Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberlker Anzeiger. 
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der „St. Ing bert er Anzeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersstag 
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Rro. 5III. 2amdtag, den 27. Aviil 1861. 
T 
Deutschland. 
München, 28. April. Se. Maj. der König hat heute die 
5rnennung des k. Regierungsdirektors Pfeufer zu Augsburg durch 
Anterzeichnung des betreffenden Decrets vollzogen. Ich glaube, die 
ßlalz hat alle Ursache sich zu dieser Ernennung Glück zu wün⸗ 
hen. Der neue Präsident ist ein anerkannt tüchtiger Beamter, 
uͤrch Talent, Kenntnisse, Geschäftserfahrung und Chargkter gleich 
jervorrageud, dem dazu noch der besondere Vortheil zu statten 
Immt, der Pfalz nicht fremd zu sein, ihre besonderen gesetzlichen 
ind Verwaltungs⸗Institutionen aus eigener Erfahrung zu kennen. 
Dazu ist er ein in dem kräftigsten Mannesalter stehender Mann, 
zer alle Eigenschaft in sich vereinigt, den durch das besondere Ver⸗ 
rauen des Koͤnigs ihm übertragenen wichtigen Posten würdig 
ind zum Besten des Kreises, an dessen Spizze er gestellt ist, aus⸗ 
ufüllen. (Pf. Ztg.) 
München, 28. April. Im Kriegsministerium scheint man, 
in die Nähe der Kriegsgefahr nicht zu glauben, denn, wie ich 
hore, haben noch in den letzten Tagen Offiziere sechs⸗ und acht⸗ 
vöchentlichen Urlanb erhalten, Dagegen herrscht in den Finanz⸗ 
freisen nur geringes Vertrauen in die Erhaltung des Friedens; 
der Telegraph brachte diesen Nachmittag von der Wiener Börse 
die Meldung einer weiteren namhaften Deroute der Curse vieler 
Fffecten, besonders der Creditactien, die diesen Mittag um 5 vCt. 
ielen. (Augsb. Abdz... 
Mäünchen, 24. April. Der Köln. Ztg. wird von hier 
elegraphirt: Graf Tauffkirchens Sendung ist in Berlin geglückt, 
u Wien mißglückt. Bahern und Preußen werden bei einem et⸗ 
vaigen Angriff der Franzosen ihr Augustbündniß in vollem Um⸗ 
'ang aufrechthalten; die bayerische Armeereform wird beschleunigt. 
das Leßhlere wäre natürlich die Haupisache. 
Muͤnchen, 24. April. Wie der „N. Bayer. Kur.“ sicher 
bernommen haben will, wäre die Formirung der vierten und fünf⸗ 
en Bataillone angeordnet. Da diese Nachricht bisher kein De— 
nenti erfahren hai, so geben wir sie ohne Gewähr hier wieder. 
Dem Schwäb. Merk.“ wird geschrieben, daß die Entfernung 
»es Hrn. v. Bomhard keineswegs, so gewiß sei. Derselbe habe 
aicht mit dem Fürsten Hohenlohe, sondern mit dem Finanzmi⸗ 
nisser Zerwürfnisse gehabt, deren Ausgleichung allerdings nicht 
eicht moͤglich sei. Es verkehre aber keiner der Minister soviel 
nif dem Konig, keiner werde so häufig ins Valais citirt als eben 
der Justizminister. 
Dienstesnachrichten. 
Durch Regierungsbeschluß vom 28. April wurde das Gemein⸗ 
derathsmitglied Jacob Mayer zum Adiunkten der Gemeinde Alt⸗ 
dorf ernannt. 
Durch Regierungsbeschluß vom 24. April wurd He Schul⸗ 
berweser Valentin Becker in Bischheim, zum Lehrer 'an der pro⸗ 
rest-deutschen Schule in Ramsen vom 1. Mai l. As. an, ernannt. 
Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, durch 
öchstes Rescript des Staatsministeriums des Haͤndels und der 
iffentlichen Arbeiten vom 9. April, die Lehrstelle der Realien an 
der kgl. Gewerbschule Landau in der Eigenschaft eines Lehramts⸗ 
herweser und geprüften Pfarramtscandidaten Carl Andreä aus 
Jettenbach zu übertragen. 
Ma'inmn z, 24. April. Heute früh wurden die Redacteure 
ammilicher hiesigen Blätter vor den ersten Polizeicommissär citirt, 
um Kenntniß von einer Verfügung des Festungsgouvernements zu 
rhalten, in welcher denselben angedeutet wurde, sich fortan jeder 
Meldung über die Vorgänge in der Festung, Truppenbewegungen 
zc. zu enthalten. — Fuͤr die Reserve ist im preußischen Heere die 
Marschbereitschaft bis heute noch bestehen geblieben und auch den 
hessischen Reservisten soll bereits die Bereitschaftsordre ertheilt wor⸗ 
den sein. — Für außergewöhnliche Maßregel ist bestem Verneh⸗ 
nen nach bis jetzt weder bei dem Proviantamte noch bei einer 
inderen Verwaltungs- oder technischen Militärbehörde irgend eine 
hoͤhere Verfügung ergangen, und es scheint demnach das Gerücht 
Vocnach ein hiesiges Handlungshaus Aufträge zur Proviantbe⸗ 
schaffung für 80,000 Mann erhalten haben soll, nur eine Ausge⸗— 
huͤrt der herrschenden Besorgnisse zu sein. Vorsorglich beschäftigt 
äich das städtische Quartierungsbüreau mit einem besseren Verthei— 
ungsmodus der Truppenbequatierung, und es wird hierbei ein 
rruppenstand von 30,000 Mann zu Grunde gelegt. — Inzwi— 
chen drückt der Zustand bereits empfindlich auf unsere Industrie, 
amentlich auf die größeren Fabriken, welche ohnedies, unter den 
Nachwehen der letztjaͤhrigen Krisis leidend, bisher nur mit Zwei⸗— 
ritielszeit arbeiten lassen konnten. Aber auch dieser Behelf würde 
Fedeutend zu beschränken gewesen sein, hätte nicht ein ausgebrei— 
zeter Absatz zum Theil in die fernsten Gegenden der Erde unse⸗ 
en Geweroͤtreibenden die schlimme Zeit weniger fühlbar gemacht. 
Fine Storung der überseeischen Verbindungen würde auch diesen 
Vortheil vernichten, und es ist deshalb von einigen Besitzern grö— 
zerer Etablissements die Nothwendigkeit, bei dem wirklichen Aus⸗ 
bruch eines Krieges mit Frankreich die Arbeiten gänzlich einzu— 
jellet, bereits ins Auge gefaßt worden. Entlassungen von Ar⸗— 
heitern haben in den größeren Geschäften zwar keine oder doch 
nur wenige stattgefunden; aber es war übrigens auch die Zahl 
der Arbeiter bedeutend unter der früher gewöhnlichen Ziffer ge⸗— 
plieben. Die trüben Aussichten für die arbeitenden Klassen stei⸗ 
gern deren Erregtheit, und es läßt sich an. ihrer Haltung erkennen 
daß der Krieg sie in einen erbitterten Kampf gegen den Stören⸗ 
ried führen würde. 
Darmstadt, 22. April. Außer der Milikärconvention ist 
ein Schutze und Trutzbündniß nebst Garantievertrag mit Preußen 
zu Stande gekommen, Für den Fall eines Krieges zwischen dies 
em und Frankreich sollen die buͤndigsten Erklärungen gegeben 
vorden sein, wornach die großherz. Regierung in vollkommener 
lebereinstimmung mit Preußen handeln wird. 
Stuttgart, 28. April. Hier soll ein theilweiser Mini⸗ 
terwechsel in Aussicht stehen. Der Justizminister v. Neurath 
jabe wahrscheinlich die letzten Versuche gemacht, die herkömmliche 
sterneichische Politik nochmals geltend zu machen; und der Fi⸗ 
ianzminister Renner soll nicht wissen, woher das Geld nehmen 
uͤr einen allenfallsigen neuen Krieg. Es ist jetzt die Herstellung 
von 30,000 Hinterladern bestellt; aber, wird boshaft beigefügt, 
ielleicht werden sie fertig, wenn der Krieg vorbei ist, wie es 
»origen Sommer mit den Revolvern der Offiziere ging. 
Aus Süddeutschland, 28. April. Man gewürtigt 
emnächst das Eintreffen von preußischen Militärbevollmächtigten 
n München, Stuttgart, Karlsruhe und voraussichtlich auch in 
Darmstadt. Der Zustand der Bedrohung von Außen läßt klein⸗ 
iche Rücksichten offenbar nicht länger mehr zu. 
Berlhin, 23. April. Auf vertraulichem Wege wird der 
„Hess. Losz“ eine Aeußerang des/Grafen Bismarck mitgetheilt, 
velche dieselbe für merkwürdig genug hält, um mitgetheilt zu wer⸗ 
den. Graf Bismarck soll naͤmlich im Laufe des Winters einer 
zewissen Persönlichkeit an der königlichen Tafel zu Berlin folgen⸗ 
zes Factum erzählt haben: „Nach der Schlacht von Königgrätz 
hot mir der französische Gesandte seine Mitwirkung zum sofortigen 
Abschluß des Friedens an, Preußen alle bis jetzt gemachten Er⸗ 
beruͤngen zusichernd. Frankreich verlangte zur Belohnung für 
den Beistand, den es uns hier anbot, den Besitz von Luxemburg, 
Rheinbayern, Rheinhessen und der Festung Mainz. Darauf 
ragte ich Moltke, wie viel Zeit er brauche, um mit der Armee 
vor Wien zu stehen ? Moltke antwortete: Vierzehn Tage. Sieb— 
ehn Tage zog ich darauf die Unterhandlungen mit dem franzoö⸗ 
ischen Gesandten in die Länge. Unterdessen war die Armee vor 
Wien angelangt und ich war in den Stand gesetzt, die freund— 
schaftlichen Vermittelungen der Regierung des Kaisers Napolon 
müt dem wärmsten Danke — ablehnen zu können. 
Berlin, 28. April. Die „Rordd. Allg. Ztg.“ spricht sich 
ür den französischen Vorschlag einer europäischen Münzreform un⸗ 
er der Beschränkung aus, daß für ganz Europa eine gleiche Gold⸗ 
uunze im Werth von 10 fl. O. W. — 25 Fres. — 1 Pfd. St