Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Acnzeiger. 
der 481t. Jugbertex Anzeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donner sstag 
ind S amst ag, Abonnementspreis vierteljährig 458 Krzr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren 
e Wn e hke a Weser Raum berechnet. J J 
Nro. 72 — — Dienstag, den 18. Juni — 1867 
— ———— — r —— —— — — — ö— — — 
αιXαÄàäαä 
— Deutschland. 7— 
Mündchen, 15. Juni. Uebermorgen geht der zum Militär— 
bevoll mächtigtien in Berlin ernannte Generalmojor v. O w 
auf seinen Posten ab. — Die Theilnahme der württem be re 
zischen Artil lerie an den Schießübungen der bayerischen 
ürtillerie auf dem Lechfelde wird für dieses Jahr unterbleiben, 
veil die württembergische Artillerie in einer Umbildung begriffen 
st. — Der bayerische Gesandte in Rom, Freiherr v. Verger, ist 
edenklich erkrankt. — Bezüglich der zukünftigen Gestaltung der 
Hendarmer ie werden demnächst Conferenzen der bezüglichen 
Referent eu der Minsterien des Innern und des Krieges statt⸗ 
inden. — Der Socialausschuß tritt übermorgen zusammen und 
wird seine Arbeiten mit der Berathung des Gewerbegesetzes be— 
zinnen. — Nachdem sich die Post-Francocouverts allenthalben als 
weckmäßig erwiesen haben, werden dieselben nun endlich auch in 
Bayern eingeführt. —V — —— 
Dienstes⸗Nachrichten ·. .. 7 
Seine, Majestät der König haben unterm 7. d. Mts. Aller⸗ 
znädigst zu genehmigen geruht, daß der Steuere und Gemeinde— 
Linnehmer Friedrich Hertel von Otterberg, seinem Ansuchen ent⸗ 
prechend, auf die erledigte Steuer⸗ und Gemeinde-Einnehmerei 
Bermersheim versetzt werde. 
Durch Regierungsbeschluß vom 14. Juni wurde der Schul⸗— 
verweset Vaniel Weber in Göollheim zum Verweser an der protest.⸗ 
‚eutschen untern Schule in Germersheim vom 1. Julinl. J. an 
ind der Schuldiensierspectant Leonhard Vogel von Hinterweiden- 
heil zum Verweser an der kath. Schule in Bann vom 16. Juni 
IJ. an ernannt 
Mannheim, 16. Juni. Heute hatte im „Badner Hofe“ 
dahier in Sachen der Tabakbesteuerung eine zahlreiche besuchte 
Versammlung von Mitgliedern des landwirthschaftlichen Vereins 
tatt. ·Auf Antrag des Hrn. Ritzhaupt, Präaͤsidenten der Handels⸗ 
ammer in Heidelberg, wurde der Beschluß gefaßt, eine Commis⸗ 
sion mit der Ausarbeitung einer Denkschrift zu beauftragen, welche 
üch gegen jegliche Besteuerung des Tabakls aussprechen und welche 
an maßgebender Stelle vorgelegt werden soll. In diese Commis- 
ion wurden gewählt für die Producenten die Herren Dr. Herth, 
Scipio, Bürgermeister Seiz von Seckenheim und Geh. Rath Rau 
in Heidelberg; sür die Händler die Herren Anderst in Heidel— 
berg, H. C. Diffene, Julius Hirschhorn und Ph. Kloos in 
Meannheim; und für die Fabrikanten die Herren Ritzhaupt und 
Jacob Landfried in Heidelberg und Max Mayer und L. Hirtler 
n Mannheim. Zugleich einigte man sich dahin, daß die Com— 
nission zum Behuf einer wirkfameren Agitaätion gegen die Einfüh—⸗ 
rung der beabsichtigten Besteuerung in Bälde einen deutschen 
Tabakstag für Producenten, Händler und Fabrikanten aus— 
chreiben solllee. 
Kärlsruhe, 18. Juni. Zum Militärbevollmächtigten in 
Berlin ist der Artillerieoberst Graf v. Sponeck ernannt. — Der 
Frkf. Ztg. zufolge wird dieser Tage, wahrscheinlich in Karlsruhe, 
eine größere Versammlung von Tabakproducenten, Tabakfabrikan— 
ten ꝛc. abgehalten werden, um über die bevorstehende Einführung 
der Tabaksteuer zu verhandeln. — 
Darinst adt, 15. Juni. Heute Nachmittag kam der Czar 
mit seinen beiden Söhnen hier an; derselbe reist morgen Abend 
hier ab. — Oberst Beckex im vorigen Jahr: Generalstabschef der 
Armee, ist penfionirt.. 
Wiesbaden, 12. Juni. Nach der Mittelrh. Ztg. hätte 
— 
daß er nicht mehr geneigt sei, das vollständig ausgearbeitete und 
— 
zen anzunehmen und seine Vertreter, Prinz Nicolaus und v. 
Heeimskerck, deßhalb zurückberufe. — 
Aus Thüringen, 41. Juni. Wenn einer Correspon⸗ 
—VDVV——— 
mehr Boden, daß den kleinen thüringischen Staaten fernerhin die: 
Sonderexistenz unmöglich sen würde, da sie nicht im Stande 
wären, nebst den Leistungen für den Norddeutschen Bund auch 
noch die Kosten für ihre eigenen Regierung zu tragen, und daß 
daher eine vollstandige Einverleibung mit Preußen in jeder 
Hinficht das beste für sie sein würde. In Beziehung auf Cobusg 
wird dies in einer kleinen Schrift speciell nachgewiesen, die viel 
Aufsehen macht. Dieselbe führt den Titel: „Was soll aus dem 
Herzogthum Coburg werden? Ein Beitrag zur Lösung kleinstaat— 
icher Verhälnisse.“ In Geldsachen schwindet also auch die klein— 
taatliche« emüthlichkeit! J 
Berlin, 13. Juni. Der König geht Anfangs Juli zu ei— 
ner vierwöchentlichen Badecur nach Bad Ems. Die Königin ist 
noch bei ihrer Tochter der Großherzogin von Baden, in Baden. 
Am Montag findet hier zu Ehren des Czaren eine große Parade 
tatt. Der Kaiser Napoleon soll hierher kommen, sobald der Sul— 
ran Paris verlassen hat. — Im Finanzministerium ist man au— 
zenblicklich mit der Aufstellung der Voranschläge für den Nord⸗ 
deutschen Bund beschäftigt. U 
Berlin, 14. Juni. Die Verhandlungen Preußens mit der 
Jhessischen Regierung wegen eines Postvertrags sind ihrem defini— 
iiven Abschlusse nahe; ist der Vertrag vollzogen, dann ist das 
ganze bisherige Thurn⸗ und Taxis'sche Postgebiet in den Händen 
der preußischen Postverwaltung. — Die Eingabe der städtischen Be⸗ 
hörden von Frankfurt a. M. welche Einwendung gegen den Ent— 
wurf einer Auseinandersetzung zwischen dem Stadt- und Staats- 
hermögen Frankfurts gemacht hatten, ist von dem Finanzminister 
abschlaͤgig beantwortet worden. Der Minister erachtet die vorge- 
zraͤchten Angaben über die sich herausstellende Leistungsunfähigkeit 
der Stadt für nicht zutreffend und hält den Entwurf aufrecht. — 
Auf dem in Florenz im September stattfindenden statistischen Con— 
zreß wird Preußen amtlich durch den Geh. Regierungsrath Dr. 
Engel vertreten sen. 
Berlin, 15. Juni. Nach hier eingetroffenen Nachrichten 
scheinen nun auch England und Oesterreich bereit gegen die Ab⸗ 
endung einer internationalen Untersuchungscommission nach Can— 
dia keinen Widerspruch zu erheben, wenn die Pforte sich damit 
einverstanden erkärt (was bis jetzt aber nicht der Fall ist). — Die 
Züstenbefestigungsarbeiten an der Ostsee werden jetzt eifrig betrieben. 
Berluͤn, 15. Juni. Der Staatsanz. publicirt heute eine 
ᷣnigl. Verordnung vom 27. v. M., die von dem gesammten 
Staatsministerium contrasignirt ist, und worin die durch das Ge— 
etz vom 24. Juni 1858 festgestellten Obliegenheiten des hannö⸗ 
erschen Staatsraths nunmehr dem preußischen Gesammtministerium 
ibertragen werden. 
Borlin, 15. Juni. Die Rückgabe von Nordschleswig an 
Dänemark wird unter den von Preußen gestellten Bedingungen, 
und zwar wahrscheinlich ohne allgemeine Abstimmung, worüber 
indeß eine Entscheidung noch nicht getroffen ist, noch vor dem 1J. Octbr 
d. J. erfolgen. Die Verständigung zwischen beiden Theilen ist in 
den Hauptpunkten bereits Thatsache. 
Potsdam, 16. Juni. Der Koͤnig mit dem Grafen Bis— 
narck und dem General v. Moltke ist gestern Abends 6 Uhr 15 
Min.“hier eingetroffen und von der Kronprinzessin und den Spi— 
zen der Behörden am Bahnhofe empfangen worden. Der 
önig und die Kronprinzessin fuhren nach Babelsberg. — Heute 
Vormittag isi der Czar eingetroffen. J 
Wien, 12. Juni. Gleich nach dem Bekanntwerden der 
stachricht von der Einschließung des Kaisers Maximilian in 
Queretaro wurden von den Angehörigen der kaiserlichen Familie 
Vorkehrungen zur Beschaffung einer größeren Summe für den 
Fall getroffen, daß ein Lösegeld verlangt werden sollte. Der 
aiser Ferdinand in Prag und die Ellern Marximilians sollen 
sich dabei besonders betheiligt haben. 
— Laut eines Corresp. der Köln. Ztg. halte der amerik. Cony 
sul in Paris es nicht mehr für nöthig seine Ueberzeugung zu 
oerhehlen, daß eine Kugel dem Leben des Kaisers Maximilian 
ein Ende gemacht habee.