St. Ingberler Znzeiger.
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Nro. IZJ. DDienstag, den 9. Avxiii
— G — — — ———
— 8s67.
Deutschland.
München, 4 April. Dem Vernehmen nach wird die
germählungsfeier des Königs Mitte September d. J siattfinden.
Als künftigen Staatsminister der Justiz nennt man heute mit
mderen höheren Justizbeamten auch Dr. Weis, Ministerialrath
m Justizministerium und Mitglied der Avgeordnetenkammer.““
Ptünchen, 5. April. Nach Briefen aus Rom beabsichtigt
der König Ludwig J. im Mai die Heimreise anzutreten und am
13. Mai in München einzutreffen. — Hr. Justizminister v. Bom
hard ist aus jeinem Urlaub bereits wieder hierher zurückgekehrt.
Allg.“ Ztg. Ein anderes Blatt fügt bei, daß Hr. v. Bomhard
die Funktionen seines Amtes bereits wieder übernommen hat.“
München, 6. April.“! Die Fr. Ztg. bringt nachstehende
drei Telegramme: „Der König und die Koͤnigin-Mutter verlassen
morgen Ptünchen; ihre Reise soll bis Rom— ausgedehnt werden.“
5Da es zweifelhaft ist, ob/ wie der König von Holland, auch
Nabpoleon von der Abtretung Luxemburgs zurücktritt,“ so ist die
Reise des Königs nach Rom in Frage gestellt.“ — WBezüglich
der Lösung der Inremburgischen Frage im nationalen Sinn cir⸗
rulirt unter den Landtagsabgeordneten ein Adresse an den Staats—
ministet Fürst Hohenlohe.··
Müunchen? 6.“April. Die Adresse an deu Staaksminister
Fürft Hoheniohe, welche an die Mitglieder der Abgeordnetenkam⸗
mer zur Mitunterzeichnung bereits verschickt ist, lautet; „Enre
Durchtancht“ Nachdem ein blutiger Bürgerkrieg die Inkegrität
deutschen Gebiets unversehrt. gelassen hat, nachdem die Allianzver⸗
räge Preutzens mit den südwestdeutschen Staaten diefe Integrität
nf3 Reue zu verbürgen schienen, ist jetzt Deutschland durch die
Verhaudlungen des Königs von Holland mit Frankreich plötzlich
mit dem Verlusse eines allen deulschen Landes bedroht. Dieser
Verlust wäre größer, als der der wenigen Quadratmeilen und der
venigen Tausend Seelen, welche das Großherzogthum Luxemburg
umfaßt, es wäre ein Verlust an Deutschlands Ehre, wenn das
Schicksal einer deutschen Bevölkerung durch Verkauf an das Aus⸗
land entschieden werden sollte. Das deutsche Volk hat ein Recht,
don seinen Regierungen zu verlangen, daß Deutsche geschützt wer⸗
den, wo immet eine Gefahr droht. Ist auch in dieser Frage
Preußen in erster Reihe berufen, die ihm vertragsmäßig zustehen⸗
den Rechte auf Luxembarg zu wahren, so hat doch auch Bayern
pflichten gegen Deutschland zu erfüllen, und wir werden es als
eine erste Frucht des Allianzverlrages vom 22. August 1866 freu—
dig begrüßen, wenn Bayern keinen Zweifel darüber bestehen läßt,
daß es mit allen seinen Kräften für das bedrohte deutsche Land
einstehen wird. Dies, Euer Durchlaucht, in tiefster Verehrung
auszusprechen, wollten die Unterzeichneten um so weniger unterlassen,
als sie hiemit die Verficherung verbinden können, daß sie in der
bayerischen Volksvertretung jede Aufforderung krüftig unterstützen
verden, welche eine energische Politik z im Schutze Deutschlands
erheischen wird. Pözl. M. Barih. Hohenadel. Stenglein.
Mänchen 7* April. Die in Folge der Einladung Königs
Ludwigs L beabsfichtigte Reise des Königs und der Königin Mut⸗
ler nach Rom ist wegen beunruhigender Rachrichten aus Paris
und Berlin in der Luxemburger Sache vorläufig vertagt.
Landan, 5. April. Heute Mittag traf der Minister des
Innern, Frhr. v. Pechmann in Begleitung des k. Regierungsra—
hes v. Feilitzsch, eines Ministerialsecretärs und des bayerischen
Gesandten Frhrn. v. Malsen aus Karlsruhe hier ein; begleite!
waren dieselben von Hrn. Finanzdirector Meyer aus Speyer
Auf ihrem Gange durch die Stadt besuchtem dieselben die frühere
Herberge zum Maulbaum, in welcher 1322 eine Capelle, dem
heiligen Urban geweiht, erbaut worden war; dann die?' alte
Stifislirche und begaben sich von da in das Stadthaus und aufs
Bezirksamt. Nach einem Besuch bei Hrn. Gouverneur Buz reis
ten die Herren Abends 7 Uhr 45 Min. in der Richtung nach
NReustadt wieder ab. (Wie die Pf. Ztg. meldet, sind die genann—
len Herren am 5. Abends in Sveyer eingetroffen und im Wit⸗
elsbacher Hof abgestiegen.
Dienstesnachrichten. a
Se. Maj. der Koönig haben sich allergnädigst bewogen gefun⸗
den, unterm 830. März . Is. die katholische Pfarrei Insheim,
Bezirksamts Landau i. Pf., dem Priester Peter Joseph Gerstle,
Pfarrer und Districtsschulinspektor in Oberhochstadt, desselben
Bezirksamts, zu übertragen.
Se. Maj. der Koönig haben sich allergnädigst bewogen gefun-
den, unterm 3. April auf die erledigte Sielle eines Rentbeamten
pon Zweibrücken den Rechnungskommissär der k. Regierungs-
ãnanztkammer der Pfalz, Karl Bouda, dessen Bitte willfahrend, zu
hefördern, und die Stelle eines Rechnungscommissärs der kgl.
Regierungsfinanzkammer der Pfal; dem functionirenden Rechnungs—
revisor der genannten Regierungsfinanzkammer, Hubert Pfirmann
in provisorischer Eigenschaft zu verleihen.
Fraukfurt, 5. April. Die Liquidationscommission hat
aun auch die Frage wegen der Pensionsverhältnisse der ehemali
Jen Bundesbeamten, Pensionisten ꝛc. in befriedigender Weise er⸗
sedigt, Wir erfahren darüber Folgendes Nähere: Die Unterstü—
zungen und Pensionen der ehemaligen schleswig-holsteinischen Offi⸗
iere und deren Himerlassenen, welche bis her aus der Bundesma⸗
ricularkasse bestrüten wurden, werden, vom 15 Sept, 1867 an
von Preußen allein ausbezahlt. (Schon im Prager Friedensver—
trag vorgesehen.) Die den Beamten und Offizieren der ehemaligen deut⸗
schen Floite bisher nur bedingsweise gewährten Pensionen und Unter⸗
tützungen sollen von nun an unbedingt verwilligt werden. —
Laut amtlicher Vekanntmachung findet die diesjährige Recrutirung
für Frankfurt-Sachsenhnusen vom 24.-27. April statft.
Leipzig, 3. April. In Dresden werden Vorbereitungen
für den Abzug der preußischen Truppen getroffen. Der Konig⸗
stein behält gemischte Befjatzung. — Am letzten März find sämmt⸗
liche sächsische Infanterie-Bataillone aus dem bisherigen Brigade⸗
in den Regimentsverband übergetreten und nach ihren neuen Gar⸗
nisonsplätzen abgerückt.
Berxlin, 53. April. Wie man versichert, wird der Prinz
Adalbert von Preußen, Admiral, in Kiel seinen dauernden Wohn⸗
sitz nehmen.
Berlin, 6. April. Es sieht fest, daß die Bundesregierungen
den Neichstagsbeschluß über die Bewilligung von Diäten ablehnen
werden, weil sie diesen Beschluß dem allgemeinen Wahlrecht ge—
genüber principiell für unzulässig erachten,
Berlin, 7. April. Eine heute in der Alhambra abgehal—
ene Volksversammlung beschluß eine Reso lution des Inhalts: Lu⸗
remburg darf nimmer von Deutschland abgetrennt werden. Es
ist Pflicht des deutschen Volkes, aus allen Kräften für die Zuge⸗
hörigteit Luxemburgs einzustehen. Die Vereinigung Luremburgs
mit Deutschland muß schleunigst erfolgen.
Wien. Der Kaiser von Oesterreich ist in der Nacht vom
Freitag auf Samstag unvermuthet von Pesth nach Wien zurück—
gekehrt, ohne daß man wußte, ob die Rückreise einen politischen
Zrund hat oder nicht. In Prag, Brünn und Laibach sind am
Samstag die neugewählten Landtage eröffnet worden. Ihre Sef—
ion wird nur kurz sein und sich hauptsächlich um die Wahlen in
zen Reichsrath drehen. Da auch im böhmischen Landtag die Ver—
'assungspartei nun die Majorität hat, so werden die Anstrengun⸗
zen der bei den Wahlen unterlegenen czechisch-—feudalen Partei,
um die Reichstagsbeschickung zu verhinden, vergeblich sein. Der
Reichstag selbst soll nicht spaͤter als für den 1. Mai berufen
werden.
Der ungarische Landtag nimmt heute die Verhandlungen über
die croatische Frage auf. Bekanntlich wollen die auf ihre eigene Un⸗
abhängigkeit so eifersüchtigen Magharen den Croaten die gleiche
Unabhängigkeit so wenig gönnen, als die Franzosen glauben, daß
neben ihrer eigenen auch die deutsche „Empfindlichkeit“ geschont
werden muß. Leider haben die Croaten auch das kaiserliche Ca—
zinet gegen sich, das sich um jeden Preis bei. den Ungarn zum
diebkind machen will, Pf. K.)