Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sh. Ingberler Anzeiger. 
der „St. Ingberter Anzeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal. Dienstag, Donnersstag 
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Rro. 63G Samstag, den 285. MDi e 1867. 
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Deutschland. 
München, 21. Mai. Das eben ausgegebene Militärverord⸗ 
nungsblatt Rr. 14 enthält die allerhöchste Genehmigung der For⸗ 
natton der Feldbatterien zu je sechs Geschützen, und zwar beim 
und 2. Artillerieregiment je 1 Vierpfünder und 3 Sechspfün—- 
der, Feldbatterieen; beim 8. reitenden Artillerieregiment 4 Vier⸗ 
Ffünder Feldbatterien und beim 4 Artillerieregiment 2 Viertel⸗ 
pfünder, und 6 Sechspfünder Feldbatterien. 
München, 21. Mai. Die Festungseigenschaft der 
Vesten Marienberg, Rosenberg, Wülzburg und Oberhaus (mit 
Finschluß der Stadt Passau) ist aufgehoben. — In Gunzen⸗ 
hausen ist der Landtagsabgeordnete Bürgermeister Hensolt heute 
rüh gestorben. An seine Stelle tritt der Ersatzmann Bezirks⸗ 
mimann Scheidemandel von Feuchtwangen in die Kammer. 
Das Hof- und Staatshandbuch für 1867 hat die Presse ver⸗ 
lassen und kostet das Exemplar 2efl. 
Dienstesnachrichten. * 
Durch Justizministexialentschließung vom 19. Mai wurde dem 
Berichtsboien Wilhelm Meier in Ludwigshafen gestattet, den Ge⸗ 
cichtsbotencandidaten Johann Georg Becker von Goͤnnheim, als 
unctionirenden Gehilfen auf die Dauer eines Jahres anzunehmen. 
Darmfstadt, 21. Mai. Am verflossenen Sonntag sind ver— 
mittelsft Extrazugs 8000 Stück Zündnadelgewehre, hier ein— 
getroffen. Aus Wesel trafen am Sonntag Abend 400,000 scharfe 
Zündnadel-Patronen für unsere Armeedivision hier ein · 
Hannover, 21Mai. Nebst den 40,000 Thlr. bei 
Meyer sind bei einem andern Banquier noch 30,000 Thlr. in 
Beschlag genommen worden, welche ebenfalls zum Privatvermögen 
— Es 
stehen sehr ernste Maß regeln der preußischen Regierung in näch⸗ 
ter Aussicht. 
Berrin, 21. Man. Die Militärpartei in Frankreich 
s mit dem Vergleiche vom 11. Mai nicht zufrieden; sie arbeitet 
ioch immer auf den Krieg hin, will aber die Ausstellung nicht 
jdren und hat es für gutn befunden, die Partei bis zum Mai 
1868 zu verschieben, weil die Flotte, welche mit operiren soll, 
im Winter in den nordischen Gewössern nicht activ eingreifen 
koͤnne. So berichtet man der Allg.: Ztg. aus Paris. So frivol 
und leichtfertig auch diese Aeußerungklingen mag, so ist sie den— 
noch nicht undegründet. “Das franzosische Volk und der Kaiser 
elbst wollen den Frieden; jene nichtnutzige Partei aber, welche 
ich um die Wohlfart von 80 Millionen Menschen gar nicht küm— 
mert, wenn sie nur ihre Zwecke erreicht, denkt und handelt so, 
vie es der Allg. Zig. geschrieben wird. Hoffentlich bleibt es 
beim Denken; keinenfalls aber sind diese Bestrebungen von augen— 
blicklichem Einfluß auf die offiziellen Beziehungen zwischen dem 
—D VV 
jugespitzte tendenziöse Erfindung, wenn man dem Aufschub der 
Reise des Kronprinzen politische Erklärungsmotive unterlegen 
will. 
Berlin, 21. Mai. Für die preußische Marine sind 
m Bau begriffen und werden im laufenden Jahre oder im Jahre 
1868 vollendei sein: 2 Panzerfregatten in England, 1 Panzer—⸗ 
fregatte in Frankreich, eine gedeckte Corvette auf der königl. Werft 
in Danzig und 1 Tranzporifahrzeug auf einer preußischen Pri⸗ 
datwerft.“ — Der österreichische Bevollmächtigte für Münz-⸗ und 
Zollsachen, Frhr. v. Hock ist nach Wien zurückgereist um seinen 
Sitz im Herrenhaus einzunehmen. 
Berlin, 22. Mai. Zu welchen Mitteln die französische 
Regierung greifen muß, um die Eitelkeit der Nation zu besriedi⸗ 
Jen, zeigk die Nachricht des „Moniteur“, der König von Preu— 
zen habe den Londoner Vertrag einen Tag früher als Napo— 
eon ratificirt, während es feststeht, daß die Ratificationen erst 
am 20. erfolgt und am 21. nach London abgegangen sind, wo 
ie am 23. (morgen) ausgewechselt werden sollen. Dann wird 
zer Vertrag eine vollendete Thatsache sein. — Was die Reisste 
»es Koͤnigs betrifft, so wird erst in nüchster Woche der Zeit⸗ 
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* 11. 4 
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vunkt näher festgesetzt werden, zu welchem sich der König im Mo⸗ 
nat Juni nach Paris begeben wird. „Rück sichten verschiedener 
Art lassen möglicher Weise einen kurzen Aufschub des Besuches 
his. nach den bevorstehenden Landtagssitzungen und nach dem 
Bfingstfeste angemessen erscheinen“ — sagt die „Prov.-Corr.“ — 
Dieselbe enthält eine sehr ernst gefaßle Darstellung der Vorgänge 
in Hannover und erklärt, daß die Regierung nunmehr nicht län— 
zer Nachsicht gegen den König und seine bethörten Anhänger üben, 
daß aber auch die Königin Marie sich den Bedingungen zu unter 
verfen haben wird, unter denen sie noch länger als Gast des 
önigs von Preußen in Hannover verweilen kann. Die „Prov. 
Corr.“ bestätigt die Verhaftung eines Abgesandten des Königs 
yon Hannover in Frankfurt und die Beschlagn ahme von Brief—⸗ 
chaften, welche derselbe' sorgfältig verborgen hat te und aus wel⸗ 
hen unzweifelhaft hervorging, daß unter den Anhängern des Ex— 
onigs landesverrätherische Pläne verfolgt werden. — Im Uebri⸗— 
gen herrscht auf politischem Gebiete Windstille, aber zu schreiben 
giebt es Spalten voll, wenn man alle die Unwahrheiten, welche 
nan in der Presse verbreitet fieht, dementiren wollte. — 
Trier, 20. Mai. Wie man vernimmt werden demnächst 
wei Schwadronen Husaren von hier in den Kreis Oitweiler ver— 
legt. Dagegen soll hierher Artillerie und der in Luxemburg bis— 
her garnisonirende Theil der 16 Division dislocirt werden. Auf 
diese Weise erhielte Trier eine ansehnliche Verstärkung der Gar— 
azison. Neueste Verliner Pripatnachrichten bestätigen nochmals, 
daß man an einen Ersatz für die Veste Luxemburg denke und 
hierzu Trier mit einem befestigten Lager ausersehen sei. 
—Wien, 21. Mai. Die allgemeine Oposition, welche der 
Plan der Befestigung Wiens hier gefunden, hat die Regierung 
deranlaßt, die Frage noch einmal in Erwägung zu ziehen; und 
o ist denn dem Vernehmen nach beschlossen worden, von der Aus— 
ührung des Projectes Abstand zu nehmen und nur den Brücken⸗ 
ropf bei Floridsdorf und ein Fort auf dem Laaer Berg aufzu⸗ 
ühren. — Im Abgeordnetenhaus sind mehr als zwei Dritt⸗ 
heile der Mitglieder Neulinge; schon aus diesem Grunde kann 
haher von einer festen Parteibildung nicht schon jetzt die Rede 
ein. Einstweilen gruppirten die Abgeordneten sich nach der 
2dandsmannsschaft: die Polen für sich, die Steyerer mit den Ober⸗ 
sterreichern für sich, die neun Slovenen für sich u. s. w. Aus 
Böhmen fehlen vierzehn, aus Mähren drei renintente Mitglieder 
— die guten Leute sind auf der „Ausstellung“ in Moskau. Erst 
vährend der Adreßdebatte wird die eingentliche Parteibildung vor 
iich gehen. V 
Wien, 22. Mai. Heute Mittag fand die feierliche Eröff⸗ 
nung des Reichsraths statt. Die Thronrede des Kaisers 
agt, daß der Kaiser die Herstellung constitutioneller Einrich— 
kungen unverrückt im Auge behalten habe, und geht dann auf das 
zefriedigende Abkommen mit den ungarischen Kronländern 
iber, welches deren Zusammengehörigkeit mit der Gesammtmonar⸗ 
hie, den Reichsfrieden im Inneren und die Machtstellung des 
Keiches nach Außen sicherstellt. Der Kaiser hofft, der Reichsrath 
werde dieser Vereinbarung seine Zustimmung nicht versagen und 
zie Vortheile nicht unterschätzen, welche auf der vom Kaiser ein⸗ 
geschlagenen Bahn für die Stellung Oesterreichs im Staatenver⸗ 
zande Europas bereits fühlbar geworden sind; ferner betont er, 
daß die neue Verbürgung der Rechte und Freiheiten der ungari— 
schen Kronländer die gleiche Sicherheit für die übrigen Länder 
nothwendig im Gefolge haben müsse. Die Thronrede spricht die 
Absicht des Kaisers aus, den einzelnen Kronländern im Wege 
der Vereinbarung mit dem Reichsrathe jede Autono mie-Erwei— 
erung zu gewähren, die ihren Wünschen entspricht und ohne 
Befährdung der Gesammtmonarchie zugestanden werden kann. Als 
Besetzesvorlagen werden verheißen: Ministerverantwortlichkeit, 
Modification des Paragraphen 18 der Verfassung. Für die 
Ausgaben des laufenden Jahres sei vorgesorgt, so daß der Reichs- 
ath sich der Lösung dauernder Finanzaufgaben hingeben koͤnne. 
zchließlich sagt die Thronrede: Nicht ein geheimer Gedanke der