Full text: St. Ingberter Anzeiger

dom Kaiser das Amt eines Commissars angenommen hatte, von 
den Juaristen erschossen worden. Die Kaiserlichen treiben untev⸗ 
deß, wo sie hinkommen, Zwangsanleihen ein und pressen zum 
Soldaten, wen sie nur abfangen koönnen. In Fabriken dringen 
sie ein und schleppen die Arbeiter — tauglich zum Waffendienste 
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deute die erste Gelegenheit wahrnehmen um fahnenflüchtig zu wer⸗ 
zen, versteht sich von selbst. Die im November erfolgte Abreise 
Fes britischen Gesandten, P. E. Scarlett, motivirt unser Ge⸗ 
vahrsmann daraus, daß der Kaiser die; Generale Miramon und 
hearques aus der Verbannung zurückberufen hegd Er schließt 
ine Schilderung mit einem Blicke auf die Lage Vriko's am 8. 
Marz d. J.e Auͤe Pofitionen von Wichtigkeit. —nmen ein⸗ 
sig die Sladte Mexico und Vera⸗Truz, waren Sanm Handen 
)a Republikaner; der Handel in allen Zweig⸗ — durchaus 
darnieder. 
Vöondon, 11. April. Welche Begriffsverwirrung gach in 
der englischen Presse häusig herrscht, davon gibt die Morning 
host wieder einen glaͤnzenden Beweis. Dieses Lodoner Blatt 
sagt nämliche Sollte Preußen auf der Einwerleibung Luxemburgs 
in Deutschland bestehe, so wäre das Aergste zu fürchten. Frank⸗ 
eich kunte dann nie und nimmer zuxückweichen.“ Also Luxem⸗ 
zurg gehört nicht zu Deutschland) Und Frankreich darf nur be— 
sehren, und Alles muß schweigen und weichen u 35 
77 l. Italien. —— 
In Rom'ist aͤn Auftuf zur Erhebung verbreitet worden, 
welcher Garibaldi zu untarstützen verspricht. Die Bevölkerung ist 
ruhig geblieben und die Regierung hat Truppen zur Bewachung 
der Grenze abgesandt. Rom war am 12. d. als dem Jahres⸗ 
—DD Stadt, glänzend er⸗ 
leuchtet. — 
Florenz, 10. April Ferxara, der muthige Deputirte, der 
das Finanzportefeuille übernommen, ist Sicilianer und genießt 
As smanzieller Fachmanm eines guten, Rufes. Das Defizit be⸗ 
rrägt mindestens 250 Millionen. Nimmt man selbst eine Reduc; 
ion des Militärbüdgets auf 120 Millionen an, so erziehlt man 
dadurch nur eine Ersparung von: 25—80 Millionen. In allen 
inderen Verwaltungszweigen dann man mit den äußersten Anstren⸗ 
Jungen höchstens noch 10 7515 Millionen erübrigen. Die Beam⸗ 
en sind ohnehin schiecht befoldet, und selbst ein Minister erhält 
zur 17,000 Färs, jährlich.“ Durch Sparsamkeit allein kann man 
also im besten Falie höchstens 50 Millionen vom Ausgabebüdget 
treichen, als zweites Heilmittel schlagt. man eine bessere Methode 
der Erhebung der Steuern vor. Aber eine solche läßt sich nicht 
in Handumdrehen schaffen und dürchführen; man wird dazu einer 
mehtjährigen angesirengten Arbeit bedürfen. Wenn man in den 
aächsten Jahren durch derartige Reformen etwa 25 Mill. mehr 
einbringen kann, so hat man allen Grund, sich Glück zu wünschen. 
Es bleiben also noch viele Millidnen zu decken. ——— 
Florxie nz,u 18. April. Die Verhandlungen in dem Prozesse 
Bersano sind geschlossen. .3, Dtn 
Floren z, 14.April.“ Die Deputirtenkammer hat dem Frie— 
densvertrag mit Oesterreich mit 228 gegen 15 Stimmen ihre Zu— 
timmung ertheilt. —V — 
Florenz. 18. April. Petsano ist zum Verlust det Groß— 
idmiralswürde und zum Ersatz der Kosten verurtheit. 
ESelbst die Kolnische Zeitung, diese bekannte' Italianissima, 
schreibt: Die Stimmung auf der Idurch Garibaldi mit Hülfe 
der Engländer und Piemontesen) befreiten Insel Sicilien ift seit 
Jahr und Tag eine gedrückte; gegenwärtig hat sich der Bevölke⸗ 
rungen aber ein solcher Schrecken bemächtigt, daß man jeden Tag 
den Ausbruch eines Aufstandes erwartet. In Palermo verprovi— 
mtiren fich die Leute füt den Fall, daß die Stadt eingeschlossen 
würde. Wenn die französische Partei es durchsetzt, daß Italien 
— — 
zu jeder Stunde dem Kaiser Napoleon Heerfolge leisten zu können 
d geht der italienische Einheitsstaat der galoppirenden Schwind⸗ 
sucht entgegen.“ 
Petersbaur'g, 9. April. Die polnische Emigration hat 
ncch Angabe der Blätter ihre Organisation vollendet, d. h. sie 
hat sich nach echt polnischer Art in vier Lager gespalten, die ein— 
inder tapfer bekämpfen.“ Der Anführer des socialdemokratischen 
Lagers ist der bekannte Unglücksvogel Mieroslawski. Eine posi— 
9 Bedeutung haben diese Organisationsspielereien nicht. 
Amerika. —W 
New-York, 183. April. Raymond ist zum Gesandten 
n Wien ernannt. Ojfizieller Angabe zufolge ließ der Kaiser von 
Desterreich den Präsidenten Juarez durch Herr Seward ersuchen, 
den Kaiser Maximilian vorkommenden Falls als Kriegsgefangenen 
u behandeln 
ie Vermischtes. — p Use 
2. 4Mündchen, 15. April. Der königl. Ministerialrath im 
Ztaatsministerium des Handels und der öffentl. Arbeiten⸗ Herr 
Zraun, ist gestern Abends von Paris, wohin er sich als königlich 
sayerischer General-Commissär für die dortige Ausstellug begeben? 
zaite, hierher zurückgelehrt. 
234 Barmen. Die Mittheilungen, welche die deutsche uud aus⸗ 
bärtige Presse über die jetzige Lage Ferdinand Freiligrath's 
zringt, find den hiesigen Freunden des Dichters nicht unbekannt 
eblieben und haben diese veranlaßt, in einem Aufrufe an die 
Heutsche Nation zu Beiträgen für ein dem Dichter zu übergeben⸗ 
des Rational-Geschenk aufzufordern. Berechtigt diesen Schritt von 
dier aus zu thun, glaubte man sich dadurch, weil Freiligrath 
ieroris verschiedene Jahre seines Lebens verbrachte, und weil es 
berhaupt wohl weniger darauf- ankommt, von wem, als daß 
berhaupt die Sache in Anregung gebracht wird. — Der Ver⸗ 
eger der „Gartenlaube“, dieses weitverbreitesten deutschen Blattes 
sa den hiesigen Herrn feine Unterstützung zuͤgesagt, und so wird 
her Aufruf, mit einem vorhergehenden Gedichte von Emil Ritter⸗ 
aus, in einer der nächsten Nummern (am 26. ds.) der „Garten— 
aube“ erscheinen und jedenfalls die erforderliche Theilnahme in 
illen Schichten, unseres Volkes erwecken. Es gilt, den Lebens- 
bend eines bedeutenden Dichters von drückenden Sorgen zu be⸗ 
reien und den Beweis zu führen, daß ein großes Volk seine 
jervorragenden Männer zu ehren weiß. 
4Köln. Eine Deputation der Bürgerschaft von Frankfurt am 
Main überbrachte am 9. d. eine Adrefse au Herrn, Classen-Cape. 
„elmann, begleiter von einem prachtvollen Ehrengeschenk. Das 
xhrengeschent besteht in einer vier Fuß hohen, aus gediegenem 
Silber gearbeiteien korinthischen Säule, auf deren Spitze, eine 
mit dem Wappen und den Emblemen der freien Stadt Frank— 
urt bezeichneie allegorische Figur steht. Der Piedestal enthält in 
Basreliefß den Römerberg, die Pauͤluskirche, die Germania und 
zas Porträt des Beschenkten. 
4.Wie⸗ ein Correspondent der „Koln. Ztg.“ wissen will, würde 
daiser Max sein Miramare nicht wiedersehen. Einem in Wien 
ingetroffenen Telegramme zufolge, soll derselbe jenseits des Oce— 
ins sein Ende gefunden haben, von den Mexicanern gehängt 
worden sein. Die auf einem derartigen Umwegein die Oeffent⸗ 
ichkeit gelangte Nachricht scheint von vornherein wenig glaubhaft. 
4 Der Kaiser von Rußland hatte dem Herrn Fox, der in 
inem außerordentlichen Auftrage des; Kongresses der Vereinigten 
Staaten von Amerika nach Rußland gekommen war, als Zeichen 
Illerhöchst seines Wohlwohlens eine kostbare Tabaksdose, mit Bril⸗ 
anten verziert, geschenkt. Da die Beamten der Vereinigten Staa— 
en nicht das Rechi haben, ohne Bewilligung des Congresses Ge— 
henke von fremden Mächten anzunehmen, wurde Herrn For und 
einen Begleitern durch ein besonderes Gesetz gestattet, die ihnen 
»om Kaiser vou Rußland verliehenen Geschenke anzunehmen; ein 
inderes Gesetz befreite sie von der Entrichtung der Steuer fürx. 
diese Gegenstaͤnde, was nicht unwesentlich war, da-für die Ta⸗ 
haksdose allein ein Eingangszoll von 4000 Dollars hätte entrich⸗ 
et werden müssen. 
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Landwirthschaftliches. 
Stand der Früchte. Wiewohl das Wetter in der letzten 
Woche des März und in der ersten Woche des April sehr rauh 
var, hat doch die Vegetation bereits einen gulen Anfang genom— 
nen; zahlreiche Bäume und Sträucher find mit schönem Grün 
hekleidet und Mirabellen, —V 
xrangen in der Blüthe; die Wiesen und andere Rasenplätze haben 
hr Frühlingskleid angezogen und die Winterfruchtfelder haben es 
hnen zuvor gethan. Der Roggen hat in wärmeren Lagen bereits 
Zandlänge erreicht und der Waizen zeigt eine schöne Bestockung. 
Fast allgemein lauten in dieser Beziehung die Nachrichten günstig, nur gus 
Ren konlinentalen Flußniederungen wird mit Recht Klage gesührt, daß 
das nun Wochenlang andauernde Hochwasser-doch mehr Schaden 
verursacht hat, als man noch, jüngsthin vermuthete. Am Rhein 
venigstens ist an der ganzen Linie von Basel bis Bingen das 
Waffer stundenweit in das Flachland hineingegangen und hat 
manches hoffnungsvolle Winterfruchtfeld vernichtet. Einen sehr 
erfreulichen Stand zeigt der neue Klee und auch ältere Kleefelder, 
die bereits ziemlich lückenhaft geworden waren, versprechen bessere 
Irträge, als man im worigen Herbst hoffen durfte. Ueberhaupt 
deutet Vieles darauf hin, daß die diesjahrigen Futterbestände 
schöne Erträge geben werden. Die Bestellung der Frühjahrssaat 
nist bereits alerwärts wegen der Nässe des Bodens verspätet; erst 
Rier und da, sind Gerste und Hafer zur Aussaat gekommen, weil 
nan fürchtei sie schlecht unterzubringen, wie denn überhaupt die 
Bestellung der Felder in diesem Frühiabre Vieles zu wünschen 
übrig läßt.