Sl. Ingberler Anzeiger.
der S t. Ingberter Anze ig er“ mit jeinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersstag
md Samstag. Abonnementsbreis vierteliährig 48 Krzr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile Blatischrift odet deren
Raum berechnet.
Nro. 71. . Samstag, den 15. Juni * — 1867
e 3 gÿ ÿ sE8 Izà ÿg àαä ö— — — — *
Deu tschland.
München, 10. Juni. Anfangs der nächsten Woche werden
die Berathungen des Socialausschusses beginnen. Bei den
manichfachen Schwierigkeiten, welche sich ergeben, wird es ziemli—
her Anstrengungen bedürfen, wenn der Ausschuß bis zum Wieder⸗
‚usammentritt der Kammer seine Aufgabe vollständig erledigen
soll. Die Kammerberufung erwartet man spütestens bis Mitte
Zeptember.
München, 11. Juni. Die spanische Gesandtschaft
dahier ist aufgelsst worden; die Vertretung der spanischen Inte-
tessen wird entweder dem spanischen Gesandten in Wien oder
)em in Berlin übertragen. — Der Generalmajor v. Ow ist zum
zayerischen Militärbevollmächtigten in Berlin
rnannt.
München, 12, Juni. Der Abgeordnete Bürgermeister
Fischer von Augsburg hat zwei von den ihm übergetragenen Re⸗
jeraten vollendet, nämlich das über das Heimaths- und Auf⸗
enthaltsgesetz und das über das Ansässigmachungs- und
Verehlichungsgesetz. — Wie die Bayer. Ztg. vernimmt, hat!
der König, dem Antrage der Speyerer Generalsynode entsprechend,
zu genehmigen geruht, daß eine Feier des fünfzigjährigen,
Bestandes der Union in der Pfalz veranstaltet werde, daß
sur Deckung der Kosten für die Errichtung eines Denkmals in
der Stiftskirche zu Kaiserslautern eine allgemeine Sammlung un⸗
ser den Protestanten der Pfalz stattfinde uud daß von Seite des
protestantischen Consistoriums in Speyer die zur Ausführung und
Vorbereitungen erforderlichen Einleitungen im Benehmen mit 10
aus allen Theilen der Pfalz von jener kirchlichen Behörde auszu—
vählenden Vertrauensmännern getroffen werden. Diese Feier
vird im Herbste des nächsten Jahres stattfinden, da die Vereini—
Jung der früher getrennten, protestantischen Confessionen der Pfalz
im 10. October 1818 die landesherrliche Bestätigung erhielt.
Dienstes⸗Nachrichten.
Seine Maj. der König haben sich allergnädigst bewogen ge⸗
runden, unterm 29. Mai vom 1. Juni l. Is. an: den könig—
ich außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister
am koöniglich großbrtitanischen Hofe, August Frhrn. v. Cetto, auf
ein mit Bezug auf 8 22 lit. O der R. Beilage zur Verfassungs-
Urkunde gesiellies unterthänigstes Ansuchen von diesem Posten ab⸗
zurufen und unter dem Ausdrucke der allerhöchsten Zufriedenheit
nit dessen vieljährigen treuen Diesten in den Ruhestand treten zu
assen; den koöniglichen Ministerialrath extra sbatum im lönigli—
hen Staatsministerium des königlichen Hauses und des Aeußern,
arl Grafen von Tauffkirchen, zum koͤniglich außerordentlichen
Vesandten und bevollmächtigten Minister an dem kaiserlich russi—
schen und königlich schwedischen Hofe zu ernennen; den königlichen
Otinisterresidenten an dem königlich belgischen und dem königlich
niederländischen Hofe, Legationsrath Marimilian Grafen von Ma—
rogna, mit Rücksicht auf dessen leidende Gesundheit von besagten
Hoͤfen abzurufen und nach Maßgabe des 8 22 lit. D der IX.
Zeilage zur Verfassungs-Urkunde unter dem Ausdrucke der aller—
jöchsten Zufriedenheit mit dessen bisherigen Dienstleistungen in
zen Ruhestand treten zu lassen; den in Disponibilität stehenden
Brafen Friedrich von Quadt-Wickradt-Isni zum kgl. außerordent⸗
lichen Gesandten nnd bevollmächtigten Minister an dem kgl. bel—
sischen und dem kgl. niederländischen Hofe zu ernennen; den kgl.
Ministerresidenten in der Schweiz, Legationsrath Eduard Frhrn.
. Riederer, von diesem Posten abzurufen und zum kgl. außeror—
dentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am großh. ba—
ischen Hofe zu ernennen; die hiemit erledigte Stelle eines königl.
Ministerrefidenten bei der schweizerischen Eidgenossenschaft dem
n Disponibilität stehenden kgl. geheimen Legationsrathe Dr
Wilhelm v. Dönnigis zu verleihen nnd den kgl. Ministerial-Acces-
isten im kgl. Staalsministerium des kgl. Haufes und des Aeußern,
zrhrn. Rudolph v. Tautphöus, zum kgl. Legations-Secretär bei
der kal. Gesaundschaft am kal. italienischen Hofe in provisorischer
Eigenschaft zu ernennen; unterm 7. Juni l. Is. von der Wie—
derbesetzung der Stelle eines weltlichen Consistorialrathes bei dem
k. protestantischen Consistorium Speyer bis auf Weiteres Um—
jang zu nehmen, dagegen dem genannten Consistorium einen
Assessor mit dem Range eines Regierungsassessors beizugeben und
diese Stelle dem bisherigen Bezirksamtsassessosr Theodor Wand
in Pirmasens und zwar unter Fortdauer seines Dienstprovisori⸗
ums zu verleihen.
Durch Regierungsbeschluß vom 12. Juni wurden die Forst⸗
gehilfen Karl Candidus zu Neidenfels auf die Forstgehilfenstelle
heim Revier Lemberg, Forstamts Pirmasens, und Johann Voll—
ner zu Lemberg auf die erste Forstgehilfenstelle beim Revier Nei—
)enfels, Forstamts Dürkheim, beide ihrem Ansuchen entsprechend
om 1. Juli l. J. an versetzt.
Stuttgart, 10. Juni. Mit Bayern wird gegenwärtig
nich wegen der Festung Ulm verhandelt. Ueber- die -Theilung
der Besatzung und über die Commandoverhältnisse ist man ziem—
ich einig; dagegen gehen die Meinungen und Absichten in Betreff
der Kosten der Instandsetzung und Unterhaltung der Festung weit
aus einander. Uebrigens ist noch gar nicht entschieden, ob das
Artilleriematerial in Ulm bleibt oder unter die Mitglieder des
vormaligen deutschen Bundes getheilt wird. (Fr. J.)
Stuttgart, 10. Juni. In den nächsten Tagen werden
3000 preußische Zündnadelgewehre zur Einübung unserer Infan—
erie eintreffen. — Die Reorganisation der Artillerie ist im We—
enilichen durchgeführt; sie besteht in der Trennung der Feld- von
der Festungsartillerie, in der Einführung des preußischen Hinter—
aders mit durchaus gleicher Art der Bedienung in sämmtlichen
Feldbatterien, in der Reduktion der letzteren von 8 Geschützen
iuf 6 und in der Bildung der Depotabtheilungen und Muniti—
„vnskolonnen aus den geschlossenen Bataillonen. Diese Aenderung
nsbesondere gestattet einen leichten Uebergang von der Friedens-
ur Kriegsformation.
Hildes heim, 11. Juni. Heute Morgen' wurde die erste
dauptversammlung der deutschen Lehrer eröffnet, welcher un gefähr
300 Theilnehmer anwohnten. Legationsrath v. Bülow begrüßte
die Versammliung im Namen der Regierung; Bürgermeifter Boy—
en im Namen der Stadt Hildesheim. Th. Hoffmann hob in
seiner Eröffnungsrede hervor, daß die deutsche Lehrerversammlung
zum ersten Maale im preußischen Staate abgehalten werde. Nach—
dem noch Backhaus aus Lüneburg über Charakterbildung gespro—
hen, eniwickelte Lehrer Hoffmann in einem Vortrag die Princi—
dien, welche die Gesetzgebung in Bezug auf den Unterricht in's
AIuge zu fassen habe, und zwar: 1. Der Unterricht berücksichtige
die körperliche und geistige Ausbildung. 2. Der Unterricht sei
national. 3. Der Unterricht sei nur beschränkt durch das Maß
der Mittel und die Fähigkeit der Schüler. 4. Der Religions—
interricht verbleibe der Schule, bis er in den Confirmandenunter—
richt übergehe. 5. Weil der Religiosunterricht der Schule ver—
leiben soll, bedarf sie deßhalb nicht einer doppelten Beaussichti—
jung der Behörden. An der Debatte betheiligten sich Knippen-
jerg aus Bremen, Backhaus aus Lüneburg, Peetz aus Berlin,
züben aus Bremen und Löw aus Magdeburg. Die Versamm⸗
ung erklärte sich mit sämmlichen Sätzen einverstanden, nachdem
—V
die nationale, religiöse und allgemeine Bildung bezwecken.
Braunschweig, 10. Juni. Die ftändige Deputation
des deutschen Juristentags hat beschlossen, die diesjährige
Versammlung auf den 26. bis 29. August nach München auszu⸗
chreiben.
Berlin, 11. Juni. Seit mehreren Tagen verweilt in
Spandau auch ein königl. württembergischer Artillerie Hauptmann
». Finck, um wegen der an die württembergische Regierung abzu—
jebenden Zündnadelgewehre, sowie wegen Umänderung der würt—
embergischen Gewehre Vereinbarung zu treffen.
Berlin, 11. Juni. Der Koͤnig von Preußen kehrt über
Zrüssel zurück und wird am Samstag in Berlin eintreffen.