hurger Angelegenheit sich den vollen Dauk auch der preußischen
Zagespresse verdient hat. Selbst die klaren Bestimmungen des
pᷣrager Friedens haben ihn weder zu einer Einsprache gegen die
Schutz⸗ und Trutzbündniffe mit den süddeutschen Staaten, noch
zu einem diplomatischen Eingreifen in die jüngsten Jollvereins⸗
verhandlungen bestimmt. Auf jedem Gebiete war die öoͤsterreichische
Politik über den Buchstaben der rechtlichen Satzung hinaus be⸗
uht, ein freundschaftliches Verhaltniß zu Preußen zu begründen
ind festzuhalten. Dies sind positive Thatsachen, welche genügende
Rtückschlusse auf den Charakter der österreichischen Politik gestatten.
Fine großere Annaäherung herbeizuführen, war nicht möglich, denn
don preußischer Seite ist nicht ein Antrag ausgegangen, welchen
Desterreich abzulehnen in der Lage gewesen wäre. F
Wäen, 53. Juli. Bei Besprechung der nordschleswig'schen
Frage sagt die, Presse“ bezüglich des gegenwärtigen Standes der—
selben: ,Oesterreich habe nicht das geringste Interesse Preußen zur
Hingabe Nordschleswigs ohne alle Garantie zu drängen; es könne
cahig die Verständigung zwischen Preußen und Dänemark abwar⸗
len; es habe am allerwenigsten Ursache, Partei zu ergreifen oder
eine gefährliche Vermittlerrolle zu übernehmen; os sei, so lange
nan es felbst nicht belästigt, mit der Zuschauerrolle zufrieden.“
Wien, 6. Juli. Ein kaiserlicher Befehl ordnet an, daß in
dankbar ehrender Erinnerung an die hervorragenden Dienste des
Kaisers Maximilian um die kaiserliche Kriegsmarine, diese eine
feierliche Trauergottesdienst abzuhalten habe und die auͤsgerüste⸗
en Schiffe während 7 Wochen umflorte Topmastflagge tragen
sollen.
Wien, 7. Juli. Ein Gerücht meldet: Admiral Tegetthoff
habe die Mission erhalten, fich mit einem Kriegsschiff⸗ Geschwader
In die meritanische Küste zu begeben, um die stexblichen Peberrefte
des Kaisers Maximilian zu reclamiren.
Frankreich.
Paräus, A: Juli.“ Im gesetzgebenden Körper hat Thierd
wegen des Todes Maximilians seine Rede über Moexicde pert
schoben. Dkea) J
Paris, 5. Juli. Der „Patrie zufolge bestätigt es sich
nicht, daß der Sultan beschloffen habe, seinen Aufenthalt in Paris
abzukürzen. Er wird, wie im Voraus bestimmt war, am 10. Paris
zerlassen, um sich an VBord der kaiserl. Yacht Reine⸗Hortense nach
England zu begeben, begleitet vom Panzergeschwader.
Wie der Etendard“ wissen will, hätten alle europaischen
Machte ihre Vertxeler von Mexiko abgerufen. Selbst die Vereinig⸗
den Staaten würden keinen Vertreter bei Juarez lassen⸗
Nach dewselben Blatte würde Kaiser Fran Foseph· aimn
llrengsten Jucognito auf durze Zeit zux Besichtigung der Ausstel
dung hieher kommen. Doch wüͤrde diese Reise noch nicht in dex
nächsten Zeit stattfinden. n
RParis, 6. Juli. Gerüchtweise pexlautet, der Kaiser wolle
inen Condolenzbesuch in Wien machen. — Der Sultan bejuchte
gestern die hervoragendsten hiesigan Kirchen. — Die Regierung
beabsichtigt zu ihrer Vertheidigung, eine neue Serie von Depe⸗
schen uͤber Mexild den Kammern mitzutheilen.- ——
England.
London, 4. Juli. Im engkschen Oberhause hat Lord
Derby die von England für die Reutralität Luxemburgs mitt⸗
ibernommene Collectiv⸗Garantie abermals in einer Weise definirt
welche beweist daß gar nichts garantirt wurde. Lord Russel
meinle sehr naiv, die Garantie sei doch etwas mehr als ein Pa—
pierfetzen. Nun, die Zukunft wird es lehren.
London, 7. Juli. Der Vice-König von Aegypien ist ge
stern Abend hier angekommen..
Dex offizielle Bericht über die Hungersnoth in der indischen
Probinz Or ssa während des Jahres 1866 wurde dem Parlament
vorgelegt. Aus demselben geht hervor. daß von einer Bevölke—
rung von 2,600,000 Seelen über 600,900 vom Hunger hinweg—
gexafft wurden.
Belgien.
Brüssel, 6. Juli. Das Ein- und Durchfuhrverbot für
Vieh, frische Häute, Fleisch und frische Abfaͤlle aus dem Zoll⸗
verein ist aufgehoben. — Der Konig geht nicht nach London.
Die Konigin und der Graf von Flandern reisen nach Wien und
Miramare, um den Versuch zu machen, die Kaiserin Charlotte
nach Belgien zurüchzuführen. .
Italien. ee
41 renz, 6. Juli. Gestern berieth die Deputirtenkamuier
das Kirchengütergesetz. Die Regiexung nahm den von der Com⸗
mission gemachten Gegenvorschlag vorbehaltlich einiger Abände
ruugen an. Man vernimmt das Haus Krlanger hahe die Ini⸗
tiatide zur Augfhebung seines mit der Regierung abgeschlossenen
Vertrages ergriffen. um dieAngelegenheil /zui vereinfachen. — Der
hiesige Hof legt eine zwanzigtäͤgige Trauer für den Kaisex Ma—
rimilian an—
ESpanien. α.
. Auf“ der phrenaischen Halbinsel scheinen sich Unruhen von
rheblicher Tragweite vorzubereiten. Wie die Epoque meldet,
anehmen die Guerrillabanden, welche sich in der Umgegend der
panischen Hauptstadt zeigen in beträchtlicher Weise zu, die Kom⸗
nunikation vermittelst Eisenbahn und Telegraph ist unterbrochen
und die spanische Regierung befindet sich bei der bekannten Stim⸗
mung des Landes mit Einem Worte in großer Rathlosigkeit.
cTurkennn.
Agoßstantinopel, 8. Juli. Das vorläufige Ergebniß
der Unlersuchung gegen die jüngst Verhafteten constatict, daß die
Berschworenen die Absicht hatten, die Minister zu grmorden und
den Sultan zu zwingen, Männern jhrer Partei das Ruder der
Regierung in die Hand zu geben; eine Verfassung zu verlangen,
habe nicht in ihrer Abßcht gelegen. Die türkische Corvette Jazedin
ist zur Verfolgung des griechischen Dampfers Arladion ausge—
laufen. . , α
—V———— Amerifa, i t — :.
Rach Berichten von Mexicoe war Santa Anna in Bera⸗eCruz
un 4. Jun gelandet, aber von den Commandeuren des amerila⸗
nischen Dampfers Tacony und des britischen Dampfers Jason ge⸗
wungen worden, um V. Juni den Hafen zu verlassen und sich au
Hord des amerikanischen Kauffahrers Virginia einzuschiffen. Dieses
Schiff wurde später in Sisal an der Küste von Yucatan von jua⸗
ristischen Seesoldaten festgehalten und Santa Anna mit Gewalt
ans Land geschleppt, wo er nach zweifelhaften Angaben zum Gal⸗
gen verurtheilt worden sein soll. Noch zweifelhafter ist eine an—
zere Behauptung, daß er die Juaristen geschlagen und große Aus⸗
icht auf die probvisorische Präsidentschaft habe.
J Vermissschte 8. ιιιι.
F Bei der Grundsteinlegung am neuen protestantischen
Schulhause zu Heidelberg iprach u. A. ein Mitglied des Orts—
chulraths bei den üblichen drei Hammerschlägentnn
Eins, Zwei, Drei n
Die Schule bleibe frei —
Von Muckeng uud; Pendanten »39
Und andern Obscuranten;
Eins, Zwei, Drei:
Die Schule werde freill 4
7 Stuttgart, 2.:Juli. Am hetzten Sonntag erblickten
die Passagiere deß von Heilbronn nach Stuttgart fahrenden Bahn⸗
ugs cur graͤßlichrs Unglück. welches sich auf der Landstraße zwi—
chen Bietigheim und Befigheim gutwuget Dort sah · inat, daß ein
Gefährt, in welchem sich mehrere Herren und Frauen befanden,
mit den ischen gewordenen Pferden einem Abgrunde zurollie und
denselben etliche 30 Fuß tief hirabstürzte. Man sah, wie sich
das Gefährt ein paar Mal übhexrschlug, ehe es auf dem Boden
ankam, und sah auch, daß sich nach dem Fall einige der Verun⸗
zlückten wieder aufrafften, andere aber, sowie auch die Pferde
odt liegen blieben. Im Bahnzuge hetrschte nicht geringe Auf⸗
regung und Bestürzung, es lonnte von ihm aus üubrigens keine
Hilfe heleistet werden, da er seinem Ziele zueilen mußte.
Flensburg, 2. Juli. Der preußische Postwagen ist
gestern von der jülandischen Bahn mit demolirtem preußischen
jldler angekommen.
—Ver österreichische Klerus umfaßt 55,630 Personen; es
hestehen 720 Männerflöster mit einer Gesammtfumme von 9669
aud 298 Frauenklöster mit 5198 Bewohnern; das gesammte
sirchendermögen beträht 185,672, 967 fl. mit 19,639,7183 A. jühr⸗-
licher Einkünfte. . J F —
In Rom fordert die Cholera käglich 5302.60 Opfer; die
rankhen aber wird qerniciose algide (Sumpffieber) genannt; 5
Aerzte, welsche ihr den richtigen Ramen gahen, wurden polizeilich
eingezogeen. —
Ani den im Weißen Meere verunglüdten englischen
Schiffsmannschaften Beistand zu leisten, werden von der Regie⸗
rung zwer gewaltige Dampfer, Brenda und Montezuma, ausge⸗
schiat. Mil Proviant, Betten Aerzten und Medicamenten reich
lich versehen, werden sie im Stande sein, mindestens 500 Schiff⸗
bruͤchige an Bord zu nehmen und entsprechend zu verpflegen.
7 Dae Unglücks-Katastrophe im Kohlenschachte
hei Lugau.“ Das „Chemnitzer Tageblatt“, schreibt unterm
2. Juli Schon gestern Abend derbreitete Jich u unserer Stadt
die Rachricht daß sich in einem der dortigen Kohlenschachte ein
hedeutendes Unglüd ereignet habe, was Jeider heute in vollem
Umfange bestätigt worden ist. Gestern Vormittag gegen 10 Uhr
ttürzte, aus bisher noch nicht genau ermittelter Ursache in dem
dem Zwickau⸗Lugauer Steinkohlenverein gehörenden Werke „Neue
Fundgrube“ der Föoͤrderschacht in einer Tiefe · von 420 Ellen von
—D Zimmerhölzer, so wie nach—
Jehendes Gestein in das Werk hinab, so daß der Schacht in einer