Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberlker Anzeiger. 
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Der „Si. Ingberter An zeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wächentlich dreimal:; Dise nstag, Donner s st ag. 
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— Arril. 1867. 
Nro. 41. * —V —— Donnerstee 
Deutschland. — 
München. Aus einer Mittheilung des Kultusministeri— 
uns an den 4. Ausschuß der Abg.Kammer in Betreff des An⸗ 
rags der Durchführung der Religionsfreit geht hervor, daß die 
Staatsregierung beabsichtigt, dem nächsten Landtage einen Spezi⸗ 
algesetzenswurf vorzulegen, wodurch denjenigen Staatsangehörigen, 
weiche keiner der vom Staate anerkannten Religionsgesellschaften 
ingehören, durch Gewährung einer bürgerlichen Form der Ehe— 
schließung die Eingehung einer rechtsgiltigen Ehe ermöglicht wird. 
Es ist hierbei in Aussicht genommen, daß den Anhängern der 
Freigemeinden auch in den Landestheiben richts des Rheins in 
zukunft sowohl unter sich, als mit Angehörigen anderer Religi— 
onsgesellschaften die Eheschließung zugünglich gemacht und die 
Möglichkeit der Eingehung einer Ehe auch für diese Staatsein⸗ 
wohner nur von der Erfüllung der allgemeinen gesetzlichen Vor— 
„edingungen abhängig gemacht werde. 
Mäünchen, 30. März. Die Bayer. Ztg. enthält eine Be— 
tanntmachung des Staatsministexiums nebst Ausführungsvorschrif—⸗ 
en, wonach die an die Kriegslastenausgleichungskasse zu erhebende 
Ansprüche spätestens bis zum 11. Mai dieses Jahres anzumel⸗ 
den sind. 
München, 31. März. Wenn nicht Alles trügt, dürfte 
die Entscheidung in der noch obschwebenden Ministerkrise nicht 
mehr lange auf sich warten lassen. Es soll anch der Herr Kriegs— 
ninister· auf seinem Entschlusse zurückzutreten beharren. Der Herr 
Justizminister n. Bomhard bringt seinen kurzen Urlaub zu Lahr 
in Baden. zu bei seiner Tochter, welche daselbst verheirathet ist. 
München,“ K1. März. Im Kriegsministerium werden 
demnächst conunissionelle Berathungen stattfinden über die Frage 
der Zwedmäßigkeit dex Beibehaltung oder Abschaffuug einer An 
ahl bisheriger bayerischer R welche bei dem gegenwärtigen 
Stande der Artilleriewissenshhaft sehr an Bedeutung verloren ha— 
hben. Wie ich höre, werden auch Landau in der Pfalz, die frü— 
here Bundesfestung, und die Festung Marienberg bei Würzburg 
nebst anderen noch unbedeutenderen dabel in ihrer bisherigen 
Figenschaft in Frage kommen. 
Nürnberg,.1. April. Nach Zeitungsnachrichten und Cor— 
cespondenzen soll der König von Preußen den von Bayern zu einer 
alsbaldigen Zusammenkunft gebeten haben. Ohné für das Haus 
Hohenzoklern irgendwie Partei zu exgreifen, finden wir es doch 
ehr begreiflich, daß wir in Berlin über sehr unzuderlässige, häu—⸗ 
sig zwischen Extremen schwankende Zustände endlich einmal hinweg 
und in's Klare zu kommen sucht. J 
Dienstes⸗Nachrichten. 
Se. Maj. der König haben sich allergnädigst bewogen gefun— 
den, den Staatsprocurator an dem Bezirksgerichte Zweibrücken, 
Franz August Werner, seinem allerunterthänigsten Ansuchen ent— 
prechend, auf Grund nachgewiesener, durch Leiden herbeigeführter 
Dienstesunfähigkeit, gemäß F. 22 lit. D der L. Beilage zur Ver— 
assuugs⸗Urkunde, unler Anerkennung seiner Treue und seines Ei— 
fers, für immer in den Ruhestand treten zu lassen, auf die hie 
durch in Erledigung ko mende Stelle den ersten Staatsprocura— 
ior aͤm Appellanionsgerichte der Pfalz, Karl Theodor Zinkgraf 
in Zweibrücken, auf sein allerunterthänigstes Ansuchen zu versetzen 
den zweiten Staatsprocurator am Apellationsgerichte der Pfalz, 
Eduard Hanauer in Zweibrücken, zum ersten Staataprocurator an 
diesem Gerichtshofe vorrücken zu lassen und zum zweiten Staats 
procurator an dem genannten Gerichtshofe den weltlichen Consi— 
storialrath Ludwig Munzinger in Spehyer, entsprechend seinem 
allerunterthänigsten Ansuchen, zu ernennen. 
Se. Maj. der König haben sich allergnädigst bewogen ge— 
unden: anter 27. März, l. J. auf das im Forstamte Dahn in 
Erledigung gekommene Revier Fischbach den Revierforster Friedrich 
Martin Luther in Leimen, seinem Ansuchen entsprechend, in glei— 
her Dienstes-Eigenschaft zu versetzen und an dessen Stelle den 
dermaligen Actuaxr des Forstamts Laurenzi in Nürnberg, Hein 
rich Kellein, zum provisorischen Revierförster nach Leimen im 
Forstamte Pirmasens zu ernennen; unterm gleichen Datum auf 
das ime Forstamte, Altötting imn Erledigung gekommene Revier⸗ 
Burghausen: dem temporür quiescirten: Revierförster Joseph Gaut 
don Batten in seiner früheren Diensteseigenschaft zu veactiniren; 
interm 28. März 1. Is. vom 1. April: am demn Bezirkkcassier 
Franz- Mühlbauer in Speyer in gleicher Eigenschaft nach Bam— 
—D 
auf die erledigte Stelle eines Bezirkscassacontroleurs nach Augs- 
hurg, beide ihrem allerunterthänigsten Ansuchen entsprechend, zu— 
versetzen; und. interm 29. März l. Is, den Obertelegraphisten 
Jürgen Heinrich Bruhn in Ludwigshafen, feinem allerunterthänig⸗ 
ten Ansuchen entsprechend, auf Grund des g. 22 lit. A der 
XI. Verfassungs-Beilage aus dem Stautsdienste zu entlasfen. 
Durch Jusuzministerialentschtießung vom 27. März wurde 
dem Gerichtsboten Reinhard Weismann in Ludwigshafen gestattet, 
den geprüften Gerichtsbotencandidaten Johann Philipp Gotthold 
uüs Kaiserslautern auf die Dauer-eines weitern Jahres als funce 
tionirenden Gehilfen beizubehalten.— 
Der Telegraphist Heinrich Schwarz in Speyer wurde zum 
Obertelegraphisten befördert. 
Kartsruhe. Zum badischen Gesandten in München ist 
der letzte badische Vundestagsgesandte v. Mohl ernannt. 5 
Karlsruhe, 1. April,. Wie die Karlsr. Zig, erfährt, 
wverden. demnächst hier Conferenzen von Bevollmächtigten der bes 
treffenden Uferstaaien zur vollstaͤndigen. Aufhebung der Mainzölle 
stattfinden. 
Karlsruhe, 1. Aprit Ber Karlsr. Ztg. zufolge hat die 
ranzosische Regierung füt die Dauer der Ausstellung den Paß— 
wang für deutsche Reisende aufgehoben. Jede persdnliche Legi⸗ 
jmation, wie Paßkarte, Arbeitsbuch, Jagdschein ꝛc. genügt. 
Berlin, 31. März. Wenn Graf Bismardk zu seinen bis⸗ 
herigen Verdiensten um Deutschland ein neues hinzufügen will, 
jo wird er morgen einer Antwort auf eine heute beschlossene In— 
lerpellation nicht aus dem Wege gehen. Ich möchte mit wenigen 
Worten der Vorgänge am gestrigen Tage erwähnen. Schon 
gestern war eine Interpellativn wegen Luxemburg beschlossen und 
ßrofessor Zachariä wollte dieselbe einbringen, aber die Interpel⸗ 
santen hatten davon Abstand genommen, nachdem Graf Bismarck 
hnen auf Befragen geantwortet hatte, er könne nichts dazu sagen, 
Hr. Zacharia muͤsse selber wissen, was er zu thun habe. Die 
Interpellanten verstanden das so, als wolle Graf Bismarck nicht 
intworten, um sich freie Hand zu behalten. Die nationalelibe⸗ 
rale Partei hat das aber anders verstanden, oder aber sie hält 
die Sache für so wichtig, daß sie auf diplomatische Reserven keine 
Rücksicht nehmen will Sie hat demnach in heutiger Fractions⸗ 
sitzung beschiossen, morgen, Montag, die (bereits mitgetheilte) In⸗ 
ierpellation an die Regierung zu richten. Interpellant ist der 
Abg. v. Bennigsen, Interpellanten sind 40 Millionen Deutsche, 
welche den Franzosen endlich zeigen müssen, daß Savoyen und 
Nizza wohl dem schwächlichen Italiener geraubt werden konnten, 
daß aber trotz des guldensüchtigen Hollünders kein Juß hreit deut⸗ 
scher Erde, kein Deutscher wie das Vieh verkanft wird, so lange 
das deutsche Volk sagt: Nein! Mögen die deutschen Dynastien 
in dieser Ehrensache zeigen, daß fie die Initiative ergreifen können. 
Man ist sehr gespannt auf die Antwort des Grafen Bismarck, 
dessen ganzer Zauber auf dem Spiele steht. 
Morgen trifft der Kronprinz von Sachsen in wichtigen mili— 
lärischen Angelegenheiten hier ein. — General v. Göben ist zum 
Commandant v. Luxemburg bestimmt. — Der Abg. Salzmann 
will dem norddeutschen Parlamente eine Petition vorlegen, die 
aus Reuß eingegangen und mit zahlreichen Unterfchriften bedeckt 
ist, worin die preußische Regierung um Anncrion des Fürstenthums 
jebeten wird. 
Berlin, 1. April. Dem Vernehmen nach ist der Kron⸗ 
hrinz von Sachsen mit dem Chef des Generalstabs zu der Mel— 
zung hier eingetroffen, daß die sächsischen Truppen mit dem heu⸗