Sl. Ingberler Anzeiger.
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Nro. 47.. Donuerstag, den 18. April J —1867.
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Deutschland.
München, 12. April. Eine neuliche Miktheilung über
die beabsichtigten größeren Uebungslager bestätigt sich, und wird
der Befehl bezüglich der Zeit der Errichtung, der Zahl und Zu—
ammensetzung jenet Lager schon in allernächster Zeit erwartet.
München, 14. April. Man erwartet in den nächsten
Tagen die Besetzung der Kegierungspräsidentenstelle der Pfalz.
Wie man vernimmt, wurde an entscheidender Stelle' für jenen
ßosten unter andern aufmerksam gemacht auf den bisherigen Prä—
identen des pfälzischen Landraths, Anwalt Böcking in Landau.
Derselbe ist nicht nur in der Pfalz allgemein geachtet, sondern
much ein Mann von Talent und von Unabhängigkeit des Charak-
sers und Vermögens. Ob er die Stelle annehmen würde, ist eine
indere Frage. 6pf. 3tq.).
Mänchen, 14. April. Die Bayer. Ztg. schreibt: Se. k.
5. Herzog Karl Theodor in Bayern, höchstwelcher sich mit der
serzoglichen Familie seit einigen Wochen jin Possenhofen befindet,
vird morgen die beabsichtigle Reise A antreten. Seine
Abwesenheit von hier wird sich auf die Dauer einiger Monate er—
trecken. (Einige Blätter brachten die Nachricht, der Prinz wolle
aus Vrirodhch über den Tod' seiner Gemahlin in ein Kloster
ehen.) ß 3 33.
re Mäünchen, 14. April. Wie deim', Nürnb. Corr.“ von gu—
er Seite berichtet wird, soll Graf Taufflirchen in besonderer Sen—
ung nach Verlin gereist sein.
Maäünchen, 15.. April. Nach der „Allg. Ztg. hat der König
zurch ein Handschreiben. an den Kriegsminister v. Prandh unter
em erneuerten Ausdruck ganz besonderen Vertrauens in dessen
dewährte Tüchtigkeit und Hingebung das von demselben einge⸗
reichte Eutlassungsgesuch definitin ablehnend beschieden. — Der
Minister des Junern v. Pechmann ist der „Bayer. Ztg.“ zufolge, gestern
Abend wieder in München eingetroffen. Ju der Pfalz hatte der Hr.
Minister Landau, Speyer, Germersheim, Neustadt, Dürkheim,
Qaiserslautern, Zweibrücken, Pirmasens, Dähn, Bergzabern, Lud—
vigshafen und die Kreisirrenanstalt Klingenmünster besucht.
Ludwigshafen, I6. April. Die gestern erwähnten
Enthüllungen der Kölner Zeitung über die preußischen Bündnisse
nit den suͤddeutschen Staaten bestehen wesentlich in dem Folgen—
zen: Die Südstaaten waren geleitet von dem richtigen Gefühl,
zaß es in Deutschland eine leitende starke Macht geben müsse
Bis zum Krieg hatten sie diese Macht in Hesterreich gesucht; nach—
dem dieses aber geschlagen war, erfaßten die Südstaaten sofort
en nationalen Gedanken in seiner Richtigkeit, daß ein starkes
deutschland nur durch einen Anschluß an Preußen geschaffen wer—
den könne. Eine Anlehnung an Frankreich war ihnen nie (N) in
den Sinn gekommen. Preußen wiederum, bevor es diese Ten—
enz klar erkannte, hatte damals zunächst nur darauf Bedacht ge—
ommen, eine möglichst starke preußische Macht zu gründen und
u diesem Zwecke auch Oberhessen sowie den auf dem rechten
Mainufer gekegenen Theil Bayerns einzuverleiben. Bei den Frie—
»ensverhandlungen verlangte Bismarck, daß alle Süddeutschen
Staaten pro xata der Bevölkerung in gleicher Weise zu den La—
ten des Krieges herangezogen würden, und daß deshalb sowonl
Darmstadt als auch Bayern für die abgetretenen Gebietstheile von
Württemberg und Baden entschädigt würden. Für Darmstadt
var als Entschädigung für die eventuelle Abtretung Oberhessens
ntweder die Rheinpfalz oder das Aschaffenburger Gebiet in Aus—
icht genommen. Bayern hätte von Baden und Württenberg ent—
chädigt werden müffen. Den süddeutschen Staaten war diese
lussicht auf beträchtliche Gebietsabtretungen durchaus unerwünscht.
Zie ergriffen zur Abwendung derselben die Iniative und machten
»en Vorschlag eines Schutz« und Trutzbündnissrs mit Preußen.
Als Bismarck von dem Ernst und der Ehrlichkeit des Angebotes
iberzeugt war, verzichtete er auf die Gebietsvergrößerung Preußens
Gunsten einer allgemeinen Solidarität der deutschen Staaten;
ind so kamen die Bundniffe zu Stande welche dem Ausland ge—
genüber eine Gemeinsamkeit der politischen Haltung herstellen, die
dem Rationalgefühle durchaus entspricht.
Frankfurt, 15, April. Frankfurt behält sein Appella—
ionsgericht, dessen Verlegung in eine andere Stadt im Plane war,
Dresden, 15. April. Das amtliche Dresd. Journ. de—
nentirt die Zeitungsnachricht von der Uebernahme des sächsischen
Bostwesens durch Preußen: es bleibe in dieser Hinsicht bei dem,
bas im norddeutschen Bundesverfassungsentwurfe vorgesehen sei.
— * (Fr. J.—
Leipzig, 12. April. Als Professor Roßmäßler's „letzte
Worte“ finden wir in der „Zukunft“ Folgendes aufgezeichnet:
„Ich hätte gern noch ein halbes Jahr gelebt, bis dahin wird
vohl die Nacht gewichen sein, welche sich uͤber unser allgemeines
Paterland gelagert hat. (Ein paar Minuten später:) Ich hoffe
neine Freunde vergessen nicht, was ich ihnen immer aus Herz
gelegt, daß kein politischer Fortschritt möglich ist ohne Volksbil⸗
dung.
Hannover, 14. April. Der heutige Geburtstag der Kö—
nigin jollte durch Flaggen und Illumination gefeiert werden. Die
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Berlin, 12. April. Die Errichtung der fünften Schwa—
ronen bei sämmtlichen 64 Cavalerie-Regimentern soll jetzt aus⸗
eführt sein, ausgenommen die beiden ehemaligen kurhessischen
degimenter 13 und 14, bei denen erst im Herbst diese Vermeh⸗
ung eintreten wird. Gleichzeitig ist die Friedensstärke der Ca—
alerie⸗Reg. auf je 712 Mann und 687 Pferde und für das
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Jesetzt worden. Bei dem mecllenburgischen Dragoner⸗ und dem
raunschweigischen Husaren-Reg. bleibt die Errichtung der fünften
—„chwadron ebenfalls bis zum Herbst ausgesetzt. Durch die Ue—
erweisung der zwei hamburgischen Schwadronen wird dagegen
eim oldenburgischen Dragoner-Reg. die Bildung der fünften
zchwadron sofort bewirkt. — In einem der hiesigen Gymnasien
rschoß sich gestern vor voller Classe ein Tertianer; weil derselbe
nicht versetzt worden war. Auf die Mitschüler machte das Ereig-
niß einen entsetzlichen Eindruk. Bei dem Sohn eines Professors
iußerte sich dieser Eindruck in einem heftigen Blutsturz.
Berlhin, 15. April. Die Freunde des Verfassungsentwurfes
rönnten mit aufrichtiger Befriedigung auf die heutige Sitzung des
steichstages blicken, wenn nicht der Minister des Innern, Bun—
escommissär Graf Eulenburg über die Diätenfrage eine Rede
jehalten hätte, welche ganz unnützer Weise tief verletzt hat, und
n Süddeutschland einen sehr nachtheiligen Einfluß mit voller Be—
rechtigung üben wird. Der Mimister hat sich auf den conserva—
iven Parteistandpunkt gestellt; ob diese Wahl eine glückliche war,
vird er nach den Worten des Grafen Schwerin am besten beur—
heilen koͤnnen. Ich vermuthe, daß ihm eine entschiedene Ant—
vort im Abgeordnetenhause, welches am 29. April zusammentritt,
verden wird. In des Grafen Bismarck Zügen läßt sich sich le—
en, und da müßten sich vielt, viele im Hause Anwesende sehr
rren, oder auch ihm wurde bei der Rede des Grafen Eulenburg
mbehaglich zu Muthe. Die Sitzung wurde abgebrochen, weil
nan sich noch über das Forckenbed'sche Amendement zu Art. 69
erstaändigen wollte. Morgen werden die Berathungen beendet,
im Mitiwoch wird die Session durch den König geschlossen. In
tetreff Lurxemburgs hat man jetzt hier authentisch Kenntniß von
»en großartigen Rüstungen Frankreichs erlangt, und als ich heute
ine den Verhältnissen sehr nahe stehende Person frugte, ob wir
enn ganz ruhig bleiben, da bekam ich die Antwort: „Das ist
jar nicht nothwendig: wir haben sogar so viel Pulver vorräthig,
Zaß wir welches an Frankreich ablassen können.“ Es wird mir
erner mitgetheilt, daß, da durch die Verträge von 1839 die ag⸗
zatischen Rechte der älteren nassauischen Linie auf Luxemburg ge—
ichert und diese Rechte durch die Erwerbung Nassau's auf Preu—
en übergegangen sind, Preußen diese Rechte eventuell geltend
rachen wird. Was die beabsichtigt gewesene Reise des Koönigs
ach Paris betrifft, so sind alle neueren Gerüchte in der Presse