Full text: St. Ingberter Anzeiger

jenden Hungersnoth zu entgehen, mit dem gesammten, auf 6⸗ bis 
höchstens 7000 Mann zusammengeschmolzenen Heer auszufallen 
Ai Zeit war die Nacht des 14. Mai bestimmt. Mertwürdiger 
weise hatte Escobedo fast für dieselbe Zeit, einen allgemeinen 
Zlurm festgesetzt. Beides unterblieh, der Ausfall, weil Maximi 
nans Generale mit ihren Borbereitungen nicht zur rechten Zeit fer— 
tig geworden waren, der Sturm Escobedo's aus einem andern 
Grunde. Er war überflüssig geworden. Escobedo und-Oberst Lo— 
pez waren üher den Verrath des Schlüssels der Stadt, des Klo⸗ 
sters La Cruz, handelseins geworden. Das Kloster, ein gewal— 
uͤges Bauwerk der alten Conquistadoren, ein Viertel Kirche, drei 
Wertel Fort, außerordentlich fest, hatte Maximilian zu seinem 
Hauptquartier gewählt und das Commando in demselben demjeni⸗ 
gen Offizier übergeben, den er durch Wohlthaten am festesten an 
ich gebunden glaubte und dessen offenes, joviales Wesen kaum 
inen Argwohn aufkommen ließ. Gerade als Escobedo die Or⸗ 
dres zum Angriff auf La Cruz ausgab, ging ihm ein Schreiben 
don diesem Lopez zu, das ihm gegen eine Geldsumme. (3000 Un⸗ 
zen Gold oder 120,000 fl.) die Auslieferung der Citadelle anbot. 
Escobedo ging bereitwillig auf die Forderung und die sonstigen 
Bedingungen ein. Im Schatten der Nacht rüctten nun er und 
Forona vor die Wälle von La Cruz. Dq befahl Lopez seinen 
Truppen in dieser Citadelle, ihre Waffen niederzuiegen und wäh— 
rend er aus einem Thore ausrückte, um sich mit den Seinigen zu 
ergeben, zogen die republicanischen Truppen durch ein anderes ein 
um ihre Stelle einzunehmen. Den zanxn Rest der Nacht war 
da Cruz von den liberalen Soldaten besetzt, in dergir dseittke Marxj⸗ 
milian ruhig schlummerte. Maximilian ist indeß ein Fruͤhauf 
steher, ind ex war einer der Ersten, der merkte, daß nicht Alleg 
richtig sei. Rasch weckte er den Prinzen Salm⸗Salm und eilte 
nach der Thür. Aber der Ausweg war schon yon einer Truppe 
liberaler Soldaten unter dem Oberst Rincon Gallardo besetzt. 
Lopez war auch in der Nähe. Als der unglückliche Fürst den 
Posten passirte, flüsterte Lopez mit heiserer Stimme: „„Das ist 
er!“ und forderte Rincon auf, seine Beute festzuhalten. Rincon 
ist ein braver Soldat, der an diesem Schergesanit wenig Geschmack 
fand. Einem großmüthigen Impuͤls folgend, trat er an Marx hinan 
und sagte: „Sie sind kin Bürger! Sie sind tkain Sotdat! Wir 
brauchen Sie uicht — vamos“ Gehen Sie!) und trieb den eystaun; 
ten Kaiser aus dem Kloster. Dieser 8W ihn die Fuße truͤgen 
nach dein Cerro de la Campana am andern Ende der Stadt. Ebhen⸗ 
dahin folgten ihm seine ungarischen Husaren und was sich von 
seinen Generalen, und Offizierendurch die Feinde Bahn: brechen 
lonnte. Bisher waren nur wenig Schüsse, gefallen.n. Geueral 
Torona, der College Escohedo's, hatte vonj va Cruz aus rasc 
alle feindlichen Linien in Besitz genommen; die kaiserlichen Sgh 
daten leisteten kaum irgendwo nn und riefen um die 
Wette: „Es lebe die Freiheit!“ Miramon wollte indeß nicht ohnt 
Fampf weichen; er sammelte rasch einen Theil des Kaiserin⸗Regi⸗ 
ments und rüstete sich zum Widerstand. Einer der ersten Schüsse 
traf ihn jedoch ins Gesicht und machte ihn für den Moment blind 
Er fiei und wurde mit seiner ganzen Schaar gefangen genommen 
Detr Cerro de la Campana, wohin Maximilian sich mit den Ge⸗ 
neralen Mejia, Castillo, Apellano und Prinz Salm-Salm gerettet 
hatte, ist ein befestigter Hügel, der das äußerste Ende! der· Stad 
beherrscht. Man erkannte aber bald, daß jeder Widerstand und 
jeder Fluchtversuch unmöglich war. Vier Bataillont Infanterie 
und fast die ganze Cavalleriedes Feindes hatten den Hügel um⸗ 
zingelt. So wurde denn, eine große. weiße Flagge herabgeschickt 
und der Kaiser gab sich inik allen seinen Offizieren dem General 
Coxona gefangen. Man ließ jihnen ihre Pferde, Waffen und ihr 
personliches Eigenthum und führte sie um die Stadt herum nach 
La Cruz. Die Husaren und die anderen kaiserlichen Soldaten 
exgaben sich größtentheils. Corona's amerjkanischer Ehrenlegion,“ 
einem beristenen Corps von etma 50 Amerikanern, sämmtlich von 
Offigiersrang, die pon Mazatlan ab bis Queretaro Corona's be— 
ständige Begleiter gewesen. 
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Vermischtes, 8338 
7 Die Direckion 7der: Pfülzischen Bahnen hat für das am 
30. und 31. d. Mts. dahier stattfindende Jahresfest des pfälzischen 
Hauptvereins daer Gust aveAdolph-Stiftung den Fest⸗ 
besuchern eine Fahrtaxexmäßigung von 50 pCEt. in: der Weise be⸗ 
willigt, daß die von denselben auf allen pfälzischen Stationen zur 
Fahrt hierher gelösten einfachen Fahrkarten fuür. die bezeichneten 
Tage gleichmäßig zur fFreien Rüchfahrt bis zum 831. gelten. Je— 
doch haͤben sümmtliche Festbesucher, welche diese Begünstigung freier 
Rückfaͤhrt genießen wollen, sich durch —B————— welcht 
nach einem vorgeschriebenen Formular von den Vorstäuden der 
Localvereine auszustellen sind, als solche auszuweisen.“ Die nothig— 
Anzahl solcher Karten soll den Lorxalvereinen auf Verlangen dur 
Herrn Pfarcer Feim übermittelt werden und dürfle dedhald densel⸗ 
ben anzurathen sein, möͤglichst bald die Zahl der gewünschten Kar⸗ 
ten anzugebe. 23 
Muünchen, 6. Juli. Zu der Jahresfeier des pfälzischen 
Zʒauptvereins der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung am 30. und 
I. August (in der Kirche zu Ludwigshafen) werden an den Prä⸗ 
aten De. Zimmermann in Darmstadt, den Professor der Theo— 
ogie Dr. Holzmann an der Universität Heidelberg und an Kir⸗ 
henrath Dietz in Wiesbaden, oder in dessen Verhinderung an den 
pfarrer Wilhelmi zu Braubach Kinladungen ergehen, bei dieser 
Feier durch Festvortrage sich zu betheiligen. 
pRürnberg, SInli. Der Kaiser von Oesterreich hat für 
das Hans Sachs-Denkmal einen Beitrag von fl. 300 östr. Währ. 
an das Comite gesendet.“ Ferner vernehmen wir, daß derselbe 
auch seinen bisherigen Jahres-Beitrag für das Germanische Mu⸗ 
seum neuerdings bewilligt hat. 
p'Stuttgart, 1. Juli.“ Diesen Abend wurde die Olga⸗ 
straße durch einen entsetzenerregenden Vorfall. in Schrecken und 
Allarm versetzt· Der große: Hund eineg: Vewohnerß dieser Stya⸗ 
he überfiel ohne irgend eine äußere Veranlafsung einen ruhig 
seinen Weges gehenden Knaben von etwa 7—8 Jahren, biß ihm 
in den eee und zerfleischte denselben völlig (man zählt bis 
zu 8Bißwunden und eine Kopfader ist berletzt),sv daß,“ wie 
man hört, selbst der sogleich herbeigeholte Arzt an dem Aufkommen 
— 
Im Frankfurter Stadtwalde würde ein Mädchen ermor⸗ 
det aufgefunden, uls Mörder wurde deren Geliebter;, aus Wornis 
deenaee — In Eingurg starb der Landschafts-Maler 
ReCulloch 63Jahre alt. In Kassel sind die Brode und 
Ieischpreise zu außerordentlicher Hoͤhe gestiegen. 9 
In der pommer'schen StadtePol uso h wuͤrde Graf Bis— 
narck jüngst, als er sich guf, sein dort belegenes Gun Varzin begab, 
mit Blumenregen und sonstigen Festlichteiten begrüßt. Darüber 
Fefragt, soll er, der „Cösliner Zeitung“ zufolge, geäußert haben? 
Der freundliche Empfang hat mich in nicht geringe Verlegenheit 
gesetzi. Denn wie ich aid Unpoputgrer Minister gufzütreten hatze, 
weiß ich zwar genau; wie ich, mich aber als populärer Minister 
zu denchmen habe, darüber hat' es mir pither, guzGelegenheit ge— 
kehlt genügende Erfahrungen zu sammeln.. 2.¶. 
I Cobléen zu,8. Julig Die A8. Generalbersammluuig der 
katholischen Vereine Deutschkands wird, wie der „Euchaxius meldet, 
am IO. 11. und 12. September zu — Dags 
horbereitende Comite wählte zur seinem Prafidenten den Laͤndes- 
hauptmann Hofrath Dr Hafflwanter 4 
44Marjenthe, 5. Juli. Die aus Bachteinen gobaute 
Hrucke, welche über den neuen Cours Lieutaud nach ie 
st zusaminenigestürzt. Man spricht von etwa zwanzig Kodten und 
verwundeten,. Arbeitern. e 
F Die neuesten Nachrichten aus Lugau lauten hoffnungslos. 
Unterm 5. Juli wird berichtetz Die-Versucht, mit schweren (mit 
Zteinen gefüllten) Tonnen den Schacht frei zu machen, sind miß⸗ 
zlückt; sie berursachten nur neue Brüche Gn letzter Racht sind 
dieder deren sechs erfolgt.) Man hat daher alle Versuche,, jchnell 
zu den Verunglückten zu gelangen, aufgegeben und einen * 
dber langsameren Weg ringeschlagen, indem man zunächt den 
noch erhaltenen Schachtzimmerbau und das Schachthaus verstaͤrkt 
und sodann von der untersten erhgltenen Bühne mit eisernen 
Blechrohren, die man zusammen I und in den eingebrochenen 
Theil an Seilen hinabläßt, bis zu dem Verfüllungsorte hinab— 
Jeigt. Dorkt 'angelangt, werden Arbeiter die den Schacht spexren⸗ 
den⸗Massen abrdͤumen. Ist der Schacht tiefer gut erhalten, so 
ist noch Hoffnung zur Rettung der Verunglückten, eventuell zur 
Herausschaffung ihrer Leichen; ist der Schacht aber weiter unten 
auch wieder bruͤchig, so bleibt nichts übrig als ihn zuzufüllen und 
hon vben wieder abzubauen. — Die Zahl der Verunglückten be— 
irägt 102; fie hinterlassen 44 Frauen, eine Braut, 137 Kinder, 
außerdem hilfsbedürftige Vater und Mütter.“ Der Director der 
neuen Fundgrube ist iheils zu seiner Sicherheit, theils weil ihm 
grobe Fahrlaͤssigkeit in der Unterhaltung des Schachts zur Last 
gelegt wird, verhaftet; jedenfalls kamen grobe Fehler im Betriebe 
vor; nicht einmgl die schadhafte Schachzimmerung, wurde re— 
parirt. e .. II 
7.Herr Frajer der Erfindir des neuen Geschühes, Mnomit Emz⸗ 
land jetzt seine Land⸗ und Seemacht bewaffnet, und MahoricPalliser, 
der die Geschosse aug gekühltem Eisen erfunden hat, machen mit 
ihren neuen Einrichtuugen .bessere Geschäfte als Snider, der in 
Dürftigkeit und Noth verstorbene Vater des englischen Hinterla⸗ 
dungsgewehrs. Auf Befehl des Kriegs⸗ Ministeriums erhält Fraser 
als Abschlagszahlung zunächst 5000 L. und Palliser in derselben 
Weise 10,000 L.:Vetzterem sollen im „nächsten Jahre weitere 
3000 L. zur Ermuthigung · und Anregung auf dem beschrittenen 
Wege fortzufahren, zu Theil werden 
e eei e vane ver cniden Wochen ein armonisch—