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zurück und erllärte: „ich hab sonst einen Handel gemacht, ich
hab's ausgemacht mit dem, der in der Mühle schafft, da konnte!
an eine Fuhre Weizen holen“, und auf die Einwendung von
Ldutz, daß man von hiinten nicht in die Mühle kommen löonne,
deruhigte er ihn mit den Worten :, das wird schon alles besorgt, bis
wir iommen?. Am 31. Januar Morgens gingen alle drei nach
pᷣhilippsburg, um mit Dahm und Heilig zu accordiren. Am
Rtachmittag des 81. Januar brachen Zehentner und Lutz sodann
— — vom Stor⸗
chen aus, wo sie zuletzt gesehen wurden, zur Aulsführung ans
Werk. Die Thuͤre des Wasserbaustegs fanden sie offen und das
Hangschloß durch Erbrechen beseitigt, die 16 Säcke Weizen brach
sen sie aus der Schälmühle durch den Wasserbausteg ins Freie.
Gegen 12 Uhr kamen Hipp, Dahm und Heilig mit den zweispä⸗
nigen Wagen, und es wurde die Frucht aufgeladen, wobei die
pferde noch gejültert wurden. Lutz behauptete, Wache gestanden
zu haben, mit Wohlrab aber in keine direkte Verbindung gekom
men zu fein. Nachdem der Wagen beladen war, fuhr die Ge⸗
sellschaft nach Philippsburg, wo die Sache den bereits geschilder
len Verlauf hatte. Am 1. Februar blieben Hipp, Zehentner zund
Lutz bei Dahin, nachdem sie von demselben einstweilen 18 Gul—⸗
den erhalten hatten, am 2. Februar gingen sie nach Wiesloch, wo
sie acht Mannshemden verkauften, über welche hergestellt ist, daß
sie bei Gelegenheit des Weizendiebstahls aus der Schwarzwasch⸗
jammer des Wambsganz mittelst Losbrechens eines Bordes dieser
Kammer entwendet worden sind. Am 8. Februar ließen sich die
Angeklagten wieder nach Philippsburg fahren um i ren weiteren
Lohn zu holen. Nachdem Heilig Geld beigeschaft, zahlte er dem
Hipp, Zehentner und Lutz 531 Gulden welche vertheilt wurden
Sie begaben sich nun nach Ludwigshafen wo sie sich trennten.
Lutz nahm seinen Weg rheinabwärts, und wurde, wie erwähnt,
in Oberwalluf verhaftet Außer diesen beiden Diebstählen gesteht
Lutz noch zwei weitere Entwendungen von zwei Säcken Mehl
sechs Säden Weizen zu, die er und Wohlrab im Monat Dezem⸗
ber abhin zum Nachtheile ihres Dienstherrn Wambsganz, allwo
damals beide gleichzeitig in Arbeit standen, unter Theilnahme von
Dahm und Heiig derubt hätten. Dieser Diebstahl ist nicht Ge⸗
genftand der heutigen Verhandlung. Dahm und Heilig, welche
Anterschleife von Nühlburschen gewerbsmäßig begünstigen, werden
von den badischen Gerichten abgeurtheilt merden. 8
Gegen Wohlrab liegt nichts weiter Nachtheiliges vor, als
das er verschwenderisch und dem Trunke ergeben sfein soll. Lutz
ist sehr schlecht beleumundet und wurde schon oͤfter wegen Dieb⸗
siahl bestraft. Zehentner und Hipp sollen raffinirte Bursche sein
die auch schon oͤfter wegen Diebstahl bestraft wurden. 3*4
Der Vertheidiger des Lutz stellte auf, das kein Beweis vor
liege, daß Lutz zur Zeit des Diebstahls in der Mühle war, de
der Diebstahl in der Stadt Speyer verübt worden, so sei Wache⸗
stehen sehr nöthig gewesen, und diese Rolle habe Lutz gehabt und
sei daher nur der Teilnahme an dem Diebstahl schuldig, wogegen
die k. Staatsbehoͤrde diese Aufstellung bestritt, weil Lutz in der
Mühle am bekanntesten gewesen sei, er daher auch thätig beim
Herausschaffen der Säcke gewesen sein müsse. Bezüglich des Wohl⸗
rab sagt die k. Staatsbehörde, er allein sei in der Mühle ge—
wesen und müsse das Hängschloß von innen erbrochen haben, er
habe offenbar mit Zehentner den Diebstahl verabredet; er umgehe die
kritische Zeit, um sagen zu können, er habe geschlafen. Jedes ein⸗
zelne Moment das gegen Wohlrab vorliege, sei zwar nicht schwer⸗
wiegend, aber alle zusammenfaßt, begründen die Schuld des An—
geklagten, wozu außerdem noch die Belastung des Lutz komm⸗
Ddie Vertheidigung des Wohlrab führte in längeren Vortrage aus,
daß alles, was man gegen denselben aufstellte, uur Vermuthun⸗
gen seien, weil man annehme, der Diebstahl habe nicht anders
degangen werden können, den Erklärungen des Lutz dürfe man
aicht diel Glauben beimessen.
Die Geschworenen erklärten den Peter Lutz der Theilnahme
zür schuldig, worauf derselbe zu einer sechsjährigen Zuchthaus—
trafe veruriheilt wurde; Wohlrab dagegen wurde freigesprochen
ber wegen des weiter ihm zur Last liegenden oben berührten
dee vorerst auf Antrag der Staatsbehörde noch in Haft
ehalten.
Vermischttee—
St. Ingbert. Morgen (J. Juni) wird die
Bahnstrecke Hafssel-St. Ingbert, sowohl für den
Personen⸗ als Güterverkehr dem Betrieb überge⸗
ben, und ist der neueste Fahrplan für den Sommer⸗
dienst vom 158. Mai 1867 maßgebend. (Es wäre
sehr zu wünschen, wenn wir auch einen Anschluß
au den 1. Zug hätten, der nach der Pfalz geht.)
München, 26. Mai. Der oberste Gerichtshof hat in seiner
gestrigen Sitzung ein sehr wichtiges Urtheil erlassen, nämlich mit—
elst KFerwerfung des Rekurses der k. Siaatsbehörde gegen ein frei—
sprechendes Urtheil des kKe App.«Gerichts der Pfalz vom 4. April
d. J erkannt, daß die Reservisten⸗ aus früheren Altersklassen,
velche versaumten, beziehungsweise sich weigerten, dem vorjährigen
Nufgebote zum Eintritte in die Reserve-Bataillons Folge zu lei⸗
ten, nach dem dermaligen Stande der Gesetzgebung straflos seien.
hon Seite der hiesigen Generalstaatsanwaltschaft war der Antrag
auf Cassation gestellt und darzuthun gesucht worden, daß wider⸗
ipenstige Reservisten den nämlichen Strafen, welche das Heeres⸗
ergänzungsgesetz den widerspänstigen Conscripirten androht, unter⸗
ijegen. Wie ich vernehme, hat sich ein disseitiges Appellationsge⸗
cicht der letzteren Ansicht angeschlossen. —
Der bayerische Invaliden-Unterstützungsverein,
dessen Centralausschuß in München seinen Sitz hat, zählt nun,
mehr 8 Kreis- und 160 Zweigvbexreine, so daß nur noch wenige
Verwaltungsbezirke fehlen, bis der Verein seine gegliederte Orga⸗
nisation über das ganze Königreich erlangt hat.
7 Nürnberg, 27. Mai. In der verflossenen Nacht nach
10 Uhr trat bei Ebensfeld an dem von Hof nach Bamberg fah⸗
renden Postzug Nr. 28 eine Erxplosion der Locomotive „Oedipus“
ein. Der Locomotivführer und Heizer wurden getödtet, dem Zuge
und den Passagieren stieß ein weiterer Unfall nicht zu.
Sufthgart. Bei der Rundreise, die das württember⸗
zische Königspaar gegenwärtig durch den noöordlichen Theil des
Landes macht, hatte ein Poet in Künzelsau an seinem Hause
—
n „Liebe zu dem Landesvater
Ist der beste Hinterlaber!“
Der Correspondent der das niedliche Zeugniß süddeutschen
Ktoyalismus mitiheilt, bemerkt mit gutem Humor dazu: welcher
Pairiot muß nicht über diese wohlfeilste Art eine der kostspielig⸗
len Fragen der Gegenwart zu lösen, lächeln und bedauern, daß
nan in jonst ungewohnter Eile preußische Zündin adelge⸗
gewehre bestellt hat!
4 Ein fürchterlicher Unglüdsfall ereignete sich letzten Freitag
Nachmittag in der Nähe der Ortschaft Orb im Magfelde. —XE
Zinder, heils Knaben, theils Mädchen in einem Alter von 8 bis
10 Jahren hatten sich eines Holzkahnes bemächtigt und spielten
in demjelben. Einige Knaben machten nun aus Muthwillen den
ahn vom Ufer los, und das Boot bewegte sich bald in der
Milte des Flusses. Die in demselben besindlichen Kindern machten ein
Beschrei und liefen in dem Fahrzeug auf und nieder, wodurch
endlich dasselbe umschlug und die darin sitzenden 12Kinder in
den Wellen begrub. Mehrere am Ufer anwesende Personen hat⸗
en den Unfall gesehen und suchten die unglücklichen Kinder zu
retten, doch gelang dieses nur bei sieben, die übrigen fünf versan—
len in den Fluthen.
7 die Deutschen in Hongkong und Schangha
(Asien) haben für die Invaliden des vergangenen Jahres Samm-
ungen veranstaltet, welche mehrere tausend Thaler abwarfen.
London, 23. Mai. Ueber das große Derbyrennen ist zu
bemerken, daß das Hauptrennen erst um 3 Uhr stattfinden konnte, da
es volle *4 Stuuden währte, bis der Ablauf (the starting) re—
gelrecht von statten gehen konnte. Von den 80 Rennern die sich
detheiligten, gewann The Hermit“ den ersten Preis. „Marks-
mann“ war der Zweite, „Vauban“ (der Favorite) der Dritte
am Ziele. Der Eigenthümer des „Hermit“ gewann über 250,000
pfd.⸗Stl. (der Nam des Glücklichen ist Chaplin), sein Freund
Capitän Machell, der stark auf den Eremiten gewettet hatte,
63.000 PfdStl., und beide zusammen händigten dem Jockey
Daley, der den Sieger geschickt zum Ziele geführt hatte, noch auf
der Rennbahn ein Geschenk von 9009 Pfd.-St. (108.000 Gul-
den ein.
7 Aus der Gemeinde Bocagnano in Corsica wird wieder
bon einem jener Familienduelle berichtet, deren Tradition auf die⸗
ser Insel nicht ausgerottet werden kann. Drei Brüder Miricogni
fanden sich in einem Gehölze mit drei Brüdern Serpaggi zusam⸗
men und stürmten mit Aexien Dolchen und Spießen auf einan—
der los. Alle sechs Combattanten wurden von Hieb- und Stich⸗
wunden bedeckt, leblos auf dem Kampfplatze gefunden. Das Mo⸗—
tiv dieses wilden Kampfes soll lediglich materieller Natur ge—
wesen sein.
Wavschau, 13. Mai. Zu all den Plackereien für die
Jiesigen Hauseigenthümer ist eine neuer hinzugekommen. Der
Oberpolizeimeister hat befohlen, daß alle Hausknechte bis zur er⸗
warteten, Ankunft des Kaisers uniformirt werden sollen, und zwar
auf Kosten der Hausbesitzet. Sie sollen blaue Blousen erhalten
und weiße Schürzen. Wer die warschauer „Strore‘ kennt, wird
hegreifen, daß man ihnen alle acht Tage neue Blousen und neue
Schürzen wird anschaffen müssen. Ferner ist der Befehl ergangen,
die Häuser, so wie die gemauerten und hölzernen Zaune frisch
anstreichen zu lassen, was fast alljährlich wiederholt werden muß,
venn der Kaiser erwartet wird.