Full text: St. Ingberter Anzeiger

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iches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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ver Wi⸗ Aagberter Runzeigere erscheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. S mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samstags 
nit Nuftrarten Seilagen. Das Blau koftet vierteljährlich 1A SGO A einschlleßüch Tragerlohn; durch die Poft bezogen 1 7 G, einschließlich 40 A Zustellungsgebuhr. 
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Grveditior Auskuuft ertheilt, I8 , Neklamen 80 Lei Amcuger Sinrückung wird nur dreimalige berechnel. 
wW 236. 
Freitag, 10. Oktober 1890. 
25. Jahrsg. 
Deutsches Reich. jJnahmen erwartete. Die Blätter stimmen darin 
Mürichen, 9. Oktt. (MMilitär⸗Maxuberein, daß die Aeußerungen Crispis ein Plaidoyer 
zosef-Orden.) Nächsten Montag, den 13 uür den Dreibund, eine Bekräftigung der bisherigen 
Oltober findet in der St. Michaelskirche wie all⸗ Jolitik Italiens, ein Urtheilsspruch gegen den 
ahrlich die erhebende Todtenfeier für die seit Stif- Irredentismus und den Republitanismus und eine 
ung dieses höchsten Militärordens gebliebenen und dobrede auf die Monarchie sei. Die Freundschafts- 
eistorbenen Ordensmitglieder statt. ersicherungen Frankreich gegenüber werden meist 
Berlin. 8. Okt. Es wird bestätigt, daß ühl zurüdcgewiesen. Die Liberis findet, daß die 
me wesentliche Veränderung der handels⸗ öIrklätungen Crispis in Bezug auf Frankreich, an 
rolitischen Verhältnisse mit Oester⸗ den warmen Worten gemessen, mit denen er fich 
eich Ungarn geplant wird; dahingehende »em Berichterstatter des „Figaro“ gegenüber ge⸗ 
bemliche Beschlüsse find auf Schloß Rohnstock bei iußert habe, kalt seien. Der „Temps“ sagt, da 
en Verhandlungen der Monarchen und ihrer Trispi den Dreibund als Hort europäischen Gleich⸗ 
tenden Minister gefaßt worden. Ebenso verfolgt zewichts hingesteüt habe, so müsse er denen sehr 
ian hier maßgebenden Orts mit Au fmerksamkeit dankbar sein, die aus seiner Rede lernten, das 
e vor bedeutenden Pariser Blättern wie „Siecle“ Werk des Dreibundes zu vervollständigen und die 
nd „Temps,“ welche der französischen Bürgschaften für Ordnung und Frieden in Europa 
degierumng nahe stehen, ausgestreckten Fübler, dadurch vermehrten, daß fie eine ausgesprochene 
n Hinblich auf die durch die Mac Kinley-Bill Berständigung zwischen den Mächten herbeiführten, 
eschaffene Lage, eine wirthschaftliche Einigung die außerhalb jener wohlthätigen Vereinigung ge— 
zuropus anzustreben. »lieben seien. — Die italienische Rente ist um 35 
Berlin, 9. Olt. Die Florentiner Rede Tentimes gefallen. 
s Ministerpräfidenten Crispi erregt größtes Paris, 9. Oklt. Die Deputirten Mille⸗— 
ufsehen. Auf eine so rücksichtslose Sprache voye und Gauthier sollen beabsichtigen, bei 
egen die Irretenda und eine energische Theilnahme dem Zusammentritt der Kammer einen Gesetzentwurf 
it Oesterreich hatte man kaum gerechnet. Die meisten iber die Verschärfung des Spionengesetzes zu be⸗ 
Igane freuen sich über diese Beweise einer zielbe⸗ intragen. Insbesondre soll die Spione franzö⸗ 
nußten Politik. ischer Nationalität, welche öffentliche Aemter be— 
Berlin, 9. Olt. Die Krankenkassen- lleiden, oder ehemals Offiziere bezw. Unteroffiziere 
tovelle will nur den in der Ehe lebenden varen, die Todesstrafe treffen. 
—— Bern, 9. Olt. Der Ständerat hat in 
eschränkt ferner die Anspruche auf Sterbegelder, iamentlicher Abstimmung dem Nationalrat über die 
m die Kassen nicht zu sehr zu belasten. Zenehmigung der bundesratlichn Maßnahmen 
Ddetmold, 8. Olt. Landtag. Auf der in Tessin mit 22 gegen 17 Stimmen beigestimmt. 
agesordnung stand die Berathung des Regent⸗ Bellinzona, 8. Okt. Die amtliche Verifi— 
haftsgefetßes. Der Haupiparagraph La, ation des Ab stimmungsresultates ergäab 
ronach dem Fürsten Woldemar die Ernennug des aut „Frikf. Ztg.“, daß die gesetzlich erforderliche 
kegenten zusteht, wurde genehmigt mit dem ibsolute Mehrheit nicht erreicht worden ist, 
zusetz der Errichtung eines Regentschaftsraths, n so weit ist die Abstimmung also resultatlos. 
essen Befugnisse der Verständigung zwischen der Florenz, 9. Okt. An dem gestrigen Bankett zu 
deaierung und dem Landtag vorbehalten bleiben. khren des Ministerpräsidenten Crispi betheiligten 
a Halle a. d. S., 9. Oti. Nach der Präsenz⸗ ich eiwa 860 Senaloren, Abgeordnete und andere 
iste ind auf dem soziald emokratischen ingesehene Leute. Crispi warnte in einer 
darteitage 155 Wahlkreise vertreten; ange⸗ ängeren Rede vor dem das Volt schwer schädigen⸗ 
neldet sind 805 Abgeordnete, aus London Joos den Irredentismus, welcher den Nationalitäts⸗ 
ind Fischer, aus Zürich Beck, aus Wien Adler, rundsatz übertreibe. Deutschland habe unter dem 
jeuen bereits hoch verdienten Reichskanzler — in⸗ 
»em Kaiser Wilhelm erklärte, Helgoland 
zilde Deutschlands letzte Rückerwerbung — die 
Nöͤglichkeit gezeigt, wie man sich des Nationalitäts⸗ 
rundsatzes mit weiser Mäßigung zu bedienen habe. 
Die Irredentisten, förderten die Bestre bungen 
des Vatikans auf Sprengung des Dreibundes, 
podurch dieser die Wiederherstellung eines katho— 
ischen Machtebundes und der weltlichen Herrschaft 
rhoffe. Die Irredentisten wünschten eine Verein⸗ 
elungspolitik, welche bei dem Berliner Kongreß 
stalien erst schwer geschädigt und dann auf das 
BZundniß mit Berlin und Wien hingewiesen, welches 
in den jüngsten drei Jahren zu einem aufrichtig 
reundschaftlichen geworden. Der Bestand O e ste r⸗ 
eichs und Frankreichs bilde für die Grenzen 
ztaliens die Gewähr. Jialien, zwischen beiden 
jelegen, könne nur beider Freund sein. Seit dem 
Ubschluß des Bündnisses babe der junge Kaiser 
Bilhelm zweimal „Roma intangibile“ begrüßt; 
nicht weniger treugefinnt, wenn auch weniger mit 
ffentlicher Kundgebung, stehe das katholische Oester⸗ 
eich Italien gegenlüber. Die Irredenlisten täuschten 
ich, wenn fie glaubten, sie könnten die Grundlagen 
er nationalfeindlicher Politik beschuldigten Monar⸗ 
chie untergraben. Die Interessen Italiens seien 
identisch mit denen der Monarchie. Crispi schloß 
mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Land 
und Königshaus. 
Wien, 9. Okt. Die „Neue Freie Presse“ 
sagt in einer Besprechung der Rede Crispis, 
die Rede müsse nicht nur alle Italiener, welche eine 
lluge Haltung ihres Vaterlandes wünschen, sondern 
guch die Wiener und Berliner Regierung voll 
kommen befriedigen. Die Zweifel, ob Crispi nach 
vit vor entschlossen sei, am Dreibunde festzuhalten, 
eien durch die gestrige Rede zerstreut worden. Das 
„Fremdenblatt“ meint, Crispi, von der Nothwen⸗ 
digkeit des Dreibundes tief durchdrungen, habe diese 
Nothwendigkeit seinem Volke dargelegt; der lebhafie 
Beifall, der ihm gezollt worden, beweise, daß die 
Elite der Nation, welche bei dem Bankeit in Flo⸗ 
renz vertreten gewesen, diese Politik billige undmnit 
staatsmannischem Blicke habe Erispi das Verhalten 
Italiens zu Oesterreich-Ungarn beurtheilt und 
aleichzeitig die Anklage einer feindseligen Gesinnung 
gegen Frankreich durch die warme Wurdigung der 
kulturellen Bedeutung Frankreichs widerlegt. 
Kleineeifling, 8. Oll. Der Separatzug 
mit den beiden Kaisern ist heute Nachmit. 
tag 4 Uhr 15 Min. hier eingetroffen. Der 
Militärattachs der deutschen Boischaft in Wien, 
Deines, erwartete den Zug. Die beiden Monarchen 
perließen den Salonwagen und nahmen mit außer⸗ 
ordentlicher Herzlichkeit Abschied. Kaiser Wilhelm 
setzte hierauf um 4 Uhr 20 Min. die Weiterreise 
über Prag fort, während Kaiser Franz Josef mit 
den Jagdgästen um 4 Uhr 253 Min. nach Wien 
abreiste. 
Konftantinopel, 9. Okt. Nach einer 
Meldung der „Agence de Constantinople“ wird 
nunmehr als feststehend angesehen, daß die Reise 
des Großfürsten Thronfolgers hierher, 
und zwar wegen der im Orient herrschenden Cho⸗ 
leta unterbleibt. 
Eokale und pfalzißche Nachrichten. 
* St. Ingbert, 9. Okl. (Soiree des 
hdofkünstlers Meunier.) In dviesen Tagen 
rifft genannter Künstler hier ein, um 122 
Soireen zu arrangiren. Der Ruf des Herrn Meunier 
st ein weit verbreiteter. Die Journale aus Frank- 
urt a M. berichten: Die gestrige erste Soiree im 
roßen Saalbausaale war außerordentlich stark be— 
ucht, und rechtferligte der Kuͤnstler den ihm vor⸗ 
rusgegangenen Ruf in glänzender Weise. Gerade 
zuf dem Gebiete dieser Kunsi ist es ja so überaus 
cbwierig, Neues zu bieten und doch ist dies Herrn 
Neunier gelungen. Alle Produktionen werden don 
hm mit einer geradezu unübertrefflichen Meisterschaft 
ind Eleganz ausgeführt. Dabei jeigt sich Herr 
Meunier als gewandter und liebenswürdiger 
„Causeur,“ wodurch der Reiz des Gebotenen noch 
vesentlich erhöht wird. Die sämmtlichen Nummern 
des Programms wurden durch reichen Beifall aus⸗ 
Jezeichnet und erwähnen wir als besonders gelungen 
und amüsant nur folgende: „Der Nordstern“, 
„Eine wunderbare Täuschung,“ „Erklärung eines 
Experiments,“ „Amortifation einer Banknote“, 
„Champagnerfabrikation mit Blumenspende,“ „Das 
Aufblühen von 300 Rosen,“ „Amors hilfreiche 
dand“. „Wie man Cigaren rauchen muß“ und 
chließlich „Antispiritismus.“ Wir sagen gewiß 
nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß alle Be— 
sucher fich auf das Beste unterhalten haben und 
nöchst befriedigt die Vorstelluung vderließen. 
Ausland. 
London, 8. Oklh. Aus Lissabon ist ein be⸗ 
derer Abgesandter König Karls mit einer ge⸗ 
eimen Mission in VBalmoral eingetroffen, 
sendar um den Einfluß der Koͤnigin Viltoriu zur 
rrahminderung der englischen Forderungen zu 
winnen. Trotz der Sympathien der Konigin 
ir das durch das englisch ⸗ portugiesische Abkommen 
Aührtete porsugiefische Koͤnigshaus dürfte diese 
lission wenig Erfolg haben. Man hält in London 
n Eintritt schwerwiegender Entscheidungen in 
issabon ohnehin fur unabwendbar. 
Paris, 8. Olt. Charles Laurent, der 
ühere Chefredalteur des „Paris“ behauptet in 
ner neuen Zeitung „Le jour“, daß der Finanz⸗ 
unister Rouvier am der Botse spiele, die Rente 
urch Kaufe oder Verkäufe seiner Zwischen händler 
einem Nutzen fleigen und fallen machen lafse 
id durch diese Spelulationen in den letzten Mo⸗ 
ulen roße Summen verdient habe. 
baris, 9. Oil. Die Rebe Crispis hat 
., Mehiefigen politischen Kreisen insofern ent— 
unht, als man' wichtige Ertlarungen uber di— 
ete Politik, insbesondete Uber die Finanzmaß-