeichnet, wie der 
Beteieb an die besonderen Bedingungen der 
elektrischen Bahnen anzupaffen sei, und beschäftigt 
äch schon mit der Frage der anzuwendenden 
Stromftarken und Spannungen. Als praktisches 
Beispiel waäͤhlte er die 144 Kilometer lange 
Strecke Jerseh⸗Cith Philadelphia, auf der fäglich 
während 13 Siunden autzer den Lokalzügen in 
eder Richtung 21 durchgehende Zuge mit durch- 
chnitilich 5 Wagen verkehren, also im Ganzen 
tO5 durchgehende Wagen; anstatt dessen koͤnnte 
man alle 158 Minuten zwei zusammengekopp lte 
Elektromosorwagen abgehen und mit bedeutend 
Irößerer Geschwindigkeit fahren lassen. Mit drei 
Zwischenlkraftstationen und Dreileitersystem wäre 
die noͤthige Spannung nur 500 Volt, also von 
der jetzt auf Stratßzenbahnen verwendeten nicht 
mehr weit abweichend. 
Voltks eLandwirtschaftliches. 
Die Zeit zum Abnehmen des Kern⸗ 
Nbstes, findet in verschiedenen Reifestadien statt. 
Bei Sommerobst ist es nicht gut, mit der Ernte so 
lange zu warten, bis es zum Genuß reif erscheint. 
Zu spät abgenommenes Sommerobst wird nie sein 
höchstes Aroma erreichen. Winterobst dagegen muß 
jo lunge an den Bäumen hängen bleiben, bis es 
volle Reife gewonnen hat. Man braucht sich nicht 
davor zu fürchten, daß die Früchte von einem leich⸗ 
ten Frost bettroffen werden, einen solchen ertragen 
dieselben ohne den geringsten Schaden für ihre 
Qualitãt. Dagegen werden sie bei zu früher Ab⸗ 
nahme gleich welk, schrumpfen zusammen und ver⸗ 
lieten an Güte. 
Dienstesnach richten 
stath. Kultus. Die Pfarrei in Böhl 
vurde dem Pfarrer Franz Filian in Dackenheim 
Adberiragen. 
Lehramt. Die Lhrstelle für deutsche Sprache, 
Beschichte und Geographie an der Reaischule in 
Pirmasens auf Ansuchen dem Lehramtskandidaten 
Andr. Lonhard von Otobeuren, dermalen Haupt⸗ 
sehrer an der gewerdlichen Fortbildungsschule zu 
Dillingen, übertragen. 
Justizdiensi. Der im zeillichen Ruhestunde 
Hefindliche Landgerichtsrath Otto Leyh von Franken⸗ 
hal z. Zt. in Annweiler wurde wegen durch 
örperliches Leiden herbeigeführter dauernder Dienst- 
unfähigkeit unter Anerkennung seiner mit Treue 
und Eifer geleisteten Dienste in den Ruheftand für 
mmer versetzt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Kaiserslautern Katharina 
Ehresmann, 17 J. a.; in Hochspeher Beneditt 
Michel, 74 J. a.; in Diellirchen Johann Ob re- 
deimer, 68 J. a.; in Meisenheim Clothilde Anthes, 
Jeb. Becker, 34 J. a. 
Neueste Rachrichten. 
Saarbrücken, 16. Sipt. Ein entsetz⸗ 
liches Ungutd hat sich gestern Nachmittäg 
nuf Grude Maybach zugetragen. Im Flötz 8 
des Ostfeldes entftand eine Schlagwetterentz indung. 
Bis heute Morgen waren 23 Todte aus der 
Strede gebracht; 1 wird noch vermißzt. (S. 3) 
Washington, 15. Sept. Die Riprasentan⸗ 
tenkammer lehnte die Tarifbill mit den Ab⸗ 
inderungen des Senats ab. 
Für die Redaktion verantwortlich: 5 X Dem⸗