Full text: St. Ingberter Anzeiger

Il 
— * 84 
— 3— S — 8 
8 — 234 —— —55— 
— — ——3 —57— —58 u8. 
J —7 19595 I 
——— —— 
— 
«7 
ä ny 
9 
— 353 
A 9 ⸗ 
* 
8 
ches Organ des königl. Ansgerichts St. Insbert. 
der ‚St. Zugberter e erscheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Mittwochs und Samstagt 
i Anstrͤrxten Beilagen. VTas Blatt koftet vierteljahrlich 1.M 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Vost bezogen 14 75 4, einschließlich 40 — Zustellungsgebahr. 
die Sinrückungsgebühhr fur die 4gespaltene Garmoöndzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die 
VTxpeditioe Auskunfi ertheilt, I5 4. Neklamen 80 4. Leil 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
Ie 230. 
Abonnements 
ir das 4. Quartal 1390 auf den täglich 
ischeinenden „St. Ingberter Anzeiger“ 
iit 2 illustrirten Sonntagsblättern werden noch 
xiwährend angenommen von den kgl. Post- 
nstalten, den Postboten, den Austrägern und der 
rbedition. 
Deutsces BReich. 
München, 2. Okt. Gestern fand in dem 
copen Saale des Münchener Kindel Kellers, eine 
zialdemokratische Versammlung siatt 
iter geradezu riesigem Zudrange. Als um 6 Uhr 
ie Arbeit zu Ende war, zogen die Arbeiter in 
coßen Massen aus allen Stadtiteilen dem Ver⸗ 
mmlungsorte zu und füllten den großen Saal 
s in die äußersten Ecken. Es mögen ungefähr 
—7000 Personen dort gewesen sein. Es kam 
ne Resolution zur Annahme, daß nach dem Par⸗ 
Atag in Halle eine Versammlung in München 
nberufen werde, in welcher die Delegirten Bericht 
tatten sollten; eine weitere Resolution erwartet 
on dem Parteitag in Halle volle Vertretung der 
tzialistischen Interessen. Mit einem Hoch auf die 
ozialdemokratie wurde die Versammlung um 12 
dachts geschlossen. Die Anwesenden sangen die 
irbeitermarseillaise und gingen dann in dichten 
hassen ruhig der Stadt zu. Nirgends kam eine 
toͤlung der Ordnung vor. 
xrriedrichshafen, 2. Okt. Reichskanzler 
hdabpribdi trifft heute hier zur Begrüßung des 
tonigspaares ein. 
Berlin, 1. Oklt. Es hat sich der „Norrdd. 
uug. Ztg.“ zufolge ein Komils zur Errichtung 
nes Denkmals für die verstorbene Kaiserin 
ugusta gebildet. 
Berlin, 2. Okt. Bei den gestrigen Wahlen 
Sozialdemokraten zu dem Parteitag in 
jalle unterlagen die Radicalen vollständig und 
ur Anhänger Bebels wurden gewählt. Die Beteilig 
ua war nur schwach. 
Berlin, 2. Oll. Reichskanzler v. Caprivi 
en heute nach Süddeutschland, um dem 
önig von Württemberg und dem Großherzog von 
daden seine Aufwartung zu machen. Der Besuch 
lünchens erfolgt später, wenn der Prinzregent dort 
awesend ist. 
Berlin, 2. Olt. Der Bundesrat halt 
jon heute seine erste Gesamtfitzung. Auf der Tages⸗ 
idnung siehen alle inzwischen eingebrachten Vorlagen, 
Aunter der Entwurf über das Verfahren vor den 
uharund des Indaliditäts und Altersverficherunge 
ehtes errichteten Schiedsgerichten, ferner der Ent⸗ 
urf eines Gesetzes wegen Abanderung des Geseßes 
her die Krankenversicherung der Arbeiter. Im 
nrigen besindet fich auf der Tagesordnung ein An— 
d. betreffend die Wahl von Mitgliedern der 
Nzipltinarlammern fuͤr eijab iothringisde Beamien 
nd Lehrer. 
Schweidnitz, 2. Oll. Der Aaisser kommi 
n zum Geburtstage Moltkes nach Creisau, 
ndetn hat den Feldmarschali eingeladen, 
einen Geburtstag in Berlin zu seiern. 
Ausland. 
Amsterdam⸗ 1. Okt. In Folge der 
Nintn Nachrichten aus Schioß Loo 
ie Regieruug bereits Maßregeln für den 
d uwechsel. Der Tod des Abnigs wird 
ich erwariet. Eine Erklärung des Masors 
Freitag, 3. Oktober 1890. 
25. Jahrg. 
Tindal, welche die Regierung beschuldigt, seit 
Donaten den regierungsunfähigen König zu 
jsebormunden, erzeugt allgemeine Erregnng. Die 
Liberalen werden in der Kammer eine Untersuchung 
)er Sachlage beantragen. 
Jersey, 2. Olt. General Boulanger 
'oll beabsichtigen, nach Malta überzusiedeln. 
Paris, 2. Okt. Dem „Matin“ zufolge 
jeißt der in Nanch unter dem Verdacht der Spio⸗ 
nage verhaftete Mann Jean Bonnet und is 
in früherer französischer Infanterie-Lieutenant, der 
vegen Trunksucht verabschiedet wurde. Zwei seiner 
Begleiter enktkamen vor der Verhaftung Bonnets 
iber die Grenze. Das „Petit Journal“ will wissen, 
Bonnet habe gestanden, daß er Nachrichten über 
)as französische Vertheidigungssystem an Deutsch⸗ 
and geliefert habe. Er habe von der deutschen 
stegierung 300 Fr. monatlich und 15 Fr. täglich 
ür Reisekosten bezogen. Er habe üdrigens nicht 
illein gearbeitet. General Miribel sei vielmehr auf 
einer Besichtigungsreise von mehreren deutschen 
Militäragenten genau beohbachtet worden. 
Paris, 2. Okt. Der Sultan hat dem 
Udmiral Duperre das Großkreuz des Osmanie⸗ 
Irdens und den beiden ihn begleitenden Kontre⸗ 
Admirälen das Großkreuz des Medschidie Ordens 
»erliehen. — Aus Rom wird gemeldet: Der 
Bapst habe heute Vormittag den preußischen 
Besandten v. Schlö zer empfangen, der ihm über 
nie Neubesetzung der Bischofsstühle von Straßburg 
ind Posen Vortrag gehalten habe. Die Schwierig⸗ 
eiten sollen sich bis jetzt nicht gemindert haben. 
Bern, 2. Okt. Der Nationalrat ge—⸗ 
jehmigte nach viertägiger Debatte mit 97 gegen 
35 Stimmen die Maßnahmen des Bundes-⸗ 
ates im Tessin und ermächtigte zur weiteren 
Maßregeln. 
Graz, 2. Okt. Beide Kaiser brachen 
jeute früh 4 Uhr von Muürzsteg zur Pürsche auf 
ind begaben sich um 7 Uhr mit den übrigen 
Fagdgästen auf die Schneealpe, von wo sie am 
stachmittag zurückkehren. Die Abreise von Murzsteg 
aber Bruck⸗Leoben nach Radmer erfolgt Sonntag 
um 11 Uhr vormitiags. 
Mürzsteg, 1. Okt. Die allerhöchsten Herr⸗ 
chaften und die Jagdgäste find hier eingetroffen. 
die Kaiser Franz Joseph und Wilhelm 
owie König Albert von Sachsen fahren um 
2 Uhr nachts zur Pürsch auf Hirsche, die übrigen 
zagdgäste auf die Schneealpe zur Gemsjagd. Nach-⸗ 
nittags ist Abstieg zur Fram, von wo die Räück 
ahrt erfolgt. Das Wetter ist prachtvoll. 
Wien, 2. Olt. Beide Kaiser dußerten 
deim Cercle nach dem Frühstück in Schönbrunn 
hre Freude über den schönen Empfang. Kaiser 
Wilhelm verlieh dem Bürgermeister Dr. Prix 
den Kronen⸗Orden zweiter Klasse mit dem Stern 
und ebenso andere Orden an den Statthalter Gras 
Zielmannsegg und den Stadt Baudirektor Berger. 
Nach einem Besuch bei den Kapuzinern ließ Kaiser 
Wilhelm dem Pater Guardian 800 Gulden zur 
Berteilung an seine Armen überreichen. Nach der 
Ankunft im Jagdschlößchen Mürzsteg versammelten 
iich die 14 Jagdgenossen in einem lleinen Speise⸗ 
aale ebener Erde. 
Petersburg, 2. Olt. Der als Spion 
zerhaftete oͤsterreichische Offizier Kraznizki ist 
noch österreichischer Unterthan. Der Korpsschreiber 
Tuschinsly, welcher ein bestimmtes Gehalt von 
WBien bezog, verschaffte ihm verschiedene wichtige 
zeheime Befehle. Beide find geständig, der öster⸗ 
reichischen Regierung geheime Vorschriften der 
Militärbehörden, Dispositionen, Pläne und Nach⸗ 
richten über die russfische Armee verkauft zu haben. 
Die umfangreichen, bei der Haussuchung vorge— 
fundenen Schriftstücke stellten auch noch andere Per—⸗ 
sonen als Mithelfer bloß. 
Waßsshington, 1. Okt. Der Praͤsident Har⸗ 
ei son hat das Zollgesetz unterzeichnetä 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
2 Si. Inabert, 83. Okt. Die gestern 
Abend vom hiesigen Männerturnverein 
abgehalten Generalversammlung war 
von den Mitgliedern stack besucht. Der 1. Vor⸗ 
stand Herr Heinrich Pflug eröffnete die Versamm⸗ 
lung und hielt eine Ansprache an die anwesenden 
Mitglieder, in welcher er fie ermahnte, das bis⸗ 
herige Zusammenhalten und stete Wirken im Ver⸗ 
eine auch fernerhin beizubehalten. Aufgenommen 
vurden 13 neue Mitglieder. Der Reinbestand der 
Zasse erwies die Summe von 87 Mtk. 71 Pfg. 
Als 1. Turnwart wurde Herr Joseph Pflug, als 
2. Turnwart Herr Nikolaus Bruckmann jr. ge— 
wählt; als 1. Vorstand Herr Heinrich Pflug, 
Schreinermeister, 2. Vorstand Herr Karl Redel, 
Bäcermeister, Schriftwart Herr Michael Schmetzer, 
Kassenwart Herr Eduard Müller, Wirth, als Bei⸗— 
tzende die Herren: Heinrich Heib, Georg Bleif, 
Agent, Peter Schweitzer jr. und Karl Horst. Als 
seneipwart wurde hierauf Herr Wilhelm Stief 
wieder einstimmig gewählt. Ferner wurde be— 
chlossen, in nächster Zeit wieder eine musikalisch— 
heatralische Unterhaltung mit Tanzkränzchen abzu— 
halten, über den Tag der Abhaltung enlsscheidet 
die nächste Ausschußsitzung. Die nächste Monais— 
unterhaltung findet am nächsten Montag beim 
Vereinsmitgliede Herrn Georg Stief in der Blies— 
tastelerstraße statt, wobei die ganze Vereinskapelle 
'onzertiert. Hierauf gab der 1. Turnwarth Herr 
J. Pflug bikannt, daß in nächster Zeit mit dem 
Turnen wieder begonnen werden könne, da der 
Turnsaal in der k. Lateinschule schon beinahe fertig 
sei. Die Turnstunden wurden wie bisher auf 
Dienstag und Freitag Abend festgesetzt. Die Ver⸗ 
sammlung schloß mit einem 3maligen „Gut Heil“ 
auf das fernere Gedeihen des Vereins. 
*St. Ingbert, 3. Okt. Die hiesige 
Lateinschule begann heute das Schuljahr 
189091 mit derselben Schülerzahl wie das vor⸗ 
jergegangene. Dieselbe zühlt nämlich bis jetzt insge⸗ 
amt 73 Schuler. 
— Zweibrücken, 1. Okt. Stadt« 
ratssitzung. Ein äußerst komplizierter Streit 
aͤber das Heimatsrecht der Wittwe des früheren 
hiefigen Hypothekenbewahrers Wilhelm Ludwig v. 
Traitteur und deren minderjährigen Sohn Her—⸗ 
nann v. T. beschäftigte heute den Stadtrat. 
Bereits früher waren Ansprüche auf das Heimats- 
recht vom Stadtrat abgewiesen worden. L. v. T. 
war bis zum Jahr 1806 Rechnungskommissär in 
Speyer, als Sohn des Oberfoͤrsters v. T. in Elm- 
jstein 1829 geboren. Elmstein und Speyer ver⸗ 
weigern das Heimatsrecht, da v. Te im Jahr 1866 
als Hypothekenbewahrer nach Zweibrücken versetzt 
worden war. 1876 kam T. in gleicher Eigenschaft nach 
Frankenthal, weshalb Zweibrücken die Heimat dahier 
nicht anerkannt. Diesen Streit schlichtet nun das 
kgl. Bezirlsamt Frankenthal, indem es die Heimat 
der Wittwe v. T. nach Zweibrücken unter folgen⸗ 
ver sehr interessanter Begründung: v. T. sei nicht 
Beamter im Sinne des Art. 2 des Heimatgesetzes, in⸗