Full text: St. Ingberter Anzeiger

Mann wollte an der Verladestelle des hiesigen Bahn⸗ 
hofes einen beim Aufladen aufgelösten, mit Knochen⸗ 
mehl gefüllten Sack wieder zubinden. Das Pferd 
scheint inzwischen durch den Geruch des Knochen⸗ 
mehls unruhig geworden zu sein, denn plötzlich 
schlug es aus und dverletzte den Bedauernswerten 
durch einen heftigen Schlag auf den Kopf derart, 
daß er bewußtlos nach dem Hospital getragen wer⸗ 
drn mußte, woselbst er erst gegen 4 Uhr wieder 
zum Bewußtsein kam. Man hofft, nach der „L. 
Zig.“, den Unalücklichen am Leben zu erhalten. 
— Kaiserslautern, 16. Sept. In aller 
Stille begeht heute der in der Pfälzer Herzen mit 
Liebe, Hochachtung und Verehrung gefeierte Herr 
—XIXO 
prasident der Pfalz, Excellen z don Braun 
(qegenwärtig in Urlaub in Baden⸗Baden). fein 
70jähriges Geburtsfest. Wir find ge⸗ 
wiß, schreibt die „Pf. Pr.“, daß beim Belannt 
werden dieser Nachricht die ganze Pfalz nur von 
dem aufrichtigen Wunsche beseelt ist, es möge uas 
der nun seit nahezu 20 Jahren an der Spitze der 
Verwaltung der Pfalz Stehende noch recht lange 
erhalten bleiben! In Anerkennung der großen 
Verdienste, welche Seine Excellenz der Regierungs⸗ 
Praäsident der Pfalz Herr k. Staatsrat von Braun 
um die Stadti Kaiserslautern sich erworben hat, 
hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, Seiner 
Ercellenz anläßlich des heutigen fiebzigsten Ge⸗ 
burtstages das Ehrenbürgerrecht in der Stadt 
Kaiserslautern zu verleihen. Der Beschluß ist 
Seiner Excellenz bereits übermittelt worden. 
— Kaiserslautern. Eine nicht gerade 
angenehme Ueberraschung wurde kürzlich 
einer Hausfrau im hiefigen Gerichtsviertel zu Theil. 
Sie war im Besitze eines schwarzen Staatskleides, 
das fie nur an Sonn⸗ und Festtagen aus dem 
großen soliden Kleiderspind, der im Haueflur stand, 
zu ziehen pflegte. Das letzte Mal hatte fie das 
leid, sauber abgestäubt, wieder in den Spind ge— 
hangen aber — und das wurde, nach der „Vzt.“, 
verhängnißvoll — fie ließ den Schlüssel stecken. 
An Schränken aber, die in Hausfluren stehen, soll 
man nie Schlüssel stecken lassen, das kann fich 
bitter rächen. Als nämlich die Frau am Sonntag 
wieder das schwarze Kleid anlegen wollte und den 
Spind öffnete, war es verschwunden, sie suchte alle 
Ecken durch, aber kein Knopf des Kleides war vor⸗ 
handen; eine Unberufene hatte die Nase in den 
Spind gesteckt und das schoͤne Moöͤßel mitgenommen. 
Was nützte nun alles Klagen und die Anzeigen bei 
der Polizei, das Kleid ist heute noch nicht da. Die 
hausfrau ist um eine Erfahrung reicher. aber um 
ein Kleid ärmei. 
— Mit der am 25. September in Lang⸗ 
meil stattfindenden Kreisbersammluug des landw. 
Vereins der Pfalz wird auch eine Ausstellung 
bon Erzeugnissen des Obst⸗und Garten⸗ 
baues, der Bienenzucht und Weiden- 
kultur des Bezirks Kaiserslautern verbunden 
werden. Es werden hierbei nicht bloß die rohen 
Produtte, sondern auch die bereits verarbeiten 
Waaren, wie z. B. Odst⸗ und Beerweine, Honig⸗ 
waaren, Weidenkörbe u. s. w. zur Ausstellung ge⸗ 
langen. Farner werden Obstkeltern und Doͤrrapparate, 
sowie Wachsprissen uad Honigschleudern aufgestellt, 
am mit denselben zu arbeiten; die Verarbeitung 
don Weiden wird praktisch betrieben werden, so 
daß die Ausstellung in der fraglichen Richtung ein 
annäherndes Bild des landwirihschaftlichen Betriebes 
beranschaulichen wirrd. Die Ausftellung wird in 
einer besonders herzustellenden offenen Halle auf 
dem freien Platze gegenüber dem Hause des 
Herrn Bürgermeisters Franck in Lanqmeil unter⸗ 
gebracht. 
— Pirmasens, 16. Sept. Wie dem „Anz.“ 
mitgetheilt wird, hat die Bruch'sche Wiese (84 
Dezimalen) nicht Herr Zurrlein, sondern Hetr Bopp 
um 10 000 Mt. gekauft. Herr Schneider bat den 
sKauf vermittelt. 
— In Waldfischbach wurde am Samstag 
Nacht bei Bierbrauer Albert Kunz eingebrochen. 
Der oder die Diebe drangen durch das an der 
Einschenke sich hefindende Fenster in das Wirths⸗ 
zimmer und entwendeten außer der vothandenen 
kleinen Baarschaft 1 Flasche Kognak, 1 Schweizer⸗ 
käs, 2 Kistchen Zigarren und 6 neue Spiel⸗ 
larten. J (Pf. M.) 
— Landau, 16. Sept. Die beiden Ba— 
taillone des 18. Infanterie⸗Regimentz treffen 
dem Vernehmen noch am Donnerstag Abend 
wischen 10 und 11 Uhr. die drei Baätterien 
der 2. Feldabtheilung des 2. Feld-Artillerie Regi— 
ments erst nach Mitternacht hier ein. Auch wird 
der Kommandeur der 5. Division, Herr General⸗ 
lieutenant v. Xylander, gleichfallz am Donnerstag 
vder Freitag hier eintreffen. 
— Berqzabern, 185. Sept. Die Vertreter 
der süddeuischen Zuckerfabriken hielten 
am letzten Samstag auf Einladung des Herrn 
dommerzienrath Karcher von Frankenthal im Gast⸗ 
zaus „Zum Röoͤfssel“ dahier eine Versammlung ab. 
Der Aufenthalt in unserem freundlichen Staädichen 
hat die anwes⸗enden Herren in hohem Maß befrie⸗ 
digt und sprechen sie mehrfach die Absicht aus, 
diese ihre Sommer⸗Versammlung, welche bisher 
mmer in Baden ˖ Baden abgehalten wurde, in Zu 
unft öfter nach Bergzabern zu berufen. 
— Neustadt, 16. Sepi. Mit großer Freude 
vird von Seiten des Pudlikums bemerkt, daß 
eit 1. September die Morgenpost bedeutend 
rüher etscheint als vorher, was seinen Grund in 
vem seit diesem Tage an der hiefigen Poflanstalt 
ingeführten Nachtdienste hat, infolge dessen 
die Nachtzuge 1 Uhr 10 Min. und 8 Uht 20 
Min. Post holen und Post bringen. 
— In Lachen trug sich vor einigen 
Tagen ein beklagensweriher Un fall zu. Zwei 
dinder des Schneidermeisters G., ein hoffnungs- 
boller und gewandter Schneider seines Geschaͤftes 
19 Jahre all, und die einzige Tochter B., 17 
Fahre alt, eine Naͤherin, scherzten gegenseitig nach 
dem Mittagstisch. Troß mehrmaliger Warnung 
zer Eltern, den Spaß nicht weiter zu treiben, 
prang der Bruder seiner Schwester scherzend ent⸗ 
jegen, welche zum Unglücke in der Hand die 
Scheere hatie. Nichts Boͤses ahnend rannte der 
unglückliche Bruder mit dem richten Auge in die 
beiden Scheerspitzen, so daß das Blut strömend 
herausquoll. Der Zufall wollte es, daß gerade 
zwei Nustadter Aerzte hier ein zweijähriges Kind 
an der Krupp operierten, welches einige Stunden 
darnach starb, und diese eilten sofort auf er⸗ 
gangenes Verlangen in die Wohnung des Schnei- 
dermeisters. Zur Stunde lassen fsich die Folgen 
des Unglücks noch nicht bemessen. 
— vambach. Schon seit längerer Zeit be⸗ 
merkte man, daß aus dem Grohoo'schen Fisch⸗ 
weiher in der Almel Fische entwendet 
wucden. Ein in Folge dessen aufgestellter Be⸗ 
obachter entdeckte denn auch am letzten Sonntag 
die Thaäter, zwei junge Leute, von denen der eine 
hier, der andere in Neustadt wohnhaft ist. Dieser 
jugendlich-leichtsinnige Streich wird für die Be— 
treffenden ernste Folgen haben. 
— Ludwigshafen. Der 1. Adjunkt und 
Bezirksfeuerwehr Kommandant Herr Rentner Georg 
Tisele wird seine Ehrenstellen niederlegen und 
die hiesige Stadt verlassen. Er wird seinen künf— 
igen Wohnfitz in Haardt bei Neustadt vehmen. 
Für Herrn Eisele tritt, nach dem „Pf. K.“, in 
den Stadtrath der 2. Ersatzmann Herr Direktor 
dindenm her. 
— Frankentbal, 15. Sept. Der hiesige 
Männergesangverein „Lie derkranz“ begeht am 
19. und 20. Oktober cr. das seltene Fest des 
z0jührigen Bestehens und find die Vorbereitungen 
zazu in vollem Gange. Für Sountag, den 19. 
Oktober ist ein groͤßeres Konzert in Aufficht ge⸗ 
nommen, welches Nachmittags in der Turnhalle 
Jattfinden und welchem daselbst abend ein Festbankett 
folgen soll. 
— Der katholischen Kirchengemeinde Göll⸗ 
heim und der katholischen Filialkirchengemeinde 
Mechtersheim wurde zur Aufbringung der 
Mittel zum Neubau einer Kirche, dezw. Filialkirche 
je eine Kollekte in sämmtlichen katholischen 
Zirchen der Pfalz bewilligt. Zur Vornahme der 
Zollekte zu Gunsten der Kirchengemeinde Göllheim 
vurde das Allerheiligenfest (1. November) 1890 
ind zur Vornahme derjenigen für die Filialkirchen⸗ 
zemeinde Mechtersheim der erste Weihnachtsfesttag 
25. Dezember) 1890 im Einversländnisse mit 
dem bischöflichen Ocdinariate Speyer bestimmt 
2Schwurgericht. 
III. Quartal. 
Zweibrücken, 16. Sept. Heute Morgen 
and vor dem Schwurgericht die Verhandlung statt 
zegen Johann Schwab, geb. 1871, Tagner und 
Jakob Heberle, geb. 1871, Fabrikarbeiter beide 
don Albersweiler. Schwab ist angeklagt wegen 
eines Verhrechens der Beibilfe zur Notzucht und 
eines Notzuchtversuches. Heberle wegen eineß 8 
brechens der Notzucht und der Beihilfe zum * 
zuchiwersuch. Im Interesse der Sittlichtennn 
wahrend der Verhandlung die O ffntlichkei 9* 
geschlossen. Urteil: Schwab 1 Jahr umr 
Mongate Gefangnis; Heberle 2 Jahetmn 
9 Monate Zuchthaus. 
Zweibrüucken, 16. Sept. Heute Nachmitta 
um 4 Ubr begann die Verhandlung gegen voue 
mann Xaver, Schneider aus Hatzenbühl, debotid 
1861, angeklagt wegen Verdrechens wider die 
Sittlichleit nach Z 177 des R.St.G.B. 
Im Interesse der Sittlichleit wurde laut, J. 3. 
auf Antrag der k. Staatsbehöcde durch vcin 
des Gerichtes bis zur Urteilsfällung die Offentiich 
keit ausgeschlossen. Eine nähere Berichtersfatium 
verbietet sich deshalb von selbst. 
Die Herren Geschworenen verneinten die Schuld 
frage, worauf der Gerichtshof den Angellaci, 
freisproch. 
Schluß der Verhandlung 6« Uhr Abends. 
Jermischtes. 
Grube Maydach, 16. Sept. Geßhterr 
Nachmittag gegen 3 Uhr fand auf Gruͤhb 
Maybach der Berginspektion IX. zu Friedricht 
thal eine Schlagwetter⸗Explosion stau 
Von 350 anzefahrenen Bergleuten wurden 24 ge 
ödtet, sonst aber niemand verletzt. Ursache der 
Exrplofion war vermuthlich ein Sprengschuß. Di 
Wetterführung blieb ungestört; die Rettungear— 
deiten konnten sosort begonnen werden; di 
Todten waren bis auf einen, im Laufe der Nach 
aufgefunden und zu Tage geschafft worden. De 
Letzte der Getödteten war aber stark verschüttet 
Endlich gelang aber auch (heute Vormitiag 
Udt) dessen Auffindung. Vor dem Grubengebäud 
spielen fich herzerschütternde Szenen des Jammer! 
der Hinterbliebenen ab. Ihren Schmerz zu linder 
vermag nur der liebe Gott. Einer weiteren Mel 
dung der „Sbr. Z3.“ entnehmen wir, daß viel— 
der Leichen arg verstümmelt find. Der Name det 
Steigers der verunglückten Abtheilung ist Wol 
fanger. Ein tragisches Geschick hat durch da 
Unglüct eine Bergmannsfamilie in Maybach be 
troffen. Eine Frau verlor im vorigen Jahr durt 
Verunglückung in der Grube ihren Mann und be 
dem gestrigen Unglück ihre zwei Söhne und einen 
Bruder. Der schwergeprüften Frau wird das all 
gemeinste Mitgefühl zutheil. 
Die „Dudweiler Zig.“ berichtet noch folgen 
des: Es befanden sich noch 25 Mann in der 
Grube. Die Rettungsarbeiten waren mit sseh 
großen Schwierigkeiten verknüpft, wegen der Naqh 
schwaden, der durch die Explosßion gelockerken 
Berge und einem penetranten Brandgeruch. Au 
der Unglücsstlle trafen ein die Herren Bergtaͤ 
Fabian, Kreuser, Leybold, sowie der auf Inspel 
non Friedrichsthal angestellte Direktor Hetr 
Stapenhorst. Hervorgethan bei den Retlunge— 
arbeiten haben sich besonders Bergschüler Kit 
bon Grube Itzenpliß (wohnhaft Dudweiler), Ster 
ger Kammer von Grube Camphausen — 
Dudweiler), Steiger Klose (aus Dudweilet) und 
Steiger Aibrecht⸗Ailtenwaid. Zum Schluß leiten 
Herr Berginspektor Wickert von Grube Koͤnig di 
Rettungsarbeiten. Ehre den wackeren Männern 
Dreiundzwanzig Leichen find bereits geborgen 
bon diesen waren einige so zu sagen zerstücel 
Viele Theile menschlicher Koͤrper mußten zu 
sammengelegt werden, da fie von den Leichen ab 
gerifsen waren. Es befanden sich außet den un 
giüclichen Bergleuten auch 8 Pferde in de 
Grube von welchen bereils 2 zulage gefoͤrder 
find, dem einen war der Kopf sotai abgerissen 
Ein grodes Gluck ist es bei all dem großen Un 
gluck noch zu nennen, daß die Erxplosion F 
halbe Stunde früher stattsand, denn es m 
dann alle Eingefahrenen verloren gewesen, — 
400 Mann. 
— Folgendes sind die Namen der beim gi 
benunglück auf Maybach zu An 
lommenen Bergleute: aus Altenwald: Frit yn 
Ach rmann, Heinrich und Jakob Klein n 
Brüder, beide verheirathet), Karl Balzer; * 
Friedrichshal: Georg Schaum; aus Holz 8 
und Friedrich Bauer (zwei Bruder, beide 
aus Wiesbach: Heinrich Brettscheider; aus 
weiler: Peter Motz, Jalob Hirsch V. ne 
Wolfiff⸗r, Jalob Schoͤnenberger, Jalob zu 
aus Quierschied: Johann Dorr X dunn 
Hofmann; aus Kirkel (ßfal):