Full text: St. Ingberter Anzeiger

Rusiland. 
Pehkersbuxg, 26.. Augiist. Der amerikanische Dampfer 
Qualer City“ ist mit 79 amerikanischen Familien in Odessa ein 
jetroffen und ging am 24. nach der Krim ab. 
St Petersbur 26. Aug. Die Regierung hat mit 
Folts Fabrik in Newyork einen Coutract abgeschlossen, wonach 
letzere innerhalh zwei Jahren, 100,000 Hinterladungsgewehre 
—DV—— System zu liefern hat. F . 
Amerika. — 
New-York,' 15. August. (Mit dem Amerika, welcher in 
Southampton mit 138,087 Doll. angekommen ist.) Admiral· De⸗ 
gethoff ist iu Rew-Orleaus angekommen. Man meldet aus Vera— 
cruz unterm 13. Juli: Juarez ist in Mexico mit Begeisterung 
enpfatngen worden.. Man versichert, Maiquez sei in die Hände 
der mexicanischetr Behörden gefalleit und der Verräther Lopez sei 
ermordet worden. Der Fürst vom Salm ist zum Tode verurtheilt 
worden. Der mexicauische Congreß wird im Monat November 
zusanmmentreleit. Die Prüsidentenwahl wird im Dejzember vorge— 
aomuen werden. 
Echwrr erichtssitzungen. 
III. Quartal 1867. 
V — — —— — 2. 
Zweihrücken, 24. Aug. Anklage gegen Balthasar Frei 
24 Jahre alt, Tagner von Stetten, wegen kriminellen Diebflahls 
Die beiden Häuser der 70 Jahre alten Wittwe Schottler 
and der Wittwe Mattern in Stetten liegen dicht nebeneinander an 
der Straße. Am 8. Mai 1867 hatte letztere des Nachmittags ihre 
Wohnung verlassen, die in den Hof fuüͤhrende Küchenthüre, eine 
jog. gebrochene Thüre, an ihrer oberen Hälfte von Innen verrie⸗ 
Jeit, die Hausthüre abgesperrt und den Schlüssel mitgenommen, 
das Hofthor dagegen offen gelassen. Die Hausthüre ging, als 
Wittwe Mattern um 6 Uhr Abends heim kam, nicht auf, weßhalb 
ein Küchenfenster von Außen geöffnet und ein Kind in dasselbe 
zehoben wurde, wobei man fand, daß an der Hausthüre der Nacht⸗ 
riegel von Innen vorgeschoben war, was erkennen ließ, daß unter⸗ 
dessen Jemand im Hause gewesen sein müsse. Beim weiteren 
NRachsehen fand sich an einem kleinen Wandschrank im untern 
Wohnzimmer das Schloß durch ein meiselartiges Instrument los 
gesprengt und daraus nach Angabe der Eigenthümerin der Betrag 
bon ungefähr 22 fl. entwendet. Auch war der Deckel einer in 
der Dachkammer stehenden Kiste, in welcher dieselbe einen größeren 
Geldbetrag — nach deren ersten Angaben etwa 683 fl. — auf 
bewahrt hatte, wacklig. Als man diese Kiste öffnete, war sie durch 
wühlt und das Geld bet Seite geschafft, Spuren an der Kiste 
zeigten, daß sie; mit einem ähnlichen Instrument, wie der Wand— 
schrant geöffnet worden sein mußte, wie denn auch der abgebro⸗ 
chene Theil eides Bankeisens darin gefunden wurde. Die Scheibe 
eines Zimmerfensters war ausgebleit und an der Küchenthüre er— 
sichtlich, als sei zwischen den beiden Hälften ein Instrument ein— 
zezwäugt worden. Da es nicht wahrscheinlich war,- daß der Thäter 
von der Straße aus bei hellem Tage durch das Hofthor herein 
lam, forschte man weiter nach und sah an dem Schwenstall auf 
det Seite der Wutwe Schottler, daß hier Jemand hinaufgestiegen 
und mit dem Fuß mehrnials abgerutscht war. Man konnite hiezu 
leicht den Kloben dex Stallthüre als Halt für den Fuß benutzen. 
Zugleich nahm man wahr, daß die Hausthüre und die Fenster 
der Wittwe Schottler geschlossen waren und diese selbst auf mehr⸗ 
faches Anrufen keine Antwort gab. Man schlug daher vin Fenster 
sin. durch. das man einstieg und fand dieselbe in ihrem Zimmer 
vbollig angekleidet leblos auf dem Bette liegend. Die alsbald be— 
hatigte Seltion ergab jedoch keinerlei Spuren von Gewalt, son⸗ 
dern das Resullat. daß die Verlebte von einem, vielleicht in Folge 
tines plößlichen Schreckens eingetretnen Schlagfluß detroffen worden 
war. „Nachdem der zuerst der That verdächtig Gewordene sein 
Alibi nachgewiesen hatte, fiel der Verdacht auf den Angeklagten. 
der am Tage der That non Morgens bis Abends nicht zu Haufe 
va:; bei sofortigen Nachforschungen fand man an seinen Stiefeln 
Spuren von Kulk und an einem Schaft anstatt des entfernten 
bankeisens einen Nagel frisch eingeschiagen. Er wurde sofort 
Derhaftet, suchte aber, jedoch ohne Erfolg, aus dem Polizeigerichts⸗ 
zjefaängniß zu Kirchheimbolanden zu entlommen. -Als am I3. Peai 
2arauf bei Wittwe Schottler versiegelt wurde, fand man das Sack 
hen und Kästchen, worin dieselbe gewöhnlich eine bedeutende Summe 
Geld aufzubewahren pflegte, leer. Am nämlichen Tage machte 
deldschütz Frey die Änzeige, die Ehefrau des Angeklagten habe 
ihm mitgetheilt; dieser habe ihr die Verübung der That gestanden. 
»as, was man suche, sei in einem Dunghaufen und im Kartof⸗ 
felstroh versteckt. Wirllich fand man dorien mit einem Taschentuch 
*8. Angektagten umwigelt einen Geldbetrag von 3091 fl, 28 ir— 
n den von Wittwe Mattern angegebenen Sorten und in einem 
dorbe eine Menge der Wittwe Schottler gehörigen Gegenstände 
im Werthe von 39 fl. 12 kr. Nachdem man dem Augelklagten, 
zer Anfangs längnete, diese Belastungsmomenke vorgehalten haite, 
zestand er endlich, die beiden Diebstaͤhle begangen git haben, umd 
war wilk er die Effekten und 34 fl. Zebre baur Geid größten⸗ 
heils bei Wittwe Schottler und das übrige Geld bei Wittwe 
Mattern geholt haben. Bei dem erbrochten Beweis und Gestände 
niß des Angeklagten berührte dessen Vertheidiger, Herv Rechts- 
undidat Klbumnde, diur die Frage, ob die beiden Diebstänlo bei 
inem und demfelben diebischen Uüternehmen ve übt wurden, oder 
ob sie nicht getreunt zu betrachten seien Nach dem Schuldigspruch 
der Geschworneen wurde Angeklagter zu einer Zuchthausstrafe von 
5 Jahren verurtheilt. * 
Zweibrüchen, 26. Aug. Anklage gegen Karl Hoff 
mann, 52 Jahre alt, Schullehrer und Rechner der protestanti⸗· 
ichen Kirchenkafse zu Berggabern, wegen Amtsuntreue 
Der Angeklagte hatte in seiner angegebenen Eigenschaft dir 
Ausgaben und Einnahmen der protestantischen Kirchenkasse zu 
Bergzabern zu besorgen und die nöthigen Bücher in dieser Hinsicht 
zu führen. Die Schuldtitel der angelegten Kapitalien waren im 
Pfarrhause zu verwahren, fie waren jedoch dem Angeklagten fort⸗ 
wührend zugänglich. Schon bei der seit längerer Zeit zum exsten⸗ 
nale wieder am 6. September 1864 vom igl. Bezirksamte vor- 
zenommenen und ebenso bei der am 29. Mai 1866 wiederholten 
Kassenrevision bei demselben ergaben sich mehrere Anstände und 
Anregelmäßigkeiten, insbesondere fehlten munche Schuldtitel, bezügt 
lich deren der Angeklagte erklärte, sie seien theils im Pfarrhause, 
theils in den Händen von Geschäftsleirten, um sie einzutreiben 
u. s. w. Von Seiten des k. Bezirksamts wurde nach der zweiten 
Revision ernftlich auf Abstellung aller gerügten Mängel gedrungen. 
Der Angeklagte versuchte jedoch mehrfache Ausflüchte und machte 
in dieser Beziehung in seinen Verichten unm ihre Angabenn. So 
gab er Anfangs dieses Jahres an, es lägen circa 83000 fl. zu⸗ 
rückbezahlte Kapitalien zur Anlage bereit, und als das Presbyteri⸗ 
um zur Wiederanlage derselben schreiten wollte, erklärte er seine 
erste Angabe als einen Irrthum, indem es nur 2100 fl. jeien. 
Das Presbyterium, das nunmehr Verdacht schöpfte, fixicke —X 
23. Marzek Is. zur Rechnungsstellung. Als man hiebei die 
Unwahrheit seiner Angaben entdedte, gestand er, und auch spater 
bei der am 23. April darauf durch das k. Bezirksamt vorgenom⸗ 
menen Revision Kapilalien eingenommen, aber nicht verbucht zu 
haben. Nun wurde dem Angeklagten Kasse und Rechnungswesen 
abgenommen und am 29. dess. Monats, im Beisein des Ange⸗ 
klagten dessen Rezeß festgestellt. Hiebei ergab sich, daß derselbe 
bis zum Jahre 1866 an Kapitalien, die er immer noch als ge⸗ 
chuldet in den Büchern fortführte. eingenommen hatte 5580 fl. 
rx. Das Deficit in der Kasse pro 1866767. betrug 240 fl. 
24 kr. ind von Aug. Jung von Bergzabern hatte derselbe an 
Steigpreis mehr eingenommen als derrcchnet den Betrag von 11fl. 
12 kr., so daß er im Ganzen Gelder der protestantischen Kirchen⸗ 
asse im Betrage von 8782 fl. 17 kr. in seinem Nutzenn verwen⸗ 
det hat. Von seinem Schwager Fuchs und seiner Schwägerin 
Witltwe Knoll, wurden 300 fl. hierab abgetragen. Erstecer gab 
noch Anweifung anß 193 fl. 31 kr. Mobelsteigpreis und der Au 
zeklagte selbst auf 4521 fl. Immobiliarsteigpreis; dessen Schwat 
ger und Oheim verbürgten sich endlich für eine Summe von 900 fl. 
Der Angeklagte, der außer seinen' Remisen als Rechner noch sei— 
nen Lehrergehalt hatte, stand bisher in einem ganz guten Ruf und 
»ei dem Umstande, daß derselbe noch anderwäris über 1000 fl. an 
Darlehen aufgenommen -hatte, ist nicht leicht zu erklären, wie e 
die betreffenden Summen verbraucht hat. Der Vertheidiger' des 
Angeklagten, Herr Rechtscandidat Sauter, führte aus, dag auf 
Seite desselben die Absicht, die Protestantische Kirchenkasse in verge 
abern zu benachtheiligen, nicht vorhanden war, wie denn diese auch 
durch den Angeklagten vollständig schadlos gestellt ist. Wie zu er⸗ 
varten/ wur⸗e der Angekkagte von den, Geschworenen', für nicht- 
chuldig erklärt und sofort im Freihelt üesttzi. 
Beonꝛnn mnni ch e .. 
Sararbrüchen, 26. August/ Vorgestern hate sich in dem 
aahen Sutzbach ein Unglüch zugetragen; das zuden vielen eine 
xeue. Warnung ist, daß man Kinder nie ohne Aufsicht lassen und 
zeuergefährliche Sachen aus⸗ ihrem Vereichs wentferui halten soll. 
Am Samstag Vormittag ging die Frau des SGergmnanns Grober 
diesem threm Manne das Essen tragen mid ließ, ihre drei Kinder wo⸗ 
von eines in der Wiege. lag: allein in der Wohnung zurinl. Die 
zwei älieren Kinder hatten das Unglüch einen Pulvorrath det 
Vaters von circa 20 Pfund zu entdedken, und machten sich mit 
demselben zu schaffen — kurz, plötzlich erschreckte ein furchtbarer 
Ktnall die Ortsbewohner und man sah das Haus des Grober in 
die Luft fliegen der Art, daß nur noch die nadten dier Mauern 
tehen. Die zwei ältern Kinder lagen bewußtlos unter den Trum— 
mern und sind bereitz in dem Hos⸗pital, wohin sie gebracht wor⸗ 
den hud, an ihten Verletzungen geftorben, während wunderbarer