Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingber ker Anzeiger. 
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der St. Ingberter An ze igex“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Dönnersstag 
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Dienstag, den 30. April 1867 
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Deutschland. 
München:24. April. Wie man aus militärischen Krei— 
en vernimmt, ist eine Aenderung der Formation der Cavalerie 
Feabsichtigt: es sollen das 8. Cuirassiere und das 8. Ulanenregi— 
nent aufgehoben und Mannschaft und Pfexrde derselben den an— 
zern Regimentern zugetheilt werden. 
München, 25. April. Nach den „N. Nachr.“ wäre Hr. 
. Bomhard zum Staatsrath im ordentlichen Dienst und zugleich 
um Reichsrath, der Generalstaatsanwalt v. Steyerer zum Justiz⸗ 
ninister bereits ernannt.“ Auch ein Correspondent des „Schw. 
M.“ bestätigt die endlich erfolgte Entscheidung, fügt aber bei, daß 
die Ursache derselben keineswegs in der Amtsführung des Hrn. v. 
Bomhard liege, sondern in Differenzen des Letzteren mit seinen 
Follegen in Betreff der inneren und äußeren Politik Bayerns. 
die Feststellung dieser Thatsache ist allerdings deswegen von Be— 
eutung, weil der betzte, von drei Viertheilen der Abgeordneten 
mterzeichnete, aber nicht mehr zur Berathung gekvmmene Antrag 
n der Abgeordnetenkammer auf dieBildung eines solidarischen 
Besammtministeriums gerichtet war. Ein solches würden wir nun 
ilso haben. — Die offiziöse Münchener lithographirte Correspon⸗ 
enz schreibt: Nach eingezogener Erkundigung können wir die in 
nehrere Blätter übergegangene Nachricht von groden Pferdeein— 
n auf französische Rechnung in der Pfalz für unbegründet 
erklären. J 
München, 25. April. Der neuernannte Generalquartier⸗ 
neister der Armee, Graf v. Bothmer, ist gestern nach Norddeutsch- 
and abgereist — in Familienangelegenheiten nach Medlenburg, 
in Dienstesangelegenheiten nach Berlin, wie von zwei Seiten ver⸗ 
ichert wird. Unter den jeßigen Verhältnissen ist wohl die leßztere 
Augabe die wahrscheinlichere, da in Folge des Augustvertrages 
elbst für Friedenszeiten nähere Verabredungen mit dem preußi— 
chen Kriegsministerium nothwendig erscheinen dürften. 
Munchen, 27. April. Die Mittheilung einiger Blätter, 
»aß mehrere höhere Offiziere die Absicht hätten, aus politischen 
zründen zurückzutreten, ist ohne Zweifel völlig unbegründet. Da— 
jegen heißt es, daß Herzog Ludwig die Absicht habe, aus Gesund— 
leitsrücksichten seine Charge als Generalmajor und Brigadier der 
Favalerie niederzulegen. — Der Gesetzgebungsausschuß hat gestern 
eine Sitzungen wieder aufgenommen. Hr. v. Bomhard war an— 
vesend. 
München, 28. April. Se. Maj. der König haben nach 
tcherem Vernehmen, beschlossen, den Herrn Staatsminister v. Bom— 
ard der ferneren Leitung des Staatsministeriums der Justiz zu 
ntheben, was demselben beteits heute mitgetheilt worden ist. Hr. 
„. Bomhard bleibt aber Staatsrath im ordentlichen Dienste, wo— 
— 
Schilcher, seinem Ansuchen entsprechend, in den Ruhestand treten 
vird. Die Ernennung eines neuen Justizministers ist bis jetzt 
roch nicht erfolgt, scheint auch noch nicht festzustehen. 
München, 29. April. Hier eingetroffenen verläßlichen 
Nachtichten zufolge ist die Conferenz in London von allen Groß— 
nächten angenommen. Die baldige Eröffnung ist zu erwarten. 
Landanu, 25. April. Heute Mittag ist der Gouverneur 
der Festung Landau, Hr. Generalmajor Buz, in Folge telegra— 
zhischer Berufung nach München abgereist. Ebenso wie wir hö— 
en, der Gouverneur von Germersheim, Hr. Generallieutenant v. 
drazeisen. (Annw. W.) 
Speyer, 27. April. Der neue Regierungspräsident Hr. 
Ofeufer, wird au 1. Mai hier eintreffen. 
Dienstesnachrichten. 
Seine Majestät der König haben sich allergnädigst bewogen 
zefunden, unterm 20. April l. Is. die erledigte protestantische 
ßfarrstelle zu Sippersfeld, Decanats Winnweiler, dem bisherigen 
Zfarrer zu Hochspeher, Decanats Kaiserslautern, Johann Heinrich 
dager, unterm 21. April l. Is. die erledigte protestantische Pfarr⸗ 
selle zu Gönnheim, Decanats Dürkheim, dem bisherigen Pfavrer 
u Vorderweidenthal. Decanakts Bergzabern. Geora Zimmermann 
zu verleihen; und unterm 23. April J. J. die katholische Stadi— 
vfarrei Amberg, dem Priester Michael Helmberger, Inspector des 
Ztudienseminars St. Emmeram in Regensburg zu übertragen. 
Durch Regierungsbeschluß vom 25. April wurde der Schul⸗ 
dienstexspecitant Wilhelm Klein in Reichenbach zum Verweser an 
der protest. deutschen Schule in Weilerbach vom 1. Mai. l. Is. 
an und das Gemeinderathsmitglied Karl Anton- zum Adjuncten 
der Gemeinde Kirrweiler ernannt. 
Durch Regierungsbeschluß vom 26. Aprilel. Is. wurde der 
zisherige II. Adjunkt Ph. Keller zum Bürgermeister der Stadt 
Zweibrücken und an dessen Stelle zum U. Adjunkten das Stadt—⸗ 
rathsmitglied Johann Bruch daselbst ernannt. 
Garlsruhe, 28. April. Zum Gouverneur von Rastatt 
ist der Commandant der Jufanterie, General Waag ernannt, und 
nicht der Kriegsminister Ludwig, wie gerüchtsweise verlautete. 
Main;, 27. April. Der Chef des Generalstabs der pren— 
zischen Armee, Generallieutenant v. Moltke, ist zu einer umfas— 
senden Inspection der Festung in ihrem ganzen Bestande hier ein— 
getroffen. Die Besatzung wird auf 11-12000 Mann gebracht 
verden. 
Darmstadt, 25. April. Nach der „Main⸗Ztg.“ hat 
Preußen an das Großherzogthum 10,000 Zündnadelgewehre zur 
zewaffnung der Division überlassen. Die Gewehre sollen dem— 
nächst hier eintreffen. 
Dresden, 25. April. Glaubwürdigem Vernehmen nach, 
wird die Befestigung des Liliensteins, dem Königsstein gegenüber, 
beabsichtigt. 
Leipzig, 27. April. In don sächsischen Ministerien herrscht 
rege Thätigkett. Es werden Entwürfe vorbereitet über Abände— 
rung der Militärgesetzgebung nach Maßgabe der norddeutschen 
Bundesverfassung, über ein neues Wahlgesetz, über Einführung 
»er Schwurgerichte und — über Steuererhöhnng, welche besonders 
zurch die Verdoppelung der Militärbedürfnisse erforderlich wird. 
Berlin. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: „Eine Wiener 
depesche gibt endlich einigen Aufschluß über die Vorschläge, wel— 
he von Seiten des österreichischen —* an die anderen Groß— 
nächte gerichtet sind. Dieselben würden darnach auf Neutralisi— 
rung Luxemburgs, auf Räumung und Schleifung der Festung 
hinauslaufen. Preußen habe gegen die Neutralisirung Luxem— 
zurgs und den natürlich daraus folgenden Abzug seiner Truppen 
nichts einzuwenden, im Fall der Zweck den die Verträge von 
1815 mit dem preußischen Besatzungsrecht verbonden, nämlich die 
Zicherung Europas und Deutschlands gegen französische Ueber— 
griffe, auf eine andere Weise dauernd exreicht werden könne. 
Berlin, 27. April. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ bestätigt, 
daß der Landtag durch den König und nicht durch den Grafen Bismarck 
eröffnet werden wird, wodurch die Eröffnungsrede selbstverständlich 
ine andere Form erhalte. — Die „Kreuzztg.“ sagt: Es seien 
Aeußerungen der Großmächte über die Luremburger Frage hier 
ingetroffen, sämmtlich dahin gehend, daß der europäische Friede 
vomöglich erhalten werden müsse; durch den nunmehr europäischen 
Tharakter der Frage seien somit die Friedensaussichten allerdings 
tärker geworden. 
Berlin, 27. April. Unterrichtete Privatschreiben aus Flo— 
enz vom 23. April bestätigen, daß alle Anstrengungen Frankreichs, 
Italien zum Heraustrelen aus der Neutralität im Interesse einer 
ranzosischen Allianz zu bewegen, vollständig gescheitert sind. — 
die hier anwesenden Mitglieder der Opposition der französischen 
dammer versichern, daß in Frankreich der Friedenswunsch vor— 
herrsche und die überwiegende Mehrheit eine diplomatische Lösung 
velche'den beiderseitigen nationalen Regungen gerecht würde, freu— 
dig begrüßen würde. 
Berlin 29. April. Heute wurde der Landtag durch Se. 
Majestät den König persönlich eröffnet. — Die Rede des Königs 
chließt: Eine innige Nationalgemeinschaft wird die Nordbunds- 
tatten nund die Südstaaten stets vereinigen und die Schutze und 
Trutzbünduisse Preußens mit den Südstaaten werden auf den