Briefe, in welchen der fraͤnzösische Kaiser ihm bestimmte Verspre—
chungen gemacht, und sonstige Schriftstücke, die er als sichere Ga—
rantien betrachten zu düxfen glaubte,-zu veröffentlichen. Seitdem
ließ Rapoleon sich diese Papiere zurückerbitten und, als die Rück
zabe verweigert wurde, mit allem Eifer auf dieselben fahnden.
Es wurde seiner Zeit gemeldet, daß die Kaiserin“ Charloite sie
nach Europa mitgenommen und an guter Slelle aufbewahrt habe.
Neuerdings scheint die Kaiserin Grund zu der Besorgniß erhalten
zu haben, daß diese Schriften bei ihr oder an dem von ihr ge
wählten Orte vor den französischen Nachstellungen nicht mehr si
cher genug sind. Sie fertigte daher einen geheimen Boten, dem
sie die Papiere anvertrauen durfte, nach London ab mit dem Auf-⸗
trage, sie der Königin Victoria eigenhändig zu übergeben. Vor
———
geheime Correspondenz entgegengenommen und die Versicherung
ertheilt, daß sie dieselhe nur an Kaiser Maximilian selbst oder
an Heinen von diesem zun Empfangnahme Bevollmächtigten aus—
liefern werde. —DDDODDO——
Italien. ·
——Florenz, 27. Febr. Die Piemontesische Zeitung erfähri
aus Rom, daß in der Porxaussicht möglicher Ereignisse eine merk—
liche Annäherung zwischen den bisher getrennien dortigen Parteien
der Gemäßigten und der Actionsmäuner stattgefunden hat,
Garibaldis unverhofftes Eintreffen in Florenz macht unge—
heures Aufsehen. Zieht er ins Feld für Creta oder will er die
Wahlschlacht organisiren? fragte man sich. Die Italie meint,
der General werde alsbalsd nach Caprera zurücklehrenen Zunächßsf
ist Garibaldi über Bolognä nach Venedig gereist, wo er am 28.
Febr. eintreffen sollte. Hier findet eine Conferenz von Philhelle⸗
nen statt, wozu auch Saint Maxc, Girardin aus Paris erwartet
wird. In Garibaldis Gefolge befindet sich sein Schwiegersohn
Major Canzio, der Oberst Acerbi und der Venetianer Morxeiti.
Garibaldi wurde in Venedig mit Jubel empfangen.
Griechenland.
Patras, 24. Febr. Die Uneinigkeit der Insurgentenfüh
rer nimmt zus die Reorganisirung der griechischen-Armee wird
eifrig betrieben. Große Bestellungen von Waffen in französischen
Fabriken haben stattgefunden.“ Die gefangenen Freiwilligen von
Candia sind von der türkischen Regierung freigelassen worden.
Türkei. W
stonstantinopel, 1. März. Entgegen allen Dementi's
Seitens der Pforte wird von guter Seite beharrlichft versichert,
der Vicekönig von Aegypten sei mit einer Reihe ernster Forde—
rungen hervorgetreten. Er verlangt das Recht, den Titel
„AzizeUl⸗Miser“ (Aegyptenbeherrscher) zu führen, ferner eigene
Münzprägung, Erhöhung des Bestandes der ägyptischen Armee
auf 199, 000 Mann, autonome Ernennung der Armeebefehlshaber,
der Muschir und Administration der heiligen Städte in der Pro⸗
vinz Hedias und der ganzen Küste des rothen Meeres, endlich
die zeitweilige Uebergabe der Insel Kandianbis zum erfolglen
Ersatze der ägyptischen Kriegstosten. Der Großvezier Fuad
Pascha ist bemüht, den Vicekönig von diesen Vorderungen
abzubringen.
Belgrad, 1. März. Es wird auf das Bestimmteste ver—
sichert, die Pforte habe ihre Geneigtheit zur Räumung der serbi—
schen Festungen einschließlich Belgrads unter der Bedingung er—
klärt, daß Serbien seinen Jahrestribut erhäöhe, die Entwaffnung
der Nationalmiliz vornehme und das active Militär reducite und
daß die Pariser Vertragsmächte für die Zukunft die Anerkennung
der Suzeränetät der Pforte durch Serbien nebst der friedlichen
Haltung der Serben gegenüber den türkischen Nachbarprovinzen
garantiren. Es verlautet, daß Serbien nicht gesonnen sei, diese
Bedingungen anzunehmen. — —
ESchweden.
Zwischen den Regierungen von Schweden und Norwegen
schweben gegenwärtig Unterhandlungen, welche dahin zielen, an
die Stelle der Personalunion die Verschmelzuͤng beider Reiche zu
einem Staate anzubahnen. Dies soll, wie mitgetheilt wird, die
maßgebende Rückhsicht gewesen sein, welche die erste Kammer in
Schweden bewogen hat, dem von der zweiten angenommenen Ge—
setzeniwurfe, wonach der Konig, um Regent eines fremden Landes
zu werden, der Einwilligung des Reichstages bedarf, abzulehnen.
Ob die erstrebte Vereinigung, welche die Kraft des standinavi⸗
schen Nordens nach Außen hin wesentlich stärken würde, dei der
Verjchiedenartigken der Verfassung beider Lünder und bei den of⸗
fenkundigen Antipathien beider Völker innerhalb der Grenzon des
Erreichbaren und Wunschenswerthen liegt, mag dahin “gestellt,
bleiben.. . .
Rußland. WR
Peternsbur g, 1. März. »Es wird versichert, der russische
Besandte in Konstanlinopel habe die Herstellung geordneter Zu⸗
tände der Pforte durch Abtretung der Insel Handia⸗ angerathen.
Amerika. F
New-York, 16. Febr. Die Legislatur von Missouri hat
sich geweigert, das Amendement, das die Theilnehmer an der
stebellion von dem Wahlrechte ausschließt, dem Volke zur Be—
tätigung vorzulegen. — Der Correspondenz der „Times“ in
Washington hegt Hoffnung auf eine Spaltung zwischen den Re
zublikanern, die zu einer Verständigung der Gemäßigten mit dem
Präsidenten führen würde. Ueber Annaherungsversuche von dieser
Seite her berichtet er Folgendes: „Zwei oder drei von ·diefer
Zartet, denen es angelegentlich darum zu thun war, fich zu ver⸗
—A— geneigt
ei, hatten eine Unterredung mit ihm, in welcher derselbe zu ver⸗
tehen gabt, er werde gern auf Vorschläge hören, die auf eine
„ollstandige Restauration des Südens zielten. Er glaubtendie
Rechtsentziehungs⸗Clausel in dem constitutionellen Amendement sei
as Haupthinderniß gegen die Annahme desselben.Es sei fast
überflüssig, von den Einwohnern der Südstaaten die Ausjchließung
»on Amt und Würden für diejenigen Männer zu fordern die
während der Rebellion nur dem Wunsche des Volles Gehorge
chenkt hätten.“: Die: Ausschließung derselben von Aemsern der
Inion werde: vielleicht angenommen werden. ihnen aber zu den
Stellen in den Staaten den Zugang zu verschließen, sei eine
harte Maßregel, zumal da die dadon Betroffenen im Durchschnitt
zerade die tauglichsten und tüchtigsten Veute seien, und es schwer
halte, Ersatz für sie zu finden.“ Zum Schlusse der Unterredumg
prach der Präsident die Hoffnung aus, man möge zu einem
Plane kommen, den sein Pflichtgefuͤhl ihm gestatten werden zu
interstützen. 8
New-York, 28. Febr. Präsident Johnson hat gegem die
Finsetzuggg von Militär⸗Gouverneurs in den Südstaalen betreffende
TFongreßbill sein Veto eingelegten Im Repräsentantenhaufe wurde
eine Resolution gestellt, in welcher der Präsident um Auskunft
iberdie beabsichtigte Errichtung eines Königreichs Canada ange⸗;
gangen wird, durch welches die Sicherheit umid der Friede der
Bereinigten Staaten gefährdet werden könnte, Die Resolttion wur—
de dem Comite der auswärtigen Angelegenheiten überwiesen —
Aus Mericd sind Nachrichten bis zum 24. d. eingetroffen. Dem⸗
zufolge sind die Communicationen zwischen der Hauptstadt und
der Seeküste: auf allen großen Routen durch die Liberalen abge⸗
ichnitten; die Imperialisten und die Fremden verlassen das
dand. —
Ec”c”hwurgerichtsfitzungen.
e L. Quartal 1867.
Zweibrücken, 26. Febr. Coutumazialverhandlung gegen
Friedrich Kappel, 29 Jahre alt, Schmied zu Rammelsbach
vohnhaft, der vorsützlichen —V
Jakob Eckhardt von Reichenbach mit nachgefolgtem Tode des
Letzteren angekagt. F —
Der Angeklagte traf am 24. Juni v. Is. in der Wirthschaft
von Daniel Heil in Reichenbach mit dem Musikanten Jakob 6a—
hardt und dem Schreinergesellen Karl Pfeifer zusammen. Mit
Letzterem trank er 8 Schoppen Wein, nachdem er vorher schon 4
Schoppen Bier getrunken hatte. Um 10 Uhr verließen die Gäste
die Wirthschaft; die Tochter Liselte des Wirths Heil begleitete
eine Freundin heim und kehrte dann selbst nach ihrem Hause zu⸗
ück, das sie abschloß. Der Angeklagte, der mit Pfeifer dem
Mädchen nachgegangen war, klopfte um Einlaß, was ihm von dem
hinzugekommenen Nachtwächter, bei dem der obige Eckhardt stand,
berwiesen wurde. Hierüber entstand ein Streit, es sammelten sich
Leute und nach einiger Zeit entfernten sich Kappel und Pfeifer,
während der Nachtwächter, der hinzugekommene Straßenwärter
tadel, ein gewisser Peter Müller und Eckhardt noch bei einander
auf der Straße stehen geblieben waren. Plötzlich kam der An—
Jeklagte allein wieder von einer Seite her an ihnen vorüber, wo⸗
bei der Nachtwächter und Eckhardt ihm bemerkten, es sei Zeit,
nach Hause zu gehen. Kappel drehte sich aufdiese Bemerkung herum,
trat auf dem etwas vorausstehenden Eckhardt zu und dersetzte
demselben einen Stich in die linke Seite des Unterleibs. der den
am 3. Juli darauf stattgehabten Tod zur Folge hatte. Der An—
geklagte, der bisher einen guten Ruf besaß, jenen Abend auch
angetrunken war, hatte sich gleich nach der That auf die Flucht
begeben und konnte bis jetzt nicht eingebracht werden. Derselbe
wurde in contumaciam zu einer Zuchtihausftrafe von 5 Jahren
derurtheilt.
Sitzung vom nämlichen Tage. Contumatialverhandlung gegen
Carl, genannk Kaufmann“ Levdi, 26 Jahre alt, Handelsmann
don Vorderweidenthal, wegen Meineids.