Full text: St. Ingberter Anzeiger

GSdiiffes herstellen zu kͤnnen. Es dehen da⸗ 
uch sammtliche Plätze des Schiffes, vor der Orgel 
d beider Emporen dem Publikum zur Verfügung 
d wird dadurch Gelegenheit geboten, selbst dem 
zßten Besuch gerecht zu werden. Zu hoffen ist. 
das Konzert, in welchem nur Pfalzer Kunstler 
Solisten mitwirken, aus allen Teilen unserer 
selz starl besucht wird, zumal fich ja selten Gelegenheit 
, ein derartiges Konzert zu hören. Herr Pro - 
sor Wendling vom Konservatorium zu Leipzig, 
deborener Frankenthaler, hat schon von den 
sen Kuünstiern Zusage, und, steht augen- 
eich mit einem vorzüglichen Orchester in Uater⸗ 
andlung. 
Grünstadt, 22. Sept. In unserem 
achdarorte Mertesheim wurde gestern Abend zwischen 
'und 11 Uhr bei dem hier in Arbeit stehenden 
agner Eichert ein kleiner scherzhafter Einbruch 
ruͤht. Eichert befand sich um die angegebene 
mit seiner Familie anläßlich der dortigen 
hweihe bei der Tanzmusik. Diese Gelegenheit 
aͤzten einige Burschen, um durch die Fenster in 
Wohnung des Eichert einzudringen, und sich an 
ren übrig gebliebenen Kirchweihspeisen, die noch 
uch einige Flaschen Vorrat an Wein besonders 
wurzt wurden, zu sättigen. Als Eichert wieder 
uch Hause zurückkehrte, fand er die Wohnung be⸗ 
uchtet, die Fenster offenstehend, und der ganze 
hortat an Speisen und Wein war selbstredend ver—⸗ 
qwunden, und auch die Schmausbrüder, die bei 
x Ankunft des Eichert das Weite suchten. Wie 
r „K. A.“ vernimmt, soll dieser Vorfall bereits 
ur Anzeige gebracht sein, und dücften somit die 
Findringlinge, sofern es gelingt, dieselben zu er— 
nitteln, für diese That wohl zu büßen haben, um— 
omeht, da auch einige kleine Beschadigungen in der 
hohnung vorgenommen wurden. 
— Zu Ehren des verstorbenen Herrn Karl 
greiherrn v. Gienanth, des Begründers des 
giatzischen Berschöͤnerungs⸗Vereins, wird am Samftag 
en 27. September, mittags 1 Uhr, das Reliefbild 
eß Verewigten am Moltkefels auf dem Donners— 
vra aufgestellt. 
Pfaälzisches Schwurgericht. 
LI. Quartal. 
Zweibrücken, 28. Sept. Heute Vormittag 
z Uhr kam als letzter Fall in dieser Tagung vor 
dem Schwurgericht zum Aufrufe die Anklage gegen 
darg Jatkob, Gerichtsvollzieher bon Rockenhausen, 
vegen Unter schlagung im Amte. Dem An⸗ 
ellagten liegen zur Last: 8 Vergehen der Unter⸗ 
chlagung genäüß 8 246 R.St. G. B., 6 Vergehen 
er Amtsunterschlagung nach 8S 8350, 4 Vergehen 
deß Betrugs nach 8 263 und 4 Verbrechen im 
Amte nach F 351. Der heutige Vormittag war faft 
uusschließlich mit dem Verhöre des Angeklagten aus⸗ 
zefullt. Karg gibt die Delikte größtenteils zu, nur 
die Fuͤle des Betrugs und der Amtsverbrechen stellt 
er in Abrede. Zur Entschuldigung seiner Handlungs⸗ 
weise führt er die große Not an, in der er sfich 
eis befand, da er von seinen Gläubigern beständig 
bedrängt wurde. Wie schon früher mitgeteilt, find 
füt die Verhandlung 3 Tage angesetzt, da 48 
Zugen vernommen werden müssen. 
Karg war seit 6. März 1880 Gerichtsvollzieher 
n Rockenhausen. Vorher war er Gerichtsvollzieher⸗ 
gehilfe in Bischofsheim v. d. Rhön in Unterfranken 
mit einem monatlichen Gehalte von 38 Mk. Do 
vet Angeklagte sowie seine Ehefrau völlig vermögens⸗ 
loz sind, mußte er mit 38 Mt. monatlich seine 
Familie ernaäͤhren. So kam es, daß er allmählich 
ief in Schulden geriet. In Rockenhausen hatte er 
in den ersten Jahren ein Einkommen von 2000 
22800 Mk., allein später mußte der Staat öfters 
ur Ergänzung seines Einkommens auf 1500 einen 
zuschuß leisten. Seinem Bruder hat er seit 1880 
ine Schuld in der Höhe von ungefähr 1200 Mk. 
urückbezahlt, von seinen andern Gläubigern wurde 
auch stets bedrängt. Die Frau des Angeklagten 
it schon seit einigen Jahren krank, 6 Kinder hat 
et durch den Tod verloren, 2 leben noch, von 
denen das eine 7 Jahre krank war. Karglebte 
nach Aussage mehrerer Zeugen ziemlich sparsam 
ind einfach. 
Um 714 Uhr abends wurde die Verhandlung 
ais zum nächsten Morgen ausgesekt. 
Vermischtes. 
fMet, 21. Sept. Bezuglich des gemeldeten 
dandes derra tö proesses gegen den 
Techniker Ludwig Stöodel dus Nürndera werden 
etzt nachstehende Einzelheiten belannt: Stöckel steht 
in der Mitte der vierziger Jahre; er wurde in 
dem Augenblick verhaftet, als er auf der Post eine 
an ihn adressierte postlagernde Sendung, die aus 
Frankreich kam, abholen wollte. Stoͤckel, der von 
seiner Frau getrennt lebt, hatte eine Französin 
als Zuhälterin. Dieselbe reiste viel nach Frankreich 
ind erregte so den ersten Verdacht. Sie hat ohne 
Zweifel den Stoͤckel, der seit Neujahr auf der 
Fortifikation zeichneten, verführt und auch der Ver 
ehr vermittelt. Man hatte ihn bereits längere 
Zeit beobachtet und nur den geeigneten Augendlid 
ibgewartet, mit seiner Psrson auch zugleich direktes 
Beweismaterial zu erhalten. Dies ist auch völlig 
selungen. Nicht nur die auf her Post in Empfang 
jenommenen Briefschaften, sondern auch die in 
einer Wohnung aufgefundenen Zeichnungen vom 
Fort Manteuffel (St. Julien) sollen sehr belastend 
ein. Ein anfangs gehegter Verdacht gegen Mit⸗ 
chuldige soll fich als grundlos erwiesen haben, 
Stoöckel hat die Pläne größtenteils entwendet und 
dann kobiert 
F Worms. In letztet Sitzung der Stadtver⸗ 
zerordneten machte Oberbürgermeister Dr. Küchler 
Mittheilung über die von Herrn Nilol. Andr. 
Reinhardt anläßlich eines Schloßfreiheit 
Bewinnstes übergebene Stiftung im Be⸗ 
trage von 40,000 Mtk. Von dieser Summe sollen 
berwendet werden 3000 Mt. zur Verbesserung der 
Wohnungs⸗Verhältnisse der ärmeren Bevölkerung. 
Der Rest von 37,000 Mk. soll eine dauernde 
Stiftung bilden. Die Zinsen dieses Kapitals 
iollen wie folgt verwendet werden: von 10,000 
Mk. für Ferien⸗Kolonieen, so lange solche besiehen, 
sonst eventuell zu ähnlichen Zwechen; von 10,000 
Mk. für barmherzige Schwestern und Diakonissinnen, 
je zur Hälfte, zu deren freier Verfügung; von 
17,000 Mk. zur Anschaffung von Büchern für die 
tadtische Bibliothek. 
F Magdeburg, 22. Sept. Zu dem 
Probeschießen auf dem Grusonwerk sind 
191 Vertreter aus 26 Staaten anwesend. Nur 
Frankreich ist nicht geladen. Der Kriegsminister triffl 
morgen ein. Aus Siam ist Prinz Kiang erschienen. 
Bei den Schießversuchen wurde eine Anzahl Panzer⸗ 
objekte vorgestellt und erläutert, besonders Panzer⸗ 
laffetten für schwere und leichte Kanonen und 
Gruson'sche Schnellfeuerkanonen, mit denen eine 
Feuergeschwindigkeit von 50 Schuß bro Minute 
erreicht wird. 
FTroppau, 23. Sept. In drei Kohlen⸗ 
gruben bei Dombrau streiken 2000 Arbeiter. 
Dieselben ziehen nach Ostrau. Militär wurde dort— 
hin beordert. 
Wann wiced die Menschheit 
verhungern? Ueber diese unheimliche Frage 
hielt kürzlich ein Gelehrter in der Britigeh 
Association zu London einen sehr interessanten 
Vortrag, durch welchen der Malthufianismus auf 
das grelleste illustriert erscheint. Darnach zählt die 
Bevölkerung der Erde gegenwärtig 1468 Millionen 
Seelen; die Menschheit kann sich aber nach der 
Berechnung des Vortragenden bis zu der Zahl von 
5994 Millionen Seelen vermehren, ohne daß 
Nahrungsmangel eintreten würde. Die Frage ifl 
aun: wann wird die Bevölkerung der Erde die 
Maximalzahl von 5994 Seelen erreicht haben? 
Anscheinend ist hierfür eine lange Frist gegeben; 
denn der Zuwachs muß das Vierfache der gegen⸗ 
wärtigen Seelenzahl betragen. Aber dieser be—⸗ 
ruhigende Schein trägt; denn die natürliche pro⸗ 
gressive Vermehrung — acht Prozent der Dekade 
— wird bewirken, daß schon in 182 Jahren die 
außerste Grenze erreicht ist: im Jahre 2072 ist 
kein Platz mehr für die nachkommenden Geschlechter 
auf Erden, und ein Jahr später schon — im Jahre 
des Unheils 2073 — werden so viele Menschen 
jeglicher Nahrung entdehren, als jetzt in ganz Eng 
jand leben. Das find nun allerdings recht trost⸗ 
lose Au⸗sichten für unsere Ururenkel; zum Glück 
ist aber nicht ausgeschlossen, daß unser Gelehrter 
sich um einige hundert Jahre verrechnet habe; das 
joll schon so manchem Gelehrten widerfahren sein. 
tEin ächter Wirbelsturm brach am 
Sonntag Morgen gegen 6 Uhr über Marseille 
los und hielt bis 8 Uhr an. Es fielen Hagelkörner 
von der Größe eines Hühnereis. Die Straßen 
wurden in Sturzbäche verwandelt und schwemmter 
Trümmer aller Art nach dem Viertel Saint Maurent. 
Mehrere Häuser ftürzten ein. Eine Frau ertrant 
mit ihrem Kinde. Viele Personen konnten nur mit 
aroßer Muhe acrettet werden. Der Blitz schlug in 
die Fabrik Picon und in die Reformierte Kirche 
ein. In dem Vororte Saint⸗Josef wurden von 
ꝛiner eingestürzten Mauer eine Frau nebst zwei 
Zindern erschlagen, drei andere Personen wurden 
dabei verletzt. Der entstandene Schaden in der 
Stadt und Umgebung ist sehr groß. Der Wirbel⸗ 
fturm trat in gleich derheerender Weise in Nimes 
und Umgebung auf. Auch im Gard ⸗Debartement 
und in andern Gegenden des südlichen Frankreicht 
hat das Unwetter gewütet. 
F Bern 22. Sept. Die Anzahl der in dem 
Dorse Rüthi eingeäscherten Gebaäude 
zeträgt 300, die Zahl der im benachbarten Moss 
abgebrannten 70. Der Brand ist in einem Stall 
in Rüthi ausgebrochen. Eine Frau ist verbrannt. 
zwei Personen werden vermißt, eine große Anzahl 
Vieh und Pferde ist in Flammen umgekommen. 
U⸗ber 1000 Personen find obdachlos. Mit größler 
Muhe wurden die benachbarten Gemeinden gerettet; 
jelbst Waälder find, nach der „F. Zig.“. 
angebrannt. 
Florenz, 23. Sept. Auf der am 19. 
Sepiember eröff ieten elektrischen Bahn von Florenz 
nach Fiesole fand eine Entgleissung statt. Es 
vurde eine Mauer durchbrochen, ein Wagen ftürzte 
einen Abhang hinab; sechs Leute wurden getöͤdtet 
aund 20 verwundet, 
Volks⸗& Landwirtschaftliches. 
Lauterecken, 22. Sept. Auf dem heutigen 
Viehmarkte wurden verkauft: 8 Fassel 1 
Stier, 2 Kühe, 11 Rinder und 1 Kalb. Erlös 
2574 Mark. 
Gemeinnuͤtziges. 
Zur Reinigung der Fensterscheiben und 
Spiegelglaser haben sich nachstehende Mittei be⸗ 
währt, von welchen man das benutzt, welches für 
die jedesmaligen häuslichen Verhältnisse am ge— 
ignetsten erscheint: Die Fengsterscheiben oder 
Spiegelgläser werden mit kaltem Wasser gewaschen 
und wenn sie sauber sind, mit Löschpapier oder 
mit einem Fensiterleder trocknet poliert. Bleiben 
nach diesem Verfahren noch Flecke im Glase zurück, 
so reibe man dieselben min Spiritus oder Essig 
us. Im Sommer liefern Brennesseln ein gutes 
Sputzmittel. Man nehme dieselben fest in ein 
Bündel zusammen, tauche sie in kaltes Wasser, 
ceibe die Scheiben damit ab, spüle mit kaltem 
Wasser nach und poliere das Fensterglas mit Losch— 
dapier oder Fensterleder trockeen. — Man bindet 
einen Loͤffel voll Schlemmkreide in ein dünnes, 
veiches leinenes Läppchen, befeuchtet die Schlemm⸗ 
reide so lange mit kaltem Wasser bis fie erweicht 
st, putzt mit dem kleinen Ballen die Fenfter— 
cheiben, und reibt dann mit einem trockenen Tuch 
»der Leder nach. — Manche Hausfrauen benutzen 
ine Mischung von gebrannter Magnesia und ge⸗ 
cdeinigtem Benzin, mit welcher die Fensterscheiben 
abgerieben werden, da dies trockene Verfahren nur 
dazu dient, das Glas hell und blank zu machen. 
Da Benzin leicht verdampft, verwahrt man die 
Mischung in verschlossenem Gefaß. — Oelfarben⸗ 
lecke auf Glasscheiben bestreicht man mit grüner 
Seife diz die Farbe erweicht ist, dann wäscht wan 
die Scheiben blank und putzt fie wie oben ange— 
geben ist, troken. Man kann auch Kilo 
Weizentleie mit 3 Liter Wasser und 0 Pfund 
Schmierseife kochen, domit die Fenster wijchen und 
nocken putzen. — Stockflecke oder Sonnenflecke in 
Fensterscheiben wäscht man mit Wasser, welchem 
nan ⸗nin⸗Fropfen Salrsäure zugesetzt hat. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Malstatt Bertha Neulirch, 
19 J. a.; in Neunkirchen Katharina Scharf geb. 
düther, 44 J. a.; ebendaselbst Soph'a Romer geb. 
aͤdsch, 83 J. a.; in Saargemünd Karl Jul. Helf— 
teich, pens. Bahnbeamter; in Kaiserslauterr Georg 
Hoffmann, pens. Vorarbeitet, 63 J. a.; in Nustadi 
Georg Vogel, 50 J. a.; in Friesenbeim Katharin⸗ 
Weiler. geb Werrb. b61 3. a. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 23. Sept. Die, Norddeutsche Allgem. 
Ztg.“ beftätigt die Meldung über einen Wechsel 
un Kriegsministerium. Derselbe erfolge 
im nächsten Monat, nach Andeutungen von be— 
teiligten Stellen und Ressorts. 
Anr die Redaktion verantwortlich: F. Der—