Full text: St. Ingberter Anzeiger

München. In den hiesigen adeligen Kreisen macht! f Leipzig, 11. März. Fräul Margot Karg, eine früher 
pegenwärtig eine außerst interessante und zugleich delicate Scan- hier engagirt gewesene sehr talentvolle Soubrekte, wurde Jestern 
Zalgeschichte viel von sich reden. Graf *, ein Ausländer, war mit dem Sohne des griechischen Consuls hierselbst, Papa⸗Naoum, 
seit Dez. v. J. im Besitze einer Schönen, deren brillantes Erte- getraut, nachdem sie aus der römisch-katholischen in die griechisch⸗ 
Jeur und gesellschaftliche Tournure sie zum Abgott aller. Dandies orthodoxe Kirche übergetreten war. Die Künstlerin stammt aus 
machte, Graf **8, stolz. auf den. Besitz dieses undergleichlichen Regenaburh. a* 
Wesens, führtę eines schönen Tages Herrn v. R. einen seiner Eine Correspondenz in Psalmen. Ein Herr in Lon⸗ 
hbesten Freunde bei der Dame seines Herzens ein und weidete sich don erhielt aus New-York eine Depesche. die also lautet u Hertn 
von ganzer. Seele an der staunender Bewunderung sein es Freun⸗ A. L.. Straße und Nummer. Dritfe Epistel von Johannes, 18. 
es. denu die holde HPriesterin⸗Amor's war ja sein Geschöpf! und 14. Vers. H. B.“ Dex Empfänger schlägt die Bibel nach 
Acht Tage darauf stürzt Herr a. R. mit kreideweißem Antlitz in und die Verse lauten: Vers, 13: Ich hätte viele Dinge dir zu 
das Zimmer des Grafen und — — pumpt von diesem (wie er chreiben, will aber nicht mit der Feder und Tinte schreiben 
sagt, zur Tilgung einer dringenden Wechselschuld) die ganz an⸗ Vers 14: Ich hoffe dir in Kurzem einen Besuch abstatten zu 
nehmbare Summe von 1000 Ducaten. Der opferwillige Freund lönnen und werde dann in Person mit dir sprechen, Friede sei 
ist auch sofort -bereit seinen Intimus aus der fatalen Verlegen- mit dir; unsere Freunde grüßen dich. Grüße die Freunde insbe— 
heit zu Feißen! und begibt sich sodann in dem erhebenden Bewußt- sondere. — Hätte der Absender anders telegraphirt, es hätte ihn 
sein, ein gutes Werk gethan zu haben, in's Theater, um die Auf das Vierfache gekostet! 
führung der, Maria Stuart“ mit anzusehen. Tags darauf eilt Lpndon, 18. März;, Aus Gibraltar wird über einen 
der Graf auf den Fittigen der Liebe zu seiner Donna, pocht eine zroßen Sturm berichtet, der am 4. die Küste von Valencia heim⸗ 
halbe Stunde lang an der verschlossenen Stubenthür und erfährt gesucht hat. Eine außerordentlich große Menge Fahrzeuge hatte 
endlich von den: herbeigeeilten Hausleuten, das gnädige Fräulein Schaden gelitten, mehrere, darunter der Amerikaner „George Was⸗ 
habe in Begleitung eines bildschönen Herrn eine Jängere Vergnü- hington,“ gingen gänzlich zu Grunde, und schon— wußte man mit 
gungsreise angetreten. Graf *** hatte also mit seinem eigenen Bestimmtheit, daß 69 Menschenleben zu beklagen sind. 
Gelde dem braven Freunde die Entführung seines unvergleichli hen Dortmund, 10. März. Von hier aus hat die Firma 
Wesens erleichteru helfen LWie man hört, hat der um Geld und Baute & Cie. einen westphälischen Schinken nach Paris zur us— 
— Liebe Geprellte ebenfalls die Hauptstadt verlassen, an die sich für stellung geschidt, der, was das Aeußere anbelangt, wohl alles bis 
ihn jedenfalls sehr theure Erinnerungen knüpfen werden. —. bahin Dagewesene übertrifft. Um das Fleisch von Insekten zu 
fManchen. Am 10. d. eteignete sich in der äußerst schützen, in der Schinken zunächst in braunem Nessel wohlverwahrt; 
belebten Maximiliansstraße der Skandal, daß einem Gendarmen, iber diesen Nessel ist ist ein Netz von vergoldeten Bindfaden ge— 
welcher in ordnungsmäßiger Weise den Besitzer eines freilaufenden flochten und ungefähr in der Mitte umschlingt ein Kranz von 
Hundes zu ermitteln versuchte, der Vollzug seiner Dienstespflicht ergoldeten Eichenblältern mit Eicheln den Schinken. Oben am 
urch einen Poͤbelhaufen unmöglich gemacht wurde. -Derlei Erzesse Schenkel prangi derselbe in den westphälischen Farben und nach 
sind/ abgesehen voun der unvernünftigen Hinderung des Vollzuges unten hin ist ein Schild von Neusilber angebracht, welches den 
einer offenbar zum Schutze des Publikums erlassenen Maßregel. Namen der Einsender enthält. An den beiden Seiten dieses Schil 
auch deshalb in hohem Grade bedauerlich, da sie zeigen, wie weil des hängen zwei Medaillons herab, die eine Zeichnung der Lon— 
ein Theil der Bebölkerung noch von dem Verstündnisse des ober doner Medaille, welche diese Firma sich im Jahre 1882 erwarb, 
sten Grundsatzes füür jedes geordnete Staatswesen: —„Herrschaft des darstellen. Der Schinken wird in Paris im Saale Pr. 46 aus- 
Gesetzes entfernt ist! gestellt sein, und ist hier vor der Versendung durch den Hofpho⸗ 
7 Bei der in Mannheim nächstens zusammentretenden Com ographen Hermann Günthez aus Berlin abgenommen worden, 
mission von Bayern, Baden und Hessen, zur Berathung gemneen FDieser Schinken ist so groß, daß die halbe Welt damit genug hat.) 
amer Maßregeln gegen die Rinderpest, wird Bayvern durch den 4 Garibaldi, der am 11. d. Abends in Turin ankam, hat 
k. Regierungsrath Wand von Speyer vertreten sein. . um gleichen Tage auf dem Bahnhof von Verona eine Taufe vor 
F Aus dem Kreise Mosbach in Baden meldet die Heidelb. zenommen an einem Kind, das ihm ein Vater überbrachte. Es 
Zeitung ein Curiosium aus dem Orte B. Frhr. b. E. versieht dar die „Taufe der Demokratie,“ aber vorgenommen in aller 
daselbst schon seit vielen Jahren den Todtengräberdienst; Graf v. Form „,im Namen Gottes und Christi, des Gesetzgebers der 
W. wurde in neuester Zeit als Feldhüter verpflichtet und ein Nenschheit.“ Die Anwesenden sollen über die Maßen gerührt 
vensionirter Schullehrer R. des Kirchspiels hat das gräfliche Pa« gewesen sein. 
ais mit zugehörigen Gütern um eine schöne Summe angekauft. 
pWisen. Hier findet eben eine eigenthümliche Ausstellung 
tatt, naͤmlich eine „Mieder-Ausstellung', die von der Damen⸗ 
velt wahrhaft „bestürmt“ wird. 
f Trier, 10. März. Am gestrigen Nachmittage durlief 
insere Stadt die Kunde von einem schrecklichen Raubmorde, der 
noch in diesem Augenblicke alle Gemüther lebhaft beschäftigt. Zur 
augedeuteten Zeit, zwischen 3 und 4 Uhr wurde die Haushälterin 
des Pastors zu Trierweiler, einem etwa eine Stunde von hier 
entfernten Doͤrfe, in Abwesenheit des Pfarrers, im Pfarrhause 
durch Halzabschneiden ermordet und der Pastor beraubt. Der drin⸗ 
gende Verdachtfiel sofort auf einen übel beleumundeten jungen Mann 
aus Hillesheim, einem Eife Orte, und gelang es noch gestern Abend 
der energischen Thätigkeit unserer Polizeibehörde, den Mörder zuer— 
greifen, und zu verhaften. Er hatte bereits einen anderen Anzug ge— 
fauft. Die mit Blut bespritzte verhängnißolle weiß und schwarz car— 
rirte Hose, welche der Beschuldigte am Tage getragen, fand sich, 
eingewickelt, bei ihm vor; auch der Rock war voll Blut. Es wurde 
zudem ein Pistol bei ihm gefunden. 
Berlin, 12. März. Die „Staatsb.Ztg.“ meldet einen 
neuen Raubmord, welcher am Freitag Abend auf der Prenzlauer 
Chaussee nahe bei dem Thore veruͤbt worden ist. Die beiden 
Handelsleute Rosenberg und Ebeling wurden von drei zerlumpten 
Kerlen überfallen. Sie setzten sich zwar nach Kräften zur Wehre 
und es entspann sich ein heißer Kampf; schließlich mußten sie jedoch 
der Uebermacht unterliegen. Rosenberg sank von einem tödtlichen 
Messerstich im Genick getroffen, mit dem Ansrufe: „Ach, meine 
armen Kinder!“ blutend zu Boden, und auch Ebeling hatte meh— 
rere Messerstich am Kopf und in den Arm erhalten, die ihn voll⸗ 
ttändig kampfunfähig machten. Das Nahen eines Wagens vertrieb 
die Rüuber, welche noch nicht ermittelt sind. Die im Wagen be— 
findlichen nahmen die Verwundeten auf. Roseuberg wird inzwi 
schen wohl schon verstorben sein, denn nach dem Urtheil der Aerzte, 
welche seine Wunden untersucht haben, war auch nicht die geringste 
Hoffnung auf Erhaltung seines Lebens vorhanden. Ebeling 
venn auch schwer verletzt, befindet sich außer Lebensgefahr.