Full text: St. Ingberter Anzeiger

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gan des königl. Am sgerichtz Se. Inghert. 
Der „Sxr⸗ Ingberrer Auzeiger? erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs-Vlatt und Mittwochs und Samftagt 
mit Ansi edeten Beilagen. Vas Blatt kostet diertetjährlich ¶ G6 einschließlich Trägerlohn; durch die Poft bezogen 1 A 78 einschließlig 40 A Zustellungsgebuhr. 
—AV—— betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfalzischen und solchen auf welche die 
Erbeditior Auskunft ertheilt, I3 ñ, Neklamen 830 . vBeil Amaliger Ginrückung wird nur eanalige berechnet. 
FF 226. Montag, 29. September 1890. 
Deutsches Reich. 
Frankfurt a. M., 27. Sept. In der heute 
Abend abgehaltenen Schlußsitzung des Vereins 
für Sozialpolitit wurde der vorjährige 
Ausstand der Bergarbeiter näher besprochen. Von 
mehreren Rednern wurde die Einrichtung von Ar— 
zeiterausschüssen warm empfohlen. 
Köln, 27. Sept. Der Kommers zu Ehren 
Wißmanns im großen Gürzenichsaal wurde von 
Geheimrat Langen mit der Begrüßung Wißmanns 
und v. Gravenreuths eröffnet. Oberlandesgerichts⸗ 
Praͤsident Struckmann trank auf Wißmann, letzterer 
auf Köln, und Oberlehrer Domherr Herpers auf 
hravenreuth. Fur die Seedampfer wurden hier 
31,000 ME. gezeichnet. 
Berlin, 27. Sept. Es ist vielfach die Rede 
von großen Umwälzungen in der Uniformirung 
»es deutschen Heeres infolge der Einführung 
des rauchlosen Pulvers. Vorläufig wird in dieser 
Beziehung nach allen Richtungen hin durch Versuche 
oorwiegend zu der Kenntnis geführt, daß die Um- 
walzungen keine seht tief greifenden zu sein brauchen. 
— Wie die „Nordd. Allgem. Zeitung“ mittheilt, 
sind Staatsminister Graf Bismarck undLord 
Rosebery mit Begleitung und Dienerschaft 
gestern Abend von Friedrichsruh kommend im, Mo⸗ 
nopol⸗Hotel“ hierselbst abgestiegen. 
Berlin, 27. Sept. Der Nordd. Allg. Ztg“. 
ufolge finden Verhandlungen wegen Aufnahmen 
on Reichssanleihen und preußischen 
—A 
im Laufe der nächsten Woche zum Äübschluß 
gelangen. 
sirche verlasse, um nach dem Kirchbauplatze zu 
ziehen. In langer Reihe kamen Fahnen- und Kreuz⸗ 
räger, Schulkinder, Jünglings- undGesellenverein mit 
Musikkorps, weißgekleidete Mädchen, die Geistlichkeit, 
Fabrik- und Stadtrat in corpore, Feuerwehr, 
Hüttenverein mit Musik, Bergleute in Uniform und 
die übrigen Theilnehmer. Am Festorte angelangt, 
nahmen die Geistlichkeit, die Mitglieder des Stadt⸗ 
rates sowie des kathol. Kirchenchores vor dem Altar 
Platz. Weiter füllte eine außerordentlich große Zahl 
ziesiger und auswärtiger Theilnehmer den abge⸗ 
grenzten Raum und seine Umgebung. 
Nun trtat die Geistlichkeit zum Altar. Hert 
Dekan Huth aus Zweibrücken sprach die durch die 
dirche vorgeschriebenen Gebete am AÄltar und dem 
Vrundsteine und weihte dann den Platz der 
dirchenmauern. Hierauf verlas Herr Architekt Becker 
zus Mainz, welcher den Plan zur Kirche entwor⸗ 
fen, die in lateinischer Sprache abgefaßte Urkunde 
gegenwärtiger Grundsteinlegung. 
Herr Pfarrer Zimmer gab hierzu den An— 
wesenden die deutsche Urbersetzung. Sodann verlas 
er eine kurz gefaßte Geschichte des Kirchenbauver⸗ 
ins, welches Schriftstück nebst Urkunde und einer 
Zammlung der jetzt in Deutschland gebräuchlichen 
Mürzsorten in den Hohlraum des Grundsteins 
ingelegt wurde. Nach Auflegung des Schlußstückes 
xrfolgte durch Herrn Dekan Huth die Weihe und 
hat dieser die ersten drei Hammerschläge; ihm 
olgte Herr Architekt Becker, die übrigen Herrn 
Beistlichen, Herr Fabrikratspräfident Kuͤster, Herr 
Bürgermeister Heinrich und Mitglieder des Siadt⸗ 
und Fabrikrats u. A. 
Nachdem so der eigentliche Weiheakt würdigfl 
bollzogen war hielt der Herr Dekan vor der wohl 
nach Tausenden zählenden andächtigen Zuhörerschaft 
die Fesipredigt. Sodann folgte unter Mitwirkung 
des katholischen Kirchenchores ein feierliches Hocham 
unter freiem Himmel abgehalten und schloß die 
Feier mit dem Gesange des „Tedeum.“ In ge⸗ 
ichlossenem Zuge beweglen fich die Korporaionen 
und Vereine gegen 12 Uhr zurück zur alten Kirche 
Abends fand im Grewenigschen Saale eine Reunion 
datt; der Erlos aus dem Eintrittspreis hierzu 
wurde dem Kirchenbaufonds zugewiesen. 
*St. Ingbert, 29. Sept. Wir machen 
arauf aufmerksam, besonders den Handel- und 
Bewerbe treibenden Teil unserer Bevboͤlkerung, daß 
nit dem neuen Schuljahre an der k. Lateinschule 
zahier ein Realkursus eingertichtet wird, weicher 
uus 2 parallel mit der IV. und V. Klasse laufen⸗ 
»en Abteilungen besteht und den doppelten Zwed 
jerfolgt, diejenigen Schüler, welche nicht in das 
jumanistische Gymnasium übertreten wollen, haupt 
uůͤchlich in den fur das bürgerlische Leben 
dtigen Lehrgegenständen zu unterrichten und zu⸗ 
Jleich für den Eintritt in den III. Kurs des Real⸗ 
ymnafiums vorzubereiten, mit dessen Absolbierun⸗ 
ekanntlich die Berechtigung zum Einjährigendienf 
erbunden ist. Diejenigen Schüler also, welche di 
3 untersten Klassen der Lateinschule zuruagelegt 
jaben, müfsen fich in Zukunft entscheiven, ob fie 
jur das humanistische Gymnasium vorbereiet werden 
vollen, vder für den Gintritt in das bürgerlich 
deben. Im ersteren Falle durchlaufen sie die IV. 
und V. Lateinklaffe, wie bisher; im anderen Falle 
reten sie in den Reallursus ein. Hier ist der 
Anterricht in Religion, im Deutschen, Lateinischen 
m Geschichte, Geographie, Kalligraphie und Gesan( 
jemeinsam mit: den Schülern der IV. tesp. V 
dateinllasse. Im Franzöfischen dagegen, im Zeichnen, 
Ausland. 
Bern, 27. Sept. Der bundesrällichen Ein⸗ 
adung zu der heute stattfindenden Tessiner 
Ausgleihskonferenz leisteten bon den 
lonservativen Mitgliedern nur drei Folge; dagegen 
erschienen samtliche liberalen Mitglieder Als vor⸗ 
dufiges Ergebnis gilt die Anerkennung der Not⸗ 
wendigkeit, das gegenwärtige Tessiner Wahl⸗ und 
Abstimmungssystem abzuandern. 
Belgrad, 27. Sept. Die bisher aus den 
Stadten bekannt gewordenen Wa hlen zur 
Skupschtina ergaben einen Sieg dber 
kdadikalen. 
kokale und pfaͤlzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 29. Sept. Di⸗ Feier 
»er Grundsteinlegung zur neuen ka⸗— 
hbolischen Kirche. Nach langem Harren 
und Bemühen ist endlich der Tag gekommen 
der die Erfullung einet allgemeinen Wunsches 
upseter katholischen Mitbuürger brachte. Ein feier⸗ 
liches würdiges Fesitleid hatte bazu gestern 
ansert Stadt angelegi. Die sich lang binziehend 
aubiftraße trug ungemein zadlreich⸗ Beflagguag 
und die Hauser in der Nahe den Kirchbauplatze 
wigten den Schmuck gruner Gewinde. veir 
beuplat sesbst war durch die Vauarbeuer fesng 
Jergerichtet, ein von Tannenbaumchen umsaͤum⸗ 
er / Weg flhrte don der Kaiserstrahße direkt zur Hoͤh⸗ 
en. Platzes, wo der Genadfiein zur Einweiumn 
bereii ßand. Linler Hand erhob sich ein durch hohe 
Tepspflanzen umgebener Alier, Leis vie Kanzel. 
Wet nde Fabnen woren an den siehenden Gumne 
ngebraht. Schon lange vor der Feier befuchien 
biele Leute den Platz. 
Um 9 Uhr vorm tiags verlundete Glockengeldute 
zaß die Prozesfion mu der Geilchen 4 
25. Jahrg. 
in der Mathematik und Naturgeschichte, in den⸗ 
enigen Disziplinen also, deren Kenntnis für den 
ünftigen Kaufmann und Gewerbtreibenden uner⸗ 
läßlich ist, erhalten sie gesonderten Unter— 
richt mit vermehrter Stundenzahl 
underweitertem Pensum. Hat nun der 
Schüler nach dem Besuche der 8 Lateinklassen und 
der 2 Realabtheilungen d. h. in 5 Jahren die 
Anstalt durchlaufen, so ist er im Besitze desjenigen 
Maßes höherer allgemeiner Bildung, welches das 
moderne bür gerliche Leben von ihm verlangt. 
Will er noch ein weiteres thun, so kann er in die 
III. Klasse des Realgymnasiums eintreten und sich 
durch Absolbirung derselben außerdem die Berech— 
tigung zum Einjährigendienste erwerben. 
*St. Ingbert, 29. Sept. Bei der hiesigen 
Bahneinnehmerei wurden gestern Fahrkarten 
nach Zweibrücken ausgegeben: 401 dritter 
stlasse und 30 zweiter Klasse. Ueber den Besuch 
des Rennens wird gemeldet: Nach ungefährer Schätz⸗ 
ung beförderte die Bahn nach der Richtung Saar⸗ 
brücken 1600, Pirmasens 1500, Neunkirchen⸗ 
Kaiserslautern 2500, Saargemünd über 700 Per⸗ 
sonen. 
* St. Ingbert, 29. Sept. Auf Ansuchen 
sei hiermit berichtigt, daß es in unserm Be⸗ 
richt über die Schöffengerichtssitzung vom 24. djs. 
bei Fall 9 nicht heißen soll: Der Schuhmacher 
Paul Wei., sondern Johann Wei. 
— Bei dem gestern in Zweibrücend stati⸗ 
gehabten Pferdere nnen gewann im Steeple⸗ 
chase⸗Handicap Freiherr v. Gienants brauner Wal⸗ 
lach Waidmann den Haupipreis von 2000 Mi. 
— Homburg, 25. Sept. Herr Bäcker Biehl 
verkaufte sein an der Zweibrückerstraße liegen⸗ 
des Haus dem Renmer Scharpff zum Preise von 
17,000 Mtk. 
— Neue Postverbindung. Nach einer 
Mittheilung des kgl. Oberpostamtes der Pfalz wird 
die Herstellung einer Postverbindung zwischen En⸗ 
kenbach und Otterberg in den ersten 
Monaten des nächsten Jahres zur Durchführung 
gelangen. 
— Pirmasens, 27. Sept. Das Werfen 
mit Steinen hat gestern wieder einen Unglücks⸗ 
jall herbeigeführt. In der Fröhnstraße vergnügten 
äch einige 12jahrige · Buben mit gegenseitigem 
Werfen von Steinen, zu derselben Zeit, als der 
Sandhündler A. Stabel vorbeifuhr und von seinem 
zjahrigen Söohnchen begleitet war. Ein Stein ging 
'ehl und traf den Knaben des Stabel so unglüd- 
ich am Kopf, daß der Unglücliche eine bedeutende 
Verletzung davontrug und schwer darniederliegt. 
Moͤge der Fall Allen zur Warnung dienen. 
— Pirmasemns, 27. Sepi. Einschweres 
Unglück ereignete fich heute Morgen in einem 
Steinbruche oberhalb der Langmuͤhle, Gemeinde 
demberg, der Hen. Manrermeisster Froͤhlich von 
Waldfischbach gehöri. Ver daselbst deschaftigte 
Arbeiter Philipp Jung von Lemberg wurde von 
einem Stein, den er losgeschlagen, gegen einem 
Baum gedrüdt vund schwer an einem Vein, sowie 
auch innerlich verletzt, sodaß an seinem Auflommen 
gezweifelt wird. Der Verunglückite in 44 Jahre 
alt und Vater von 5 Kindern. (P. A.) 
— Landau, 27. Sept. In der gestrigen 
Versammlung der bei der Abtretung des Gelandes 
für den Bau der Infanterse⸗Kkaserne 
interressirten Grundbesitzer wurde das Gurachten 
der Schaͤtzlommisfion bekannt gegeben. Nach dem- 
ielben sollen für die Dezimale Ackerland 70 Pfg.