Full text: St. Ingberter Anzeiger

itzung beschäftigte mann sich mit der Berathung üher ein von 
Zchultze; Delitzsch eutworfenes „Mustersfatute fur“ die Vorschuß— 
vereine.Dis Rachnuttagsstzung war' den Consuumvereinen gepid— 
net. Bejonders lebhaft war die Debatte über die Frage: z33Ist 
es den Consunwereinen anzurathen,e auch aAn Nichtmitglieder zu 
berkaufen?“ Die *meisten Stimmen waren dagegen, vorzüglich 
iprachen die Herren Parisius-Gardelegen und Schultze-Deluzsch 
uber die Rachtheile, welche der Verkauf an Nichtmitglieder mit sich 
»rächte. Morgen Vorm'ettag wird in der Berathung über die 
besonderen Angelegenheiten der Vorschußvereine“ fortgefahren 
werden. 
Wien. 12. Sept. Dem Vernehmen nach ist der kürzkich 
nach Wien zurückgekehrte erste Präsident des Obersten Gerichtsho— 
cs al D., Freiherr v. Krauß, zu den Verhandkungen betreffs der 
stachlaßreguktrung Marximilian's mit dem k. belgischen Sigats- 
ninister Tesch beauftragt und bevollmächtigt, und wird der Erz⸗ 
jerzog Kart Ludwig füg diefelben den Kaifer vertreten: — Frhr. 
von Hübner geht heute oder morgen nach; Anssee. — Viee⸗Admi⸗ 
ral Tegetthoff befindet sich, wie ein vor acht Tagemn hier eingelau⸗ 
frnues Telegramm befagt, derzeit noch in den Vereinigten Staaten, 
und wollte sich zu Land nach Mexico begeben. Die „Novara“ 
liegt in Havana, während die „Elifabeth,“ sich auf der Rhede 
von Veracruz befindet. — Die Mittheilung, daß an den Grafen 
Andrassy zahlreiche Gesuche von Befitzern von „Kossuthnoten“ um 
entfchädigung⸗ Anerkennung ec. gelangt feien, wird von conmpe⸗ 
zenter Seite als unbegründet bezeichnte. 
Wien, 13. Sept. Omer Pascha hat von der Pforie den 
Befehl erhalten, auf vier Wochen alle Feindfeligkeiten einzustellen, 
Dden Aufständischen wird eine allgemeine Amnestie ertheilt, alle 
remden Freiwilligen können (eventuelk auch auf türkischen Schif⸗ 
en) unbehindert Kreta verlaffen. 
Wisen, 14. Sept. Die N. Fr ßr. schreibken Offtzisfe 
Wiener Korrespondenten beginnen jetzt zu versichern, die Regierung 
werde durch „delikate Rücksichten“ gehindert, dezüglich der Auf⸗- 
»ebung des Concordates die Initiatibe zu ergreifen, werde aber 
einem Vorschreiten des Reichsraths gegen den wesentlichen Inhalt 
des Concordats keinen Widerftand entgegensetzen. Wenn nun der 
Reichsrath demgemöß vorgeht, wer bürgt dafuͤr, daß bei der Aus— 
ührung seiner Beschlüsse nicht abermals die bewußten „delicaten 
Rücksichten“ hindernd dazwischentreten ? Dieselben Offizibsen ver⸗ 
fichern auch, daß die Angabe, Frhr. v. Hübner habe schon vor 
einer Herreise in Rom über das Concordat verhandelt, „völlig 
zrundlos“ sei. Hr. v. Hübner will nicht früher nach Rom zurüd 
sehren, als bis der heilige Vater wieder in Rom sein wird. Dann 
oslsen die Verhandlungen über das Coucordat sofort beginnen. 
titgenommen, daß dies Alles wahr und richtig, so stellt sich her⸗ 
gus, daß man die Verhandkungen über das Eoncordat wieder 
im drei Monagte verschleppt hat. Im Interesse der Befreiung 
Desterreichs vom Concordate wärr es überdies das Wünschens 
vertheste, wenn Hr. v. Hübner gar nicht mehr nach Rom zirrück— 
kehrte, denn so viel wir über die Gesinnungen dieses Diplomaten 
»ernehmen, liegt ihm nichts weniger am Herzen, als die Revision 
)es Concordats und die Befestigung des constitutionellen Oesterreichs. 
Wien, , 14. Sept. Der im Ministerrathe vereinbarte Aus— 
zleichsvorfchlag bestimmt, daß beide Reichshälsten im Ver— 
zältniß von 80 pEt. und 70 pC. zu allen Reichslasten, die 
Staatsschuld mitinbegriffen, beitragen; 25 Millionen jahrliche Zin 
en von der Staatsschuld werden jedoch der diesseitigen Hälfte 
allein angerechnet.“ 
Bremen, 19. Sept. Man versichert, zwischen Preußen 
ind den Vereinigten Staaten von Nordamerika fohl ein Post⸗ 
»ertrag abgeschlossen werden (ist gefchehen) durch welchen 
ine tägliche Briefbeförderung eingeführt werden soll, mit einer 
Portoherabfetzung für Briefe über deutsche Häfen um ein Drittel, 
iber England um die Hälfte. 
Hamburg, 13, Sept. Der „Hamb. Cort.“ meldet: Die 
Hansestädte bezahlen für das Bundesbuüdget von 1868 am Zoll 
»ereinszoͤllen und innern Verbtauchssteuern etwa 1233 Thlre; fie 
zezahlen außerdem für das Gesammtgebiet der Hanseftädte 1 Thir 
ver Kopf der Stadtbevölkerungen. 
Frankreich. 
Paris, 12. Sept. „Patrie“ und „Opin, nat.“ melden, 
diletzte Sitzung des Friedenscongresses in Genf fei durch heftige 
Bolksdemonstrationen verhindert worden. 
— Aun der Börse war heute der Credit Mobilier der 
Punkt, um den sich Alles drehte. Man kannte das Endresulat 
zer heutigen Berathung des Bankrathes noch nicht. Bei einer er 
ten Abstimmung hatten sich 7 für und 7 gegen die beantragte 
hilfeleistung ausgesprochen, und man glaubt nicht, daß der Bank⸗ 
gzouberneur Rouland die Verantwortlichkeit auf sich laden wolle, 
durch seine Stimme den Ausschlag zu einer den Pereire's günsti⸗ 
zen Entscheidung zu geben. In jedem Falle siellt die Bant vie 
tedingung, daß ie die Verwendung der vorzuschießenden Summe 
iberwachen könnẽ und selbe absohut nur zur Tilgung vom Schul 
en verwender werdem dürfen mit andereren Worten⸗ maun 
vilb die Pereire's unschädlich machenn Man erzählt außerdem 
on einsr heftigen Discussion zwischon Rouher und den Pereires 
luf die Erklärung des Staats- und Finanzministers, daß er kein 
Mittel sehe, den Credit Mobilier aus der Patsche zu ziehen, soll 
iner der Pereire's ausgerufen haben: „Nun gut, wenn wir fal⸗ 
en. — fällt das Kaiserreich mit.“ Man sagt nicht, ob Se— Er⸗ 
ellenz bem ehrenwerthen Deputirten die Thitr gewiesen habe. 
Die Bilanz der französischen Bank zeugt don fortdauernder außer⸗ 
rdentticher Stockung der Geschäfte. Der Metallvorrath stieg wie⸗ 
der um 8 Millionen auf 970 Millionen, — die Waqhselbestande 
zagegenfteler von 451 auf 434 Mill. und selbst der Banknolen 
imlauf nahm um 14 Millft. auf 1107 Millionen abte — Aber 
. aber man wird dem Credit Mobilier helfen, weil er solida 
risch ist mit dem Kaiserreich 2 Die meisten Blätter machen 
ich bustig über den Ausgang des Genfer Congresses⸗ Edmes der— 
elben jagt: „Der Congreff begann mit einer Brandrede Gac- 
aldis und endete min eiurm Tumltet Allberdings führen — wie 
»as Sprüchwort sagt und Garibaldl 6ehauptetet — alle Wege 
rach Rom, und sa köunte man allenfalls auf dem Umweg einer 
auferei zum Frieden und vom Athteismus zur Einteacht gebam 
gen, vorerst aber hat man in Genf das Vorbild Elihu Burritteg 
uicht etreicht und der Friedenseongreß wurde aufgelsst. Was in 
Henf vorging, war zu sehr im Wiederipruche, nicht nur mit dem 
Manifest des Bundesrathes aus: Anlaß des Bundes-Fastentages 
vorin es heißt: „Wir wollen unsere brüderliche Eintracht bofe⸗ 
tigen, durch das heilige Band der Religion,“ sondern mit der ge⸗ 
unden Vernunft, als daß irgend etwas Gedeihliches aus dieser 
Zusammenrottung hätter hervorgehen können.“ „Patrie“ meint: 
„Es genügt, die Männer des Friedens sich gegenseitig bekämpfen 
u lassen; sie werden sich bald unter einander aufgefressen haben.“ 
—Die französische Regierung läßt für die Armee in Ungarn, 
ußland, Norddeutschland und England Getreide und Hafer 
inkaufen, — 
Paris, 18. Sept. Nach der Patrie“ wäre der räthsel— 
jafte General Prim nicht in Genf, sondern in Deutschland. 
— Die Aussichten auf eine Reise des Kaisers nach Berlin be⸗ 
estigen sich imner mehr. Graf dv. d. Goltz hat die Einladung 
eines Königs nach Biarritz überbracht. Man weiß, daß solcho 
Finladungen erst officiell erfolgen, wenn man von ihrer Annahue 
ersichert ist. — Bere zowski ist am 11. Morgens in Toulon 
ingelangt, um nach Neu⸗Caledonien abgeführt zu werden. 
Paris, 14. Sept. In den englischen Häfen lagern aus 
enblicklich für Frankreich eine Million Ouarters oder 250. 000 
Fentner Feldfrüchte, die vom Norden Europas kommen und mei— 
tens in Hafer bestehen. — Trotz aller der friedlichen Erklärungen 
auern doch die militärischen Vorbereitungen fort. Vor Straß 
zurg soll ein verschanztes Lager von großer Ausdehnung angelegt 
verden, das auf der einen Seite vom Rhein imd überschwemm- 
‚aren Grundstücken, auf den anderen durch detachirke Forts gedecht 
verden soll. 
Paris, 15. Sept. Der „Etendard“ sagt, daß Hr. v. do. 
Uoltz mit der Einladung des Kaisers Napoleon nach Berlin 
nicht beauftragt sein konnte, da die Einladung schon lüngst erfolgt 
var. Die Zeit der Reise ist noch nicht bestimmt. — Dasselbe 
Blatt meldet, daß eine dänische Note mit der Annahme des Vor— 
chlages vertraulicher Unterhandlungen wegen Nordschleswig nach 
herlin abgegangen ist. — Die Unterhandlungen zwijschen der fran⸗ 
ösischen Bank eund dem Credit Mobilier haben zu einem befriedi— 
genden Resultaͤte geführt. 
Belgien. 
Brufsel, 11. Sept. Mun schreibt aus Genf, daß der 
Feneral Prim dort in Begleitung des Colonels Latour eingeiroffen 
st und wahrscheinlich bis auf weiteres seinen Aufenthalt dort ueh⸗ 
nen wird. Seine Frau- die Fran Gräfin v. Renß, hat Paris 
nit ihren Kindern verlassen, um sich zu ihrem Gatken zu begeben. 
der Prim'sche Plan ist fast ausschließlich wegen der theiknahm⸗ 
osen Haltung Valencia's und Barcelona's mißglückt. Die Gene— 
rälen Contreras und Pierrad, welche jetzt in Bourges sind, haben 
hr Aeußerstes geleiftet und hat namenilich Ersterer in meisterhafter 
Weise manöprirt, aber die Uebermacht und die Gleichgültigkeit der 
Städte machten jedes Gelingen unmöglich. Vorläufig dültfte auf 
eden neuen Versuch verzichtet werden. General Prim hat war— 
en gelernrt. — 2 
Schweiz. 
Genf, 18. Sept. Die durch das Programm festgesetzte 
Spazierfahrt auf dem See und das Bankett waren sehr schwach 
wesucht und die dabei herrschende Stimmung war eine ungemüth— 
iche. Laut Beschluß der Congreßmajorität hat sich das Comte 
wermanent erklärt und auf Einladung Jolissaint's beschlossen, seinen