Full text: St. Ingberter Anzeiger

— — Bei dem hiefigen Bürgermeisteramte 
ide vom preußischen Kriegsministerium wegen 
sheltung eines Herbstmanöders des achten 
Agischen Armeekorps, das sich bis hierher er⸗ 
an soll und wegen allenfallsiger Einauartierung 
eftagt. 
Vermischtes. 
—Sulzb aich. In der Donnerstag Abend 
angehaben Generals Bersammtung des K onsum—⸗ 
ereins wurde di⸗ Auflosung desselben mit 
ßer Najoritat beschlossen. 
St. Johann. Laut einer seitens der Ver⸗ 
aliung der Damp flstr a ße nb ahen Herrn 
arimann und Comp. bei der königl. Regierung 
NFrier gemachten Eingabe hat erstere angezeigt,. 
ß sie den Betrieb der Dampfstraßenbahn am 7. 
dirober erdffnen werde. 
Saarbrücden. Die Reichsbank— 
ebenstelle. welche seit mehr als 30 Jahten 
ut der lͤnigl. Bergwerks-Direktions⸗Kasse vereinig! 
i, ist nunmehr von derselben losgelöst und setzt 
m 1. Oktober d, Is. ab ihre Thätigkeit in 
Faarbrücken, Gutenbergstraße 6, selbständig 
deci. Nach Informationen der „Sbr. Zig.“ wird 
Reichabank⸗Nebenstelle auch einen, hier seither 
hoch nicht bekannten Geschäftszweig pflegen; es ist 
eß die Entgegennahme und Aufbewahrung soge⸗ 
nnter verschlossener Depositen, eine 
gintichtung, welche der ficheren Verwahrung von 
hertschaften dient. Die Verwaltung der hiefigen 
zeichͤbank · Nebenstelles ist dem Herrn Bankvorstand 
donner übertragen worden. 
„Von der Saar. Im verflossenen Jarhr 
hart die Schiffffahert auf der Saar eine ziem⸗ 
qh rege. Durch die Schleuse Ensdorf gingen bei 
xetgfahrt 320 unbelodene Schiffe, während die 
thaͤfahrt deren 305 zählt, die mit 8760 Tonnen 
n Gutern beladen waren. Die Schleuse Louisen- 
zal wurde durch 1177 Schiffe zu Berg und 1186 
u Thal passirt, während erstere mit 78 345 Tonnen 
m Gewicht beladen waren, hatten letztere mit 
30726 Tonnen Ladung. Die meisten Schiffe 
singen durch die Schleuse Güdingen und zwar 3407 
mi 544949 Tonnen Ladung auf der Bergfahrt 
ind 3424 mit 194855 auf der Thalfahrt, von 
steren waren 2977 deutscher, 267 französischer, 
44 belgischer und 119 luxemburgischer, von den 
ezteren waren 2984 deutscher, 264 französischer, 
d belgischer und 126 luxemouragischer Natio⸗ 
nlitat. 
Saargemünd, 29. Sept. Gestern er⸗ 
agnete sich bei Wustweiler ein Jagdunglück. 
zin junger Mann namens Schröder neckte den 
zutscher; das Gewehr ging los und der Kuitscher 
iel, wie der „Pf. M.“ berichtet, todt nieder. 
Schröder hat sich selbst der Polzei gestellt. 
Karlsruhe, 29. Sept. Die ehemaligen 
Anzgehötigen des Leib⸗,Grenadierregiments 
ielten anläßlich des Jahrestages der Einnahme 
Straßburgs ein Bankeit mit lebenden Bildern ab. 
zroßherzog Friedrich ermahnte die Anwesenden, die 
stoße Zeit hochzuhalten, welche Deutschland geeinigt 
sabe, und diesen Geist in der Heimat zu verbreiten 
und auf die Jugend zu übertragen, damit noch 
diele Generationen die ganze Kraft in sich auf- 
nühmen, welche aus der großen Zeit auf uns über⸗ 
egangen sei. 
r KleinHeidelberg. Der frühere Kon⸗ 
toreiwarenfabrilant und nunmehrige Millionär 
Aois Peteler in Newyork hat fich auf seinem 
Lundsitz ein Panorama feiner Vatersiadt Heidelberg 
cnlegen lassen, welches einen Flachenraum von 
anetr fünftel englischen Meile einnimmt. Da fließt 
cin künstlicher Neckat durch die Ebene, die Häuser 
ind 2—3 Fuß hoch, die Neckarbrücke ist iauschend 
uachgeahmt und hinter der Stadt erhebt fich das 
Ale deruͤhmte Heidelberger Schloß. Die Nachbildung 
iul Herrn Peteler 10 000 Doliars gekonet. In 
nem andern Teile des Parks befindet sich das 
Shloß Hohenschwangau inmitten eines künstlichen 
vees, welcher vom Ätlantischen Ozean gespeist wird 
und daher Ebbe und Flut hat. 
Nuürnberg, 26. Sept. Die jüngst ver⸗ 
phene Direltorswinde Grundler hat 70,000 
bazu Wohlthätigkeitszwecken beflimmt. 
Woppmannsdorf' Oberpfalz). Unter 
tt Ueberschrift , Rezept um alt zu werden“ lesen 
wir in den „M. N. N.“: Hier leben in einer 
Ini acht Geschwister, vier Bruüder und vier 
Mhwestern, vier Zwillingspaare, welche zusammen 
O Jahre zaͤhlen. Fielelben baben in ibrem 
deben noch nie Kaffee genossen, ebensowenig haben 
ie je Bier getrunken. Ihre Nahrung besteht in 
Zartoffeln, Brot, Sauerkraut und Wilchspeisen; 
Fleisch essen sie nur an den Kirchweihtagen, im 
Jahre einmal. Arzt und Medikamente sind ihnen 
inbekautte Dinge, und Krankheiten lennen fie nur 
vom Hörensagen. Sollte einem nicht wohl sein, 
so greifen sie zu ihren Hausmitteln, den getrock 
neten Schwarz⸗e und Hollunderbeeren. 
München. Das Amiäsgericht verurteilte 
üngst den Prinzen IsenburgBüdingen; 
Wächtersbach wegen Körperverletzung zu 8 
Tagen Gefängnis und Uebertretung einer polizeilichen 
Borschrift zu 20 Mẽ. Geldstrafe. Der Prinz war 
im englischen Garten in verbotener rascher Gang⸗ 
art über eine Brücke gefahren und batte die Führer 
eines anderen Wagens, die ihm nicht rasch genug 
nusweichen konnten, mit der Peitsche über Gefich! 
ind Arme geschlagen. J 
FOberammergau, 28. Sept. Heute fand 
die letzte Vorstellung des Passionsspiels bei 
herrlichem Wetter statt. Auf mondhelle Nacht folgte 
in prächtiger Tag mit wolkenlosem, blauem Himmel. 
das Dorf wimmelt von Fremden, darunter, wie 
mmer, ungewoͤhnlich viele Engländer und franzö⸗ 
ische Geistliche. Wie auch die französischen Blätter 
neiden, hat in der letzten Zeit ein starker Zuzug der 
zessern franzoͤfischen gesellschaftlichen Kreise nach 
Dberammergau stattgefunden. 
Calais, 29. Sept. Hier sind 70 Tüll- 
jabriken geschlossen und dadurch gegen 4000 Ar- 
deiter beschäftigungslos geworden. Die Vertreter 
der Nottinghamer Trades Union überbrachten den 
Ausständischen 3000 Pfund Sterling. 
Lemberg, 27. Sept. Polendlätter berichten 
nus Warschau, daß General Bardowsky ge— 
egentlich der Manöver in Rowno mit 400 Mann 
zurch den Einsturz einer von Pionieren erbauten 
Zrücke ertrunken sei. Den Blättern wurde da⸗ 
nals verboten, hierüber zu berichten. (Fr. Zig.) 
fF Unerwattete Wendung. Um die 
Mitte der sechjiger Jahre — so erzählt ein un— 
jarischezs Blatt — lernte ein Oberlieutenant eines 
n Pest stationierten Husarenregiments die überaus 
reiche Frau G. kennen; der Offizier kam ihr nur 
mit pflichtmäßiger Artigkeit entgegen, da die ver⸗ 
witweie Dare nahezu 60 Jahre alt war. Um so 
größer war seine Ueberraschung, als ihn eines 
Tages Frau G. zu sich bitten ließ. Er erschien bei 
ihr und fand sie schwer krank; die Mienen der ihr 
Bett umstehenden Aerzte ließen das Schlimmste be— 
ürchten. Die Kranke sagte dem Offizier mit schwacher 
Stimme, daß sie ihn liebgewonnen habe, und da 
er vermögenslos sei, wolle sie ihm ihren auf Hun⸗ 
derttausende bewerteten Besitz hinterlassen; damit 
iber ihre entfernten Verwandten keine Einwendungen 
ꝛrheben koöͤnnten, wäre es gut, wenn er sie zur 
Frau nehmen würde, da sie ja ohnehin nicht mehr 
wei Tage lebe. Der Offizier erbat sich einen Tag 
Bedenkzeit und fragte seinen Obersten, ob es seiner 
Zarriöre schaden werde, wenn er eine reiche, alte 
Witwe, auf deren Todtenbett heirate. Die Antwort 
war, dies werde nicht der Fall jsein, da diese 
Zarriore in dem Augenblicke schon zu Ende sei 
in welchem er eine solche Gesinnung verraten. Er 
quittierte sofort und, 27 Jahre alt, wurde er mit 
der 588jährigen Frau getraut. Und das Wunderbare 
zeschah: die Alte ward gesund und lebte noch 28 
Fahre, das Leben ihres Gatten durch Eifersucht ver⸗ 
ditternd; vor einigen Tagen ist sie im Alter von 
81 Jahren gestorben. 
F (Ein unermüdlicher Fußgänger.) 
In Rußland ist viel die Rede von einem un⸗ 
ermüdlichen Fußgänger Balabach, der mehr als 
10,000 Werst zu Fuß gemacht hat. Dieser be—⸗ 
merkenswerthe Fußgänger, 35 Jahre alt, aus Kiew 
gebürtig, hat seit 1885 das weite russische Reich 
in allen moͤglichen Richtungen durchstreift und stets 
zu Fuß. Er drang bis ins Eismeer vor und den 
Baikalsee überschritt er auf dem Eise. Auf solche 
Weise durchwanderte er fast das gesammie europä⸗ 
ische Rußland und Sibirien, wobei er den Ural 
ziermal überschritt. Gegenwärtig ist er (immer 
zu Fuß) aus Simpferopol in Kiew angelangt, von 
wo er seine große Reise ins Ausland antreten 
pird. Einem Redakteur der Zeitung „Krym“, der 
den Fußgünger befragte, machte er folgende Mit⸗ 
heilungen: „Aus Kiew gehe ich zuerst nach Jeru⸗ 
salem und werde alle heiligen Orte desuchen, dann 
nach Sinai, Athen, durch Griechenland, Rom— 
Neapel, quer durch Italien, dann die Schweiz 
Frankreich. Belaien, Vreußen nach Enaland, durch 
Zweden nach Petersburg und von da wieder 
nach Kiew. Ich wandere das ganze Jahr dürch: 
—A 
Witterung haͤlt mich ab. Ich mache durchschnittlich 
den Tag 25 bis 35 Werst; manchmal auch mehr. 
In großen Städten halte ich mich bis zu einer 
Woche auf. Ich besuche alle auf meinem Wegt 
lüegenden Kloͤster, jowohl Monchss als Nonuen- 
klöker; im Ganzen habe ich mehr als 300 Klöster 
besucht“. Balabach ist ein Mann von Bildung 
und hat mit Auszeichnung im letzten ruffisch⸗ 
türkischen Kriege als Freiwilliger gedient. 
fF Petersburg. 29. Sept. Einem Tele— 
zramm aus Tiflis vom 28. d. M. zufolge is 
der nunmehr fertiggestellte große Eisenbahn⸗ 
dunnmel (transkaukasische Eisenbahn) hrute in 
Begenwart des Verkehrsminifters und des Landes⸗ 
chefs feierlich dem Verkehr übergeben worden. 
F Eine Muhamedane rin, geboren auf 
der Krim hat in Odessaihremedizinischen 
Studien beendet und ihr Doktor⸗Examen 
glänzend b standen. Sie heißt Kutlojaroff Hanum 
und ist die erste Muhamedanerin, die in Rußland 
das Diplom erhält. Man hat ihr von staatswegen 
die Erlaubnis zur Ausuübung der Praxis 
gegeben. 
Newyork, 26. Sept. Der „Kh. W. 3.“ 
telegraphiert man: Soeben ist der Postdampfer des 
Norddeutschen Lloyd, „Lahn“ mit 14 Mitgliedern 
des Vereins deutscher Eisenhüttenleute 
an Bord welcher am 17. d. M. von Bremen ab— 
gefahren war, glücktich im hiesigen Hafen ange⸗ 
kommen. Die deutschen Ingenieure wurden von 
Abgesandten der amerikanischen Eisenhütten-Vereine, 
welche die deutschen Ingenieure hierher eingeladen 
haben, feierlich empfangen und aufs herzlichse be— 
arükt und sodann in den Gaftbof bealeitet. 
Volks ELandwirtschaftliches. 
Speyer, 28. Sept. Die hiesige Volks—⸗ 
bank, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränk 
ter Hafipflicht, hielt gestern Abend im „Storchen“ 
ihre Generalversammlung für das Halbjahr vom 
1. Januar an bis 30. Juni des l. Is. Die 
Mitgliederzahl ist während dieser Zeit von 1242 
bis 1393 angewachsen. Die Stammantheile be— 
tragen 572362 Mk. (gegen 511292 des Vorjahres). 
die Reserven 126501 Mk. (18898: 100570 Mt.), 
das Sparkassenkonto 673219 Mk. (1889: 639318 
Mark), das Gewinn⸗ und Verlustkonto 52735 Ml. 
(1889: 47282 Mt.) Der Umsazt belief sich aus 
13189489 Mk. Die Speyerer Volksbank nimmt 
in Bezug auf Mitgliederzahl, Höhe der Geschäfts— 
antheile, Referven, Umsatz ꝛc. die erste Stelle unter 
den 22 Vereinen der Vialz ein. 
Dienstesnachrichten. 
Forstdien st. Forsigehilfe A. Franziß von 
Deuschelberg wurde zum Forstwarte in Neuschönau 
im Forstamte Schönau ernannt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Morschheim Johannes 
Gulcher, 70 J. a.; in Neustadt Maria Pfirrmann 
zeb. Eber, 66 J. a.; edendaselbst Maraaretbe 
Fschmann aeb. Bonn. 
Neueste Nachrichten. 
Paris, 29. Sept. Wie die Blätter berichten. 
ist in Nancy eine Persönlichkeit verhaftet wor—⸗ 
den, weiche im Auftrage eines Boͤrsenagenten und 
an dessen Adresse ein Telegramm abgeschickt hatte, 
dem zufolge der französische Kommissar von 
Avricourt deutscherseits in einen Hinterhalt gelockt 
und nach Straßburg abgeführt worden wäre. Der⸗ 
selbe Pariser Börsenagent soll bereits im vorigen 
Jahre derartige unwahre Depeschen über schwere 
Frenzzwischenfälle zum Zwecke von Börsenmandvern 
von Ranch hierher gesandt haben. Die Untersuch- 
ung gegen diesen Agenten ist eingeleitet. 
Wien, 29. Sept. Die Vorbereitungen an⸗ 
läßlich der Ankunft Kaiser Wilhelms schreiten 
ruhig fort. Außer den bereits fertigen Delorir⸗ 
ungen fallen diejenigen bei der Zollamtsbrücke, dem 
Eintritte in die eigentliche Stadt, und diejenige 
bei der Mariahilferlinie, dem Austritte aus der 
Stadt, auf. Auch die Vorbereitungen in den 
Vorortsgemeinden Fünfhaus, Rudolfsheim und 
Penzig werden eifrig betrieben. Auf dem Wiener 
Gemeindegebiete werden 11 Tribünen errichtet. 
Fur die Nedaktion verantwortsich FDMDeme“