HSl. Ingberler Znzeiger.
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Nro. 98. J Samstag, den 17. August 1867.
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Deu tschland.
Müchen, 18. August. Die „N. Nachr.“ schreiben: Die
Betheiligung an dem de utschen Juristentag wird eine sehr
ahlreiche werden, namentlich von Seite Oesterreichs. Die öster⸗
richische Regierung hat nämlich allen betreffenden Beamten für den
Fali der Theilnahme an dieser Versammlung ohne Ausnahme Ur⸗
Iud ertheilt und ihnen damit — gerade für diesen Moment sehr
hezeichnend — Gelegenheit gegeben, ihr Licht vor den anderen
Heutschen Collegen recht leuchten zu lassen.
wWie in Correspondent des „Fränk. Kur.“ vernimmt, hat
sich die Generaldirection der Verkehrsanstalten einstimmig gegen
hie von dem Herrn Handelsminister veabsichtigte Trennung der
Post von der Eis enbahn ausgesprochen. — Die theoretische
Prüfung für den Staatsbaudienst im Jahr 1867 beginnt am
14. October.
München, 14. Aug. Dem „Frank. Kur.“ wird geschrie⸗
hen: „Bezüglich der Frage der Besetzung unseres Justizministe⸗
riums konnen wir gegenüber allen anderweitigen Mittheilungen,
nit aller Gewißheit die Nachricht geben, daß König Ludwig II. bis
etzt weder dem Ministerrathe eine Entschließung bezüglich der Nicht⸗
ernennung des Cabinetssecretärs und Ministerialrathes Frhrn. v.
Zdutz zum Justizminister noch einen Auftrag zu irgend einem an⸗
‚eren Vorschlage bezüglich der Besetzung dieses Postens hat zugehen
lassen.
— In der bayerischen Armee soll nunmehr auch das Baum⸗
vollentuch zu Hemden und Unterhosen eingeführt und sollen die⸗
selben nach französischem Muster angefertigt werden.
dDer Oberceremonienmeister v. Moy und der Regierungs⸗
prasident von Lerchenfeld haben die fran zosischen Majestäten
zu Neu-Ulm zu empfangen, der König Ludwig II. wird dieselben
dis Salzburg begleiten.
Dienstes⸗Nachrichten.
Seine Majestät der König haben Sich allergnädigst bewogen
gefunden, unterm 11. August zum Rath der Kammer des Innern
zer Regierung der Pfalz den Bezirksamtmann Friedrich Scharn⸗
zerger von Frankenthal zu befördern, als Bezirkdamtmann von
Frankenthal den Assessor der K. d. J. der Regierung der Pfalz,
Friedr. Stempel zu berufen und allerhöchst zu beschließen, daß die
siedurch eröffnete Assessorsstelle oxtra gtatum bei gedachter Regie⸗
ung, K. d. J., wieder dem Einzuge unterliege.
Seine Majestät der König haben sich allergnädigst bewogen
Jefunden, den Staatsprocurator⸗Substituten August Schuler in
Zweibrücken zum Bezirksrichter an dem Bezirksgerichte daselbst zu
ernennen.
Verlin, 14. August. Die „Provinzial-Correspondenz“ mel—
det: Der Bundesrath wird seine eigene Geschäftsordnung
eststellen. — werden Vorlagen erfolgen über die Amts⸗
‚efugnisse der Bunbesconsuln, ein Bundespaßgesetz und ein Frei⸗
ügigkeusgesetz für das Bundesgebiet. — Eine Verordnung über
Kiudung einet Provinzialvertretung für Hannover steht bevor. Die
gertrauensmänner aus den anderen neuen Gebiethsthei—
en werden nach Berlin berufen. — In Babelsberg find
zAle Vorbereitungen für die Rückkehr des Königs getroffen. —
Zom Gesandten in Mexico, dem Frhrn. v. Magnus, ist noch
ein Bericht eingetroffen. — Die „Kreuzzeitung bestätigt, daß
in Bundesvicekanzler nicht ernannt wird. Sachsen ist
m Verhinderungsfall mit der Vertretung Preußens beauftragt.
— Die „Elberfeld. Zeitung“ sagt: Die „Kreuzzeitung“ ge—
langt heute zu dem bemerlenswerthen Eingeständniß, daß die aus
vartige Situation in Europa daruni eine so gespannte sei, da Staa
en nnd Vollker heute in einer permanenten Kriegsgefahr schwebten,
veil der Krieg heute „für die Regierungen ein Regierungsmitte
zeworden sei.“ Dieses Zugeständniß dacf man bestens acceptiren.
xEs enthält eine traurige Wahrheit, die nicht nur für Frankreich
llein und die gegenwärtige kaiserliche Regierung. auf welche die
Kreuzztg.“ fie anwendet, sondern für die meisten europäischen.
Staaten und Regierungen in gleicher Weise gilt. Weiß die „Kreuz⸗
Ztg.“ aber auch, was sie mit der von ihr proclamirten Wahrheit
agi? Doch nur, daß die jetzige Organisation der Staaten eine
durchaus verwerfliche, den Voͤllern zum Verderben gereichende ist.
Entsetzlicheres kann unmöglich gedacht werden, als eine Staats⸗
xgamsation, welche den Regierungen die Wahl gibt, um irgend
velcher speciellen Regierungszwecke willen, wie 3. B., zur Beseiti⸗
zung der Verlogenheiten, welche ihnen aus ihrer fehlerhaften Re⸗
Jieruͤngsweise erwachsen, die Bölker gegen einander zu führen und
e ihr Blut und ihten Wohlstand hinopfern zu machen. Das ist
ein schlechterdings nicht zu duldender Zustand, gegen den alle ehr⸗
ichen Freunde nicht nur der Freiheit, sondern auch nur des be⸗
cheidensten Maßes christlicher Sitte und Moral mit allen Mitteln
mkampfen müssen. Es kann kein glänzenderes Plaidoyer erdacht
verden für die Forderung der Liberalen, daß den Volkern die
öchste Entscheidung über ihre eigenen Angelegenheiten in die eigene
hand gegeben werden müsse, als der durchaus zutreffende Nach⸗
Jeis der“ Kreuzztg.“, daß die Regierungen heute den Krieg meist
ils Regierungsminel benutzen, um sich der öffentlichen Meinung
gegenüber zu halten oder zu befestigen. Man darf von diesem
stachweise an der Stelle, wo er auftritt, mit Befriedigung Act
nehmen. Die Völker selbst werden gewiß niemals gegen einander
as Schwert ziehen, wenn ihnen die Bahn zu freier Entwicklung
zurch ihre Verfassung geöffnet ist.
Berlin, 14. August. Wenn man die „Köln. Ztg.“ fast
Tag für Tag für Dänemark sprechen hört, so sollte man glauben,
ʒaß dieselbe vergessen hat, wie die Dänen im Jahre 1830 nach
der Wiederbesehung der Elbherzogthümer gegen die Deutschen
vutheten. Damals wurden mehr als 100 deuische Geistliche aus
——
Deutschen hatten unter der Willkürherrschaft der dänischen Regie—
rung viel zu leiden. Von Kopenhagen aus wurdon alle Anstreng⸗
ingen gemacht, um die Herzogthümer durch Unterdrückung der
heutschen Sprache in Kirche und Schule zu danisiren. Außerdem
wber ist die Abtretung von Districten mit gemischter Bevölkerung
»och nicht so leicht, als man glaubt, und eben so schwer wird es
ein, die immer höher geschraubten danischen Forderungen zu be—
riedigen. Selbsi gemaßigte dänische Blätter begnügen sich nicht
mehrmit der Abtretung bis zur Schley, sondern die Eider soll
die Grenze sein, während die fanatischen Organe der Presse die
Wiedervereinigung der gesammten Elbherzogthümer mit Daͤnemart
durch Personalunidn verlangen. Es darf daher nicht Wunder
nehmen, wenn Graf Bismarck die gestellte Garantieforderung auf⸗
recht hält. Das Interesse für die Eider⸗ und sonstigen Dänen
in Danemark und anderswo erlkaltet übrigens in dem Maße, als
das Zerwürfniß zwischen der Pforte und Griechenland einen acu⸗
eren Charakter annimmt.
Frankfurt, 14. August. Die hiesige preußische Preßpo—
izei confiscirt wieder lustig drauf los. Seit dem 1 Auguft
ind mindestens ein Dutzend Beschlagnahmen erfolgt. Das Redac⸗
ionsgeschäft ist durch diese beständige Maßregelung ein sehr mühe⸗
olles geworden. Bei den größeren Blättern hält das gesammte
Redactionspersonal, so oft eine Nummer fertig ist, hinter Schloß
ind Riegel noch eine Conferenz zum Behuf einer genauen Textre⸗
ision; daß aber diese Vorsicht nicht immer schützt, das beweisen
die Thatsachen.
Kasssel, 16. August. Se. Majestät der König von der
Bevoölkerung enthusiastisch empfangen, erwiederte auf die Begrü—
zungsrede des Ober-Bürgermeisters, es seien Jrfrungen vor⸗
ze sommen, welche auszugleiche n er gekommen sei. Die
Zerheißungen des Konigs riefen die freudigste Stimmung hervor.
Es fand ein Festzug der Corporationen vor das Schloß statt. Die
Illmunation war eine prachtvolle.
Hannover, 12. August. Die mündlichen Berichte einzel—
ner der hierher zurückgekehrien Vertrauensmänner lauten bei Wei⸗
lem weniger erfreulich als die vertraulichen Berichte, welche die
Ziage f. Rordd.“ von Berlin empfing. Daß die Kreisvertretungen