Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Fuͤt“ die gute Stadt Paris machte ihr gewandter Ober⸗ 
hürgermeister mit dem deutschen Namen Hausmann die Honneurs 
Fr hab den fürstlichen Gästen einen Ball, der 900,000 Franks 
sostelen. Unsere Miitel erlauben uns das, sagte er, als er tief 
in den stadtischen Säckel griff; ja wohl, sagten die Pariser, man 
sebt weir flotter, wenn man von anderer Leute Geld lebt, als 
us der eigenen Tasche. Den Grafen Bismarck setzte Herr Haus— 
mann bei Tafel zwischen zwei Geueralinen, zwischen die wunder— 
chöne Herzogin von Magenta and die kaum weniger schöne Gräfin 
Fleutyh.“ Das war eine scherzhafte Anspielung darauf, daß der 
dreußische Minister in Paris in Cürassier⸗Uniform aufgetreten 
var.“ Der kleine Krieg unter den Tischnachbarn wurde rasch sehr 
febhaft und bedenklich, aber det Graf war galant genugt zu ge⸗ 
dehen, daß la belle France jsogar in seinen strategischen Blößen 
fehr gefährlich sei. Auf die Frage, wie das Fest ausgefallen, soll 
Graf Bismarck geantwortet haben 5.,Es war eine gute — Haus⸗ 
mannskostl 
4Eine seltsame Verwandscha ft. IDie? Blätter 
machen auf die entfernte Verwandtschaft aufmerksam, die zwischen 
dem Sultaͤn und dem Kaiser Napoleon Ul. besteht. Bekanntlich 
urde eine Cousine der späteren Kaiserin Josephine, Mlle. Dubuc 
de Revioͤre, eine reizende Kreolin, im J. 1788 von Seeräubern er⸗ 
beütet und dem Sultan Selim III. zum Geschenk gemacht. Dieser 
erhoh sie zum Range: einet ersten Sultanin. Abduͤl⸗Aziz stammt 
aber in dritter Generation aus dieser Ehe ab. Andere behaup⸗ 
ten jedoch mit Recht, daß es mit der Verwandschaft wenig oder 
Nichts sei. Mahmud, der Vater des gegenwärtigen ·Sultans, 
war nicht der Sohn, sondern der Vater Seelims III. 
Lebendig eingemauert. In der Straße Foria in 
Neapel werden in einigen Häusern im vierten Stockwerke moblirte 
Zimmer an Handwerker vermiethet; ein solches Zimmer bewohnte 
din Maurer. In der Nacht vom 6. dieses hörte er, daß man 
an seine Thüre heftig klopfte und mehrnals seinen Namen rief. 
er!öffnete sogleich und erblickte“ zwei ihm unbekannte Männer, 
welche verlanglen, daß er wegen einer dringenden Arbeit mit ih— 
nen komme. Der arme Mann war aufangs unschlüssig, aber ge— 
gen das Versprechen einer glaͤnzenden Belohnung entschloß er sich 
rudlich doch, den Maännern zu folgen. In der Straße angelangt, 
fanden sie einen Wagen por, den sie alle drei, bestiegen , in die— 
sem Augenbitte zogen dic beiden Mäannet jeder ginen“ Rebolver 
aus der Tafche und, verxbaguden dem zitternden Maurer die Augen. 
Der Wagen rollte ee Zeu fort und wechselte oft die 
Richtung, als er hielt, ließ inan den Maurer aussteigen, führte 
ihn in ein Haus über mehrere Treppen und nahm ihm endlich 
die Binde ab Es wurde ihm befohlen, in die Mauer des Zim 
mers, wo inan sich befaud, eine so große Oeffnung zu machen 
daß man einen Sarg hineiustellen könne. Der Maurer weigerte 
sich; da drohte man ihm mit dem Tode und er gehorchte. Als 
er mit der Arbeit fertig war, brachte mun aus einem Anstoßen⸗ 
den Gemache einen leeren Sarg nebst dem Deckel, hierauf erschien 
gebunden und von den zwei Männern geschleppt, eine sich vergeb⸗ 
uͤch sträubende, elegant gekleidete junge Frau. Die Unglückliche 
wuͤrde gewaltsam in den Sarg niedergelegt, dessen Deckel man 
uͤber ihr zunagelte, dann wurde der Sarg in die Oeffnung der 
Wand gestellt und der Maurer, abermals mit dem Tode bedroht 
wurde gezwungen, das Loch 'wieder vollständig zu vermauern. 
Dann verband man ihm die Augen, brachte ihn wieder in den 
Wagen und führte ihn nach einem freien Pae wo man ihm 
10 Piaster gab und mit dem Bemerken laufen ließ, er konne die 
Sache weiter erzählen, wenn er wolle. Der Mann begab sich au— 
genblicklich auf die Polizei und machte die Anzeige, aber da er 
gar keine Spur anzugeben vermochte, blieben die Rachforschungen 
der Polizei vorläufig fruchtlos. 
Am 4. Juni segelte ein eigenthümliches Fahrzeug von New⸗ 
York nach Havre. Es ist eine Art von Floß neuer Erfindung, 
destimmt zur Rettung Schiffbrüchiger in See. Der eigentliche 
Koͤrper des Fahrzeuges besteht aus drei luftgefüllten Schläuchen 
von Gutta⸗Percha mit russischem Segeltuch überzogen, Diese 
Schläuche sind chlinderförmig, 25 Fuß lang und 26 Zoll weit, 
darauf ruht das Deck. Die Takelung ist die eines Schooners. 
Das Fahrzeug hat nur drei Mann Besatzung, Man hofft, es 
werde die Fahrt in bierzehn Tagen machen können, wenn es über— 
haupt ankommt. 
4 Im Jahre 1819 wagte das erste Dampfschiff, die „Sa— 
bannah,“ die Fahrt über den atlantischen Ocean.. Es brauchte 
26 Tage um von Newyork nach London zu gelangen. Weitere 
19 Jahre vergingen, bis im Jahre 1838 der „Sirius“ die erste 
regelmaßige · Dampfschiffahrt z vischen England und denVer. 
Slaasen don Nordamerika eröffnete. Die erste Fahrt von London 
nach Newyork dauerte 17 Tage. Im vorigen Jahr, also im 
47. nachdem das erste Dampfschiff den Ocean durchkreuzt, und 
im 28 der Ersffnung regelniäßiger Fahrten zwischen England 
ind den Ver. Staaten, wurden nicht weniger denn 1126 Fahr⸗ 
sen von 15 verschiedenen Gesellschaften über das Meer gemacht. 
FErndte des Schauspielers Dawison. Daß die 
zolde nen Lorbeeren, welche Dawison in Amerika sammelte, 
Ziele seiner Collegen und Colleginnen nicht schlafen lassen würden, 
var uͤm so mehr vorauszusetzen, als sie gerade das einzige sind, 
vas von unserer heutigen sogenannten Kuͤnstlerschaft erstrebt zu 
verden pflegi. Nach einer statistischen Zusammenstellung der Da⸗ 
wisou'schen Gastspiele in. einem Newyorker Blatte trat der Künst⸗ 
ser in Unmerika 76 Mal auf, darunier in Newyork 61 Mal, in 
Brooklyn 1, Philadelphia 5, Baltimor 8. und Boston 1 Mal, 
and zwar in dreißig verschiedenen Rollen. Seine Einnahmen be— 
iefen sich: Erstes Bastspiel im Stadttheater Gew⸗York) 22,871 
Doll., Philadelphia 1861,. Thalia-Theater (New-Yort) 3125, 
Winter⸗ Garden (Rew⸗York) 22,000, erstes Gastspiel in Baltimore 
1980, zweites Gastspiel im Stadttheater 10301, Abschieds⸗ Gast⸗ 
spiel im Stadttheater 10,891, Abschieds-Gastspiel in Baltimore 
Zis, aing Vorstellung in Boston 1002 Doll. Total (inch. Zin— 
sen .) 49,059 Doll. 
Landwirthschaftliches. 
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— er Mastun g. Durch die Mästung des Viehes soll 
zin größeres Gewicht und ein besseres Fleisch erzielt werden. Dem⸗ 
joch muß gauch, auf der flachen Hand liegen, daß das Fleisch an 
Qualität sowie an Quantität immer mehr zunehmen muß, je lün⸗ 
ger die Mästung fortgesetzt wird. 5324 
Da aber mancher Landwirth durch die Mästung seines Vie⸗ 
hes hauptsächlich sein Futter aufs Höchste zu verwerthen sucht, 
so gilt es für ihn zu wissen, ob ihm die Zunahme des Fleisches 
an Werth bei einer lüngeren Mästung in dergestalt bezahlt werde, 
daß er für die längere Dauer der Mäftung und für das bessere 
Fuͤter mit welcher er die Mästung zu beendigen hat, ebenso gute 
Verwerthung erhält, als für das in erster Zeit der Mastung an⸗ 
gewendete. Ich glaube die Ueberzeugung zu haben, daß bei dem 
höchsten Grade der Mästung, das Futter nicht vollkommen ver— 
erthet wird, weil der deulsche: Megger weniger das Vieh nach 
der Qualität des Fleisches, sondern mehr dem Gewicht nach be—⸗ 
Jahlt. GBei dem Vichmästen in England, ist es wohl anders, 
Heil dieser das Fleisch je nach dem Grade der Mästung bezahit 
bekommt.) Dabei muß wman berücksichtigen, daß das Vieh, je län⸗ 
zek'man die Mästung fortsetzt, in einem imuner geringeren Ver— 
jältnisse an Gewicht zunimmt, dabei aber immer bessere wenn auch 
twas weniger Nahrungsmittel verlangt und, auch in der letzten 
Zeit der Mästung ein größeres Risico vor Unglücksfällen zu be— 
fürchten hat 
Nicht geiten koämmen Fülle vor, wo das Vieh, im höchsten 
Grade der Mästung nicht mehr so viel aun Gewicht und Fleisch⸗ 
werth zunimmt, als seine tägliche Fütterung kostet. Der Vieh⸗ 
naster wird sicher in den meisten Füllen einen größeren Gewinn 
von seiner Mastung haben, wenn er z. B. zwei Ochsen, elknen 
nach dem andern drei Monate lang möstet, als einen einzigen 
echs Monate lang. Ich bin der Ansicht, daß man, wenn der 
Metzger mit dem Vieh zufrieden ist und einen nur leidlichen Preis 
hietet, den Zeitpunkt benutzen und verkaufen soll, denn bei der 
Mästung wird dieser Grundsatz durch eine genaue Rechnung un⸗ 
terstützt werden. 
Ueber das Ausputzen der Obstbäume. Wie schon be— 
kannt soll diese Arbeit nicht nur zur Verschönerung der Obstbäu⸗ 
me, sondern auch haupsächlich zu einem besseren Gedeihen, und 
mehr und besserem Obsibringen sehr viel beitragen. Unter dieser 
Arbeit versteht man aber nicht allein die Entfernung des Mooses 
nd der duͤrren Aeste, zsondern auch derjenigen Aeste, welche einan⸗ 
der hinderlich sind und wenn, sie. auch noch so schön aussehen. 
Beim Abschneiden der Aeste muß man hauptsüchlich dafür sorgen, 
haß man einen schrägen glatten Schniit bekommt, damit keine 
Feuchtigkeit darauf stehen bleiben kann, weil sonst leicht Fäulniß 
iatsteht. Sehr zu empfehlen ist, größere Schnittflächen mit einem 
dobel glatt abzuhobeln. Was nun die Zeit des Ausputzens der 
Zaume betrifft, so glauben noch die meisten Baumzüchter, es solle 
ind müsse diese Arbeit im Frühjahre vorgenommen werden, wie 
es auch noch gewöhnlich geschieht. Erfahrungsmäßig soll aber 
Hies gerade die ungünstigste Jeit zum Ausputzen der Bäume sein, 
weil es nicht selten ein Erkranken der Bäume zur Folge habe, 
da det Sajt in dieser Zeit sehr zuckerhaltig und daher leicht gah⸗ 
rungsfähig sei, gern auslaufe, und dadurch an der Luft essigar— 
ig werde, wodurch sich dann bei feuchter Witterung die sog. 
Branudpilze bilden, welche an Aepfelbaäumen gerne Brand, über⸗ 
haupt an Baumen gerne Krebskrankheiten verursuchen. Zur Aus— 
uͤhruuͤg dieser wichtigen Arbeit, ist die Zeit wo die Baume mit 
hrem vollen Grün begleitet sind, die günstigste insbesondere ist 
aher der Monat Juli, zur Vornahme dieser Arbeit zu em— 
pfehlen.“