Veer misschet ess.
f Bonn, 9 April. Der 8Stud. med. Andreas Weber aus
Grau⸗Rheindorf, welcher heute vor den Schranken stand unter
der Anklage: am 12, März c. mit dem Studenten Carl Roͤder
einen Zweikampf (Pistolenduell) vollzogen und dadurch den Tod
des Leßtern herbeigeführt zu haben, wurde für überführt erklärt
und zuͤ 2jähriger Einschließungshaft verurtheilt. Die Herren
Beschworenen haben den Verurtheilten jedoch der Gnade Sr. Maj.
des Königs empfohlen.
4 Am 28. März c. verstarb zu Brandenburg a. d. H. der
letzte der 12 Oberjäger vom Lützow'schen Freicorps, Veteran Georg
Friedrich Heinrich Elsner, der den am 26. August 1818 im Ge—
fecht bei Gadebusch gefallenen Theodor Körner zu Grabe getragen.
Wien. Das neueste in dem Verfälschungsfache sind die
imitirten gebrannten Kaffeebohnen, welche zur Beimischung unter
die ächten Vohnen verwendet werden und denen das Markt-Com—
missariat dieser Tage auf die Spur gekommen ist. Dieser soge—
nannte Kaffee besteht aus dem Augenscheine nach aus gebranntem
Eichelmehl mit einem Kleberstoff gemengt, welche Masse sodann
in Kaffeebohnen ähnliche Formen gepreßt und gebrannt oder ge—
trocknet wird. Das äußere Ansehen entspricht genau jenem der
achten gebrannten Kaffeebohnen, allein sie besitzen teinen Geschmad
und auch keinen Geruch. Die Fabrik dieses neuen Artikels befin⸗
det sich in einer der Vorstädte Wiens und wurde deren Thätigkeit
vom Markt⸗Commissariate bereits eingestellt und die Localitäten
bereits versiegelt. Höchst wahrscheinlich werden die Imitationen
leine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten und es wird in die
sem besseren Falle nur das strafgerichtliche Verfahren wegen Be—
trugs eingeleitet werden.
Aus Bari meldet der Conrriere di Puglia: Das soge⸗
nannte Bauernwirthshaus S. Basile in Mottola- Provinz Terra
d'Otranto, war dieser Tage der Schauplatz eines entsetzlichen Un⸗
glüdss. Die Eisenbahn-Arbeiter an der von Gioja nach Castella-
neta führenden Strecke ließen sich in dem genannten Wirthshause
ihr Mittagsessen bereiten. Die Bohnen, aus denen dasselbe am
Unglückstage bestand, waren in einem Grünspan enthaltenen Ku—
pferkessel gekocht worden, und bei zweiundvierzig Menschen, dar⸗
unter die Familie des Wirths, stellten sich dadurch bald Vergif⸗
ungs-Symptome ein. Siebzehn der unglücklichen Güste sind be
teits gestorben.
uPpetersburg, 4. April. Vom Großherzog von Hessen-Darm—
stadt und dem ehemaligen Curfürsten von Hessen-Cassel sind Be—
bollmächtigte in Sitomir eingetroffen, um für dieselben sehr beden⸗
tende Gütercomplexe in Volhynien anzukanfen. —
4 ationaldank für Freiligrath.) In London hat sich ein
Ausschuß gebildet, um den Dichter Freiligrath durch einen Natio—
naldank zu ehren und ihn seiner vollen dichterischer Wirksamkeit
zurückzugeben. Diesem Streben liegt nun die traurige Thatsache
zu Grunde, daß der populäre Dichter (geboren 1810 in seinen
alten Tagen noch einen harteñ, alle seine Kräfte in Anspruch neh
menden Kampf ums tägliche Brod zu kämpfen hat. Nachdem die
Londoner Zweiganstalt der Schweizer Bank, an deren Spitze er
ttand, eingegangen, befindet er sich ohne Stelle und ist für den
Unterhalt seiner zahlreichen Familie wohl ausschließlich auf die
Pension angewiesen, die er von der J. G. Cotta'schen Verlags—
handlung bezieht.
p Als einen Beweis der Popularität des Grafen Bismard
in England führen wir eine Reclame der großen Kleiderhandlung
⸗on Moses und Sohn in London an. Dieselbe annoncirt: Graf
gismarck's Verdienste um Deutschland sind jetzt allgemein aner—
sannt. Wenigen hekannt dagegen dürfte es sein, daß der große
Staatsmann fast nie ausgeht, ohne sich in einen Ueberzieher ein⸗
uknoöpfen, dessen exactes Gegenstück in Schnitt und Arbeit Mosts
nd Sohn zu 1 8. 15 8. zu offeriren sich glücklich schätzen
u. s. w.“
Brüssel, 7. April. Ein Augenzeuge der Eröffnung der
Zariser Ausstellung erzählt folgenden Zwischenfall der unseres Wissens
noch nirgends veroͤffentlicht worden ist: Die schönste Sculptur der
Ausstellung stellt den sterbenden Napoleon J vor. Ein italieni—
scher Bildhauer hat diesen Marmor gemeißelt, dessen Anblick er⸗
greifend ist. Napoleon J sitzt in einem großen Lehnstuhle, den
iechen, fast erstorbenen Körper in Decken gehüllt; nur der mäch—
ige Kopf, das große fiebernde Auge leuchtet noch von Schmerz
ind Leben; wild-düstere Gedanken furchen noch in der letzten
Stunde die gewaltige Stirn. Als Montag der Kaiser nnd die
daiserin mit ihrem Gefolge von Höflingen u. s. w. in der italie—
nischen Abtheilung erschienen, empfing sie das italienische Comite,
—V——
fiel der Blick des Kaisers auf jene imposante Statue. Mit rascher
Bewegung schreitet er darauf zu. Da läßt sich plötzlich ein pol⸗
terndes Getirache hören. Die Kaiserin wendet sich, und stößt einen
Ang'ischrei aus. Die übrigen Anwesenden sind nicht minder er—
schrocken. Schon glaubt man an eine Höllenmaschine. Man er—
fährt endlich, daß ein Gerüste eingebrochen unter dem Zudrang
—V— Der
daiser war ruhig und kalt geblieben; die Kaiserin wurde aber
krank von dem gehabten Schrecken, und an demselben Tage mußte
deßhalb Diner und Soiree in den Tuilerien abbestellt werden.
Landwirthschaftliches.
Terpentinol gegen Rapsraupen. Ein Guts⸗
hesitzer im russischen Königreich Polen hat seine Rapsfelder an
neim sonnigen Septembertage v. Is. besucht und auf den Pflan—
zen derselben zahlreiche, grüne und graue Raupen entideckt, welche
dieselben zerfressen. Stellenweise waren die Furchen beinahe leer
wie vom Mäusefraß. Behufs näherer Untersuchung der Raupen
simmt er einige Rapspflanzen, die am meisten mit Räupchen be—
Jeckt waren, mit nach Haufe und legt sie auf einen reinen Tisch.
Bei einem kranken Pferde ist ein frischer Verband anzulegen, zu
welchem Terpentinöl verwendet werden muß. Auf den Tisch wird
Zeitungspapier gelegt und auf diesem das Pflaster zurecht gemacht
Cinige Tropfen Terpentindl fallen auf dasselbe, welches dann in
der Schnelligkeit auf die Rapspflanzen geworfen wird. Nach we—
nigen Minuien kommt nochmals der Gutsbesitzer auf sein Zimmer
ind will mittelst der Loupe die Raupen untersuchen, findet die—
elben aber alle todt. Er kommt auf die Vermuthung, daß der
Geruch des Terpentinols die Raupen getödtet habe. Weitere und
zrößere Versuche bestätigen seine Vermuthung. Um nun das Ter—
Zentinöl einer großen Rapsfläche mittheilen zu können, dürfen nur
Zägspäne damu geträukt und dieselben früh, wenn der Thau noch
zuf den Pflanzen liegt, breitwürfig mit der Hand gesäet werden.
Slatt des Terpentinöls kann auch das gewöhnliche Kienöl angewendet
verden, zumal dasselbe bedeutend billiger als erstes ist. Es läge im In⸗
teresse der Landwirthe, bei allensallsigem Auftreten der Rapsraupen von
diesem Versuch Notiz zu nehmen.
—
VAI. ischor,
Hut- und Kappenmacher in St. Ingbert
mpfiehlt sein reichhaltig assortirtes Lager in französischen Seiden—
huten, Filzhüten, igenen Fabricats in den neuesten Arten und Fa
‚onen, sowie eine neue Sendung von Berliner Sommer⸗Kappen,
erner Walk- und andere Kappen zu den billigsten Preisen.
Auch werden alte Hüte gewaschen, gefärbt und neu façonirt.
Hausversteigerung.
Montag den 15. April 1867, Nachmit⸗
tags 1 Uhr, zu St. Ingbert im Hause
der Witwe Heinrich läßt Herr Carl
Riotte, Kaufmann daselbst, sein dahier
gelegenes Wohnhaus mit Hof und Garten
dahinter, auf langjährige Zahlungstermine
in Eigenthum versteigern.
Bis zum Versteigerungstage kann das—
selbe auch aus freier Hand verkauft wer—
den und ist Näheres bei dem Eigenthümer
zu erfragen.
Tannen-Baubölzer.
Unterzeichneter empfiehlt sein wohlassortirtes Lager
in Stämmen von ꝰ/s bis 8/8 den Cubikfuß zu 7 Sgr.,
* — ꝰ 10 v v 7 * 6 Pfennige,
Sparren pro laufenden Fuß .15
IJ Zu denselben Preisen liefere ich bei ganzen Waggonladungen die Hölzer auf alle Stati—
tionen der Pfälzischen Ludwigs-, Saarbrucden Trierer und Rhein⸗Nahe-⸗Eisenbahn. — Die Anfuhr
der Hölzer vou meinem Lager zur Baustelle wird aufs Billigste von mir besorgt.
Ferner empfehle ich zu äußerst belligen Preijen Eichen⸗ Tannen⸗ SKiefern⸗Dielen
Bohlen S& Latten.
— Horn, kgl. Notar.
Geschaͤfts- Empfehlung.
Die Unterzeichnete empfiehlt sich im Goff⸗
riren und Bügeln, ebenso im Weißzeug—
nähen, in allen vorkommenden Arbeiten,
unier Zusicherung guter und prompter Aus—
führung.
Elisabetha Allspach,
Fhefrau von Ad. Ehl.
Ph. Lauig,
Bahnhofsstraße St. Johann.