Full text: St. Ingberter Anzeiger

meister, auf welchem Gange sie der Hund wieder biß! Die Biß 
wumden wurden wohl mit einigen Heilungsmitteln sofort geheilt 
und die Finger soweit hergestellt, Daß ste mit Der Haud wieder 
arbeiten konnte. Vor einigen Tagen aber bekam vieselbe alle An⸗ 
seichen der Wuthkrankheit und wurde auf Anrarhen der Aerzte inie 
allgemeine Krankenhaus gebracht, wo sie dann am 28.1September 
Rachts, unter den schrecklichsten Leiden verschieden t 
F Vom . Oectober ab sindTebeg raphem⸗Sitatiomen 
laugst der Mosebhon Zell nach isTrier und Coblenz, sowie auch 
rechtsrheinisch von Ehrenbreitstein nuf⸗n“ und ⸗ abwärts errichte 
worden. ινιιν J J win a 4 
7 Eine von Hrn. Andre in Stutkgart gemachte'kleine vffeni 
üche Probe? mit seinem elektrischenKlavier zeigie die Realifirbarkeit 
des Gedankens, ein Klavier'Lc. durch Eliklricität zu spielen: für 
zen mechanischen Theil der Ueberitagung der Elektricität auf dir 
Saiten — glaubt der Schw. M.“ — würden sich im Laufe 
der Zeit die zweckmäßzigsten Formen wohl finden. I8 27 
Frant furt, F. Oct.“ Wie man der „Kreuzzeitung“ von 
hier schreibt, hatten die bedeutendsten hiesigen Banquiers und Kauf-— 
leute vorige Woche auf Anregung der Handelskammer eine Be— 
prechung in Betreff der bevorstehenden Einführung des preußischen 
Wechselstempels. Man beschloß, alle zauf den hiesigen Platz gezo— 
genen Wechsel zu cceptiren und sich dabei dem am Berliner Platz 
zebrauchten Modus anzuschließen, dagegen das in den Rheinlan⸗ 
den eingeführte 409-Thaler⸗Wechselsystem am hiesigen Platze nicht 
aufkommen zu lassen. Ferner beschloß man, daß die zum Acceppf 
eingesendeten Primen vor der Annahme gestempelt sein müssen 
man hat sich also in dieser Beziehung der Kölner Unsance an—⸗ 
geschlossen. * 
f In Berlin ist am 4. Oct. früh ein Schuhmacher nebst 
seiner Frau, an ausstromendem Leuchtgas erstickt, in seiner Woh— 
nung aufgefunden ˖wordenr — 
Manm erzählt sich, daß Graf Bismarck einem seiner intimen 
Bekannten auf dessen Frage, weßhalb er denn fast istets die Ge⸗ 
nerals-Uniform anlege, antwortete, „daß dies nur aus zeitsparen⸗ 
der Bequemlichkeit geschehe, weil er beim Anlegen diefer! Uniform 
nur wenig Unnstande mit det Toilette hätte und in dieser Kleidunç 
in alle Cirkel ohne Ausnahme gehen könne.“ 
FIn Magdeburg hat ein in der Nacht des 27./28 
Sept. auf der Messe ausgebrochenes Feuer 40 Buden und 2 Ca— 
roussels verzehrt·.. 6 rae e n 
FDie Verluste der preußischen und österreichischen Armee im 
vorjährigen Feldzuge sind so eben, mit Bezugnahme auf beiderseitig— 
officielle Quellen, in vielfach anregender Weise zusammengestellr 
erschienen, mit voller Genauigkeit freilich nur in Bezug auf die 
Heeresmassen, die sich in Böhmen gegenüber standen:Ich greife ei⸗ 
aes der interessantesten Resultate dieser Zusammenstellung heraus 
Die österreichische Nordarmee hat 796 Officiere und 18, 156 
Mann, die preußische Armee in Böhmen 204 Officiere und 4074 
Mann an Todten verloren; die österreichischen Verluste stellen sich 
oeßhalb zu den preußischen, bei den Officiren, wie 8,90 zu 1 
dei der Mannschaft wie 4,45 zu TJ. in Summa wie 443 zu 1. 
Wenn nun anerkanntermaßen fich in in Bezug auf die Schnellig⸗ 
eit des Ladens und Feuerns das Pereussionsgewehr zum Zünd⸗ 
nadelgewehr wie 1 zu 4 und selbst wie 1 zu 3 verhält, so er— 
zibt sich in den Verlusten der beiden mit Gewehren von so ver 
chiedener Leistungsfähigkeit bewaffneten Armeen genau dasselbe 
Berhältniß. — 
rLiebesgram hatte einen jungen Wiener toll gemacht, 
pornstreichs lief er zur Donau, warf den Rock, Hut und Stod 
ab und schickte sich zum letzten Sprunge an. Da rief ein Jäger 
drüben am andern Ufer, indem er seine Büchse anlegte: Halt 
»der ich schieße! — Der so unerwartet Interpellirte stand, hob 
Rock und Hut und schlich sich still nach Hause. 
Viktor Hugo arbeitet an einem Werke über die 
drei Revolutionen von 1789, 1830 und 1848; Michelet am letz⸗ 
sen Bande seiner Geschichte Frankreichs; Lamartine an einem Buche 
Frankreich und seine Zukunft. 
In der Druckerei des „Petit Journal“ ˖ in Paris ist dieser 
Tage eine nach einem neuen Eysteme von Hrn. Marioni konstruirtt 
Druckerpresse aufgestellt worden welche in der Minute 600 Erem⸗ 
olare liefert. 
f London, 1. Oct. Seit Jahren machte sich ein anhalten⸗ 
es Steigen in den Preisen der Lebensbedürfnisse bemerklich, wel⸗ 
hes natürlich auf die Speisehäuser Londons rückwirkte. Nicht in 
— Grade stiegen Gehälter und Besoldungen; daher lautt 
lagen über die Unmöglichkeit, die Ansprüche des Magens zu be— 
riedigen, der ja nach Homer in hündischer Unverschämtheit seiner 
Forderungen alles Andere -überbietet. Fünfhundert junge Kaufleute 
neist Commis der City haben sich daher zusammengethan, um 
ine Äctien⸗Gefellschafi mit 25,006 8. Capital, die Actie zu] 
d. zu gründen und durch ein eigenes Etabliffement sich und ihren 
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häusern zu hieten. ι 
GEin in Neeu eimb werrg KGSchweiß) in Pension befindlicher 
14jähriger russischer⸗ Fülrstist in der vorigen Woche zweimal aus 
jer Penfion entwichen, umeiner Tänzerin der gegenwärtig in 
Solothurn splelenden Gesellfchaft Knie machzuziehen; exr wurde 
beide Mal polizeilich in ddie Pensionzurlckgebracht. 2 α 
i n Eine letzthin in der Nähe des St. Bern hardHospitzes 
bei einem furchtbaren Gewitter in einen Abgrund gestürzte Dame 
wurde von den treuen! Bernhardhunden aufgefunden, und von den 
Mönchen glücklich, wenn arch schwer verletzt, d ee 
f Der CunardeDampfer Sara“l hat die Fahrtvon Boston 
A 
etzt die schnellste Fahrt über den atlantischen Ocean: 
irp Ini Boston wurde! zunst der Grumdstein zureiner?!kathdli⸗ 
chen Cathedrale gekegt, die 192 Mill. Dollarkosten und dis 1870 
yollen det sein ———— ) 
7 In Brajsilien ist nach den neuesten Nachudien ein großer 
Zlabena affland ausgetronen en we 
e F* — 
Die Lehraustalt Jur Ausbildung der erwachsenen 
Töchter im kaufmännischen und gewerblichen Ge— 
ijrt. eii Achäfts hatriobe zu Worms 35 
Es ist ein Bedürfniß det Zeit, auch dem weiblichen Theil 
der Bevölkerung eine Ausbildung zu geben, welche befähigt, einem 
virthschaftlich bürgerlichen Lebensberuf vorzustehen. Wenn auch das 
Wirken der Frauen im Hausedie utsprünglichste zund wichtigste 
Aufgabe des weiblichen Berufs ist, und die Bestimmung des Wei— 
bes zur Hausfrau und Mutter, als Genossin und Helferin des 
Mannes, als Leiterin des sHauswesens, wie als ae und 
Erzieherin der Kinder die vorzüglichste zaller, Aufgahen ist so dür⸗ 
en doch in Anbetracht der socialen Vexhaltmisse dem wiiblichen 
Zeschlechte gewerbliche Berufsthätigkeiten nicht verschlossen werden. 
Bar-vielen Mädchen ist heutzutage jene Hauptbestimmung nicht be— 
chieden, und selbst verheirathete Frauen werden vorübergehend 
oder auch für immer genöthigt, einen selbstständigen Erwerbsberuf, 
»i es zur · eigenen· · bürgerlichen Existenz oder zur“ Erhaltung der 
Familie zu sachen. Und swie wichtig ist es überhaupt, wenn die 
Geschaflssan den Mannin Sacenntunß beizustehen vermag. 
Ansere Mädchenschulen, wie sie jetzt bestehen, isind nicht darnach 
eingerichtet, den Mädchen jene zeilgemäße gewerbliche Ausbildung 
zu geben. Wir begrüßen deßhalb die von Hexrn Landmesser in 
Worms neu gegründete Handels- und Gewerbsschule für erwachsene 
Mädchen mit wahter Freude. In einigen norddeutschen Städten 
bestehen seit einigen Jahren solche Anstalten und werden ungemein 
frequentirt. Herr Landmeffer- hat schon in diesem ·Sommer eine 
Fortbildungsschule für erwachsene Mädchen ins Leben gerufen, 
welche von 64 Maͤdchen besucht wird, ennd welche fich allgemerner 
Anerkennung dorten zu verfreuen hat. Heute: Nachmittag sundet die 
offentliche Prüfung dieser Anstalt statt. Wie wir aus dem Pro— 
gramme der mit November ds. Is. ins Leben tretenden Handels⸗ 
und Gewerbsschule sehen, werden gelehrt?11) Hundelslehre, 2) 
Buchhaltung (gewerbliche und kaufmännische), 83) Correspondenz 
nit deutschem Sprachunterricht, 4) Kalligraphie, 5) kaufmaännisches 
Rechnen, 6) Naturwissenschaft mit besonderer Rücksicht auf Haus— 
virthschaft und Waarenkunde, 7) Geographie und Geschichte, 8) 
Anfertigung weiblicher Arbeiten. Außerdem finden Vorträge statt 
über den eigentlichen weiblichen Beruf und ist Gelegenheit geboten, 
nn der französischen und englischen Sprache und in der Musik 
ich zu vervollkommnen. Es ist keinem Zweifel untferworfen, daß 
diese Anstalt stark besucht werden wird und können wir dieselbe 
zillen Eltern und Vormündern aufs Wärmste empfehlen. Die Mäd— 
hen wohnen fin der Familie des Direttors und wird den beson⸗ 
deren Wünschen der Eltern bereitwilligst Rechnung getragen. 
Laundwirthschaftlices. 
Stand der Früchte und Erntegusfall. Eines der 
verbreitetsten Klagelieder des letzten Jahrzehnts war die Kleemü— 
digkeit des Bodens. Aus allen Ländern und Gegenden her ver— 
iahm man alljährlich die Nachricht, daß der Klee in seiner Vege— 
ationskraft mehr und mehr zurückgehe. Dem war nun wirklich 
allenthalben jo, denn nicht nur, daß die jungen Kleee selten zu 
guter Bestockung gelangten, auch die älteren Kleefelder standen oft 
stellenweise oder ganz ab und zeigten nicht mehr die von früher 
her gewohnte Lebensdauer. So nachtheilig diese Erscheinung eine 
Reihe von Jahren hindurch auf die Viehhaltung gewirkt hat, so 
mußte sie doch die Veranlassung sein, daß verschiedene andere Fut— 
lerpflanzen, so namentlich der Pferdezahnmais, die Seradella und 
die Lupine mehr und mehr zu der verdienten Anerkennung kamen 
und es nun den Landwirthen möglich gemacht haben, größere Klees 
pausen eintreten zu lassen, deun wenn auch in diesem Jahre die 
zeuen Klee säuimtlich recht schön stehen und die alten sich