zriesenheim auf der neuen Lokalbahn war
im Sonntag ein riesiger. Die fahrplanmäßigen
wie die Extrazüge waren sämmtlich mit Passagieren
dicht besetzt.
-Frankenthal, 20. Okt. Herr Lehrer
und Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Jos.
Singer begeht morgen sein 80jähriges Berufs—
zubiläum. Am heutigen Vorabend brachte der
diesige Lohrerverein dem Jubilar ein Ständchen.
Nach Vortrag der „Weihe des Gesangs“ von
Mozart hielt Herr Lehrer Roth eine herzliche An—
sprache an Herrn Singer, ihm die Glückwünsche
zes Lehrerbereins darbringend. Auch überreichte
herr Roth eine von Hern Lehrer Geiger ausge—
sührte Adresse und forderte zum Schluß zu einem
hoch auf den Jubilar auf, in das die Mitglieder
sreudig einstimmten. Herr Lehrer Singer dankte
tiefbewegt für die ihm gewordene Ehrung und
Rachte in Gemeinschaft. mit seinen Angehdrigen
vm Lehrerverein ein Hoch aus. Nachdem das Lied
zch liebe Dich“' von Isenmann abgesungen war.
Herr Singer seine Kollegen und Freunde ein,
citige Ziit im Kreise seiner Familie zu verbringen.
— Meckenheim, 21. Okt. De Staare
haden eben ihre goldene Zeit. Der Tisch ist ihnen
reichlich gedeckt und sie wissen auch den häufigsten
Febrauch zu machen, an dieser vortrefflichen Tafel
zu speisen. In Schaaren fallen sie mit der größten
Fier übder die süßen Weintrauben, ihre Lieblings—
kost, her und verzehren dieselben nach Herzenslust.
Die Wingertschützen, die es gewiß nicht an Emng—
teit fehlen lassen, können sich der frechen, raublu⸗
gzigen Gesellen gegentber fast nicht erwehren. In
den Weindergen, in deren Nähe viel Bäume find,
wo die S'aare rasten, wenn sie verscheucht werden
und von wo aus sie ihre Streifzüge unternehmen,
ist der durch fie angerichtete Schaden sehr bedeutend.
— In Kirchheimbolanden kam die
ttündung eines Radfahrervereins zu
Stande und gehören demselben bis jetzt ca. 15
Mitalieder an.
Vermischtes.
FSchaafbrücke, 21. Okt. Das den Erben
der verstorbenen Eheleute H. Kuntz und Louise geb.
Ludt zugehörige, hier gelegene Wohnhaus nebst
einem Garten kaufte der Lehmformer Leopold Noll
m Dudweiler für die Summe von 2665 Mk.
fSaarbrücken. In der Samstag Sitzung
ver Strafkammer kamen nur Berufungssachen
in Privatbeleidigungstlagen zur Verhandlung, und
3wurde die Berufung des früheren Redakteurs
»es in Trier erscheinenden „Paulinusblattes“ gegen
den Redalteur und Verleger der „Saar⸗ und
Blies-Zeitung“ zu Neunkirchen, welcher im Monate
zuli d. Is. vor dem Schöffengerichte zu Neunkirchen
wegen angeblicher Beleidigung des Privaiklägers
zurch den Ausdruck „Sitz-Redakteur“ in einem
dortespondenz- Artikel letztgenanater Zeitung vom
19. Febr. d. J. sich zu verantworten lhatte, jedoch
freisprechung erreichte, kostenfällig verworfen. (S. 3.)
Wuürzburg, 20. Oktt. Von einem ent⸗
zuchen Unglücksfall wurde heute Morgen
ne Familie des kgl. Landgerichtsrathes Carben
detroffen. Die schon längere Zeit schwer leidende
24jährige Tochter übergoß sich mit Petroleum
und- entzündete dasselbe. Im Nu stand das be—
auernswerthe Mädchen in hellen Flammen und
zach wenigen Minuten gah die Mermste ibren
onst auf.
—Schweinfurt, 20. Okt. Gestern Nach-
ag 2 Uhr fand auf dem hiesigen Marktplatzt
4. feierliche Enthüllung des Denkmals für
deiedrich Rückert statt. Der Feier wohnten
wei Söhne und fünf Enkel Rückerts, der Regier⸗
ungspräfident Graf Luxburg, Vertreter der Stadt
Manchen und sämtlicher Städte Unterfrankens,
sowie zahlreicher Hochschulen bei. Die Festrede hielt
dofrat Beyer (Stuttgart.) Nachdem das von Felix
dahn verfaßte Fstgedicht gesprochen war, fiel die
dulle deßz von Ruemann und Thiersch ausgeführten
Denkwals, das in Form eines Brunnens gehalten
ist und Rückert in sitzender Stellung zeigt, Kränze
warden u. a. auch von Professor Weinhold (Berlin),
ürchivdirektor Suphan (Weimar) und Kleine
Amsterdam) niedergelegt. Nach der Enthüllung fand
ein Festzug statt.
f Versteinerte Fische. Steinbruchbesitzer
Ehrensberger in Eich sütte hat in diesen Tagen
dieder zwei prachtwolle Exemplare von dersteinerten
Fischen auf seinem Schernfelder Steinbruche zu
Tage gefördert. von denen der eine cinen Werih
mvon 400 bis 500 Mt. und der andere einen solchen
von 12 — 1500 Mt. repräsentiren soll.
F Mäünchen, 20. Okt. (Verwaltungsgerichts⸗
hof.) Gegen den Schullehrer Philipp Röodel
in Kaiserslautern erstattete der Schuhmacher
deinrich Mäller daselbst Anzeige, weil er
m April 1888 fseiner damals 11 Jahre alten
Tochter Anna mit einem piereckigen, fingerdicken,
30 CEtm. langen Lineal einen Schlag auf die rechte
dand versetzte, so daß eine Anschwellung entstand
und schließlich eine Beinhautentzundung und eine
Entzündung des rechten Handgelenkes eintrat, die
viederholt operative Eingriffe noshwendig machtt
und nach mehr als einjährigem Leiden die Steifheit
des Handgelenks zur Folge hatte. Die Stiafkammer
des Landgerichts Kaiserslautern lehnte den Anlrag
des Staatsanwaltes auf Strafverfolgung des ⁊c
Rödel wegen fahrlässiger Körperverletzung ab, was
yom Ozerlandesgericht München, auf erhodene Be—
chwerde des Staatsanwaltes, bestätigt wurde, nach
dem eine Ueberschreitung des Züchtigungsrechtes seitens
des ⁊c. Rödel nicht vorliegt und sich zwischen dem
—AVV
deiden ein Causal Zusammenhang nicht nachweisen
lsaßt. Auch die vom kgl. Bezirksamt eingeleitete
Disciplinar⸗Untersuchung ergab, daß ein Verschulden
des Lehrers nicht vorliege. Nun wendete sich
Müsler mit einem Gesuche an das Landgericht
daiserslautern für Cwilsachen um Ertheilung des
Armenrechts, damit er gegen c. Rödel Civuklage
auf Entschädigung anstrengen könne, worauf die
Fwilkammer des Landgerichts Kaiserslautern Be—
chluß dahin erließ, die Ertheilung des Armenrechtes
o lange auszusetzen, bis die Vorfrage, ob Roͤdel
eine Amisbesfugnisse überschritten oder die nöthige
Vorsicht bei Ausübung des Züchtigungsrechtes
unterlassen habe, durch den kgl. Verwaltungsgerichts⸗
hof entschieden sei, in diesem Sinne stellte nun
Mäüller an das kal. Bezirksamts Kaiserslautern
Antrag zum Verwaltungsgerichtshof, um Entscheid—
ung zu seinen Gunsten. Nachdem sich das Bezirks⸗
amt gutachtlich dahin giäußert hatte, daß nach
Pfälzer Richt Volksschullehrer nicht als Verwaltungs⸗
deamte bhetrachtet werden können, stellte der Oder—⸗
taatsanwalt den Autrag, der Gerichtshof wolle
ich nach Art. 43 Ziff. 2. des Gesctzes über die
Errichtung eines Verwaltungsgerichtshoses für nichtzu—
tändig erklären, da die Sache den Administrativ
»ehöeden zur Entscheidung zuständig ist. — Pudli—
ation erfolgt am 8. November l. J.
Bad Reichenhall. Als dieser Tage
hier ein Brautpaar standesamtlich getraut werden
ollte, antwortete der Bräutigam auf die an ihn
zestellte Frage des Herrn Standesbeamten, oh es
sein freier und ungezwungener Wille sei, mit der
in seliger Verklärung neben ihm postirlen Braut
in den Honighafen der Ehe hineinzusegeln, in der
Hitze des Gefechtes mit einem kräftigen „Nein?“,
vorauf die Handlung unterbrochen und dem Zer—
treuten bedeutet werden mußte, sich die Sache noch
einmal zu überlegen und in 10 Minuten wieder
vorzusptechen. Zum Glüff für die verblüffte Braut
und den anwesenden Herrn Schwiegerpapa in spe
siellte sich die scheinbare Weigerung als die Folge
der freudigen Aufregung des glücklichen Bräutigams
heraus. Die Trauung degann auf's Neue und
endete mit dem Resultate, daß ein alsbald zufrieden
schmunzelndes Ehepaar die Räume des Standes—
amtes verließ.
FSchnee im Hochland. Im Laufe des
vorgestrigen Tages hat es in den badverischen
Bergen geschneit. Der Schnee reicht zum Theil bis
in die Thäler herab.
F Um die Lage der Arbeiter, ihre An—
schauungen, ihr materielles und geistiges Wesen
aus eigener Anschauung kennen zu lernen, hat ein
junger Theologe aus Dresden mehrere Monate
hindurch in einer Maschinenfabrik zu Chemnitz als
Handarbeiter Beschäftigung genommen. Uneckannt
hat er in dieser Zeit das Leben eines armen
Fabrikarbeiters geführt, in diesen Kreisen gewohnt,
zegessen, und seine freie Zeit zugedracht. Der junge
Mann wurde hierzu veranlaßt durch das Bestreben,
die Wahrheit zu finden und die Mühe des Ar—
zeiters selbst zu empfi den, um dereinst als Geist⸗
licher jür die Bedürfnisse der unteren Schichten
Verstaändnis zu besitzen.
F Moltke⸗Feier. In Preußen, Sachsen
Württemberg, Baden und anderen Bundesstaaten
wird der 90. Geburtstag des Gereralfeldmarschalle
Brafen Moltke in den Schulen festlich begangen
Fs ist wohl zu erwartin. daß auch in Baswern di⸗
Jugend auf die Bedeutung dieses Tages in ent⸗
sprechender Weise aufmerksam gemacht werden wird;
handelt es sich dcch um einen edlen Greis von
unsterblichen Verdiensten um das Vaterland!
FBerlhin, 21. Okt. Die Frau des Morders
Zimmermeister Sch aaf ist gleichfalls gestorben.
F Danzig, 20. Ott. Der Dampfer
.Rudolf“, von Greifswalde nach Danzig bestimmt,
ist bei Leda gestrandet; die Mannschaft ist noch an
Bord. Bei Koppalin gerieth das Dampfbool
„Kaiser Wilhelm“ auf den Strand; die Mann—
schaft ist geborgen.
F Elend der Großstadit. Wie jedes Jahr
am Beginn der Schulzeit, so hat auch heuer der
Präsident des Wiener Zentralbereins zur Belöstig«
ung armer Schulkinder an die Vorstände der Wiener
Schulen sich mit der Bitte gewendet, nach ein—
gehender Prüfung ihm die Namen de jenigen Kinder
namhaft zu machen, welchen die Eltern kein Mittag—
essen zu geben vermögen. Diesem Ersuchen wurde
entsprochen und nicht weniger als viertausend—
dreihundert Kinder bezeichnet, die in so bedauerns—
werther Lage sind! Da der genannte Verein nur
2870 Kinder verköstigen kann, so sind die übrigen
1430 auf die Mildthätigkeit der Wiener angewiesen
oder — sie müssen hungern!
Dienstesnachrichten.
Lehramt. Zu Assistenten an der Studien-
anstalt Landau wurden ernannt: Die geprüften
Lehramtskandidaten Wilh. Bullemer, dermalen in
Erlangen, Karl Götz in Kaiserslautern und Karl
Strehl in Augsburg. Die Hilfslehrerstelle am Zentral—
Blinden⸗Institute in München wurde dem Schulge—⸗
hilfen Ant. Schaidler aus Straßburg, z. Z. in
Wieselsdorf, übertragen.
Forstdienst. Auf die Assistentenstelle beim
Forstamte Gmünden ist der geprüfte Forstpraktikant
Weinkauff von Bergzabern zum Forstamisassistenten
ernannt.
Justiz. Der Amisrichter Martin Weigl in
Wegscheid wurde wegen Krankheit auf die Dauer
eines Jahris in den Ruhestand versetzt, der Amts—
gerichtssekretär Joh. Bapt. Pollmann in Burghausen
zum Amisrichter in Wegscheid und zum Sekretär
am Amisgerichte Burghausen der Rechtspraktikan!
Friedrich Maurer in Neuburg a. D. ernannt.
Pfälzischer Eisenbahndienst, Ver—⸗
setzt werden: Die Bahnmeisterkandidaten Fr. Weder
vom Ingenieurbureau Kaisersloutern II. zum
Bahnhofumdau Homburg, Ph. Bauer von Hom⸗
burg zur Lokalbahnbausektion Ludwigshafen mit
dem Wohnsitz in Fraulenthal, und Jak. Schöpp
von letzterer zum Ingenieurbureau Kaiserslautern
II. — Nurrdings sind wiederum 7 Kandidaten
aus der jüngsten Prüfung als Diätare nach Luwias-
hafen einberufen worden.
Familiennachrichten.
Gestorben: In Dudweiler Peter Schwind—
ling, 49 J. a.; in St. Johann Heinrich Leon⸗
hard, Bayer. Hof⸗Photogroph, 45 J. a.; in Saar⸗
brücken Dorothea Bruch, 24 J. a.; ebendaselbst
Louise Schmotzer, geb. Cornelius, 64 J. a.; in
Kaiserslautern Gg. Peter Rupp, 51 J. a.; in
Neustadt Heinrich Geisel, 79 J. a.; in Franken⸗
thal Babeite Mehring, geb. Wehe, 70 J. a.;: eben⸗
daselbst Jobann Putz
RNeueste Nachrichten.
Müuünchen, 21. Okt. (Moltkefe ier) Das
Kultusmmisterium hat einen Erlaß dahingehend
hinausgegeben, daß anläßlich des auf den 26. d.
M, ttreffenden 90. Geburtstages des Generalfeld
marschalls Grafen v. Moltke ag8 zuvor in
den einzelnen Klassen und Kursen der Elementar und
Mittelschulen entweder bei Beginn oder bei Schluß der
Unterrichtszeit auf diesen Geburtstag und insbe—
sondere auf die Anteilnahme der bayer. Armee an
den ruhmreichen Kämpfen und Siegen des Jahres
18701771 hingewiesen werde. (3. 3)
unr die Redaltion verantwortlich: F. X. Demeß.
Neklamen.
G. Henneberg's „Monopolseide“
ift des Beste!
Nur direkt