Full text: St. Ingberter Anzeiger

der Gleichheit mit Ungarn und verlangt eine vorgängige Ver— 
einbarung über das Inauguraldiplom. Der Minoritätsantrag 
geht auf Beschickung des ungarischen Landtages unter der Bedin— 
gung' der Garantie der Selbststündigkeit Croatiens. Ein Sepa— 
ratantrag will vor Erledigung »„der in der Landtagsadresse von 
1848 ausgedrückten Beschwerden überhaupt keine Berathung über 
die Königskrönung. — In Fiume soll die Erbitterung gegen di⸗ 
Magyaren größer sein als im Jahre 1848. 
Agram, 12. Mai. Ein aus Anlaß des gestrigen Land 
tag sbeschlusses beabsichtigter Fackelzug ist vom Banus ver 
boten worden, weshalb der Stadthauptmann sofort seine Stelle 
niederlegte. 
— 
Fraukreich. 
Paris, 11. Mai. In den Tuilerieen herr scht jetzt ein 
rastlose Thätigkeit; man bereitet sich auf den glänzenden Empfang 
der hohen Ausstellungsgäfte vor. — Seit dem 1. Januar haben 
allein die Pariser Gewehrfabrikanten 200,000 Hinterlader ge 
liefert oder zugerichtet; und die 200,000 aus Amerika sind soeben 
eingetroffen. 
Paris, 12. Mai. Das „Journ des Dabats“ erinnert au 
die in dem Briefe des Kaisers vom 19. Januar d- J. verspro⸗ 
chenen liberalen Reformen, die im Kriegslärm der letzten zwei 
Monate fast vergessen worden wären. Das Versprechen ist frei— 
lich gemacht worden, wird aber, wie es scheint, schon wieder 
bereut. 
Paris, 13. Mai. Im gesetzgbenden Körper, machte heute die 
Regierung über den in London abgeschlossenen und unterzeichneten 
Vertrag folgende Mittheilung: Zunächst wies sie aduf die versöhn— 
liche Haltung der französischen Regierung während der Unterhand— 
lungen hin und auf die Bemühungen der Mächte zur Erhaltung 
des Friedens. Nach dem Austausch der Ratificationen werde sie 
den Text des Vertrages mittheilen, dessen Hauptbestimmungen sie 
aber jetzt schon geben könne. Zunächst wird die Einladung Hol— 
lands zur Conferenz erwähnt und bemerkt, der Großherzog vor 
Luxemburg habe erklärt, daß er, die Verbindung des Großherzog— 
thums mit dem Hause Oranien aufrecht erhalten wolle. Die Er— 
klärung wird acceptirt. Das Großherzogthum ist jetzt zu einem 
neutralen Staat erklärt und dessen Neutralität unter die Sanction 
der Collectiv-Garantie der Mächte, mit Ausnahme Belgiens, ge— 
stellt worden. Außerdem hat man sich darüber verständigt, daß 
die Stadt Luxemburg aufhören solle, eine Festung zu sein, und 
der Großherzog hat sich vorbehalten, in derselben nur so viele 
Truppen zu halten, als zur Aufrechthaltung der Ordnung uöthig 
ist. Demzufolge erklärte der König von Preußen, daß die preu— 
ßzische Garnison in Luxemburg Befehl erhalten werde, die Festung 
zu räumen, sobald die Ratificationen ansgewechselt sein werden 
und daß man während dieser Operation Artillerie und Munition 
daraus zurückziehen werde, was in der möglichst kürzesten Zeit 
bewerkstelligt werden soll. In der Festung sollen nur so viele 
Truppen gelassen werden, als für die Sicherheit der Wegbringung 
des Kriegsmaterials unumgänglich erforderlich sind. Der Groß 
herzog hat die Verpflichtung uͤbernommen, die nöthigen Maßre— 
geln zu ergreifen, um Luxemburg zu einer offenen Stadt umzu⸗ 
gestalten, und zwar durch Demolirung der Werke, wie er sie für 
genügend erachten wird, um den Absichten der Mächte zu ent 
sprechen. 
Die Demolirungsarbeiten werden unmittelbar nach dem Rück 
zug der Garnison mit Rücksicht auf die Interessen der Bewohner 
borgenommen werden. Die Ratificationen der Uebereinkunft sind 
innerhalb vier Wochen auszuwechseln. Der Vertrag endspricht 
—V— 
eine in schlimmen Tagen gegen uns geschaffene und vierzig Jahre 
lang aufrecht erhaltene Situation; er schafft an unserer Nord 
grenze einen neuen neutralen Staat, sichert dem Großherzog die 
vollstündige Unabhängigkeit Luxemburgs, beseitigt die unmittelbare 
Ursache des Conflikts, gewährt Europa den Frieden und gute 
Beziehungen mit den Nachbarn. Es ist vielleicht das erste Mal, 
daß es der Vereinigung einer Conferenz gelungen, dem Krieo 
vorzubeugen, anstatt ihre Thätigkeit auf die Sanction der Resub 
kate des Krieges zu beschränken. 
Paris, 14. Mai. Der heutige Morgen-Moniteur bring! 
ein kaiserliches Decret, welchem zufolge alle dem Jahrgang 
1860 angehörigen Unteroffiziere und Soldaten der achkiven 
Armee, die bis zum 31. Dezember 1867 von der Militärdienst 
pflicht frei werden, sofort in die Heimath zu entlassen sind 
— Der bekannte Republikaner Langlois macht in einem Schrei 
ben den Vorschlag, daß kein Offensivkrieg künftig erklärt werden 
solle ohne vorherige Billigung der Mehrzahl der Bürger durch 
oöffentliche Abstimmung und daß alle, die dafür stimmen, sofort 
in die aktive Armee treten müssen und Journalisten und Redner 
die zum Kriege reizen, die Abantgarde zu bhilden baben. 
F England. 
Lon don, 14. Mai.' Gestern Abend theilte im Oberhause 
Lord Derby mit: Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am Sams— 
tag, die Ratification soll binnen vier Wochen erfolgen. Die Ver— 
tragspunkte sind folgende: Ewige Neutralisirung Luxemburgs wird 
anerkannt und Collectivgarantie durch alle Mächte; die Raäumung 
der Festung findet Statt und ihre Schleifung, so weit der König 
von Holland es für genügend erachtet; Luxemburg verbleibt Ei— 
genthum des Königs von Holland. Lord Alderley fragte: Wurde 
Englands Verpflichtung nicht vergrößert? Lord Derby erwiderte: 
Nein, weil die Garantie collectiv ist. 
Griechenland. 
—Aus Corfu 14. Mai wird gemeldet: Omer Pascha hat 
am 4. Mai Sphakia (auf der Insel Candia) durch die Engpässe 
von Kapi und Kallikrati angegriffen. Durch die Aufständischen 
zurückgeworfen, hat er am folgenden Tage den Angriff erneuert; 
der Kampf dauerte bis zum Mittag des 6. Mai. Omer Pascha 
wurde abermals mit großem Verlust zurückgeworfen und gezwun— 
zen, sich in die Ebenen von Apocorona zurückzuziehen. — Die 
Nachricht kommt aus griechischer Quelle und bedarf daher sehr der 
Bestätigung. . at . 4 
J — I Türkei. J 
Aus Belgtad, 10. Mai, wird gemeldet: 400 Tscherkessen 
Familien ständen an der serbischen Gränze und bäten um Erlaub— 
niß, durchs Land zu ziehen, da sie nach Rußland zurückzukehren 
vünschten. Ein wiener Telegramm, das diese Nachricht bringt, 
fügt hinzu, sämmtliche in der Türkei untergebrachte Tscherkessen 
seien im Aufstande und forderten nach Rußland heimgesandt zu 
werden. () 
Ameri ka. 
New-York, 13. Mai. Davis wurde gegen Hinterlegung 
einer Caution auf freien Fuß gesetzt muß sich aber im November 
wieder stellen. 
Vermischtes. 
.Ludwigshafen, 18. Mai. Die pfälzische Ludwigsbahn 
hat im April 1867 im Ganzen 188,219 fl. 33 kr. vereinnahmt. 
Wenigereinnahme gegen den gleichen Monat des vorigen Jahres 
6840 fl. 23 kr. — Die pfälz. Maximiliansbahn hat im April 
1867 im Ganzen 54,620 fl. 9 kr. vereinnahmt. Mehreinnahme 
gegen den gleichen Monat des vorigen Jahres 1211 fi. 534 1r. 
— Die Neustadt-Dürkheimer Bahn hat im April 1867 im Gan— 
zen 4788 fl, 56 kr. vereinnahmt. Wenigereinnahme gegen den 
gleichen Monat des vorigen Jahres 237 fi. 32 thz. 
.Nach einem Ausschreiben des k. Consistoriums in Speyer 
bom 29 April abhin (Amtsblatt vom 4. Mai) wird die theologi— 
sche Anstellungsprüfung für das Jahr 1867 am 3. Juli l. 
J. ihren Anfang nehmen. Die concurrirenden Candidaten werden 
zur rechtzeitigen Meldung aufgefordert. 
7Speher, 14. Mai. Vom 16. 1. M. an treten beim Ver⸗ 
kauf der Kohlen auf, der k. Steinkohlengrube Mittelbexbach fol— 
gende Preise in Kraft: 139 kr. por Centner von den Gruben— 
Jalden ab, und 1524 kr. per Centner vom Bahnhof Berbach ab 
eingeladen in die Waggons, incl. Ladgeldes. 
.T Speyer, 14. Mai. Gestern Abend starb dahier der 
durch seine Compositionen auch in weiteren Kreisen bekannte Mu— 
siks und Gesanglehrer am hiesigen Gymnasium H. B. Wiß nach 
längeren schweren Leiden im 67. Lebensjahre. 
Die bayerische Lehrerztg. enthalt einen Aufruf des Haupt— 
Ausschusses des bayerischen Volksschullehrer-Vereins an dessen Mit— 
Jiieder, nach welchem die 8. Hauptversammlung zu Augsburg den 
2., 3. und 4. September l. Is. stattfinden wird. — 
. München, 9. Mai. Gestern publicirte das Bezirksge— 
richt rJ. das Erkenntniß in der Duellsache zwischen dem Candi— 
daten des Ingenieurcurses, Mich. Witt mer, Posthaltersohnes 
von Ottobeuern, und dem Chevaurlegers-Lieutenannt v. Baur⸗ 
Breitenfeld, nachdem die betreffende Verhandlung am Samstag 
gepflogen worden war und im Wesentlichen nachstehende positive 
Daten über den Vorfall constatirt hatte. Auf einem Balle am 
Sylvesterabende war dem Wittmer von v. Baur Satissfaction 
derweigert worden, worauf ihm jener eine Ohrfeige gab. Die 
Angelegenheit kam vor das militärische Ehrengericht zu Augsburg, 
und v. Baur forderte sodann den Wittmer auf Leben und Tod 
zum Pistolenduell. Wittmer wollte nur auf Säbel Satisfaction 
geben und nahm das Pistolenduell erst an, nachdem die Forde— 
rung auf einen zweimaligen Kugelwechsel auf 5 Schritte Barriere 
reducirt, worden war und ihm drohend gesagt wurde, wenn er 
nicht annehme, könne es ihm passiren, daß ihm v. Baur auf's 
Zimmer komme, und ihn da erschieße. Der gewöhnliche Sühne— 
versuch vor Beginn des Duells, welches am 12. Jan. im Wäldchen